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Numismatisches Wochenende mit drei Vorträgen rundet die 10. Haller Münzbörse ab


Die Tiroler Numismatische Gesellschaft veranstaltet wieder ein allseits bekanntes und beliebtes „Numismatisches Wochenende“ mit Münzbörse. Unterstützt durch die Stadtgemeinde Hall in Tirol, der Hall AG und der Raiffeisen Regionalbank Hall in Tirol, wird am 12. November 2017 im Kurhaus Hall von 9 bis 15 Uhr wieder die international beliebte Börse stattfinden. Ein breites Angebot an Münzen von der Antike bis zur Neuzeit, Medaillen, Orden, sowie von Sammlerzubehör und Fachliteratur wird zu sehen sein.

Neben Mitgliedern des Österreichischen Münzhändlerverbandes werden auch zahlreiche Händler aus den Nachbarländern, besonders aus Deutschland und Italien ihre Lagerbestände präsentieren. Auch das Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien wird vertreten sein. Freier Eintritt für Besucher, kostenlose und seriöse Schätzungen und ein Informationstisch der Tiroler Numismatischen Gesellschaft, sorgen für einen kurzweiligen, höchst interessanten Tag. Die Tiroler Numismatische Gesellschaft freut sich über zahlreichen Besuch und wünscht viel Erfolg.

Die Börse ist eingebettet in ein „Numismatisches Wochenende“ mit folgendem Programm:

Samstag, 11. 11. 2017:

14 Uhr 30 Kurzreferate in der Burg Hasegg:

  • Mag. Anna Fabinakowitsch: Initiatoren und Adressaten – zur Medaille Maria Theresias als Repräsentationsmedium

  • Mag. Andrea Mayr: Kaiser Ferdinand I. und die "aus Anlaß der tyrolischen Erbhuldigungsfeyer zu vertheilenden Medaillen" von 1838

  • Mag. Andrea Spinka: Von Sigismund dem Münzreichen bis Kaiser Franz Joseph I.: Historische Prägestempel von Münzen und Medaillen.

Buchpräsentation:

  • DDr. Helmut Rizzolli: Neues zu den Münzstätten Brixen und Innsbruck im Augsburger Währungsraum - Buchpräsentation: Geprägte Bilderwelten der Romanik - Münzkunst und Währungsräume zwischen Brixen und Prag

Sonntag, 12. 11. 2017:

9 bis 15 Uhr: Münzbörse im Kurhaus der Stadt Hall in Tirol.

Die Geschichte der Münzstadt Hall in Tirol

Die historische Münzstätte in Hall in Tirol bestand von 1477 bis 1809. Ihre Gründung ist für Österreich der Anfang eines neuen wirtschaftlichen Zeitalters. Während alle österreichischen Münzstätten bisher nur Scheidemünzen oder Kleingeld für den örtlichen Bedarf und nur selten Goldmünzen geprägt hatten, wurde in Hall erstmals eine große Silbermünze, der Taler mit seinen Unterteilungen (Halbtaler, Vierteltaler, Pfundner und Sechser) geprägt. Damit wurde die Münzprägung dem stärkeren Geldbedarf der neuen Großwirtschaft und des Fernhandels gerecht. Zur gleichen Zeit stellte das große Silberbergwerk im nahen Schwaz die nötigen Mengen an Münzmetall für große Prägeauflagen zur Verfügung. Der hohe Silbergehalt und die damit verbundene Wertbeständigkeit der Haller Münzen wurde trotz aller Verlockungen in wirtschaftlichen Krisenzeiten beibehalten und gab ihnen Ansehen in ganz Europa. Die Ausprägung der ersten großen Silbermünze in Hall in den Jahren ab 1486 wurde von den Bedürfnissen der großen Handelsgesellschaften, wie der Fugger, angeregt von Kaiser Maximilian I., für ganz Österreich übernommen und von Kaiser Ferdinand I. auf breiter Basis durchgesetzt. Der Taler war über dreihundert Jahre lang die beständigste europäische Silbermünze.

