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Bundesbank in der Kulturhauptstadt: Interview mit Dr. Hendrik Mäkeler und Dr. Sandra Matthies

Vom 30. April bis 27. Juni 2025 wurde in der Chemnitzer Filiale der Deutschen Bundesbank die Ausstellung "Geld im Spiegel der Zeit" gezeigt. Die Rolle von Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2025 war der Anlass. Münzen-Online fragte bei einem Besuch in der Zentrale der Notenbank, wie es zu der Ausstellung gekommen ist, wie sie angenommen wurde und ob weitere derartige Projekte geplant sind. Gesprächspartner waren Dr. Hendrik Mäkeler, Leiter des Bereichs Numismatik und Geldgeschichte der Deutschen Bundesbank, und Dr. Sandra Matthies, zuständig für Ausstellungen.

Dr. Hendrik Mäkeler

Foto: Kreutzer


Münzen-Online: Wie ist es zu der Ausstellung in Chemnitz gekommen? Gab es schon zuvor derartige Präsentationen oder handelt es sich um eine Premiere?


Dr. Sandra Matthies: Generell gab es schon numismatische Ausstellungen in anderen Filialen oder an anderen Standorten der Bundesbank. Die aktuelle Ausstellung ist aber tatsächlich neu konzipiert worden, eigens für die Kulturhauptstadt. Da Hauptverwaltung der Bundesbank in Leipzig hatte die Idee. Wir haben das Projekt dann gemeinsam entwickelt.


Münzen-Online: Welches Anliegen verbinden Sie mit der Ausstellung? Wollen Sie die Geldgeschichte allgemein präsentieren oder speziell deren geschichtliche Hintergründe im Erzgebirge?


Dr. Sandra Matthies: Beides. An uns ist der Wunsch herangetragen worden, dass die allgemeine Gesldgeschichte mit dabei sein soll. Damit beschäftigt sich der Ausstellungsteil im Erdgeschoss. Im Obergeschoss geht es dann tatsächlich um das Erzgebirge und um Chemnitz selbst. Chemnitz hatte ja keine umfangreiche Münzprägung. Deshalb haben wir uns im oberen Ausstellungsteil auf das Erzgebirge konzentriert, mit den zugehörigen Silbermünzen und dem Notgeld aus Chemnitz. Außerdem zeigen wir natürlich die Sammlermünze, die gerade für die Kulturhauptstadt Chemnitz herausgekommen ist.


Dr. Mäkeler (links) mit Dr. Sandra Matthies

Foto: Kreutzer


Münzen-Online: Sie Ausstellung steht im Eingangsbereich und im ersten Stock der Filiale. Keine idealen Bedingungen. Wie war die Resonanz der Besucher auf diese ungewöhnliche Präsentation?


Dr. Hendrik Mäkeler: Die Resonanz übersteigt unsere Erwartungen deutlich. Eine Bundesbankfiliale ist nicht als Museum konzipiert. Dort geht es um andere Aufgaben wie beispielsweise die Bargeldversorgung, den Umtausch von D-Mark in Euro oder die Ausgabe von Sammlermünzen. In einem solchen Gebäude eine Ausstellung auszurichten, ist ein Kunststück. Man darf nur wenig Platz beanspruchen, damit zum Beispiel die Rettungswege frei bleiben. Doch es ist uns gelungen!


Dr. Sandra Matthies: Wir haben nicht mit so vielen Experten gerechnet. Angedacht war die Ausstellung für Kunden, die die Filiale besuchen, dort Geld wechseln oder Sammlermünzen kaufen. Es kommen aber auch viele Schulklassen und Rentnergruppen. Sogar das Technische Hilfswerk hat sich angekündigt. Es gibt auch richtige Führungen.


Ausstellungstafel

Foto: Kreutzer


Münzen-Online: Die Details von Münzen sind in den tiefen Glas-Vitrinen manchmal nur schwer zu erkennen. Sind da andere Präsentationsformen möglich, etwa Filme oder große Repliken?


