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Goldmedaille auf die Friedensschlüsse von St. Petersburg und Hamburg

Auf die Friedensschlüsse von Sankt Petersburg (5. Mai 1762) zwischen Russland und Preußen und von Hamburg (22. Mai 1762) zwischen Schweden und Preußen emittierte das Kaiserreich Russland unter Zar Peter III. eine Goldmedaille.

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Goldmedaille auf den Frieden von St. Petersburg zwischen Russland und Preußen (5. Mai 1762)

und den späteren Frieden von Hamburg zwischen Preußen und Schweden (22. Mai 1762).

Gold, Gewicht: 51,20 g, Ø 42,96 mm. [Bildquelle: F. R. Künker, Auktion 387 (20.-22. Juni 2023), Los 182]


Die Stempel für diese Medaille wurden vom Berliner Medailleur Jakob Abraham im Auftrag des preußischen Hoffaktors Veitel Heine Ephraim gefertigt.

Besagte Goldmedaille zeigt vorderseitig die drapierten Büsten Zar Peters (PETRVS III.) im Eichenkranz und König Friedrichs des Großen (FRIDERICVS II.) im Lorbeerkranz einander gegenübergestellt. Ferner nennt sie unter den beiden Büsten die lateinische Aufschrift SAL[vs] GEN(eris) HVM(ani) und bezeichnet damit die beiden Monarchen als „Das Heil des Menschengeschlechts“. Die Rückseite ist, wie die lateinische Münzumschrift betont, der Friedensbringenden Minerva (MINERVAE PACIFERAE) gewidmet. Dem entsprechend sehen wir Minerva bzw. Athena mit großem Helmbusch, antikisch gewandet mit Schuppenaigis auf der Brust halbrechts auf einer geflügelten Löwensphinx sitzend und nach links blickend. In ihrer Rechten hält sie einen mit einem Ölzweig umwickelten Speer und an ihrer rechten Hüfte lehnt ein ovaler Schild, der mit zwei Adlern und drei Kronen geschmückt ist. Weshalb Minerva/Athena, die ja eigentlich Kriegs- und nicht Friedensgöttin war, hier als friedensbringend bezeichnet wird, erschließt sich dem Betrachter erst, wenn er sein Augenmerk etwas eingehender auf den Speer und auf die Sphinx richtet. Vergegenwärtigt man sich, dass der mit einem Ölzweig umwickelte Speer durch den Ölzweig von einer kriegs- zu einer friedenserhaltenden Waffe mutiert, dann wird klar, Minerva tritt hier als Friedensstifterin und nicht als Kriegsgöttin auf. Zumal sie obendrein noch auf der menschenfressenden Sphinx sitzt und sie auf diese Weise bändigt und dazu zwingt, sich friedlich zu verhalten. Was den ovalen Schild angeht, der gegen sie gelehnt ist, so sagt er etwas über jene aus, die damals „unter dem Schutz der Minerva“ den Frieden vereinbarten. So steht der einköpfige gekrönte Adler für Preußen, der doppelköpfige gekrönte für Russland und die drei Kronen für die „titularen Königreiche“ der Schweden, Goten und Wenden. Im Münzabschnitt findet sich zudem das Jahr der Friedensschlüsse und der Medaillenemission MDCCLXII (1762).


Aber was war diesen Friedensschlüssen vorausgegangen oder anders gefragt, welche kriegerischen Ereignisse hatten diese Friedensabkommen schließlich nötig gemacht? Nun, um das von Preußen eroberte Schlesien wieder zurückzuerobern, hatte sich Österreich mit Russland und Frankreich verbündet. Als Folge dessen begann Preußen unter Friedrich dem Großen 1756 den Siebenjährigen Krieg als einen Präventivkrieg gegen Kursachen, Österreich und Russland. Einen Krieg, in den sich dann auch bald Frankreich und Schweden als Gegner Preußens einschalteten. Doch bis 1759 verliefen die Schlachten der zahlreichen Beteiligten wechselhaft und Preußen konnte nicht wirklich besiegt werden, im Gegenteil erreichte Preußen mehrmals deutliche und zum Teil brillante Siege (bei Prag, bei Roßbach, bei Krefeld, bei Zorndorf). Doch beim Angriff auf die vereinigten österreichisch-russischen Truppen bei Kunersdorf (östlich der Oder) am 12. August 1759 erlitten die Preußen ihre bis dahin schwerste Niederlage. Zwar konnte Preußen im darauffolgenden Jahr bei Liegnitz und bei Torgau gewinnen, doch war Friedrichs militärische Lage nahezu aussichtslos, zumal nach dem Sturz des englischen Premiers William Pitt dem Älteren in London (1761) auch noch die englischen Subsidienzahlungen ausblieben.


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Zar Peter III. (um 1762). Gemälde von Aleksej Antropow (1716–1795). Standort: Tretjakow Galerie, Moskau. Bildquelle: Wikimedia Commons


Doch mit dem Tod der russischen Zarin Elisabeth am 5. Januar 1762 kam es zu einer kriegsentscheidenen Wende. Zar Peter III., der Elisabeth auf den Thron folgte und aus dem Hause Schleswig-Holstein-Gottorf stammte, war nämlich ein großer Bewunderer und Verehrer Friedrichs des Großen und bereit, dem Krieg zwischen Russland und Preußen ein Ende zu bereiten. In der Folge löste er das militärische Bündnis mit Österreich und schloss am 5. Mai 1762 in Sankt Petersburg einen Separatfrieden mit Preußen. Nun sahen sich auch die vor dem Bankrott stehenden Schweden zum Frieden gezwungen, und schlossen ihrerseits am 22. Mai 1762 in Hamburg Frieden mit Preußen.


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König Friedrich II. der Große (um 1781). Gemälde von Anton Graff (1736–1813).

Standort: Schloss Sanssouci, Potsdam.

Bildquelle: Wikimedia Commons


Nachdem die preußischen Truppen 1762 dann auch über die Österreicher, Sachsen und Reichstruppen gesiegt und fast ganz  Schlesien zurückerobert hatten und sich auch die Franzosen aus Deutschland zurückgezogen hatten, schlossen Preußen, Österreich und Sachsen am 15. Februar 1763 auf Schloss Hubertusburg (Sachsen) Frieden und beendeten damit den Siebenjährigen Krieg.


Übrigens, die oben gezeigte Goldmedaille stammt aus der Sammlung Friedrich Popken und wurde am 22. Juni 2023 in der 387. Auktion bei F. R. Künker in Osnabrück versteigert. Der Zuschlag dieser extrem seltenen Medaille – wohl einziges Exemplar in Privatbesitz – erfolgte bei 85.000,– Euro.


Michael Kurt Sonntag



Den erwähnten Foto-Quellen sei an dieser Stelle ausdrücklich und herzlich gedankt!


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