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Ein äusserst seltener Dukaten des Grafen Philipp Moritz von Hanau-Münzenberg


Graf Philipp Moritz von Hanau-Münzenberg (25. Aug. 1605 – 3. Aug. 1638) hatte es wohl nicht leicht in seinem kurzen Leben. Nicht einmal einen Monat vor seinem 7. Geburtstag verstarb sein Vater, Graf Philipp Ludwig II., und seine Mutter, Katharina Belgica von Nassau-Oranien übernahm testamentarisch die Vormundschaft des Jungen. Bereits im folgenden Jahr schickte Katharina ihren Sohn zur Schule in Schlüchtern, dann 1613, wie damals üblich, zur Ausbildung ins Ausland nach Basel, Genf und später nach Sedan. Das ehemalige Kloster Schlüchtern übrigens, war im Zug der Reformation aufgehoben worden und zur Schule umgestaltet; heute ist es das Ulrich v. Hutten-Gymnasium.

Erst Jahre später kehrte der junge Philipp Moritz nach Hanau zurück, verständlicherweise nun begierig, die Regierungsgeschäfte zu übernehmen, was allerdings konfliktreich werden sollte.

Philipp Moritz von Hanau-Münzenberg (1605-1638), ca. 1630-38. Bildquelle: Wikimedia.

Im Alter von 21 Jahren heiratete der junge Graf die Tochter des Fürsten Johann Georg I. von Anhalt-Dessau, Sibylle Christine; von ihren fünf gemeinsamen Kindern überlebte nur gerade der spätere Nachfolger, Philipp Ludwig III. (1632 – 1641), das erste Lebensjahr.

Philipp Moritz’ Mutter, Katharina Belgica, weigerte sich, die Regierungsgeschäfte ihrem Sohn zu überlassen, selbst als dieser mit seinem 25. Geburtstag nach Gemeinem Recht volljährig geworden war. Dass dies in der Folge zum Streit um die Macht führen musste, versteht sich von selbst. Am 6. August 1626 übernahm Philipp Moritz offiziell die Regierungsgeschäfte. Allerdings musste der Konflikt schlussendlich durch das Reichskammergericht entschieden werden, bis Philipp Moritz seine Mutter 1628 endgültig entmachten konnte.

Die folgenden Jahre waren für den jungen Prinzen keine Zeit der Ruhe, in denen er seine Grafschaft hätte erfolgreich zu einer gewissen Blüte führen können, nein, der Dreissigjährige Krieg erfasste jetzt auch seine Gebiete. Im November 1631 besetzte der Schwedenkönig Gustav II. Adolf die Stadt Hanau und Graf Philipp Moritz nahm, um seine Macht halten zu können, den lutherischen Glauben an. Im September 1634, anlässlich der verlorenen Schlacht bei Nördlingen, musste der schwedische König viele besetzte Gebiete wieder aufgeben. Außer der gut befestigten Stadt Hanau, welche der schwedische General Jakob von Ramsay noch für Jahre halten konnte, wurden die restlichen Teile der Grafschaft wieder römisch-katholisch.

Für Philipp Moritz rächte sich jetzt der Umstand, dass er den Glauben gewechselt hatte. Dem Grafen blieb keine andere Wahl, als sich ins Exil zu begeben. Über Metz, Châlon, Rouen und Amsterdam führte die «Flucht», bis die Familie bei den nassau-oranischen Verwandten aufgenommen wurden. Erst 1637 gelang es Philipp Moriz, sich mit Kaiser Ferdinand III. auszusöhnen und den katholischen Glauben wieder anzunehmen. Er kehrte am 17. Dezember 1637 nach Hanau zurück, wo ihn General Ramsay sofort im Schloss Hanau inhaftierte.

Erst im folgenden Februar 1638 gelang es den kaiserfreundlichen Truppen die Befestigung Hanau zu befreien, General Ramsay seinerseits zu verhaften und abzuführen und Philipp Moritz ins Amt einzusetzen. Allerdings konnte der Graf diesen Erfolg als Regent seines kleinen Landes nur noch ein knappes halbes Jahr geniessen. Er starb bereits am 3. August 1638.

Alle diese familienpolitischen und kriegerischen Ereignisse zwischen 1612 und 1638 können weitgehend auch in der hanau-münzenbergischen Geldgeschichte nachvollzogen werden.

Während der Jahre der Vormundschaft durch Mutter Katharina Belgica, 1613-1626, wurden Goldgulden, Taler und deren Halb- und Viertelstücke, Dicken oder 6 Bätzner, Dreibätzner, Dreikreuzer und Kreuzer geprägt. Die Taler, Halbtaler und Vierteltaler weisen in ihrer Umschrift jeweils in der Umschrift mit den Abkürzungen «CATH . BEL» auf den Umstand der mütterlichen Vormundschaft und Macht hin. Bei den Dicken, mit dem Brustbild des Grafen, und den kleineren Nominalen findet man den Hinweis zur Vormundschaft nicht jedoch den Namen des jungen Grafen.

Mit dem sog. Antrittstaler 1626 verschwindet der Titel der Katharina Belgica definitiv. Allerdings wird in der Folge offenbar nicht mehr geprägt, und in den Jahren, in denen der Regent im Exil weilte, stand die Münzstätte weiterhin still.

Die Wenigsten jedoch wissen, dass neben diesem äusserst raren Taler gleichzeitig ein noch seltenerer Dukaten 1638 geprägt wurde, denn das Standardwerk von Suchier über die Münzgeschichte der Grafen von Hanau kannte diese Goldmünze noch gar nicht. Bildquelle: Reinhard Suchier, Die Münzen der Grafen von Hanau, Hanau 1897.

Die Rückkehr von Graf Philipp Moritz zeigt sich dann aber auch wieder in einem Taler mit Jahreszahl 1638, der sich auch optisch klar von den Ausgaben zwischen 1613 und 1622 mit «CATH . BEL» in der Umschrift unterscheidet. Das zuvor gekrönte spanische Wappen, damals meistens seitlich zusätzlich verziert, wird beim Taler von 1638 durch ein auf der Spitze stehendes, rautenförmiges Wappen mit der Jahreszahl ž1ž ž6ž ž3ž ž8ž in den Feldern ersetzt.

Die Zeichnung dieses Dukaten lehnt sich klar an diejenige des Talers an, mit dem rautenförmigen, gekrönten Wappen zwischen Zweigen und der Umschrift: [Münzzeichen] PHILIP ž MAVR ž COM . HAN . MVNTZ : auf der Vorderseite und einer ähnlichen Rückseite. Hier steht ebenfalls ein Quadrat auf der Spitze mit: DU„ / CATVSw / COMITATVsž / HANO„ / ◆M◆ und der Jahreszahl 1 / 6 / 3 / 8 in den Feldabschnitten. Einen solchen Dukaten von 1638 versteigerte das Auktionshaus Frankfurter Münzhandlung Nachf. GmbH am 8. November 2019 in Frankfurt/Main unter der Los-Nummer 128.


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