Prägende Frauen: Die neue 20-Euro-Sammlermünze für Elly Heuss-Knapp
- Dietmar Kreutzer

- 28. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
Am 11. September 2025 erscheint die neue 20-Euro-Sammlermünze „Elly Heuss-Knapp – 75 Jahre Müttergenesungswerk“. Die Münze ist die zweite Ausgabe in der mehrteiligen Serie „Prägende Frauen“, bei der im Zeitraum 2025 - 2035 insgesamt elf weibliche Lebensleistungen und Persönlichkeiten gewürdigt werden. Zum Auftakt der Serie war im zurückliegenden Jahr die Münze "50 Jahre Internationales Jahr der Frau" erschienen. Die Münze zu Elly Heuss-Knapp wurde von Susanne Hopmann aus Weimar entworfen. In einer Pressemitteilung des Bundesfinanzministerium heißt es: "Mittelpunkt der Bildseite ist ein Porträt von Elly Heuss-Knapp im Dreiviertelprofil. Im rechten unteren Segment ist das Logomotiv des Müttergenesungswerks und die Jubiläumszahl 75 zu sehen. Bemerkenswert ist die sensible, detailliert modellierte Ausführung des Porträts. Es zeigt Elly Heuss-Knapp in ihrer großen Offenheit, Empathie und Kraft. Die Typografie orientiert sich in gekonnter Weise an Schrifttypen aus der Gründungszeit des Müttergenesungswerks. (...) Der glatte Münzrand enthält in vertiefter Prägung die Inschrift: PIONIERIN • NETZWERKERIN • VISIONÄRIN“. Doch wer war Elly Heuss-Knapp eigentlich?

Elly Heuss-Knapp als First Lady der Bundesrepublik
Bildquelle: GEO, Ullstein
Im Januar 1881 in Straßburg als Tochter eines bedeutenden Wirtschaftswissenschaftlers geboren, betätigte sich Elly Heuss-Knapp zunächst als Lehrerin und Sozialarbeiterin. Im Jahr 1905 lernte sie im Haus des Theologen und Politikers Friedrich Naumann den 21-jährigen Theodor Heuss kennen, der Redakteur bei der religiös-nationalen Zeitschrift Die Hilfe war. Die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg waren für sie ein entscheidend: "Von allen Erfahrungen, die unsere Generation gemacht hat, ist mir die unbegreiflichste, dass ein Volk seine erschütterndsten Erlebnisse wieder vergessen kann." (1) Kurz nach Hitlers Machtergreifung schrieb sie einer Freundin: "Alles zittert und bebt. (...) Wir stehen auf verlorenem Posten. Die Feigeit der meisten Menschen ist überwältigend." (2) Elly Heuss-Knapp musste ihre Lehrtätigkeit aufgeben. Ihre Vorträge wurden polizeilich verboten. Die Wohnung des Ehepaares Heuss wurde durchsucht. Bis zum Ende des Nationalsozialismus betätigte sie sich als Werbetexterin.

Briefmarke zum Gedenken an Elly Heuss-Knapp (1957)
Bildquelle: Wikimedia, NobbiP
Am 12. September 1949 wählte die Bundesversammlung im zweiten Wahlgang mit deutlicher Mehrheit den FDP-Vorsitzenden Theodor Heuss zum ersten deutschen Bundespräsidenten. Über den Rundfunk wandte sich Heuss im Flaggen geschmückten Bonn an die Bevölkerung. Er erinnerte unter anderem daran, dass die Demokratie ein Bekenntnis nicht nur zur Staatsform sei, sondern vor allem auch zu menschlichem Verhalten. Elly Heuss-Knapp erlebte die Zeremonie, zu der Tausende von Menschen gekommen waren, vom ersten Stock eines Hauses in der Nähe des Marktplatzes. Der Platz war von Fackeln erleuchtet. Sie fragte sich: "Ja, was singt man denn als Nationalhymne, wenn man keine hat, kam das Lied Großer Gitt, wir loben dich, das ganz überwältigend aus den Tausenden von Kehlen klang." (1)

20 Euro (Deutschland, 2025, 925er Silber, 18 Gramm, 32,5 mm)
Bildquelle: Bundesverwaltungsamt
Kurz zuvor war Elly Heuss-Knapp einer Einladung evangelischer Wohlfahrtspflegerinnen nach Stein bei Nürnberg gefolgt: "Bei dieser Gelegenheit lernte sie Dr. Antonie Nopitsch kennen, die Leiterin des Müttergenesungswerks der Evangelischen Kirche in Bayern. Sie hatte Erholungsheime für bedürftige Mütter geschaffen, um sie nach Kriegs- und Nachkriegsjahren körperlich und seelisch wieder gesund zu pflegen." (3) Die Unterstützung der Mütter war Heuss-Knapp schon in Verkriegszeit ein vordringliches Anliegen: "So entsprach es ihrer tifesten Überzeugung, wenn sie am Ende ihrer Rundfunkansprache anlässlich der Gründung des Müttergenesungswerkes am 31. Januar 1950 darauf hinwies, dass, wer einer Mutter wieder zur Gesundung, zur Frische und zum Lebensmut verhelfe, die deutsche Familie vor dem Untergang bewahre." (4) Trotz einer schweren Herzkrankheit war es Elly Heuss-Knapp innerhalb weniger Monate gelungen, Frauenorganisationen aller Couleur zusammenzubringen und die Elly Heuss-Knapp Stiftung Deutsches Müttergenesungswerk zu gründen. Am 19. Juli 1952 starb die Sozialarbeiterin.
Dietmar Kreutzer
Quellenangaben:
(1) Bürgerin zweier Welten: Elly Heuss-Knapp; Tübingen 1961, S. 111
(2) Ebenda, S. 216
(3) Ebenda, S. 127
(4) Ursula Salentin: Fünf Wege in die Villa Hammerschmidt; Freiburg/Breisgau 1984, S. 19
(5) Ebenda




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