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Aus öffentlichen Sammlungen: Braunschweiger Juliuslöser zu 10 Reichstalern (1574)

Unter den braunschweigischen Silbermünzen gibt es „Riesen“, die Sammler als Juliuslöser oder Lösertaler kennen und suchen. In Werten von 1 ¼ bis 16 Talern geprägt, verdanken sie ihre Entstehung im 16. Jahrhundert dem Wunsch des Herzogs Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, dass seine Untertanen Silbergeld für Notzeiten zurücklegten. Das im Land geförderte Edelmetall sollte dort bleiben und nicht ins Ausland abwandern oder im Schmelztiegel landen. Das vorliegende Stück gehört zu den Sammlungen des Münzkabinetts Berlin (Inventar-Nr. 18201919).



10 Taler (Braunschweig Wolfenbüttel, 1574, Silber, 260,84 Gramm, 73 mm)

Vorderseite: Büste Herzog Julius im Harnisch nach rechts mit geschulterter Streitaxt, umgeben von den Planeten (innen) und den Sternkreiszeichen (Zodiakus) außen. Rückseite: Wappen, beiderseits je ein wilder Mann, umgeben von den Planeten (innen) und den Sternkreiszeichen (Zodiakus) außen. Der Reichsapfel trägt die Nominalangabe X (Taler).

Vorderseite mit Doppelschlag. Auf Vorder- und Rückseite je ein Graffito.


Im Handwörterbuch der gesammten Münzkunde für Münzliebhaber und Geschäftsleute (1811) heißt es, dass Herzog Julius die Stücke aus der Ausbeute seiner Silbergruben prägen ließ, „von welchen jeder Hauseigentümer einen nach Verhältniß seines Standes einlösen mußte, daher der Name Löser. Adlige nahmen ganze zu 10, der Mittelstand halbe zu 5 und der gemeine Mann Viertel zu 2 ½ Species. Auf Verlangen mußte Jeder seinen Löser vorzeigen, den er wohl im Nothfall versetzen, aber nicht verkaufen durfte. Vermöge dieser Anordnung konnte der Herzog immer wissen, wie viel baares Geld er im Lande habe, das man im Falle der Noth eingefordert und in kleine Münze verwandelt haben würde. Sie sind aber nie eingefordert worden und, wie viel deren überhaupt geschlagen wurden, weiß man nicht. Sie sind aber sehr selten geworden, nachdem sie sich in alle Welt zerstreut haben und viele gewiß von Goldarbeitern eingeschmolzen wurden“. Die Vermarktung des Grubensilbers geschah also im Interesse und auf persönliche Rechnung des Landesherrn. Seine Untertanen bekamen die Lösertaler nicht geschenkt, sondern mussten sie sie gegen kurantes Geld einlösen und durften sie nicht ausgeben. Die übergewichtigen Taler von Julius (1528-1589) hatten über ihre wirtschaftspolitische Aufgabe hinaus freilich auch eine repräsentative und propagandistische Bedeutung.


Ein Exemplar des Juliuslösers zu zehn Reichstalern (1574) wurde bei Künker im Januar 2021 für 30.000 Euro zugeschlagen (Auktion 346, Los 99). Ein gleichartiger Löser, allerdings zu zwei Reichstalern, wird im Januar 2026 angeboten (Auktion 437, Los 111, Taxe: 10.000 Euro).


Helmut Caspar

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