Dr. Sandra Matthies: Über die eingeschränkte Wahrnehmbarkeit der Münzen, die im rückwärtigen Teil der Vitrinen ausgestellt sind, habe ich auch schon etwas von anderen Besuchern gehört. Es stellt sich immer die Frage, wie Münzen in geeigneter Form präsentiert werden können. In jedem Fall brauchen wir Vitrinen. Die Münzen können ja nicht offen liegen. Anstelle von Standvitrinen werden auch Pultvitrinen genutzt. Die Vitrinen müssen zudem bestimmte Sicherheitsanforderungen gewährleisten. Das ist also tatsächlich nicht so einfach. Wir müssen sehen, wie wir die Präsentation bei kommenden Ausstellungen noch verbessern können.


Dr. Hendrik Mäkeler: Auf Wünsche nach besonderen Formen der Präsentation können wir nur begrenzt reagieren. Wir sind ja eine öffentliche Institution. Wir müssen im Auge behalten, welche Kosten eine solche Austellung verursacht. Wenn eine Dauerausstellung für zehn Jahre konzipiert wird, dann kann man auch Filme und Repliken nutzen. Repliken anfertigen zu lassen, kostet viel Geld. Solche Hilfsmittel sind etwas, das man nicht ausschließlich für eine kurzzeitige Sonderausstellung herstellen lässt.


Ausgestellte Taler aus dem Erzgebirge

Foto: Kreutzer

Banknote der Chemnitzer Stadtbank (1867)

Foto: Kreutzer


Münzen-Online: Die Ausstellung ist zwar klein, aber breit aufgestellt. Gelingt es Ihnen, zugleich die Kunden der Bank als auch Sammler und Fachpublikum anzusprechen?


Dr. Hendrik Mäkeler: Das ist das Besondere bei diesen Bundsbank-Ausstellungen in den Hauptverwaltungen und Filialen. Wir freuen uns über jeden Numismatiker, der sich unsere Ausstellungen anschaut. Die Grundidee ist aber, ein möglichst breites Publikum ohne numismatisches Vorinteresse anzusprechen, das bestenfalls eine Gedenkmünze abholt. Der Kunde sieht bei dieser Gelegenheit, dass seine Münzen einen geldgeschichtlichen und numismatische Kontext haben. Wir wollen also das Interesse für Numismatik wecken, gewissermaßen im Vorbeigehen. Deshalb steigen wir historisch ganz am Anfang ein und zeigen auch Unerwartetes, wie etwa die Kauri-Schnecken. Außerdem setzen wir bewusst auf den Ort und die Region. Im Fall von Chemnitz etwa ist allen klar, dass die Stadt sich als Tor zum Erzgebirge versteht. Das Erzgebirge wiederum ist eine wichtige Region für die Münzprägung.


Münzen-Online: Haben Sie weitere Projekte, die in nächster Zeit anstehen? Können Sie etwas Konkretes benennen oder wollen Sie dazu lieber noch nichts verraten?


Dr. Sandra Matthies: Wir haben schon so einiges Planung, aber das ist meist noch nicht spruchreif.


Dr. Hendrik Mäkeler: Die Ausstellung in Chemnitz hat das Interesse einiger anderer Bundesbank-Standorte geweckt. Aber wir müssen etwas haushalten mit unseren Kräften. Ich habe einfach nur eine Dr. Sandra Matthies in meinem Team, und die kann ich nicht aufteilen.


Münzen-Online: Im Wissenschaftsbetrieb gibt es immer genügend Bewegung. Es fehlt aber an Veranstaltungen, die sich an Interessenten von der Straße richten. Können Sie da etwas mehr tun?


Dr. Hendrik Mäkeler: Das Interesse ist da. Das sehen wir in Chemnitz. Grundsätzlich wollen wir an den Standorten der Bundesbank jene Menschen ansprechen, die üblicherweise nicht in Museen gehen. Das ist auch eine sinnvolle Arbeitsteilung mit den Kollegen aus dem Museumsbetrieb. In Mainz ist die Bundesbank mit einer Hauptverwaltung und einer Filiale vertreten. Dort wird 2026 eine Ausstellung über Ludwig Bamberger eröffnet, auf den die Einführung der Mark im Deutschen Reich maßgeblich zurückgeht. Bamberger war ebenfalls einer der Hauptakteure bei der Gründung der Reichsbank, die im Kommenden Jahr 150 Jahre zurückliegt. Dazu haben wir bereits vier Vitrinen in einer langen Wandfront gestaltet. Geplant ist auch eine Veranstaltung mit Vorträgen.


Das Interview führte Dietmar Kreutzer



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