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Carnuntums Usurpatorenpaar Regalianus und Dryantilla. Eine numismatische Spurensuche im Internet


Cristian Găzdac / Werner Melchart / Eduard Pollhammer (Hrsg.): Carnuntums Usurpatorenpaar Regalianus und Dryantilla. Eine numismatische Spurensuche im Internet, St. Pölten 2021, 111 Seiten, farbig bebildert, Format: 21 x 29,5 cm, Festeinband, ISBN: 3-85460-324-X, Preis: 39,00 Euro.


Wenn Römersammler für nicht so perfekt geschlagene und erhaltene Antoniniane trotzdem höhere 4-stellige und auch 5-stellige Euro-Preise zu zahlen bereit sind, sind das nicht selten Prägungen aus der überhastet und wenig professionell eingerichteten Münzstätte, in der Regalianus für sich und seine Frau Dryantilla prägen ließ. Dabei ist Regalianus ein kaum bekannter römischer Kaiser, von dem nur wenig bekannt ist und dessen Münzen wahrlich keine Meisterwerke sind. Andererseits haben wir hier einen der spannenden Fälle vor uns, wo wir neben den Münzen kaum andere Zeugnisse von einer Person haben, denn die schriftlichen Quellen zu Regalianus gelten als unzuverlässig, weitere Sachquellen gibt es nicht. Regalianus war Legionsführer und soll auch Statthalter der Provinz Pannonia superior gewesen sein. Im Herbst des Krisenjahres 260 n. Chr. ließ er sich nach der Gefangennahme Valerians durch die Sasaniden in Carnuntum (Niederösterreich) zum Kaiser ausrufen und trat damit als Gegenkaiser zu Gallienus, dem Sohn Valerians, auf. Eine Anerkennung durch den römischen Senar hat er nie erhalten, nach wenigen Wochen wurde er ermordet.


Wie jeder neu ausgerufene Kaiser brauchte auch Regalianus sofort größere Summen zur Belohnung/Bezahlung der ihn stützenden Truppen und zur Organisation einer Verwaltung. Außerdem brauchte es die Münzen, um sein Bild und Programm (und seine Freizügigkeit) bekannt zu machen. Das scheint ihn nach Aussage der erhaltenen Münzen vor größere Probleme gestellt zu haben. Offensichtlich musste er sich behelfen, indem rasch Münzen seiner Vorgänger, die zum großen Teil aus seinem Besitz stammten, überprägt wurden. Zugleich hat er wohl auch auf die verfügbare Barschaft seiner vermutlich sehr vermögenden Frau Dryantilla zurückgegriffen, was die Zahl der (Über-)Prägungen mit ihrem Porträt und Namen nahe legen.


Das vorliegende Buch stellt jene extrem seltenen Münzen von Regalianus und seiner Frau Dryantilla vor, die in den letzten 20 Jahren im Internet im Rahmen diverser Auktionen angeboten worden sind. Mit dieser sehr modernen „Fundmünzsuche“ ist es gelungen, zahlreiche bisher unbekannte Stücke zu entdecken. Im Katalogteil sind diese Exemplare abgebildet, 37 von Regalianus und 27 von Dryantilla. Für jedes Stück, alle sind vergrößert abgebildet, gibt es eine Seite. Sie sind genau beschrieben und zitiert, natürlich mit Angabe ihrer Provenienz und der erzielten Preise. Dem Katalog ist ein Textteil vorangestellt mit einem historischen Überblick und Erläuterungen zur Münzprägung des Regalianus und seiner Frau.


Das Buch ist interessant und spannend für die Münzprägung der Krisenzeit des 3. Jahrhunderts und ist ein wunderbares Beispiel für neue und ertragreiche Forschungsmethoden. Sammler römischer Kaisermünzen können sich leicht einen guten Überblick über ein sonst schwieriges Kapitel römischer Münzprägung verschaffen.

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