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Spanien: Architektur der Mudéjaren in Aragon


Nationale Seite der spanischen 2-Euro-Münze auf die Architektur der Mudéjaren in Aragon, 2020, Auflagenhöhe: 4 Mio. Exemplare in Normalprägung.

Am 28. Februar kommt es zur Ausschüttung einer neuen 2-Euro-Münze Spaniens, die die einzige im Rahmen der „UNESCO-Weltkulturerbe“-Serie für das Jahr 2020 sein wird. Im Mittelpunkt steht die Architektur der Mudéjaren in Aragón.


Der spanische Begriff „mudéjar“ geht hierbei auf das arabische Wort „mudajjan“ zurück, was so viel wie „erlaubt zu bleiben“ bedeutet. Gemeint waren damit jene Muslime, die während bzw. nach der Epoche der spanischen Reconquista (800 bis 15. Jh.) in Spanien blieben, die mit der Zerstörung des Westgotenreiches durch die zwischen 711 und 726 stattfindende Umayyaden-Eroberberung der iberischen Halbinsel begann. Bei der Mehrheit der „mudéjar“ handelte es sich um konvertierte Muslime aus den Gebieten al-Andalus – ein Wort das übrigens als erstes durch entsprechende Aufschriften auf Münzen der muslimischen Eroberer belegt werden konnte, dessen Etymologie jedoch umstritten ist.


Der Turm der El Salvador Kathedrale, aus dem 14. Jh., in Teruel. Wikimedia, Tagarino.

Die „Mudejaren“ waren hochqualifizierte Handwerker, die eine äußerst erfolgreiche Mischung aus arabischen und spanischen Elementen schufen. So zeigt die nationale Seite der spanischen 2-Euro-Münze den „Torre de la Iglesia del Salvador de Teruel“, den Glockenturm der El Salvador Kathedrale in der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in der autonomen Region Aragonien. Bereits im Jahr 1986 wurde der Turm der Kathedrale im Mudejar-Stil zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt.



Obwohl die Mudéjaren für ihre künstlerischen und wirtschaftlichen Beiträge geschätzt wurden, sahen sie sich mit zunehmenden Schwierigkeiten konfrontiert, als die christlichen Fürsten ihren Einfluss auf Spanien verstärkten. Ihr Bleiben mussten die Mudéjaren mit einer unerträglichen Steuerlast bezahlen und es wurde von ihnen neben Zwangsarbeit auch Militärdienst verlangt. Auch mussten die Mudéjaren, ähnlich den spanischen Juden, Kleidung tragen, die sie als solche identifizierte und ab dem 14. Jahrhundert war es ihnen verboten, in der Öffentlichkeit zu beten. Ihre Lage verschlechterte sich als Granada, die letzte muslimische Hochburg in Spanien, 1492 fiel. Sie waren nun gezwungen, das Land zu verlassen oder zum Christentum zu konvertieren. Diejenigen, die blieben und die Taufe annahmen, wurden abschätzig und erniedrigend „Morisken“ (spanisch: "Kleine Mauren") genannt.


Auch die Minderheit der jüdisch-spanischen Bevölkerungsgruppe der Sephardim litt zu dieser Zeit unter diesen Ausgrenzungen und für zum Katholizismus übergetretene Juden bürgerte sich der judenfeindliche Begriff „marranen“ ein, die ebenfalls verfolgt wurden. Neben den bis ca. 1614 schätzungsweise 3.000.000 vertriebenen spanischen Muslimen, kam es durch das „Judenedikt“ Ferdinands und Isabellas 1492 auch zur Vertreibung der Sephardim, die immerhin 5 % der Bevölkerung ausmachten. Viele Historikerinnen und Historiker sehen neben religiösem Übereifer und einem sich entwickelnden proto-Rassismus auch das Restaurierungsprogramm des spanischen Königshauses als Grund für diese abrupten Entwicklungen in einem Land, in dem viele Ethnien über Jahrhunderte koexistierten.


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