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Interview zum Bayern-Thaler mit Dr. Reinhard Riffel

In diesem Jahr kam in Deutschland ein neues Anlageprodukt in Gold und Silber auf den Markt, der Bayern-Thaler. Wir fragten den Leiter des Bayerischen Hauptmünzamtes, wie die Idee dazu entstand, mit welchen Schwierigkeiten sich die Prägestätte konfrontiert sah und wie der Bayern-Thaler bei Sammlern und Anlegern ankommt.


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Dr. Reinhard Riffel

Foto: Kreutzer


Münzen-Online: Ihr jüngstes Produkt ist der Bayern-Thaler. Wie kam es dazu?


Dr. Reinhard Riffel: Ich bin seit zwei Jahren am Hauptmünzamt. Kurz nachdem ich anfing, gingen die Bestellungen zu den Umlaufmünzen des Bundes stark zurück. Auch die Stückzahlen von Sammlermünzen des Bundes gehen jedes Jahr Stück für Stück zurück. Ich habe geschaut, was wir stattdessen herstellen können. Wir haben eine der modernsten Münzstätten, zumindest vom Maschinenpark. Wir haben auch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein Punkt ist, dass wir den Export weiter ausbauen, also für ausländische Zentralbanken. Damit erhalten wir neue Aufträge und sichern die Arbeitsplätze und halten die Produktionskapazität unter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vor. Wir erwirtschaften Gewinne für den Freistaat Bayern. Das heißt, wir entlasten die Steuerzahler. Darüber hinaus sind wir aktiv, was neue Produkte angeht, unterbreiten Vorschläge. Einer der jüngsten davon ist der ‚Bayern-Thaler‘.


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Bayern-Thaler in Gold

Bildquelle: BHMA


Münzen-Online: Sie steigen also in den Anlagemarkt ein?


Dr. Reinhard Riffel: Wir haben in Deutschland pro Kopf eine der höchsten Nachfragen nach Gold und Silber weltweit. Aber es gibt keine deutsche Anlagemünze. Es gibt zwar Sondermünzen aus Gold. Aber die reichen lediglich bis zu einer halben Unze. Und eine Unze ist, was sich verkauft. Da haben wir gedacht, versuchen wir doch etwas Eigenes. Zuerst haben wir geschaut, wie es in anderen Ländern läuft. Die Nachprägung eines historischen Nominal ist da eine gute Möglichkeit. So ist der ‚Bayern-Thaler‘ in Gold entstanden – in Stückelungen von einer Fünfundzwanzigstel Unze bis zu einem Kilogramm. In Silber ist das ähnlich. Die Gold-Unze lief in den letzten Monaten richtig gut. Wir sind kaum nachgekommen, hatten teilweise Lieferrückstände von drei bis vier Wochen. Das zeigt, dass die Leute ein eigenes Produkt aus Deutschland haben wollten.


100 Bayern Thaler (2025, 999er Gold, 31,1 Gramm, 37 mm)

Bildquelle: BHMA


Münzen-Online: Wäre nicht eine Anlagemünze in Euro besser?


Dr. Reinhard Riffel: Das wäre optimal. Die in Deutschland ausgegebenen Sondermünzen sind aber Sammlermünzen. Die Ausgaben mit festen Nennwerten haben irgendwelche krummen Gewichtsangaben. Als klassische Geldanlage, mit nur geringem Prägeaufschlag über dem Spotpreis, eignet sich das nicht. Die Idee, eine Anlagemünze vom Ruf eines ‚Krügerrands‘ oder ‚Maple Leaf‘ zu produzieren, ist erstmal faszinierend. Ich komme ja aus der freien Wirtschaft. Als Neuling im Hauptmünzamt musste ich aber feststellen, wie das in der Verwaltung funktioniert und wer alles zu beteiligen ist. Da redet die Bundesbank mit. Da reden die Länder mit. Da redet das Bundesfinanzministerium mit. Wenn man etwas bewegen will, könnte das sehr lange dauern, mit ungewissem Ausgang. Also wurde es kein Euro-Wert, sondern ein Thaler, auch wenn mir bewusst ist, dass das nicht das klassische bayerische Nominal ist.


1 Bayern Thaler (2025, 999er Silber, 31,1 Gramm, 37 mm)

Bildquelle: BHMA


Münzen-Online: Weil es hier Gulden gab?


