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Adventus-Prägungen des Hadrian

Der Begriff „Adventus“, der sich vom lateinischen „advenire“ (ankommen) ableitet, bezeichnet im Allgemeinen die Ankunft eines Herrschers und die damit verbundenen Feierlichkeiten. Während der römischen Kaiserzeit taucht der Begriff zum ersten Mal unter Nero im Jahr 66/67 auf einer korinthischen Provinzialprägung des Duovir Lucius Rutilius Piso (RPC I Nr. 1203) auf. Diese Münze feierte die Ankunft Neros in Griechenland. Ab Traian gibt es dann auch in der stadtrömischen Münzprägung Münzen mit dem Thema der Adventus Augusti. Unter Traians Nachfolger Hadrian erscheint das Thema der „Adventus“ fast schon exzessiv. Wobei man hier, wie unsere Beispiele zeigen, unterscheiden muss

zwischen Prägungen, die die Adventus des Kaisers in Rom thematisieren, und solchen, die sich auf die Ankunft Hadrians in den unterschiedlichen Provinzen bzw. Städten beziehen. Die zuletzt genannte Gruppe ist Teil einer großen Münzserie Hadrians, den sogenannten „Reiseerinnerungsmünzen“, die, wie es der Name schon sagt, Bezug nehmen auf die zahlreichen Inspektionsreisen Hadrians in die Provinzen des Imperiums.

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Kaiser Hadrian (76 - 138 u. Z.)

Bildquelle: Wikimedia, Bedrumlu55


Nachdem Hadrian am 11. August 117 in Antiochia zum Kaiser erhoben worden war, dauerte es fast noch ein ganzes Jahr, bis der neue Kaiser in Rom eintraf. Seine Adventus im „Zentrum der Macht“ erfolgte am 9. Juli 118. Auf dieses Ereignis bezieht sich unsere erste Münze (Abb. 1). Auf dem Avers des Sesterz ist die nach rechts gerichtete, drapierte Büste Hadrians mit Lorbeerkranz abgebildet. Der Name Traianus in der Umschrift „IMP CAESAR TRAIANVS HADRIANVS AVG“ dient auch der Legitimation Hadrians. Für uns interessant ist das Rückseitenbild: die Stadtgöttin Roma sitzt nach rechts gerichtet auf einem Brustpanzer, an den ihr Rundschild gelehnt ist. Roma selbst trägt ebenfalls militärische Tracht. Deutlich sind Helm, Lanze und Schwert zu erkennen. Roma reicht dem rechts vor ihr stehenden Togatus ihre rechte Hand. In dem Togatus ist unschwer der in Rom ankommende Hadrian zu erkennen. Hadrian trägt hier das „zivile“ Gewand, wie es die Vorschrift vorsah. Denn innerhalb des Pomeriums durfte auch der Kaiser im Normalfall nicht in Rüstung auftreten. Die Szene der „dextrarum iunctio“ (Verbindung der Rechten) ist die bildliche Darstellung der Inschrift im Abschnitt „ADVENTVS AVG“ (Adventus Augusti - die Ankunft des Kaisers). Die restliche Legende „PONT MAX TR POT COS II“ datiert den Sesterz in das Jahr 118.

Abb. 1 S, 118, Rom, RIC II-32 Nr. 158


Während sich der Sesterz in Abb. 1 auf die erste Ankunft Hadrians als Kaiser in Rom bezieht, gehört unser nächstes Beispiel (Abb. 2), ein Denar aus dem Zeitraum 133 bis 135, bereits zu der großen Gruppe der Reiseerinnerungsmünzen. Auf der Vorderseite ist die nach rechts gerichtete drapierte Büste Hadrians mit Lorbeerkranz dargestellt, dazu die relativ knappe Legende „HADRIANVS AVG COS III P P“ (Hadrianus Augustus Consul III Pater Patriae). Diese Umschrift wiederholt sich bei allen folgenden Münzbeispielen.

Abb- 2 D, 133 - 135, Rom, RIC II-32 Nr. 1983


Die Reverslegende „ADVENTVS AVG“ erläutert die abgebildete Szene: rechts sehen wir wieder Hadrian als Togatus, also wiederum im zivilen Gewand. Links von Hadrian steht Roma in „voller Montur“, mit Helm und langer Lanze. Wiederum reichen sich beide die rechte Hand, d. h. Roma, die Personifikation der Stadt Rom, begrüßt den zurückkehrenden Kaiser innerhalb der Stadtmauern - daher auch das zivile Gewand Hadrians. Die Szene bezieht sich auf keine konkrete „Adventus“ des Hadrian, sondern steht allgemein für die Rückkehr des Kaisers nach Rom.


