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PP oder Erstabschlag: Sachverständige nehmen DDR-Münze "25 Jahre Städtemotiv" unter die Lu


Am 01. Juli 2017 trafen sich die von der IHK öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Numismatik in Fulda, zum achten Mal. Auf der Tagesordnung standen Punkte wie die Fälschung der 3 Mark Münze Jaeger 303 1922D, die teilweise eingekapselt angeboten werden. Auch die Probleme bei eingekapselten Gold bzw. Bullionmünzen war ein Thema, denn aus China kommen größere Mengen an Goldfälschungen auf dem Markt, und zwar nicht nur offen sondern auch eingekapselt, wobei es manchmal schwierig ist die nachgemachte Kapsel von einer echte zu unterscheiden. Die Registrierungsnummer verspricht da auch keine Sicherheit, da auch das korrekt nachgemacht wird. Nur wenn man zwei Kapseln mit der gleichen Nummer erwischt, weiß man sicher dass mindestens einer von beiden falsch ist.

Es wurde vereinbart dass bekannt gegeben werden soll, um dieses Problem besser im Griff zu bekommen, dass die Händler und Sammler gebeten werden solche Fälschungen in Kapseln an Guy Franquinet zu schicken. Hauptsache, die Fälschungen werden vom Markt genommen, weil sonst jedes Mal beim Verkauf der Käufer hereingelegt wird.

Herr Andreas Scheying zeigte die verschiedene Techniken, mit denen man auch eingekapselte Gepräge metalogisch untersuchen kann. Dafür gibt es z.B. das Ultraschallgerät, welches durch Kunststoff durchgeht oder spezielle Prüfgeräte für „Elektrische Leitfähigkeit“. Im Ernstfall muss der Kapsel aufgebrochen bzw, aufgeschnitten werden. Es wurde auch die Magnetwaage vorgeführt. Jede Methode hat seine Stärken und seine Schwächen.

Am Nachmittag wurden noch 3 weitere Themen behandelt. Zunächst wurden verschiedene Gerichtsverfahren behandelt, die für jede Sachverständige eine große Herausforderung darstellten. Als vorletzter Punkt wurde die Polierte Platte Ausführung der 10 Mark Münze 1974 der DDR Münze 25 Jahre Städtemotiv besprochen. Anhand von ausführlichen Münzmaterials wurde festgestellt, dass die Ausführung mit der verkürzten Antenne in jedem Fall eine PP ist.

Nachdem allerdings auch festgestellt wurde, dass Ausführungen von dieser Münze bereits 1974 in einer Qualität, die PP ähnlich ist, zum normalen Kurs in der DDR verkauft wurde, kam man zu der Überzeugung, dass es sich bei vielen in Plastikkapsel befindlichen Münzen um Erstabschläge, aber nicht um PP Münzen handelt. Auch in einem Gerichtsverfahren hat man sich geeinigt, und es nicht auf einem Urteil ankommen lassen, weil die Sachlage hier Prekär ist.

Es ist aus heutiger Sicht auch nicht auszuschließen, dass es bei der Auslieferung dieser Münzen im Prägejahr es zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist, weil manche Erstabschläge PP ähnlich aussahen. Es ist möglicherweise fachgerechter bei Münzen der ersten Ausgaben von prooflike (meistens im Ausland für Sammleranfertigungen verwendet, die eine spiegelnde Oberfläche haben) statt von PP zu sprechen. Die Probleme sind unter anderem entstanden, weil kurz nach der Ausgabe der Münzen viele dieser Münzen aus der Kapsel geholt wurden. Der Grund: „Der Unterschied zwischen PP und Erstabschläge war schon damals kaum nachvollziehbar“. Bei Unklarheiten sind die vereidigte Sachverständige in Deutschland immer bereit Hilfe zu leisten.

Als letztes wurde eine 50 Pfennig Münze „Bank Deutscher Länder“ herumgereicht, wobei es sich um einer Komplettfälschung handelt. Das vorliegende Stück wurde in einer eBay Auktion als echt verkauft. Es handelt sich um eine gefährliche Fälschung.

Abschließend wurde beschlossen, im nächsten Jahr den Erfahrungsaustausch mit dem dann neunten Treffen in Fulda fortzusetzen. Hans Günter Schobner wird dann nicht mehr dazukommen, da er auf Grund seines Alters die Bestellung zurückgibt. Guy Franquinet rückt als ältester Sachverständiger nach.

Foto: v. links: Roy Hamilton-Bowen, Gast Andreas Scheyhing, Guy Franquinet und Hans - Günter Schobner. Zu diesem Zeitpunkt waren Rainer Thiel und Dr. Hans-Jürgen Ulonska leider nicht mehr zugegen.

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