Hype um den Bitcoin: Wertspeicher oder Blase?
- Dietmar Kreutzer
- 27. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Immer neue Meldungen zur mutmaßlichen Wertentwicklung des Bitcoins machen in den letzten Tagen die Runde. Am sachlichsten berichtete noch das Wallstreet Journal. Unter der Überschrift Bitcoin als sicherer Hafen: So viel Bitcoin gehört in dein Depot war zunächst die Marke von 120.000 Dollar ein Thema, welche die Kryptowährung kürzlich überschritt: "Das Bemerkenswerteste ist für mich, dass Bitcoin in den letzten zwei Monaten regelmäßig über 100.000 US-Dollar geschlossen hat. Das ist ein sehr deutliches Zeichen für das Interesse sowohl von Privatanlegern als auch von institutionellen Investoren", wird Gerry O’Shea zitiert, der Leiter der globalen Marktanalysen beim Krypto-Indexfonds Hashdex. Seit Jahresbeginn ist der Kurs von Bitcoin um über 28 Prozent gestiegen. O’Shea erwartet, dass der Kurs bis Jahresende auf 140.000 US-Dollar steigt wird – noch einmal rund 17 Prozent. Die hohe Volatilität nährt zugleich die Sorge einer Blasenbildung. Die Schwankungsbreite von Bitcoin sei mit bis zu 60 Prozent pro Jahr so hoch, dass O’Shea empfiehlt, zunächst etwa ein Prozent bis drei Prozent des Portfolios in Bitcoin zu investieren und in den kommenden Jahren auf rund 10 Prozent zu erhöhen.

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Im BTC-Echo, dem deutschsprachigen Bitcoin- und Blockchain-Leitmedium wird gefragt: Mit 1.000 Euro in Bitcoin schon 2030 Millionär werden - geht das? Im zugehörigen Beitrag heißt es: "Der Bitcoin-Kurs jagt seit Wochen von einem Rekord zum nächsten – doch wie kann man mit 1.000 Euro bis 2030 zum Millionär werden? Dafür braucht es kein Glücksspiel, aber die richtigen Kryptowährungen im Portfolio. Das Problem: Die Auswahl ist riesig, doch nur wenige Projekte bieten echtes Explosionspotenzial. Wer sein Kapital gezielt einsetzen will, braucht daher eine klare Strategie." Auf die einleitend gestellte Frage hat die Redaktion schließlich eine passgenaue Strategie parat: "Wir zeigen anhand von drei Szenarien, ob und wie sich mit 1.000 Euro in fünf Jahren die erste Million erreichen lässt."

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Auf Finanzmarktwelt wird im Rückgriff auf neueste Studien spekuliert: Warum die nächsten drei Monate für Bitcoin massiv werden können. In dem Beitrag heißt es: "Der Bitcoin erlebt an den Märkten eine Renaissance – befeuert von einer wachsenden Geldmenge und dem zunehmenden Appetit institutioneller Investoren. Während Zentralbanken weltweit weiterhin Liquidität in die Finanzsysteme pumpen, fließt ein immer größerer Teil dieses Kapitals in die führende Kryptowährung. Die Folge ist ein massiver Kapitalzufluss, der das Potenzial hat, die Rally weiter zu beflügeln. Damit steht Bitcoin im Spannungsfeld zwischen expansiver Geldpolitik und strategischen Großinvestitionen – eine explosive Mischung, die das Marktgeschehen in den kommenden Monaten dominieren könnte." Wahrscheinlich sei, dass eine erneute Lockerung der Geldpolitik und die damit einhergehende Zunahme der Liquidität der Märkte den Bitcoin weiter stütze. Eine Kombination aus steigenden Bitcoin-Investitionen und günstigen geldpolitischen Rahmenbedingungen ermögliche neue Höchststände.

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Um verstehen, was es mit dem Bitcoin und den hierbei verwendeten Fachbegriffen wie Blockchain, Wallet und Mining auf sich hat, geht man am besten auf eine Website für Kinder. Auf der Seite des Bayerischen Rundfunks heißt es: "Ein Bitcoin ist eine Datei - vergleichbar mit einem Foto, das als Datei abgespeichert wird. Nur ist in einer Bitcoin-Datei kein Bild, sondern eine sehr lange Abfolge von Zahlen und Buchstaben gespeichert." Das sei nicht viel anders als bei Banknoten, die Seriennummern und besondere Kennzeichen haben, die sie fälschungssicher machen: "Bei den Bitcoins prüft der Computer, ob er echt ist. Und zwar mithilfe einer Liste, der sogenannten Blockchain. Jeder Mensch, der Bitcoins besitzt, steht auf dieser Liste." Die digitale Geldbörse nennt man Wallet. Die Schöpfung neuer Bitcoins wird mit dem Begriff Mining bezeichnet. Beim Mining wird viel Strom verbraucht. Deshalb steht der Bitcoin auch immer wieder in der Kritik. Die alternative Währung ist bislang kein zuverlässiger Wertspeicher, sondern vordergründig ein Spekulationsobjekt. Als Zahlungsmittel wird sie bislang fast nur von Internetportalen akzeptiert. Der Aufstieg des Bitcoin ist ein Beleg für das zunehmende Misstrauen in den Wert herkömmlicher, von Staaten ausgegebener Zahlungsmittel. Weil keine Zentralbank oder ein echter Wert hinter ihm steht, ist die Zukunft des Bitcoin jedoch weiter ungewiss.

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Welchen Wert ein Bitcoin für Münzsammler hat, liegt auf der Hand. Anders als die in den Medien verbreiteten Abbildungen des Bitcoins vermuten lassen, entbehrt eine Kryptowährung jeder materiellen Grundlage. Bei den "Sammlern" handelt es sich also ausschließlich um Anleger. Weil der Markt numismatischer Münzen heute zunehmend vor einem Anlagehorizont stattfindet, ergeben sich jedoch Überschneidungen. Goldmünzen werden nicht nur gesammelt, weil sie schön aussehen oder eine hstorische Bedeutung haben. Sie dienen, wie schon vor Jahrhunderten, als Wertspeicher. Hier kommt der Bitcoin mit seinem Angebot eines digitalen Wertversprechens ins Spiel. Im Ratgeber Finanzplanung der Sparkasse heißt es, dass der Bitcoin unter anderem deshalb an Popularität gewonnen hat, weil er vielfach als renditeträchtige Alternative zum Gold gesehen werde. Angesichts der Vor- und Nachteile beider Anlagen wegen ihrer unterschiedlichen Akzeptanz sowie der Unterschiede in Transfer und Lagerung könnte sich ein Szenario entwickeln, in dem beide Vermögenswerte nebeneinander existieren: "Dabei bleibt Gold wahrscheinlich der bevorzugte Wertspeicher für konservativere Anleger und Zentralbanken. Bitcoin könnte sich als digitale Alternative für risikofreudigere Investoren und als Instrument für schnelle, grenzüberschreitende Transaktionen etablieren."
Dietmar Kreutzer
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