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König Johann von Böhmen und sein Royal d´or

Bei der nachfolgend abgebildeten Goldmünze des böhmischen Königs Johann, bisweilen auch Johann der Blinde genannt, handelt es sich um eine Nachahmung des Royals d´or von König Karl IV. von Frankreich, den jener zwischen 1326 und 1328 geprägt hatte (Abb. 1).

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Abb. 1: Royal dór o. J. (um 1337). Gold, 4,18 g, [Ø 31 mm?]. Nachamung von König Johann von Böhmen nach französischem Vorbild für seine luxemburger Grafschaft. [Bildquelle: F. R. Künker, Auktion 400 (1. Ferbruar 2024), Los 686]


Besagte Goldmünze zeigt auf ihrer Vorderseite den bekrönten König mit Langzepter von vorn in einer gotischen Ehrenpforte stehend und nennt die Umschrift IOH[anne]S D[ei] G[ratia] BohE[morum] REX. Auf der Wertseite sehen wir ein Lilienkreuz in einem Vierpass aus Dreiviertelbögen und in allen vier Winkeln des Vierpasses je eine Krone. Wir lesen XP[istu]C VINCIT XP[istu]C REGNAT XP[istu]C IMPERAT (Christus siegt, Christus regiert, Christus befiehlt). Übrigens, der Name Christi ist mit griechischen Buchstaben wiedergegeben.


Johann von Luxemburg (*1296; †1346) war der Sohn des späteren Kaisers Heinrich VII. und der Margarete von Brabant. (Abb. 2)


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Abb. 2: Sandsteinbüste König Johanns von Böhmen (1370er Jahre) von Peter Parler (1330/33–1399). Standort: St. Veits-Kathedarle, Prag. [Bildquelle: Packare, Wikimedia Commons]


1308 – Johann war erst 12 Jahre alt – wurde er auf Betreiben seines Vaters zum römisch-deutschen König gewählt und mit der Luxemburger Grafschaft belehnt. Zwei Jahre später, 1310 also, heiratete er die böhmische Prinzessin Elisabeth, die letzte Überlebende der Premysliden-Dynastie und wurde König von Böhmen (1310–1346). Er musste dem bömischen Adel bei seiner Wahl aber weit entgegenkommen. Danach engagierte er sich in den Kreuzzügen des Deutschen Ordens gegen Litauen, aber auch in Schlesien, in Frankreich und in Italien. 1332 hatte er sich zudem vertraglich dazu verpflichtet, Frankreich zu unterstützen. Einen Anspruch auf die polnische Krone konnte er jedoch nicht durchsetzten. Allerdings erwarb er 1335 das Herzogtum Breslau und die Lehnshoheit über andere schlesische Fürstentümer.


Johann war ein begeisterter Ritter und Turnierreiter, der sich in seinem Königreich Böhmen dazu anschickte, eine zentralistische Herrschaft zu etablieren. Als jedoch klar geworden war, dass der Widerstand des böhmischen Adels dafür zu groß und nachhaltig war, verlor er sein Interesse an Böhmen zunehmend, hielt sich nur noch selten dort auf und bemühte sich mehr und mehr allein darum, die Macht und das Territorium seines luxemburgischen Hauses zu vergrößern. Das gelang ihm nicht zuletzt auch durch eine geschickte Heiratspolitik. Darüber hinaus fühlte er sich mit dem französischen Königshof verbunden, an dem er als Kind aufgewachsen war. Gefördert wurde diese Affinität gegenüber Frankreich zudem durch die unzähligen Konflikte mit Kaiser Ludwig IV. (1328–1347) dem Bayern.


1337 erblindete Johann aufgrund einer Erbkrankheit im Hause Luxemburg auf dem rechten Auge, was für ihn als turnierbegeisterten Ritter und König sicherlich sehr hinderlich war. 1340 erblindet er dann auch auf dem linken Auge, so dass er keine Turniere mehr ausfechten und auch einige Staatsaufgaben nicht mehr wie gewohnt erfüllen konnte. Doch hinderte ihn die zunächst teilweise und dann vollständige Erblindung nicht daran, die Franzosen im Hundertjährigen Krieg gegen England (1337–1353) zu unterstützten und sich am 26. August 1346 sogar aktiv an der Schlacht von Crécy-en-Ponthieu zu beteiligen. Als er aber völlig blind ins Kampfgetümmel ritt, wurde er bald darauf erschlagen. Diese ritterliche Bündnistreue, die König Johann hier an den Tag gelegt hatte, beeindruckte den Adel europaweit und führte dazu, das Johann der Blinde den Luxemburgern bis heute als Nationalheld gilt.

Der überwältigende Sieg der Engländer wird heute vor allem dem erstmaligen Einsatz von Langbögen zugeschrieben, mit denen sie in der Lage waren, sogar Kettenhemden und Panzerungen der Ritter über recht große Entfernung zu durchschlagen und französischen und böhmischen Soldaten somit nur wenig Überlebensschancen ließen.


Doch das Jahr 1346 war auch das Jahr, in dem König Johann die Wahl seines Sohnes Karl (IV.) zum Römischen König hatte durchsetzen können. Der Leichnahm König Johanns wurde nach der Schlacht von Crécy-en-Ponthieu in Luxemburg bestattet und in den Jahrhunderten danach mehrfach umgebettet, ehe er dann 1946 in einem Staatsakt in die „Kathedrale unserer lieben Frau“ in Luxemburg überführt wurde. Übrigens, einer Legende zufolge soll der Leichnam König Johanns von Böhmen auf dem Schlachtfeld von Crécy-en-Ponthieu von König Eduards Sohn, dem Prince of Wales entdeckt worden sein. Dieser soll dann aus der Helmzier von Johanns Rüstung drei Straußenfedern genommen und sich darüber hinaus auch das Motto König Johanns, das auf „Ich dien“ lautet,  angeeignet haben. Federn und Motto sind seither untrennbar mit dem Prince of Wales verbunden, so die Legende.


Was die Münzprägung Johanns in seiner Grafschaft Luxemburg angeht, so zeichnete er hier verantwortlich für eine vielfältige Münzserie, die sich an Vorbildern anderer Regionen und Länder, wie z.B. Brabant, England aber auch Frankreich orientierte. Dass die obige Goldmünze den französischen Royal d´or Karls IV. nachahmt, erwähnte ich eingangs bereits. Die hier abgebildete Goldmünze gelangte am 1. Februar 2024 in der 400. Auktion von Fritz Rudolph Künker zur Versteigerung. Ihr Schätzpreis betrug 75.000,– Euro. Der Zuschlag erfolgte bei 150.000,– Euro. Erwähnens- und bemerkenswert ist, dass diese Münze von allergrößter Seltenheit ist, da sie als einziges im Handel befindliches Exemplar gilt.


Michael Kurt Sonntag

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