Zum zweiten Mal ging 1566 von der Haller Münze eine Umwälzung im Münzwesen aus. Der immer größer werdende Geldbedarf war durch die mühsame Handprägung nicht mehr zu bewältigen. Erzherzog Ferdinand II. von Tirol ließ 1566 durch den Techniker Hans Vogler in Hall die erste maschinelle Münzprägung einfuhren. Auf einen Silberstreifen, den Silberzain, wurde mit Hilfe von Wasserkraft durch zwei rotierende Metallwalzen mit eingravierten Stempeln das Münzbild geprägt. In den folgenden Jahrzehntes wurde das "Haller Münzdruckwerk" als sogenannte Walzenprägung in ganz Europa eingeführt z.B. 1584 in Ensisheim, und 1585 in Segovia. Erst im 18. Jahrhundert wurde die Walzenprägung durch moderne Stoßwerke und Spindelpressen ersetzt. In Hall wurden seit 1504 auch Gedenk- oder Sondermünzen geprägt, die nicht dem Geldverkehr dienten, sondern wegen ihrer Größe und der Schönheit ihres Gepräges gesammelt wurden. Schon Kaiser Rudolf II. sagte 1600 zu diesen Haller Sondermünzen oder Schautalern, „dass sie nur zur zier und aufbehaltung und nicht zu teglichen ausgeben gemeint sind".

Nirgends in Österreich wurden so viele und so mannigfache Sondermünzen geprägt wie in Hall und nirgends wurde so genau darauf geachtet, dass sie aus gutem Silber waren und dem Gegenwert der für den Umlauf bestimmten Münzen entsprachen. Außerdem sorgten berühmte Goldschmiede als Stempeischneider für die künstlerische Gestaltung dieser Sonderprägungen.

Die Stempelschneider Ulrich Ursentaler (1508 bis 1546), Jakob Berdolf (1569 bis 1591), Peter Hartenpeck (1595 bis 1616) und die Mitglieder der Familie König (1633 bis 1747) schufen kunstvolle Münzstempel, die über den österreichischen Raum hinaus vorbildlich waren. Das große Ansehen der Haller Münzen in Sammlerkreisen geht nicht zuletzt auf ihre künstlerische Schönheit zurück. Die Münzstätte in Hall war durchaus keine tirolische Angelegenheit, denn sie war 1490 bis 1565, 1595 bis 1602, 1620 bis 1623 und 1665 bis 1805 eine gesamtösterreichische Münzstätte, da in diesen Zeitabschnitten keine Landesfürsten in Tirol regierten. Aber auch unter den selbständigen Landesfürsten war die Münze in Hall für das übrige Österreich vorbildlich. Sie war im Gegensatz zu anderen österreichischen Münzstätten nie verpachtet, sondern immer ein Staatsbetrieb.

Seit 1596 wurde sogar amerikanisches Silber, das die berühmten Silberflotten Spaniens nach Europa brachten, in Hall vermünzt. Die Leistungsfähigkeit der Haller Münze wird durch die Tatsache bestätigt, dass allein 1596 im Auftrag Kaiser Rudolfs II. 360.000 Taler mit dem Porträt Erzherzogs Ferdinand ll. geprägt wurden. In Hall wurden aber auch die ersten Münzen im Auftrag des Volkes als Souverän geprägt, als 1809 Andreas Hofer die bekannten Hofer-20er und Hofer-Kreuzer in den wenigen Monaten des freien Tirol im Kampf gegen die Zwangsherrschaft Napoleons schlagen ließ.

Diese großen Leistungen und Besonderheiten rechtfertigen das Bestreben von Hall, zu einem numismatischen Zentrum Europas zu werden. Eine gute Voraussetzung ist, dass die Münzstätte noch fast unversehrt erhalten ist. Sie umfasst den eindrucksvollen Komplex der Burg Hasegg, die ursprünglich zum Schutz der Saline erbaut und dann von Kaiser Maximilian I. um 1500 bis 1515 wesentlich ausgebaut wurde. Sie umfasst neben der schönen gotischen Kapelle Kaiser Maximilians das Münztor der Haller Stadtbefestigung mit dem Wappenstein des Gründers der Münze, Erzherzog Sigismund des Münzreichen (1489), und den einzigartigen Münzerturm, das Wahrzeichen der Stadt Hall.

Das Museum in der Burg Hasegg zeigt die geschichtliche Entwicklung der Prägetechnik. Die Tiroler Numismatische Gesellschaft hat sich, neben Ihren bisherigen Aufgaben (beispielsweise Kontakte unter Sammlern zu vertiefen, oder die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte der Münzstätte Hall), ein weiteres Ziel gesetzt, nämlich Hall zu einem numismatischen Zentrum Europas zu gestalten. Die Stadt Hall ist dafür durch ihre geschichtliche Bedeutung bestens geeignet.

Fotonachweis: Tiroler Numismatische Gesellschaft

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