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Helmut Caspar

Weitere Funde: Nassenfels, Augsburg, Altlandsberg

Die Zeitschrift „Archäologie in Deutschland“ (AiD) berichtete unlängst über einen Münzfund in der Ortsmitte von Nassenfels (Landkreis Eichstätt) mit bemerkenswertem Inhalt. Ein Keramikgefäß enthielt einen Rosenkranz mit 60 Perlen aus Korallen und 22 Münzen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Der Rosenkranz besitzt fünf Anhänger, darunter einen herzförmigen Kreuzanhänger aus rotem Stein sowie eine Pilgermedaille, die auf eine Wallfahrt nach Rom im Jahre 1625 hinweist. Unter den Münzen ragt eine Goldmünze des Salzburger Erzbischofs Wolfgang Theodor von Reitenau heraus, der von 1587 bis 1612 regierte. Das früheste Geldstück ist ein Philippstaler aus dem Jahre 1572.


Die im bayerischen Nassenfels gefundenen Münzen aus dem 16. und 17. Jahrhundert und der Rosenkranz bilden eine bemerkenswerte Einheit.


Die Zusammensetzung des Fundes zeigt, wie vielfältig der Geldumlauf vor und nach 1600 war, denn es kamen Münzen aus Polen, Italien und der Stadt Straßburg ans Tageslicht. In dem Kurzbericht heißt es, dass die Fundstelle am Rand der mittelalterlichen und neuzeitlichen Marktsiedlung auf einem Grundstück liegt, das im Urkataster als eine Art umfriedeter Garten eingezeichnet ist. Auch wenn die genauen Umstände unklar seien, liege der Schluss nahe, dass hier eine hochrangige Persönlichkeit aus dem Bistum Eichstätt während des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) seinen Besitz in Sicherheit brachte. In dieser Zeit wurden Eichstätt und das Umland belagert und zerstört.


Oft kommen Münzfunde als unansehnliche Klumpen vor, die sich erst nach sorgfältiger Restaurierung bestimmen lassen (Beispiel: Trierer Goldmünzenfund).


Bei archäologischen Untersuchungen im Augsburger Stadtteil Oberhausen wurde ein ungewöhnlich großer Silberschatz entdeckt. Er enthält umfasst knapp 5.600 römische Denare aus dem 1. und

2. Jahrhundert, wiegt mehr als 15 Kilogramm und ist der bisher der größte je in Bayern entdeckte römische Schatz dieser Art. Der Fundort befindet sich auf dem ehemaligen Produktionsgelände eines  Automobilzulieferers. Im Jahr 2021 hatten Archäologen das Gelände vor dem Bau eines neuen Wohngebietes untersucht. Der Fundort ist ein altes Flussbett, das sich etwa 200 Meter von einer Fundstelle entfernt befindet, an der römische Waffen, Werkzeuge, Schmuck und Keramik mit einem Gesamtgewicht von rund 400 Kilogramm geborgen wurden. Die ältesten Münzen stammen aus der Zeit von Kaiser Nero, der von 54 bis 68 nach Christus herrschte, die jüngsten sind aus der Zeit von Kaiser Septimius Severus, der von 193 bis 211 regierte.


Wer sich früher auf die Suche nach Münz- und anderen Schätzen machte, kann nur ein Narr sein, lautet die Botschaft eines Holzschnitts im „Narrenschiff“ von 1494. Es sei Teufelswerk.


In bedeutender Münzschatzfund kam bei Baggerarbeiten auf dem Gelände des Schlossgutes in Altlandsberg (Landkreis Märkisch-Oderland) ans Tageslicht. In einem spätmittelalterlichen Keramikgefäß fanden Archäologen dreizehn Prager und Meißner Groschen aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, aber auch elf rheinische Goldgulden aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Hauptmasse besteht aus mehr als 7.000 silbernen Hohlpfennigen aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Der Fundort auf dem Domänenhof gehörte im 15. Jahrhundert zum Vorfeld der Stadtbefestigung. Der Schatz könnte dort im Jahr 1432 während des Einfalls der aus Böhmen kommenden Hussiten in die Mark Brandenburg und der Belagerung und Zerstörung der Stadt durch sie verborgen worden sein. Sie nannten sich nach Jan Hus, dem 1415 in Konstanz am Bodensee als Ketzer verbrannten Geistlichen und Rektor der Prager Universität, und versetzten halb Europa in Angst und Schrecken.


Der im ostbrandenburgischen Altlandsberg entdeckte Fund besteht aus 7.450 Münzen und wiegt etwa 2,35 Kilogramm (hier Goldgulden und Prager Groschen).


In Deutschland wird die Frage unterschiedlich beantwortet, wer Eigentümer von Boden- und anderen Funden ist. In einigen Bundesländern erhalten Entdecker einerseits und Eigentümer des Grundstücks oder Hauses andererseits, in dem der Schatz verborgen war, jeweils die Hälfte des Schatzes. In Sachsen wird jede Fundmünze bei ihrer Entdeckung Landeseigentum. Es gibt auch Mischformen aus beiden Vorschriften, wobei sowohl die Einstufung des wissenschaftlichen Wertes als auch Art und Alter der Fundstelle für die Klärung der Eigentumsfrage von Belang sind. Es kann vorkommen, dass die Archäologen einen Fund für die Forschung als nicht besonders relevant einstufen und freigeben, was dann den Handel und die Sammler freut. Die Bayerische Staatsregierung geht per Gesetz gegen Raubgrabungen vor. Bayern war bisher für Schatzsucher aller Art ein wahres Paradies, denn sie konnten fast unbehelligt im Boden ruhende Schätze ausgraben und vermarkten. Historiker, Numismatiker und andere Fachleute sowie Heimatfreunde liefen dagegen Sturm. So beschloss die Staatsregierung im August 2022 eine Änderung des Denkmalschutzgesetzes und die Einführung des Schatzregals, das anderswo schon lange gilt. Es verbietet unter anderem den Einsatz von Metalldetektoren auf Flächen mit ausgewiesenen Bodendenkmälern und regelt auch Entschädigungsfragen.


Helmut Caspar

Fotos/Repros: Caspar, AiD 1/2024

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