Berliner Archäologen wurden am Molkenmarkt und in der Rathausstraße fündig
- Helmut Caspar

- 8. Aug.
- 2 Min. Lesezeit
Bei Ausgrabungen am Berliner Molkenmarkt, wenige hundert Meter von der Rathausstraße entfernt, haben Archäologen fünf brandenburgische Denare und einen halben Denar in einer mittelalterlichen Grube gefunden. Das teilte das Landesdenkmalamt am 6. August mit. Die Pfennige zeigen auf der Vorderseite askanische Markgrafen zwischen zwei Türmen. Nach Worten von Projektleiter Eberhard Völker könnten sie Otto IV. oder Otto V. darstellen, die im 13. Jahrhundert die Mark Brandenburg regierten. Die flachen Silberlinge wiegen weniger als ein Gramm und sind in der numismatischen Literatur gut erfasst: „Wir haben das erste Mal am Molkenmarkt diese kleinen Münzschatz bergen können“, sagt Eberhard Völker. „Seit 2019 finden hier am Ort eines neuen Stadtquartiers Ausgrabungen statt. Die Münzen verraten einiges darüber, womit die ,Urberliner' bezahlt haben. Mit dieser Summe konnte man vielleicht ein Brot kaufen.“

Obwohl die Archäologen in einer Grube am Molkenmarkt nur diese fünf Geldstücke gefunden haben, gelten sie als Schatz.

Die vollständig oder teilweise erhaltenen Münzen gelten als gute Belege für den alltäglichen Kleingeldverkehr im alten Berlin.
In einer Tiefe von vier Metern kamen mittelalterliche Mauern und andere Befunde zum Vorschein. Bevor hier ein neues Quartier mit über 450 Wohnungen entsteht, werden die alten Grundmauern und Gewölbe genau vermessen und kartiert. Unter den etwa 300.000 Objekten sind auch urgeschichtliche Stücke. Sie berichten, dass schon vor 8.000 bis 10.000 Jahren Menschen in der Gegend des heutigen Berlin gelebt haben. Der Molkenmarkt ist der der älteste Platz Berlins und blickt auf rund 800 Jahre zurück. Die aus dem 18. Jahrhundert stammende Bebauung wurde ein Opfer des Zweiten Weltkriegs. Auf den zugeschütteten Trümmern entstand eine breite Magistrale, die in die Leipziger Straße mündet. Im Vorfeld von Neubaumaßnahmen haben die Archäologen das Areal in drei bis fünf Metern Tiefe systematisch und schrittweise auch mit einem Bagger freigelegt. Dabei war überdies viel Handarbeit mit Schaufeln, Sieben, Spachteln und Pinseln nötig. Es wird erwartet, dass eine Auswahl der Fundstücke im neu erbauten Ausstellungshaus PETRI Berlin auf dem ehemaligen Petriplatz mit weiteren Ergebnisse der Ausgrabungen in Berlins Mitte gezeigt werden.

Vom alten Molkenmarkt und seiner Bebauung ist außer einigen Kellern und Fundamentresten nichts mehr erhalten.

Die Grabungen auf dem Gelände des Molkenmarktes sollen in Kürze beendet werden. Oberhalb der Gruben soll ein Wohnquartier entstehen.
Zu den spektakulärsten Funden gehört ein Goldring mit Schmuckstein aus der Zeit um 1400. Ein solches Objekt aus dieser Zeit war bisher nicht bekannt, weshalb es von den Archäologen den Namen „Berliner Ring“ erhielt. Gefunden wurden auch mit Silber beschlagene Gürtel, zahlreiche Objekte aus Leder und Reste von Bekleidung, ferner Ofenkacheln, Keramiktöpfe und Fensterglas, das damals sehr teuer war. Die meisten Fundstücke werden beim Landesdenkmalamt im Stadthaus nahe dem Molkenmarkt und in einem Depot in Charlottenburg eingelagert.
Helmut Caspar
Fotos/Repros: Volkmar Otto, Landesdenkmalamt, Caspar




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