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Münzen auf Briefmarken

Es ist weithin bekannt, dass Münzsammler als Numismatiker und Briefmarkensammler als Philatelisten bezeichnet werden. Ab und zu begegnen sich diese beiden Sammlergruppen, besonders wenn es um Numisbriefe geht – häufig Ersttagsbriefe, die einen besonderen Stempel und eine echte Münze zeigen. Diese Belege sind jedoch nicht das Thema dieses Aufsatzes. Es geht vielmehr um die Motivphilatelie, genauer gesagt um Briefmarken, die Münzen abbilden. Da der Autor selbst vor allem Postwertzeichen sammelt, durchstöberte er seine Alben und entdeckte einige Marken mit einer Münze als Motiv. Dabei ist ihm bewusst, dass es viele weitere solcher Marken gibt, die er längst nicht alle sein Eigen nennt.


Luxemburg, 6. März 1972: 50 Jahre Belgisch-Luxemburgische Währungsunion (Michel-Nr. 841)

Bildquelle: Ebay, John s Stamp Corner


50 Jahre Belgisch-Luxemburgische Währungsunion

An den Schaltern der Postverwaltung des kleinen Großherzogtums Luxemburg konnte man am 6. März 1972 eine 26,1 x 36,3 mm große Sonderbriefmarke anlässlich der 50. Wiederkehr der Gründung der Belgisch-Luxemburgischen Währungsunion (frz. économique belgo-luxembourgeoise UEBL) beziehen. Das von Philipp Teret entworfene Postwertzeichen wurde in einer Auflagenhöhe von 1.200.000 Stück zu einem Nominalwert von je 1,5 fr. gedruckt. Das dazugehörige Abkommen wurde bereits am 25. Juli 1921 in Brüssel von den beiden Vertragsstaaten zu Papier gebracht und trat am 22. Dezember 1922 in Kraft. Zielsetzung war es, die wirtschaftliche Kooperation zwischen den beiden Ländern zu intensivieren. Ferner regelte der Vertrag die Belgisch-Luxemburgische Währungsassoziation, die bis zur Euro-Einführung im Jahr 2002 bestand, und vor allem gemeine Akzisen. Auch wenn die Luxemburger mittels einer Volksbefragung am 28. September 1919 mit einer Mehrheit von über 60 Prozent sich für eine ökonomische Anbindung an Frankreich aussprachen, stimmte Paris diesem Begehr nicht zu. Die Belgisch-Luxemburgische Währungsunion war ein Vorläufer der späteren Benelux-Wirtschaftsunion.


DDR, 2. September 1986: Historische Münzen (Michel-Nr. 3040/3044)

Bildquelle: Briefmarken und Münzen Dr. Rohde & Kornatz GbR


Alte deutsche historische Münzen

Junge Leser von Münzen-Online kennen die Deutsche Demokratische Republik nur aus Geschichtsbüchern. Dennoch gab es auch in dieser Zeit schöne Briefmarken, wie die Serie vom 2. September 1986 eindrucksvoll zeigt, die aus fünf Werten besteht. Alle im Rastertiefdruck gedruckten Marken zeigen einen Stadttaler, wobei die Auflagen der von Paul Reißmüller gestalteten Briefmarken unterschiedlich hoch waren. Beginnen wir mit dem niedrigsten Wert: Auf der 10-Pfennig-Marke ist ein Rostocker Stadttaler aus dem Jahr 1637 abgebildet. Der 35-Pfennig-Wert zeigt einen Stadttaler aus Nordhausen von 1660. Auf der 50-Pfennig-Marke ist ein Erfurter Stadttaler von 1633 zu sehen. Die Marken zu 85 Pfennig und 1 Mark zeigen ebenfalls kunstvoll gestaltete Geldstücke aus dem Osten Deutschlands, die aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) stammen. Der erstgenannte Wert zeigt einen Magdeburger Stadttaler von 1638, der zweite einen Stralsunder Stadttaler aus dem Jahr 1622.

