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Dietmar Kreutzer

Achterbahnfahrt beim Goldpreis

Vor genau einem Jahr konnten die Analysen zum Goldpreis eine überaus erfreuliche Entwicklung konstatieren. Ab Beginn des Jahres 2023 hatte der Preis um 10,2 Prozent auf 2.012,56 US-Dollar zugelegt. In Euro war die Entwicklung nicht ganz so überzeugend. Der Preis für ein Gramm Feingold stieg von 55,08 auf 59,12 Euro (Stand jeweils: 27.11.2023). Die damals abgegebenen Prognosen für das Jahr 2024 reichten von 1.950 bis 2.200 US-Dollar je Unze. Auf der Website von Xetra-Gold war am 29. November 2023, also vor genau einem Jahr, zu lesen: „Während die Analysten der UBS den Goldpreis bis Mitte 2024 bei rund 1.950 US-Dollar verorten, hält Collin Plume, CEO bei Noble Gold Investments, einen Preis von bis zu 2.100 Dollar für denkbar. Höhere Erwartungen an den Goldpreis haben die Analysten von JPMorgan, die das Edelmetall Ende nächsten Jahres eher bei 2.175 US-Dollar sehen. Noch optimistischer sind die Experten von InvestingHaven und ihre Kollegen bei der Bethmann Bank, die als Kursziel für 2024 die 2.200 US-Dollar-Marke im Blick haben.“


Goldbarren des belgischen Technologie- und Recyclingkonzerns Umicore zu 250 Gramm

Bildquelle: Wikimedia, Apollo2005


Die danach einsetzende Entwicklung war von erheblichen Schwankungen bestimmt. Am 4. Januar 2024 lag der Kurs für eine Feinunze bei 2.048,60 US-Dollar. Am 6. Februar 2024 war er auf 2.029,25 US-Dollar zurückgegangen. Am 7. März lag der Preis dann schon bei 2.153,75 US-Dollar. Im Edelmetall-Barometer der Zeitschrift MünzenRevue jubelte man angesichts des Rekordes: „Pünktlich zum Redaktionsschluss für diese Aprilausgabe erreichte er ein neues Allzeithoch mit 2.153,75 US-Dollar (bzw. 1975,42 Euro) für die Feinunze.“ Als Gründe wurden die sinkenden Zinsen genannt, zudem die sich auf Rekordniveau bewegenden Goldkäufe der Notenbanken: „Viele und bedeutende Staaten stockten ihre Goldreserven auf, um in einem Konfliktfall weniger von US-amerikanischen Sanktionen getroffen zu werden.“ Im Frühjahr 2024 stagnierte der Preis eine zeitlang: 2.358,25 US-Dollar am 9. April 2024, 2.317,75 US-Dollar am 8. Mai, 2.368,73 US-Dollar am 6. Juni und 2.372,54 US-Dollar am 25. Juli. Zur Mitte des Jahres aber setzte eine wahrhafte Rallye ein: 2.515,63 US-Dollar am 5. September, 2.643,60 US-Dollar am 8. Oktober 2024. Im Lauf des Oktobers 2024 kletterte der Preis pro Unze erstmals über 2.700 US-Dollar und erreichte seinen Spitzenwert bei 2.789,54 Dollar.


Einige Analysten waren bereits eine zeitlang davon ausgegangen, dass sich eine spekulative Blase gebildet hatte. Mit einem baldigen Rücksetzer wurde gerechnet. Niemand wusste jedoch, wann es soweit sein würde. Mit der Wahl in den Vereinigten Staaten war der Zeitpunkt gekommen. Die Website der Wirtschaftswoche meldete am 8. November 2024: „Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hat Auswirkungen auf den Goldpreis. Trotz Expertenprognosen, die bei einem Trump-Sieg mit einem Anstieg des Edelmetallpreises ausgingen, verzeichnete der Goldpreis zeitweise einen Rückgang von mehr als drei Prozent. Selbst am darauffolgenden Freitag blieb der Preis noch unter 2.700 US-Dollar pro Unze, obwohl zuvor Schätzungen von einem Anstieg auf bis zu 3.000 US-Dollar ausgingen.“ Am 15. November notierte Gold nur noch bei 2.561,44 US-Dollar. Doch dann ging es plötzlich wieder aufwärts. Am Abend des 22. November lag der Preis bei 2.716,33 US-Dollar.


Die Gründe für den Preisausschläge sind nicht immer ohne weiteres nachvollziehbar. Die wirtschaftlichen Aussichten und die Zinspolitik der Federal Reserve in den USA reichen als Erklärung jedenfalls nicht mehr aus. Klar ist inzwischen, dass eine Reihe von Zentralbanken ihre Goldreserven in letzter Zeit aufgestockt haben. Mit Zahlungen in Gold lässt sich das Damoklesschwert politischer Sanktionen einfacher umgehen als mit international üblichen Zahlungssystemen. Die Medien melden, dass russisches Gold über eine Firma in Hongkong zur Bezahlung chinesischer Waren verwendet wird. In einigen BRICS-Staaten wurde unlängst über eine goldbasierte Gemeinschaftswährung nachgedacht. Solche Pläne haben sich zwischenzeitlich zwar wieder zerschlagen. Dennoch ist es nicht völlig ausgeschlossen, dass Gold eine Renaissance als Zahlungsmittel erlebt. Jede Prognose über die weitere Entwicklung ist jedoch mit großen Fragezeichen behaftet. Die Politik der USA unter Donald Trump lässt sich nicht verlässlich prognostizieren, ebenso wenig der Goldpreis.


Dietmar Kreutzer

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