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Eine Handvoll Gulden: Rebmanns Flucht durch Holland

Der aus Franken stammende Journalist Georg Friedrich Rebmann war nach der Französischen Revolution von 1789 schon mehrfach negativ aufgefallen. In Dresden positionierte er sich offen zugunsten der Revolutionäre. In einigen Städten wurden seine Schriften verboten. Als Rebmann in Dessau eine Rede von Robespierre übersetzte, verwies ihn der regierende Fürst des Landes. In Erfurt, das zum Erzbistum Mainz gehörte, drohte die Verhaftung. In der Nacht zum 13. Januar 1795 floh er außer Landes. Um nach Frankreich zu gelangen, nahm er den Weg über Holland. Das Land war gerade von den Franzosen besetzt worden, unter deren Vorherrschaft wenig später die Batavische Republik gegründet werden sollte. Kurz vor der Grenze warnten Bewohner von Leer die Reisenden: Die Franzosen hätten in Holland die Lebensmittel beschlagnahmt. Alles sei entsetzlich teuer! Doch die ersten Eindrücke waren andere:

„Die Weiden sind voll der schönsten Pferde und der fettesten Kühe. An den Ufern der Kanäle ist ein unaufhörliches Gehen und Treiben. Alles atmet Wohlstand, Reinlichkeit und Überfluss.“ (1)

Und auch die Preise waren annehmbar. So etwa im Gröninger Gasthof:

„So gut wir bedient worden waren, so billig war die Zeche. Für zwei außerordentlich reichliche Mahlzeiten mit Wein, für Logis, Kaffee etc. bezahlten wir zwei Personen die Kleinigkeit von einem holländischen Dukaten.“ (2)

Georg Friedrich Rebmann (1768-1824) – Bildquelle: Wikimedia, Stadtarchiv Bamberg.


Was ein holländischer Dukat ist und woran man ihn erkennt, ergibt sich aus der Geschichte dieser bis heute nachgeprägten Münze. Nachdem die sieben nördlichen Provinzen der Niederlande im Jahre 1581 ihre Unabhängigkeit von Spanien erlangten, wurde der Dukat erstmals geprägt. Das Bild des stehenden Ritters geht auf einen ungarischen Dukaten als Vorbild zurück:

„Die sieben Pfeile in der Hand des Ritters verkörpern die Provinzen, deren Zusammengehörigkeit durch das sie umschlingende Band betont wird. Die Legenden ‚Einigkeit macht stark‘ ergänzt im Wort die bildliche Darstellung. Der Name der Provinz, in deren Münzstätte der Dukat entstanden ist, erscheint abgekürzt am Ende der Vorderseitenumschrift.“ (3)

Die Abkürzung "HOL" auf der abgebildeten Münze steht für die Münzstätte von Dordrecht. Die Schrifttafel auf der Rückseite zeigt eine abgekürzte lateinische Inschrift mit der folgenden Bedeutung: Münze aus den Staaten der Vereinigten Provinzen der Niederlande nach dem Gesetz des Kaiserreiches. Der Hinweis auf gesetzliche Vorschriften ist trickreich:

„Gerade diese Dukaten enthielten weniger Gold als das Gesetz es forderte. Da schlechtes Geld das gute verdrängt, waren sie eine der wichtigsten Handelsmünzen des 17. und 18. Jahrhunderts, besonders im Raum der Ostsee und den holländischen Kolonien.“ (4)   

Dukat (Batavische Republik, 1795, 986er Gold, 3,5 Gramm, 21,5 mm) – Bildquelle: Künker, Herbstauktionen 351-354, Los 1365.


Die Flucht von Georg Friedrich Rebmann im Jahr 1795 in Richtung Frankreich erfolgte über Amsterdam. Angesichts der Geldschneiderei allerorten war der Flüchtling empört:

„Sobald man angekommen ist, so bemächtigt sich indes eine Menge Gesindels fast wider Willen des Gepäckes, und wehe dem, der so töricht ist, wie ich es war, mit diesen eigennützigen, verworfenen Kerls nicht genau zu akkordieren! Ich bin, ehe ich diese Sitte lernte, um einige Gulden geprellt worden. (…) Wucher und nichts als Wucher ist das Gewerbe dieser Stadt, vom Millionär bis zum Schuhputzer herab.“ (5)

In Haag war es ganz ähnlich. Und die Besatzer aus Frankreich waren nicht besser als die Einheimischen. Vor allem die Verwalter und Unternehmer:

„Sie sprechen von der Kanaille und von den fünf Tyrannen und von Ludwig XVIII. und kaufen sich hier Equipagen um 1000 Gulden. (…) Können Sie mir wohl glauben, dass ein holländischer Lieutenant, der vor der Revolution fast Hungers starb und dem man aus Mitleid eine Gage von 80 Gulden monatlich verschafft hatte, mir mit Tränen in den Augen klagt, dass er, ein Mann von gutem sächsischen Adel, jetzt, wenn er auf der Wache sei, vor einem gemeinen Kerl von Konventspräsidenten die Honneurs machen lassen müsse, und dass er mir versicherte, dass er gern mit 25 Gulden Gage dem Kaiser dienen würde.“ (5)

Rm-3: Gulden (Batavische Republik, 1797, 913er Silber, 10,5 Gramm, 31 mm) – Bildquelle: UCoin.


Der einleitend erwähnte holländische Dukat hatte einen Gegenwert von 14 Gulden. Aus den Worten von Rebmann lässt sich jedoch ablesen, dass weniger die hochwertigen Dukaten das Geld waren, das den Alltag bestimmte, sondern statt ihrer die Gulden. Die ersten holländischen Gulden aus dem 14. Jahrhundert waren, wie der Name es vermuten lässt, noch aus Gold gefertigt. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit von Spanien dienten sie als Rechnungsmünze, ab 1601 wurden sie in Silber ausgeprägt. Zur Zeit der Batavischen Republik gab es halbe und ganze Silbergulden mit der antik gewandeten „Batavia“ auf der Vorderseite. Die allegorische Figur hält den Freiheitshut auf einer Lanze und stützt sich auf ein Podest mit der Bibel. Die lateinische Umschrift  besagt: Auf das eine stützen wir uns, das andere schützen wir. Die Rückseite zeigt das bekrönte Wappen der Niederlande. Die Umschrift bezeichnet wie bei den Dukaten die Vereinigten Provinzen der Niederlande als Münzherren, ergänzt um ein Kürzel der jeweiligen Provinz. Während der dreifache Gulden dieselben Motive verwendet, ist der gleichwertige Silber-Dukaton aus den südlichen Provinzen auf der Vorderseite mit einem springenden Reiter über dem Wappen versehen. Auf der Rückseite wird das bekrönte Wappenschild der Niederlande von zwei Löwen gehalten. Die lateinische Umschrift besagt, dass durch Eintracht auch kleine Dinge wachsen. Kurz: Einigkeit macht stark!

Dukaton (Batavische Republik, 1796, 935er Silber, 32,8 Gramm, 40 mm) – Bildquelle: Numista, Jean Elsen & ses Fils s.a.    


Dietmar Kreutzer


Quellenangaben:

  1. Georg Fridrich Rebmann: Holland und Frankreich in Briefen; Berlin 1981, S. 28.

  2. Ebenda, S. 32.

  3. Neuzeitliche Goldmünzen; Frankfurt/Main 1985, Tafel 52.

  4. Hermann Kochs: Geprägtes Gold; Stuttgart 1967, S. 227.

  5. Rebmann, S. 42ff.

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