Schweiz, 1. Januar 2022: Kleine Rappenwerte (Michel-Nr. 2750/2752)

Bildquelle: Delcampe


Manche mögen es klein

Dass unsere Schweizer Nachbarn für ihre seriöse Ausgabenpolitik, was Briefmarken betrifft, bekannt sind, ist nichts Neues. Am Neujahrstag des Jahres 2022 wurden drei selbstklebende Postwertzeichen vorgelegt, die allesamt durch ein Münzenmotiv positiv auffallen. Kurios ist auch der Fall, dass das jeweils abgebildete Geldstück dem Nominalwert der Marke entspricht. Die Briefmarken, von Marc Weller entworfen, sind 33 x 28 mm groß und sind, was die Zähnung betrifft, wellenförmig gestanzt. Man muss nicht über die Geschichte der 5-, 10- und 20-Rappen-Münzen philosophieren, zumal man weiß, dass diese Werte zu den kleinsten in der Geldbörse eines jeden Eidgenossen zählen und ferner seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten immer gleich aussehen, das Prägejahr exklusive.


Liechtenstein, 7. September 1978: Schöne Münzen (I) (Michel-Nr. 710/712)

Bildquelle: Philatelie Liechtenstein


Große Herrscher, kleines Land

Das alpine Fürstentum Liechtenstein, zwischen Österreich und der Schweiz gelegen, gab am 7. September 1978, wie ein Jahr zuvor, eine zu drei Werten bestehende Serie mit Münzmotiven heraus. Der Verfasser konzentriert sich auf die jüngere Ausgabe und berichtet, dass auf jedem Wert eine Münze oder Medaille und ein Name eines Regenten zu sind. Die in Braunrot gehaltene Marke zeigt ein Geldstück aus dem Jahr 1614 und die Daten von Fürst Karl I.; sie hat einen Nennwert von 40 Rappen. Grün ist hingegen der Wert zu 50 Rappen; abgebildet sind eine Medaille aus dem Jahr 1694 und die Daten von Fürst Johann-Adam. Den Schlusspunkt setzt Fürst Josef-Wenzel, ganz in Blau. Diese Briefmarke weist einen Nominalwert von 80 Rappen auf. Zudem erkennt man eine Medaille; sie stammt aus dem Jahr 1773. Alle drei Postwertzeichen wurden im Rastertiefdruck (Einzelmarke 26 x 41 mm) in Kleinbögen zu 20 Stück gedruckt und stammen aus der Feder des Grafikers Louis Jäger.

Italien, 8. September 2020: Tradition trifft Moderne (Michel-Nr.4215)

Bildquelle: RC Collezionismo


Ein Hauch lebendig gewordener Antike

Auch in Italien gibt es Briefmarken, auf denen Münzen abgebildet sind. Vor nicht allzu langer Zeit – wir schreiben den 8. September 2020 – wurde an den Philatelie-Schaltern ein Postwertzeichen mit einem alten Geldstück ausgegeben. Freunde der Numismatik erkennen eine Standard-Umlaufmünze aus dem sizilianischen Gela, die in der Zeit von 450 bis 440 v. Chr. geprägt wurde und eine silberne attische Drachme symbolisiert. Die alte Münze ist unregelmäßig rund, wiegt 17,13 g und hat einen Durchmesser von 27 mm. Auf der Vorderseite sieht man eine Quadriga, die von einem bärtigen Wagenlenker langsam nach rechts gelenkt wird. Darüber erblickt das geübte Auge Nike, die nach rechts fliegt, um die Pferde zu lenken, und in der Exergue eine Palmette mit Ranken. Auf der Rückseite ist das Vorderteils eines Stiers mit Menschenkopf, nach rechts blickend, zu erkennen. Dass die Inschrift in Altgriechisch verfasst ist, muss nicht explizit einer Erklärung zugeführt werden. Ferner kann man sagen, dass die 40 x 30 mm große Marke, die in einer Auflage von 400.000 Stück im Offsetdruck gedruckt wurde und selbstklebend ist, eine perfekte Symbiose von Altertum und Neuzeit versinnbildlicht.


Andreas Raffeiner

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