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Gedenkmünzen der UdSSR mit Bezug zu Transkaukasien

Fünf Gedenkmünzen mit einem Bezug zu den drei transkaukasischen Republiken Armenien, Aserbaidschan und Georgien gab es in der UdSSR. Eine davon gehört zum umfangreichen Programm der Olympiamünzen. Drei gehören zu dem 1982 gestarteten Programm, in dem Geschichte und Kultur der Unionsrepubliken gewürdigt wurden. Und eine Münze ist dem verheerenden Erdbeben 1988 in Armenien gewidmet. Die Vorderseite der Münzen enthält jeweils die Wertangabe, das Staatswappen der UdSSR, die Staatsbezeichnung CCCP und die Jahreszahl. Die vier Buchstaben der Staatsbezeichnung sind bei der Olympia-Münze im Bogen angeordnet und bei den anderen vier Münzen in gerader Linie. Die beiden Münzen des Jahrgangs 1991 gehören zum letzten Jahrgang von Münzen mit dem Wappen der UdSSR. Wie alle anderen Münzen der UdSSR auch sind die vorgestellten Münzen ausschließlich russisch beschriftet.


Georgischer Reiterwettbewerb - 5 Rubel 1980


Zum Olympia-Münzprogramm gehörten vier nationalen Sportarten gewidmete Münzen. Eine dieser Münzen - 5 Rubel 1980 - ist dem georgischen Reiterwettbewerb „Isindi“ gewidmet, wobei in dem russischen Katalog weder der Name der Sportart noch Georgien erwähnt werden. Daneben gab es noch Münzen zu den Themen Stockwerfen, Tauziehen und Rentierrennen. In Georgien gab bzw. gibt es eine Reihe von traditionellen Reiterspielen, eines der aufregendsten soll Isindi sein. Es simuliert eine militärische Schlacht zwischen Reitergruppen, die mit 1,5 m langen Wurfspeeren bewaffnet sind. Die Speerköpfe sind mit Leder oder Gummi geschützt, Treffer mit ihnen bringen die Punkte im Wettkampf.



5 Rubel 1980 aus dem Olympiaprogramm: Isindi - ein georgischer Reiterwettkampf


Erdbeben in Armenien - 3 Rubel 1989


Die Motivseite zeigt das Denkmal zur Erinnerung an das Erdbeben vom 7.12.1988 – fünf Hände, eine ewige Flamme tragend, dahinter Adlerschwingen in der Form des Berges Ararat, Fragmente zerstörter Gebäude (Säulen und Bögen) und eine heftig läutende Glocke. Die Umschrift lautet „Zone des Erdbebens – der Barmherzigkeit – des Aufbaus“, unter dem Denkmal steht das Datum des Erdbebens.

Das Erdbeben von Spitak erschütterte den Norden Armeniens, mit mindestens 25.000 Toten und einer Million Obdachlosen zählt es zu den schwersten Erdbeben der letzten Jahrzehnte. Der Kaukasus ist ein Faltengebirge, das durch das Zusammenstoßen der Eurasischen mit der Arabischen Kontinentalplatte entstanden ist. Da letztere durch eine Ostdrift der Afrikanischen Platte in Richtung Norden geschoben wird, faltet sich das Gebirge bis heute weiter auf, und die dabei entstehenden Spannungen entladen sich häufig in Erdbeben.


Das Erdbeben erschütterte die Region am 7. Dezember 1988 um 11:41 Uhr Ortszeit. Es hatte eine Stärke von 6,9 auf der Momenten-Magnituden-Skala, das Epizentrum lag etwa 18 Kilometer nordwestlich von Spitak. Verglichen mit anderen Erdbeben ähnlicher Magnitude richtete es verheerende Schäden an, einerseits, weil das Zentrum des Bebens nur etwa fünf Kilometer unter der Erdoberfläche lag, andererseits, weil die Bausubstanz der Gebäude in Spitak und den umliegenden Ortschaften äußerst schlecht war. Betroffen waren vor allem die Städte Spitak, Leninakan (heute Gjumri), Kirowakan (heute Wanadsor) und Stepanavan sowie eine Reihe umliegender Dörfer. Trotzdem konnten in den ersten Stunden nach dem Beben rund 15.000 Menschen aus den zusammengestürzten Gebäuden gerettet werden.


Außer den genannten Gründen gab es noch weitere Faktoren, die dazu führten, dass die Anzahl der Toten so hoch ausgefallen ist. So herrschten zur Zeit der Katastrophe winterliche Temperaturen, wodurch Menschen, die das eigentliche Beben überlebten, in der Folge im Freien erfroren. Außerdem wird berichtet, dass in Spitak und den umliegenden Ortschaften bis zu 80 Prozent des medizinischen Personals in den zusammengestürzten Krankenhäusern und Arztpraxen ums Leben kamen und somit die medizinische Versorgung nicht gegeben war. Eine weitere Folge des Bebens war die Schließung des einzigen Kernkraftwerks in Armenien, das danach mehrere Jahre abgeschaltet blieb.



3 Rubel 1989 auf das Erdbeben in Armenien


Nach der Nachricht über die Katastrophe kehrte der damalige, aus dem Kaukasus stammende, sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow kurzfristig von einem Staatsbesuch in den USA zurück und besuchte das Erdbebengebiet. Angesichts des Ausmaßes der Schäden bat Gorbatschow nach wenigen Tagen ungeachtet des Kalten Krieges die USA um humanitäre Hilfe, zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg. In der Folge leisteten mehrere westliche Staaten im Kaukasus Hilfe, darunter auch die Bundesrepublik Deutschland und die Schweiz.


