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Krieg am Kap: Das Gold der Buren

Dass es Gold in Transvaal, der Südafrikanischen Republik gibt, sprach sich schon kurz nach deren Gründung herum. Präsident Thomas François Burgers kaufte Flussgold aus dem Pilgrim’s Creek, mit dem er im Jahre 1874 eine erste Serie südafrikanischer Goldmünzen prägen ließ. Der große Goldrausch setzte aber erst einige Jahre später ein: „1886 behaupteten mehrere Schürfer, zahlreiche Goldadern, die den Abbau lohnten, auf dem Witwatersrand, einem Höhenzug südwestlich von Pretoria gefunden zu haben. Im Februar dieses Jahres stieß Georg Walker, ein Abenteurer, auf das, was später als Main Reef bezeichnet wurde, eine mit Gold angereicherte geologische Schicht, die sich mehrere Kilometer weit erstreckte. Der 8. September 1886, der Tag, an dem die Goldfelder des Main Reef zur öffentlichen Schürfung freigegeben wurden, gilt als Gründungsdatum von Johannesburg.“ [1] Das nur mit technischen Hilfsmitteln abzubauende Gold sorgte für einen wirtschaftlichen Aufschwung in der abgelegenen Region. Große Bergwerksfirmen ließen sich nieder. Arbeitskräfte aus Europa und Amerika kamen. Schon im Jahre 1894 stammte ein Viertel der Weltproduktion aus den Goldfeldern des Main Rand. Die Staatseinkünfte der von Buren beherrschten Südafrikanischen Republik (Transvaal) stiegen innerhalb von vier Jahren um knapp das Zehnfache.

Südafrikas Staatspräsident Paul Kruger (1825–1904). Bildquelle: Wikipedia, Rijksmuseum


Im Zuge des Aufschwungs kam es jedoch zu Misshelligkeiten zwischen den Buren, Nachkommen der seit dem 17. Jahrhundert aus den Niederlanden eingewanderter Siedler, und den zuwandernden Unternehmern und Arbeitern. Cecil Rhodes, der Ministerpräsident der britischen Kapkolonie, spielte dabei eine unrühmliche Rolle: „1895 brach ein ernster Konflikt aus, als in Johannesburg ein Anschlag auf die Unabhängigkeit der Republik ausgeheckt wurde. Einer Abteilung von Freischärlern unter dem Befehl von Leander Starr Jameson, dem Vertrauten Cecil Rhodes‘, fiel aus dem Gebiet der Britischen Südafrikanischen Gesellschaft, dem späteren Rhodesien, nach Transvaal ein.“ [2] Das britische Unternehmen, in das nicht nur Rhodes, sondern auch der Kolonialminister von Großbritannien verwickelt war, scheiterte am bewaffneten Widerstand der Buren. Als der deutsche Kaiser Wilhelm II. dem südafrikanischen Präsidenten Paul Kruger mit der „Kruger-Depesche“ zum Sieg über die Engländer gratulierte, wirkte sich der Konflikt sogar die europäische Politik aus. In Südafrika führte die Feindschaft zwischen Briten und Buren einstweilen zu einem Krieg: „Im Burenkrieg, der 1899 ausbrach, ging es im Grund um den englischen Konflikt des imperialistischen Kolonialismus. Die Engländer fühlten ihre Kolonialherrschaft in Südafrika bedroht. […] Nach Meinung des Hohen Kommissars wurde der Krieg geführt, um die imperiale Stellung des britischen Reiches zu erhalten und den separatistischen Nationalismus der Buren zu brechen. England erreichte schließlich einen militärischen Sieg in Südafrika. Aber gleichzeitig blieb bei den Unterlegenen der Wunsch nach Revanche bestehen.“ [3] Die Buren-Republiken wurden 1902 britische Kolonien.

Südafrikanische Republik. 1 Pond von 1898. 917er Gold, 8,0 g, 22 mm

[Auktionen Münzhandlung Sonntag, 37/482]


In den wenigen Jahren zwischen der Entdeckung der Goldvorkommen am Witwatersrand und der Annexion der Republik durch die Briten entwickelte sich eine umfangreiche Münzproduktion. Präsident Paul Kruger hatte den Anstoß dafür gegeben: „Der Volksraad gab ihm 1890 die Vollmacht, mit holländischen, deutschen und britischen Investoren zu verhandeln, um eine Nationalbank der Südafrikanischen Republik zu gründen, der man das Recht, eine Prägestätte zu betreiben, zugestand. Die Münzen basierten auf den britischen Größen und Nominalen. Die ersten Pfunde und halben Pfunde wurden 1892 in Berlin geprägt, um sie bereits vor den anstehenden Präsidentschaftswahlen in Umlauf setzen zu können. Die staatliche Münzstätte und die Nationalbank wurden in der Nordwestecke des Church Square in Pretoria erbaut und offiziell am 6. Juli 1892 eröffnet.“ [4] Innerhalb von acht Jahren sind über 2,2 Millionen Goldmünzen im Nennwert von einem Pfund geprägt worden. Hinzu kamen 362.982 halbe Pfunde. Die sieben niedrigeren Wertstufen zwischen fünf Shilling und einem Penny wurden in Silber sowie Bronze herausgebracht.


Südafrikanische Republik. Veldpond von 1902. 999er Gold, 8,1 g, 23 mm

[Numista, Heritage Auctions]


Als die britischen Streitkräfte im Jahr 1900 auf Pretoria vorrückten, schloss die Münzstätte. Die Streitkräfte der Buren zogen ab. Das Geld und die „nackten“ Schrötlinge aus dem Lager nahmen sie mit: „Man machte den Versuch, eine neue Münzstätte in einer verlassenen Goldmine nahe Pilgrim's Rest aufzubauen. Weiche, von Hand geschnittene Stempel und eine improvisierte Münzpresse wurden benutzt, um Pfundmünzen von praktisch reinem Gold mit einem Materialwert von 22 Schillingen zu prägen. Die ‚Veldponde‘ (Feldpfunde) sollten bei den Bürgern gegen britische Sovereigns eingewechselt werden. Dies hätte den Handel mit den Einheimischen erleichtert, die nur ‚die Münze mit dem Pferd drauf‘ akzeptierten. Mit einem einzigen Satz von Stempeln wurden nach vielen Versuchen 986 Münzen geprägt. Die Fertigstellung der Prägung erfolgte ironischerweise ein paar Tage nachdem die Buren sich den britischen Kräften ergeben hatten.“ [5] Trotz der großen Geldprobleme der Buren hielt sich jahrzehntelang das Gerücht, ein märchenhafter Staatsschatz sei während der Flucht von Präsident Paul Kruger in Richtung der portugiesischen Küste versteckt worden. Dies ist jedoch nicht mehr als ein Mythos. Der Präsident hatte nur ein kleines Kontingent an Goldmünzen bei sich: „Der Burenkommandant Peter Noome berichtete, das Gold sei verwendet worden, um Waffen zu kaufen und die Not der Bevölkerung zu lindern. Die 'Naked Pounds' und 'Veldponds' belegen die Geld- und Münzknappheit der letzten Jahre.“ [6] Quellen

  1. G. H. Le May: Gold aus Transvaal; in: Die unendliche Weltgeschichte; Berlin 1999, S. 579.

  2. Ebd., S. 582.

  3. Ebd.

  4. South African Mint: Kleine Südafrikanische Geldgeschichte; in MünzenRevue, Heft 7+8/2007, S. 137.

  5. Ebd., S. 138.

  6. Dietmar Kreutzer: Die „Kruger-Millionen“; in: MünzenRevue, Heft 6/2017, S. 39.


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