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Dreiste Methoden: Fake-Münzen aus China

Es gibt nichts, was nicht auch gefälscht wird. Wenn Taschen und Schuhe, Parfüms, Uhren und Textilien teurer Marken nachgemacht werden, warum sollte das nicht auch mit Münzen passieren? In der Regel haben es Münzfreunde mit seriösen Händlern und Angeboten zu tun. Doch werden sie auch mit fragwürdigen Offerten, genauer gesagt mit Fake-Münzen gelockt, die sich keine Mühe geben, wirklich echt und alt auszusehen, aber dennoch großen Schaden anrichten. Im Prinzip ist gegen Münzrepliken nichts zu sagen, wenn sie als solche klar gekennzeichnet sind wie es bei uns die gesetzlichen Vorschriften verlangen.

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Die „Bollos“-Unze aus Feinsilber ist, wie die Berliner sagen, erstunken und erlogen. Aber sie kann Schaden anrichten und Sammler irritieren.



Der Vergleich mit einer echten „Walking Liberty“ aus dem Jahr 2017 zeigt die Unterschiede.


Beim chinesischen Gemischtwaren-Versandhändler TEMU ist unter anderem eine US-amerikanische „Silbermünze“ im Wert von einem „Bollos“ in der Qualität Spiegelglanz im Angebot. Es gibt sie nicht nur mit aktueller Jahreszahl, sondern auch mit einer Angabe des Prägejahres 1900. Dieses Machwerk kann für wenige Euro bestellt werden. Die Ausgabe mit einer der Sonne zustrebenden Liberty weicht in Details vom Original ab und ist mit 23,69 Gramm erheblich leichter als die echte Ausgabe zu einer Unze, die 31,20 Gramm wiegt, genau wie ein Taler von vor 500 Jahren. TEMU steht wegen seiner dubiosen Angebote von Textilien und Industriewaren, aber auch von nachgemachten Münzen in der Kritik. Das auf dem „Bollos“ verschiedenttlich verwendete Prägejahr 1900 gibt es für dieses Motiv nicht, denn das Motiv existiert erst seit 1916 auf einer Half-Dollar-Münze. One-Dollar-Liberty-Münzen aus Feinsilber, gedacht als Wertanlage, mit einem Gewicht von einer Unze Reinsilber werden erst sei 1986 geprägt. Die Qualität der nicht als solche gezeichneten Kopie der beliebten Münze lässt auf professionelle Hersteller schließen. Ihnen ist es egal, dass sie mit solchen Produkte, die in großen Mengen den Markt fluten, hohen Schaden anrichten und zu Frust bei getäuschten Sammlern führen.


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Der nachgemachte Ecu von 1691 aus der Münzstätte Paris mit dem Bildnis des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. ist bei TEMU als billige Kopie im Angebot. Der echte Ecu von 1693 erfreut das Herz eines jeden Frankreich-Sammlers.


Bei TEMU stößt man auf weitere geradezu abenteuerliche „Liebesgrüße“ dieser Art aus China. Sie werden für Preise unter fünf Euro angeboten, so etwa das bekannte Fünf-Mark-Stück von 1901 zur Zweihundertjahrfeier des preußischen Königtums sowie deutsche Taler aus dem 19. Jahrhundert, etwa aus Frankfurt. TEMU geht mit der numismatischen Wahrheit leichtfertig um, denn die Beschreibungen enthalten sachliche Fehler. Der Versandhändler bietet seine Taler aus Frankfurt am Main mit diesen unbeholfenen Worten an: „1 Replik einer russischen Geldgedenkstücke in im Art Deco Stil von 1866, rundes Sammlerstück aus Metall, Thema Popkultur, ideal für als Dekoration zu Weihnachten, Ostern, Chanukka, Erntedankfest, St. Patrick's Day und als Reisesouvenir.“ Eine andere Beschreibung eines „Vintage“-Rubel aus Russland mit dem Bildnis der Zarin Anna von 1730 stellt fest: „Alte russische Münzen glückliche Gedenkmünzen Mode Handwerk Home Decor“ und spricht von 98,6 Prozent positiver Bewertung. Ein seltener Rubel von 1841 wird so angepriesen: „1841 russische Replik Geldstücken, Metalle strukturierte Schmuckzubehörteile, DIY Perlenverzierungen, Kunst und Handwerk, Partyspiel Zubehör, Legierungsmaterial Preis 1,87 € inklusive Mehrwertsteuer Modell r181.“


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Für wenig Geld bietet der chinesische Versandhändler einen auf „alt“ gemachten seltene Rubel von 1841 auf die Vermählung des späteren Zaren Alexander II. mit Maria von Hessen-Darmstadt, aber auch ganz normales Silberstücke an.


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In manchen Sammlungen liegen aus Deutschland stammende Repliken wie der Frankfurter Taler von 1695. Die Jahreszahl 1970 unter den Schwanzfedern des Reichsadlers gibt das Entstehungsjahr an.


Eine Umfrage bei Münzhändlern und Sammlern ergab, dass der „Bollos“ weitgehend unbekannt ist. Allgemein wird aber beklagt, dass in den (un)sozialen Medien mit Münzen aller Art und vor allem mit Zwei-Euro-Münzen viel Schaden angerichtet wird. Sammlern wird vorgegaukelt, sie könnten mit sogenannten Fehlprägungen viel Geld verdienen und müssten sie nur in ihrem Portemonnaie oder an der Ladenkasse ausfindig machen. Jörg Scharfenberg von der Berliner Münzauktion und andere Händler halten von solchen Spekulationen nichts und kritisieren, dass Länder wie Palau oder Liberia unbedarfte Sammler mit überteuerten Münzen locken, ebenso mit Münzen, die deutsche Motive und Inschriften tragen. Wenn den Händlern ab und zu solche Stücke in Erwartung eines guten Preises zum Kauf angeboten werden, werden sie jedoch nicht angenommen.


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Die hochseltenen Reichsmünzen aus Sachsen und Bayern von 1917 und 1918 sind als Repliken gekennzeichnet und unterscheiden sich auch sonst von den Originalen, weshalb sie keinen Schaden anrichten können.


Münzsammler helfen sich mit Nachprägungen, wenn die Originale zu teuer und unerreichbar sind. Sie füllen Lücken und sind als solche sofort zu erkennen. Im Angebot sind offizielle Nachprägungen etwa von alten Talern und Reichsmünzen. Da sie klare Unterscheidungsmerkmale gegenüber den Originalen aufweisen, etwa ein leicht abweichendes Gewicht, einen veränderten Durchmesser oder eine andere Legierung, aber auch untilgbare Jahreszahlen, Feingehaltsangaben und Buchstaben, richten sie keinen Schaden an. Solche Nachprägungen eignen sich nicht zur Geldanlage. Wer sich die preiswerten Stücken zulegt, weiß, dass ein Verkauf nicht gewinnbringend ist. Wenn man diesen Aspekt beiseite lässt, dann können auch die gekennzeichnete Kopien Freude bereiten.


Text und Fotos: Helmut Caspar

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