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Eine der seltensten und imposantesten Silbermedallien der frühen Neuzeit

Obwohl Karl I. von Spanien (1516–1556), der spätere Kaiser Karl V. (1519–1556), zwar der Enkel des habsburgischen Kaisers Maximilian I. (1493–1519) war, folgte er Kaiser Maximilian nach dessen Ableben (Januar 1519) nicht automatisch auf den Thron. Im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation war die Kaiserwürde nämlich nicht erblich, sondern wurde von den Kurfürsten vergeben. Wem diese ihre Gunst aber schenkten, stand nicht von Anfang an fest, da auch König Heinrich VIII. von England und insbesondere König Franz I. von Frankreich um die Kaiserwürde buhlten. Entscheidend für die Wahl Karls war am Ende die Tatsache, dass das überaus reiche und mächtige Augsburger Bankhaus Fugger höhere Bestechungsgelder an die Kurfürsten leisten konnte, als die Konkurrenz. Will man den Quellen Glauben schenken, so beliefen sich die Gesamtkosten der Fugger auf 543.589 Gulden, 43 Kreuzer und 12 schwäbische Heller. Rechnet man die Beiträge der Augsburger Welser und italienischen Bankiers noch hinzu, die ebenfalls für Karl gezahlt hatten, dann belief sich die Summe der Kaiserwahl gar auf 851.589 Gulden und 56 ½ Kreuzer. Karl war also zum Kaiser regelrecht „hochgeschachert“ worden und seine Wahl durch die Kurfürsten am 28. Juni 1519 in Frankfurt am Main zum Römischen König und zum Erwählten Römischen Kaiser nichts anderes als eine zeremonielle Abschluss-Formalität, in der man den Mantel des schönen Scheins über die „häßliche“ Wirklichkeit breitete.


Da schon bei der Kaiserkrönung Karls am 23. Oktober 1520 in Aachen festgelegt worden war, dass der erste Reichstag in Nürnberg stattfinden sollte, hatte Nürnberg in Erwartung dieses großen Ereignisses den Maler Albrecht Dürer damit beauftragt, die Wände des Rathaussaals neu zu gestalten und eine silberne Geschenkmedaille in Auftrag gegeben, die dem Kaiser dann beim ersten Reichstag in 100 Exemplaren übergeben werden sollte. Geschaffen wurde diese Medaille von Hans Krafft nach einem Entwurf von Albrecht Dürer.


Silbermedaille von 1521 von Hans Krafft nach einem Entwurf von Albrecht Dürer auf den geplanten Reichstag in Nürnberg. 201,72 g, Ø 71,57 mm, hergestellt in Nürnberg [Künker 327/3904]


Diese zeigt auf ihrer Vorderseite das Brustbild Karls V. im Prunkharnisch mit Lilienkrone und umgehängter Ordenskette vom Goldenen Vließ nach rechts umgeben ringsherum von 14 Wappen. Im Wappenkreis über der Kaiserkrone finden sich die Säulen des Herakles und der Wahlspruch des Kaisers PLVS VLTRA („Darüber hinaus!“). Ein Motto, das auf die Entdeckung der Neuen Welt und Spaniens Machtanspruch auf diese, anspielt. Die Umschrift lautet: CAROLVS : V : RO[manus] : IMPER[ator] : (Karl V. Römischer Kaiser). Auf der Rückseite sehen wir den doppelköpfigen heraldischen Reichsadler mit dem österreichisch-burgundischen Wappenschild auf der Brust, der Jahreszahl 15–21 zwischen den Flügeln, umringt von 13 Wappen und einem N im Kranz, das für den Produktionsort Nürnberg steht.

Das erwähnte Brustbild Karls V. hatte Dürer während der Krönung desselben in Aachen entworfen. Allerdings wollte Dürer 1520 in Aachen nicht nur die pompöse Kaiserkrönung miterleben und ein Bild des Kaisers anfertigen, sondern Karl V. auch um die Bestätigung seiner von Maximilian I. ihm gewährten Jahresrente von 100 Gulden bitten.


Doch gerade als 167 Exemplare dieser Medaille fertig gestellt worden waren, hielt die Pest in Nürnberg „Einzug“ und der für 1521 geplante Reichstag konnte nicht mehr in Nürnberg stattfinden, sondern wurde nach Worms verlegt. Die Gelegenheit dem Kaiser, wie ursprünglich geplant, 100 Exemplare dieser imposanten Silbermedaille zu schenken, war damit vertan. Zwar hatten die Nürnberger Entscheidungsträger zunächst überlegt, dem Kaiser die hergestellten Medaillen durch Gesandte in Worms doch noch als Geschenk zu überreichen, doch verwarf man diesen Gedanken alsbald und nahm schließlich endgültig Abstand davon. 1537 schmolz man das Gros der hergestellten Medaillen wieder ein, so dass sich 1613 im Rathausarchiv nur noch 24 Exemplare dieser Medaille samt Prägestempel befanden.


Als im 19. Jahrhundert das Interesse an dieser alten Medaille plötzlich wieder aufkeimte und die Königliche Bayerische Münze in München versuchte mit den erhaltenen Stempeln Nachprägungen herzustellen, versagten diese und zerbrachen beim Prägen.

2019 gelangte dann eine dieser Medaillen aus altem Nürnberger Familienbesitz zum Auktionshaus Künker in Osnabrück, das diese in seiner Herbstauktion versteigerte. Der Schätzpreis derselben betrug 7.500,– Euro. Der Zuschlag erfolgte jedoch erst bei mehr als einer Viertel Million – genauer gesagt bei 260.000,– Euro.


Kaiser Karl V. (um 1520). Gemälde von Bernard van Orley (1487–1541). Standort: Gemäldeabteilung des Louvre-Museums, Paris [Wikimedia Commons]

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