Abb. 3 AV, 130 - 133, Rom, RIC II-32 Nr. 1555


Die Vorderseite des Aureus in Abb. 3 bietet hinsichtlich Porträt und Umschrift nichts Neues. Neu dagegen ist jetzt die Darstellung der Rückseite und die Tatsache, dass die Legende „ADVENTVI AVG ALEXANDRIAE“ (Adventui Augusti Alexandriae - für die Ankunft des Kaisers in Alexandria) mit dem Dativ beginnt. Das Rückseitenbild zeigt auf der linken Seite den mit einer Toga bekleideten Kaiser. Hadrian hat seine rechte Hand im „Adlocutio-Gestus“, im „Ansprache/Begrüßungs-Gestus“, erhoben, in seiner Linken hält er eine Schriftrolle. Ihm zugewandt steht Alexandria, die Personifikation der Stadt Alexandria in Ägypten. Alexandria ist mit einem langen Gewand bekleidet, auf dem Kopf trägt sie ähnlich wie die Göttin Isis eine Lotosblüte. Auch das Gefäß in der linken Hand Alexandrias, eine Situla, deutet auf Isis hin. Es fehlt lediglich das für Isis typische Sistrum. Mit ihrer Rechten hält Alexandria eine Opferschale über einen kleinen Altar, der zwischen ihr und Hadrian steht. Wie der bereits erwähnte Begriff „Reiseerinnerungsmünzen“ verdeutlicht, wird durch das Münzbild nicht die aktuelle Ankunft des Kaisers in Alexandria gefeiert, sondern es wird lediglich daran erinnert. Dies trifft auch auf die folgenden Prägungen zu.


Das gleiche Bildschema wie bei dem Aureus Abb. 3 finden wir auch auf dem Revers des Sesterz in Abb. 4. Die Legende „ADVENTVI AVG AFRICAE“ beschreibt wiederum die dargestellte Szene.


Abb. 4 S, 130 - 133, Rom, RIC II-32 Nr. 1717


Links steht der mit der Toga bekleidete Hadrian, der seine Rechte im „Adlocutio-Gestus“ erhoben hat, und der in seiner Linken eine Schriftrolle hält. Sehr schön ist hier auf diesem Münzbild auch das hadrianische Porträt zu erkennen. Dem Kaiser gegenüber steht, ihm zugewandt, die Personifikation von Africa. Diese ist mit einem langen Gewand bekleidet, auf dem Kopf trägt sie den für sie typischen Elefantenskalp. Im linken Arm hält sie Kornähren, die den Getreidereichtum Afrikas zur damaligen Zeit symbolisieren. Mit der Patera, der Opferschale in ihrer rechten Hand, opfert Africa über einem kleinen Altar in der Mitte. Neben diesem Altar liegt ein Bulle. Die Münzvorderseite zeigt das bereits beschriebene

Schema.

Abb. 5 S, 130 - 133, Rom, RIC II-32 Nr. 1740


Auch bei dem Revers des Sesterz in Abb. 5 bleiben wir bei dem gewohnten Bildschema. Links steht Hadrian mit Toga und Schriftrolle im „Adlocutio-Gestus“. Rechts steht, wie uns die Reverslegende „ADVENTVI AVG BITHYNIAE“ mitteilt, dem Kaiser gegenüber die Personifikation von Bithynien. Diese ist mit einer langen, gegürteten Tunica und einem Mantel bekleidet, in ihrem linken Arm befindet sich ein Steuerruder. Auf dem Kopf trägt Bithynia eine Mauerkrone. Auch Bithynia opfert aus einer Opferschale über einem brennenden, kleinen Rundaltar, neben dem wiederum ein Bulle liegt.


Auch das Rückseitenbild des As in Abb. 6 zeigt das übliche „Adventus-Schema“. Dem Kaiser gegenüber steht jetzt, wie wir der Reverslegende „ADVENTVI AVG GALLIAE“ entnehmen können, die Personifikation Galliens. Da Gallien in mehrere eigenständige Provinzen untergliedert war, kann es sich hierbei nur um die Personifikation des gallischen Volksstammes handeln. Bei der langgewandeten Gallia ist kein Attribut zu erkennen. Auch Gallia, die deutlich kleiner als der Kaiser dargestellt wird, opfert über einem kleinen, verzierten Altar, hinter dem wiederum ein Opferbulle liegt.


Abb. 6 As, 130 - 133, Rom, RIC II-32 Nr. 1750


Die Reversumschrift „ADVENTVI AVG ITALIAE“ des Aureus in Abb. 7 benennt die rechts vom kleinen Altar stehende Personifikation als Italia. Ähnlich wie Gallien war auch Italien keine Provinz. Trotzdem wird hier im Bild die Adventus in Italien verbildlicht und gefeiert. Italia steht nach links gerichtet. Sie ist mit einer langen Tunica und einer Palla bekleidet, im Haar trägt sie ein Diadem. In ihrem linken Arm hält sie ein Füllhorn. Wie die anderen hier beschriebenen Personifikationen opfert auch Italia aus einer Patera über einen mit Girlanden geschmückten kleinen Altar. Das Opfertier hinter oder neben dem Altar wird nur

auf den Bronzemünzen abgebildet, nicht auf den Edelmetallprägungen.


Abb. 7 AV, 134 - 138, Rom, RIC II-32 Nr. 1561


In der Forschung ist nach wie vor umstritten, ob die Reiseerinnerungsmünzen, zu denen auch die hier besprochenen Exemplare gehören, in einem Zuge oder sukzessiv herausgegeben wurden. Fest steht jedenfalls, dass sie erst in den dreißiger Jahren des zweiten Jahrhunderts, d. h. oftmals weit nach Abschluss der jeweiligen Provinzbesuche, geprägt wurden. Fest steht auch, dass das Zielpublikum dieser Prägungen zunächst nicht die Provinzbewohner waren, sondern in erster Linie die Stadtrömer.


Horst Herzog

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