Der Fischer-Katalog von 2020 bietet einige interessante Informationen, gerade wegen der Preise. Im Internet findet man ja jede Menge „Momentaufnahmen“, aber in den auf dem Markt befindlichen Katalogen wird genauer über ein Jahr und länger analysiert. Der FISCHER-Katalog hat sich neben den Katalogen von PARCHIMOWICZ fest etabliert. Er umfaßt bei den Münzen nicht nur das 20. Jahrhundert und die Ausgaben bis heute, sondern auch die Münzausgaben von Stanislaus August Poniatowski, was auch auf dem Umschlag steht. Nicht auf dem Deckblatt ist angegeben, dass man auch die Danziger Ausgaben 1808–1815 und die Münzen für das Herzogtum Warschau sowie die russisch-polnischen Ausgaben mit dem Aufstand 1830/1831 katalogisiert hat. Auch die russischen Münzsorten mit dem Münzzeichen von Warschau sind bis zum Ende aufgeführt.
Man erwirbt also ein recht gutes, bebildertes Werk, das auf den Seiten 286 bis 305 auch die in Polen ausgegebenen Münzen ab 1764 bis zum 19. Jahrhundert enthält. Die letzten Seiten sind den Besatzungsausgaben des Ersten und Zweiten Weltkriegs vorbehalten. Die Preise sind in polnischen Zloty angegeben. Es gibt in der Regel drei realistische Preisbewertungsspalten. Wenn wir den Katalog von hinten nach vorn durchsehen, so ist ein Vergleich mit den jährlichen Parchimowicz-Ausgaben nur für das 20. Jahrhundert möglich.
Augenscheinlich sind die Münzen im vorliegenden Buch meist niedriger als bei Parchimowicz bewertet. Bei den Ostgebieten 1 – 3 Kopeken bewertet Fischer die Stücke teilweise mit weniger als die Hälfte. Eines der seltensten Stücke, das kaum ein Sammler hat, ist der Fenig von 1917, für den der Autor in jeder Erhaltung Preise hat. 8.000 Zloty sind sehr wenig für diese Rarität, hier hätte man z.B. deutsche Auktionsergebnisse gewünscht, aber auch Parchimowicz schreibt nur „LP“ (Liebhaberpreis). Bei der Freien Stadt Danzig gibt es viele Kataloge, die diese Stücke bewerten. Bei den 25 Gulden in Gold wird sowohl bei 1923 als auch 1931 rd. 1/3 mehr notiert als beim Konkurrenzbuch.
Wenden wir uns den polnischen Ausgaben ab 1923 zu, so sind hier die Preisnotierungen relativ niedrig. Bei der seltensten „Nike“ (5 Zloty 1932) stehen auch relativ niedrige Bewertungen, nur bei unzirkuliert ist auch hier mal „LP“ zu finden. Niedrig bewertet sind übrigens auch die Kleinmünzen der VR Polen. Wer gerade Kleinmünzen liebt, wird Freude am Studium bei den neuen Münzen 1 Grosz bis 5 Zloty haben, die ab Seite 30 bewertet sind, und hier gibt Fischer deutlich höhere Werte an als sonst. Einen Grosz von 1990 findet man im Verkehr praktisch nie mehr, er steht in unzirkuliert mit 20 Zloty dort, auch 1991; Parchimowicz gibt hier nur 5 und 3 Zloty an. In Deutschland werden da schnell mal 10 Euro bezahlt, wenn ein Sammler endlich eine Lücke schließen will und kann.
Belassen wir es mit Vergleichen und Preisanalysen. Schade ist, dass es keine überprüfbaren Auktionsergebnisse gibt, die heute wichtiger als früher sind. Als in Polen die Marktwirtschaft erste Versteigerungen ermöglichte, wurden oft hohe Preise erzielt, weil manche Sammler Chancen nicht verpassen wollten und Geld hatten. Heute gibt es recht viele Online- und Saal-Versteigerungen und einen noch immer regen Markt, der vieles reguliert. Alles in allem kann dieser Fischer-Katalog Sammlern polnischer Münzen und Händlern nur empfohlen werden, nicht zuletzt wegen der recht unterschiedlichen Preise, die man unbedingt auch mit deutschen Standardwerken vergleichen sollte.
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