Spitak wurde so schwer zerstört, dass die Stadt nach dem Beben aufgegeben und an anderer Stelle völlig neu aufgebaut wurde. Ein Teil der Gebäude im „neuen“ Spitak wurde im Stil der Nationen errichtet, die den Wiederaufbau ermöglichten.


Matenadaran - 5 Rubel 1990


Die Motivseite zeigt das Matenadaran, das Bibliotheksgebäude in Jerewan mit großer Freitreppe im Vordergrund. Dazu kommt ein Text aus verschnörkelten kyrillischen Buchstaben „Matenadaran“ und  „Jerewan 1959“, die kyrillische Schrift ist in Anlehnung an die armenische Schrift gestaltet. Begleitet wird diese Darstellung durch einen großen Kerzenleuchter und eine Schriftrolle.



5 Rubel 1990 Matenadaran, Jerewan


Das auf der Motivseite abgebildete Matenadaran gehört zu den Sehenswürdigkeiten Jerewans. Das Maschthots-Matenadaran-Institut - kurz Matenadaran (armenisch für Bibliothek) - in Jerewan ist das Zentralarchiv für alte armenische Handschriften. Seit 1962 ist es nach dem Heiligen Mesrop Maschthots benannt, dem Entwickler des armenischen Alphabets. Seit 1997 gehört es zum Weltdokumentenerbe der UNESCO.


Oberhalb der unteren Freitreppe steht das Denkmal für den Heiligen Mesrop Maschthots. Hinter ihm an der Wand ist das armenische Alphabet eingelassen, die Schriftrolle auf der Münze ist eine Wiederholung dieser Buchstabentafel. In Richtung seiner ausgestreckten linken Hand befindet sich ein Relief an der Wand, das rechts unten auf der Münze wiederholt wird: eine Hand mit erhobenem Schwert, kleinem runden Schild und einem Falken. Vor dem Gebäude selbst stehen weitere Skulpturen großer armenischer Denker.



Matenadaran in Jerewan, Eingangsbereich und eines der wertvollen Bücher


Der Hauptteil des Bestandes von 17.000 Handschriften geht auf den Matenadaran des Katholikats der Armenischen Apostolischen Kirche in Etschmiadsin zurück. 1920 enteignet und nach Moskau überführt, gelangte die Sammlung 1939 nach Jerewan. Das heutige Gebäude im neo-armenischen Stil wurde zwischen 1945 und 1957 von Mark Grigoryan, dem damaligen Hausarchitekten von Jerewan errichtet. Das Magazin wurde atombombensicher in den Fels gehauen und leidet heute unter Wassereinbrüchen. Die Sammlung enthält herausragende Beispiele armenischer Miniaturen. Der Codex Etschmiadsin von 989 mit Beiheftungen aus dem 6./7. Jahrhundert hat fast den Rang einer nationalen Reliquie. Die beiden Fotos zeigen den zentralen Teil der Gebäudefront und eines der vielen überaus prächtigen Bücher in der Ausstellung.


Reiterdenkmal für David von Sasun - 5 Rubel 1991


Die Münze ist David von Sasun gewidmet, dargestellt ist das Reiterdenkmal für ihn in Jerewan, die  Umschrift lautet „Denkmal für David von Sasun“ und „Jerewan“. Das auf der Bildseite abgebildete Reiterdenkmal ist zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Es wurde 1959 eingeweiht, diese Jahreszahl befindet sich neben dem Denkmalsockel. Umschrift und Ortsangabe unter dem Denkmal sind in einer sehr runden kyrillischen Schrift. Das Denkmal zeigt David bei der Abwehr der arabischen Invasion unter Masra Malik - der ein Halbbruder von ihm war. Um das Blutvergießen tausender Krieger zu verhindern, forderte er den Herrscher des Kalifats zu einem Zweikampf heraus und besiegte ihn. Das monumentale, samt Sockel etwa 12,5 Meter hohe und 3,5 Tonnen schwere Denkmal ersetzte eine kleinere Version aus dem Jahr 1936, das damals in Vorbereitung auf das tausendjährige Jubiläum der Legende errichtet wurde. Es befindet sich im Zentrum eines ovalen Wasserbrunnens mit einem Durchmesser von 25 Metern. Das Werk wurde auf Anregung des Künstlers Vanusch Khanamiryan vom Bildhauer Jervand Kotschar (1899–1978) im Zusammenwirken mit dem Architekten Michael Mazmanyan ausgeführt.


Das armenische Nationalepos um David von Sasun soll etwa aus dem 9. Jahrhundert stammen, aufgezeichnet wurde die bis dahin mündlich überlieferte Erzählung 1873 durch den Bischof der Armenischen Apostolischen Kirche, Garegin Srvandztiants. Etwa 60 Jahre später, im Jahr 1936, begann der Literat Manuk Abeghian mit seinen Mitarbeitern die Erzählung neu abzufassen und herauszugeben. Das Werk umfasste drei Bande mit mehr als 2500 Seiten, in den neueren Ausgaben wurde das Buch unter dem Titel „David von Sasun“ zum nationalen Volksgut. Die Geschichte erzählt von den Auseinandersetzungen der Armenier mit ihren Nachbarn über mindestens fünf Generationen, von Davids Urgroßmutter bis zu seinem Sohn. Sasun, die Heimatstadt von David, gegründet von seinem Großvater Sanasar, liegt heute in der türkischen Provinz Batman, etwa 300 km südlich der türkisch-armenischen Grenze.



5 Rubel 1991 David von Sasun (links) und 1 Rubel 1991 Nisami Gjandschavi (rechts)


Eine ähnlich gestaltete Münze mit dem Denkmal für David von Sasun wurde 1994 als eine der ersten Gedenkmünzen der Republik Armenien mit dem Nominal 25 Dram ausgegeben.


Text und Fotos: Rainer Geike

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