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Leitfaden Münzensammeln: Spezialisierung tut Not! Einige Vorschläge… (Teil 2)


Auf der Grundlage des von Wolfgang J. Mehlhausens verfassten Buches „Handbuch Münzensammeln“, 5. Auflage, möchten wir in mehreren Teilen einen Leitfaden für das Münzensammeln veröffentlichen – für bereits Aktive und die, die es werden wollen, denn Nachwuchs ist wie überall, wichtig!

Übersichtssammlung

Reizvoll ist es, sich eine Übersichts- oder Querschnittssammlung anzulegen, in der vormünzliches Geld, wichtige Münztypen verschiedener Epochen von der Antike, dem Mittelalter bis zur Neuzeit und auch Papiergeld enthalten sind. Eine solche Sammlung kann wie ein Bilderbuch der Weltgeschichte sein. Man muss dabei nicht immer auf die teuersten Typen zurückgreifen und auch nicht immer nur an Prachtqualitäten denken. Welchen Umfang eine solche Sammlung annimmt, hängt natürlich auch vom verfügbaren Geld und von der Zeit ab, die man für das Hobby aufbringen kann.

Viele Sammlerinnen und Sammler streben nach Vollständigkeit. Sie kaufen sich einen Katalog und suchen alles, was dort aufgeführt ist, um diese Stücke „abhaken“ zu können. Es mach Spaß, in alten und stark zerlesenden Münzkatalogen nach solchen Häkchen zu suchen. Doch es gibt wohl kein größeres Land und Gebiet, das man ohne weiteres vollständig zusammen bekommt, besonders wenn man auch noch Varianten, Jahrgangstypen und Münzzeichen sammeln will. Man muss auch hier mit Kompromissen leben und darf, wie schon ausführlich erklärt, nicht glauben, eine „museale Sammlung“ zu Hause aufbauen zu können.

Schließlich kann man auch versuchen, aus jedem bestehenden oder längst nicht mehr existierenden Land oder Staat eine Münze zu bekommen. Eine spezielle Variante davon ist das Sammeln der kleinsten Münze jedes Landes.

Ländersammlung

Was uns zur „Ländersammlung“ bringt. Wer bestimmte Neigungen zu einem anderen Land hat, es oft und gern bereist und sich für seine Geschichte und Kultur interessiert, vielleicht sogar die Sprache erlernt hat, könnte schnell „sein“ Sammelgebiet gefunden haben. Diese Sammlung nach territorialen Gesichtspunkten kann wiederum nach historischen oder geldgeschichtlichen Aspekten aufgebaut sein. Wer vorrangig an der allgemeinen Geschichte des Landes interessiert ist, sollte unbedingt auch Medaillen in die Sammlung aufnehmen. Häufig sind beispielsweise gerade wichtige Schlachten oder andere Ereignisse nur auf Medaillen dokumentiert. Wer der währungsgeschichtlichen Seite größere Bedeutung beimisst, wird Münztypen z.B. nach Münzkonventionen und Währungssystemen sammeln. Hier dürfen dann die Banknoten eigentlich nicht fehlen.

Schließlich kann man sich hier auch auf gewisse Zeiträume begrenzen, wie „Deutschland ab 1871“. Beispielswiese „Deutschland“ als territorialen Oberbegriff vor der Reichsgründung zu sammeln, ist ein sehr kostspieliges und praktisch unmögliches Unterfangen, auch wenn man Kompromisse bezüglich der Vollständigkeit und Qualitäten von vornherein einkalkuliert. Selbst eine Reichsmünzensammlung ab 1871 mit allen Typen und Jahrgängen zusammen zu bekommen ist heute fast aussichtslos, selbst mit viel Geld.

Manche Sammler, die Münzen aller deutschen Kleinstaaten des 17. bis 19. Jahrhunderts sammeln, beschränken sich auf die kleinen Nominale bis beispielsweise zum Dritteltaler oder Gulden. Taler oder Goldmünzen kosten sogar von größeren deutschen Ländern vor der Reichsgründung häufig viel Geld. Doch eine gepflegte Kleinmünzensammlung als Stückwerk anzusehen wäre völlig falsch.

Wer sich dazu entschließt, etwa Polen oder Ungarn, Frankreich oder Italien zu sammeln, steht natürlich vor denselben Fragen wie bei deutschen Gebieten. Will man „nur“ eine Übersichtssammlung haben, dann gehören auch Münzen der „Römer“ und „Kelten“ in eine England-Sammlung, da sie einst auf der Insel umliefen. Günstiger ist es, sich zeitlich einzugrenzen. Die meisten Sammlerinnen und Sammler beginnen mit neuzeitlichen Münzen, weil diese recht einfach zu bestimmen und auch zu erwerben sind und sammeln dann Schritt für Schritt „rückwärts“, was naheliegend ist.

Für die modernen deutschen Münzen des 19. und 20. Jahrhunderts findet man eine Reihe von Katalogen. Doch je weiter die numismatische Reise zurück in vergangene Jahrhunderte geht, um so schwieriger wird es auch mit der Literatur. Erfreulich ist, dass der Schön-Münzkatalog 18. Jahrhundert in 4. Auflage vorliegt. Er verschafft auch Anfängern sogleich einen hervorragenden Überblick zu dem schwierigen Gebiet Deutschland vor 1800.

​Bei anderen Staaten als Sammelgebiet wird man schnell merken, dass die beliebten amerikanischen Weltmünzkataloge oder der deutsche Schön-Weltmünzkatalog allein nicht ausreichen. Man sollte sich dann um Spezialkataloge aus dem entsprechenden Land bemühen, die es häufig nicht nur in Landessprache, sondern oft auch in englischer oder deutscher Sprache gibt, was die Sache erleichtert. Doch die modernen Münzkataloge sind überall in der Welt ähnlich aufgebaut und man findet sich erstaunlich leicht hinein. In vielen Ländern gibt es wie in Deutschland natürlich auch Münzfachzeitschriften, aus denen man nützliche und interessante Informationen erlangen kann.


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