Dr. Reinhard Riffel: Richtig, die Gulden. Wenn man aber 100 Leute auf der Straße fragt, was sie mit Gulden assoziieren, denken die meisten an die niederländischen Gulden, die ja dort bis zur Euro-Einführung die gesetzliche Währung war. Außerdem prägt die ‚Münze Österreich‘ schon Gulden nach. Weder wollten wir mit den Niederlanden assoziiert werden, noch wollten wir mit der ‚Münze Österreich‘ in Konflikt kommen. Zudem wollten wir unabhängig sein. Natürlich gibt es die Möglichkeit, sich eine ausländische Lizenz zu holen. Aber dann sind wir wieder abhängig und müssen Lizenzgebühren bezahlen. Wir wollten ein Produkt, bei dem wir wirklich unabhängig sind und bei dem wir unser Schicksal einfach selbst in die Hand nehmen. Das ist uns beim „Bayern-Thaler“ gut gelungen, vor allem mit dem Motiv Neuschwanstein. Zudem gab es im Laufe der Zeit – neben Gulden – auch verschiedene Thaler, die im damaligen Königreich Bayern im Umlauf waren, u. a. der Geschichtsdoppelthaler, ausgegeben von Ludwig I. Als Motiv dient beim ‚Bayern Thaler‘ Neuschwanstein, das von Ludwig II., dem Enkel von Ludwig I., erbaut wurde. So schließt sich auch historisch der Kreis.


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Prägestempel eines Bayern-Thalers

Foto: Kreutzer


Münzen-Online: Kommt da jedes Jahr ein neues Motiv heraus?


Dr. Reinhard Riffel: Wir bringen Schloss Neuschwanstein in wechselnden Ansichten. Das Schloss ist weltweit bekannt, weltweit beliebt. Das Motiv kennt jeder. Die Idee ist ähnlich wie bei den australischen ‚Koalas‘ oder ‚Kängurus‘. Die gibt es immer mit dem gleichen Motiv, aber in verschiedenen Ansichten. Damit entsteht ein zusätzlicher Anreiz zum Sammeln. Für das nächste Jahr planen wir die Ostansicht – das ist die bekannteste. Außerdem planen wir für 2026 eine Sonderauflage mit der Patrona Bavaria, weil die bayerische Verfassung einen runden Geburtstag hat: Die Verfassung des Freistaat Bayern wird in Kürze 80 Jahre alt. Dazu bringen wir eine Sonderedition. Wir bieten die Thaler dem Handel übrigens so günstig an, dass sie als Anlageprodukt geeignet sind. Unser Ziel ist, dass sich die Thaler als Alternative zu den klassischen Anlagemünzen etablieren.


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Dr. Reinhard Riffel

Foto: Kreutzer


Münzen-Online: Wie kommt der Bayern-Thaler an?


Dr. Reinhard Riffel: Die Unze Silber läuft sehr gut, vor allem in Spiegelglanz-Ausführung. Das hätte ich nicht gedacht. Aber die Leute wollen scheinbar nicht nur eine günstige, sondern auch eine attraktive Ausgabe. Außer der Unze haben wir eine Wertstufe zu einem Kilogramm im Angebot. Auch beim Gold läuft die Unze am besten. Ich würde sagen, dass etwa 75 Prozent der verkauften Exemplare auf die Unze und die ebenfalls beliebte Zehntelunze entfallen. Die restlichen 25 Prozent verteilen sich auf die halbe Unze, die Viertelunze und den kleinsten Wert, die fünfundzwanzigstel Unze. Das ist aber beim ‚Maple Leaf‘ oder ‚Philharmoniker‘ nicht viel anders. Auch einige goldene ‚Bayern-Thaler‘ im Gewicht eines ganzen Kilogramms haben wir schon verkauft. Bereits kurz nachdem wir das Angebot online stellten, bekamen wir die ersten 30 Vorbestellungen herein.


Das Gespräch führte Dietmar Kreutzer. Das gesamte Interview, in dem es nicht nur um den Bayern-Thaler geht, sondern auch die Entwicklung des Bayerischen Hauptmünzamtes insgesamt, lesen Sie in Kürze in der Zeitschrift MünzenRevue.


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