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Max Ritter: Zwischen Glaube und Geld. Zur Ökonomie des byzantinischen Pilgerwesens


Max Ritter: Zwischen Glaube und Geld. Zur Ökonomie des byzantinischen Pilgerwesens (4.-12. Jh.), Mainz 2019, 260 Seiten, 29 meist farbige Abbildungen, Formt: 21 x 30 cm, Festeinband, ISBN: 978-3-88467-316-4, Preis: 45 Euro.


Münzen sind keine isolierten Objekte, wenn sie auch als Sammelgegenstand manchmal so wirken mögen, sondern sie sind in ihrer (ursprünglichen) Zweckbestimmung vor allem Geld (aber auch Kunstwerk, Kommunikationsmittel, historische Quelle etc.). Hier sei nun mal ein Blick weg von den Münzen zum Geld gestattet und damit vielleicht für den einen oder anderen Sammler eine Anregung gegeben, seinen Münzen neu zu begegnen, und den Numismatikern insgesamt, die Münzen viel umfänglicher zu befragen.

Die vorzustellende Dissertation rückt die „weltliche“ Seite einer zutiefst religiösen Handlung ins Blickfeld. Ausgangspunkt ist die Überlegung, dass Frömmigkeit nicht die alleinige Triebfeder für die Entwicklung des christlichen Pilgerwesens war. Das Buch betrachtet und behandelt deshalb in einer weiten chronologischen und räumlichen Perspektive die ökonomischen Zusammenhänge, die auf das byzantinische Pilgerwesen (5.-12. Jh.) einwirkten.

Pilgern ist stets religiös motiviert und sozial eingebettet, doch die nähere Auswahl des Pilgerziels, die Pilgerroute, die Dankesgaben bei der Ankunft und vieles andere mehr wurden und werden durch ökonomische Grundkonstanten und zeitabhängige sozioökonomische Dynamiken bestimmt. Das Buch wirft einen Blick in die byzantinischen Pilgerheiligtümer, untersucht ihre Genese, aber auch ihre Organisations- und Finanzierungsstruktur, die bereits in der Spätantike durch Gesetze gerahmt wurden. Es geht dabei um Reiserouten und Transport von Pilgern (S. 53-84), Einzugsbereiche von Pilgerheiligtümern (S. 85-92), Beherbergung von Pilgern (S. 93-104), Pilgereulogien (S. 105-138) und Panegyrien (S. 139-152, dabei werden Märkte, Waren sowie Steuern untersucht). Spätestens im Kapitel „Finanzstruktur byzantinischer Pilgerheiligtümer“ (S. 153-178) wird die zunehmend intensiver betriebene byzantinische Numismatik wichtige Anregungen für weitere Forschungen bekommen. Die Dissertation erweist sich als wichtiger Baustein für eine byzantinische Wirtschaftsgeschichte, zu der die Numismatiker beitragen sollten (eine sehr umfängliche Bibliografie hilft sicher weiter).

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