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Meuterei & Rebellion: Teil 2, die Meuterei auf der Bounty

SK

Auch die Meuterei auf der Bounty wurde von der Royal Australian Mint in der neuen Serie „Muntiny & Rebellion“ verewigt. Von den insgesamt drei historischen Ereignissen rund um das Thema Meuterei & Rebellion ist dieses wohl das bekannteste. Einer der Hauptakteure trat bereits in Teil 1 auf: William Bligh (1754-1817).

Vorder- und Rückseite der „Mutiny on the Bounty“-Sammlermünze in Silber zu $5, 40,0 mm, 31,1 g in PP, Auflagenhöhe 1.500 Stück (auch zu $1 in AlBr, 25,00 mm, 9,0 g in unzirkuliert, Auflagenhöhe 30.000 Stück). Bildquelle: Mit freundlicher Unterstützung Royal Australian Mint.

Dieser hatte nämlich schon vor seiner Ernennung zum Gouverneur der Sträflingskolonie New South Wales, um die Korruption durch das New South Wales Corps zu beenden, was in der „Rum-Rebellion“ 1808 endete, Berühmtheit erlangt. 1789, also 19 Jahre zuvor, war er von der britischen Krone beauftragt worden, im Rahmen der „Brotfrucht-Expedition“ Setzlinge des Brotfruchtbaums von Tahiti in die Karibik zu transportieren. Der Naturforscher und Botaniker Joseph Banks (1743-1829), der James Cook (1728-1779) auf seiner ersten Weltumsegelung begleitet hatte, schlug diese an Bäumen wachsenden Früchte vor, die nicht nur nahrhaft und pflegeleicht sind, sondern auch schnell wachsen. Den Hintergrund dieser Expedition bildeten die aufgrund des Amerikanischen Unabhängigkeitskriegs (1775-1783) ins Stocken geratene Getreidelieferungen aus den nordamerikanischen Kolonien auf die britischen Westindischen Inseln, wodurch dort Hungersnöte entstanden. Insbesondere die Sklaven der dortigen Zuckerrohrplantagenbesitzer mussten darunter leiden und viele von ihnen starben. Das British Empire schaffte die Sklaverei erst 1834 ab.

Die Bounty war ein umgebauter Kohletransporter, der in eine Art Treibhaus umgewandelt wurde, um die Stecklinge des Brotfruchtbaums unterzubringen. Diese mussten während der Fahrt gewässert werden, was auch zu einem der Auslöser der Meuterei gerechnet wird.

Nachdem die Bounty im Oktober 1788 in Tahiti landete, dauerte es noch bis zum April 1789 bis die Fahrt in Richtung Karibik aufgenommen wurde. Während dieser Zeit lebte die Besatzung an Land, bereitete die Setzlinge vor und es entwickelten sich auch Beziehungen zu den Eingeborenen. Die bereits auf der Fahrt nach Tahiti herrschenden Spannungen zwischen Bligh und der Besatzung sollten sich nun nach dem Ablegen noch verschärften.

Fletcher Christian (1764-1793), Masters Mate an Bord der Bounty war es, der die Meuterei schließlich anführte. Er kam mit 17 bzw. 18 zur Royal Navy und hatte bereits unter Bligh gedient, somit waren beide keine Unbekannten. Es gibt viele Vermutungen darüber, welche Faktoren zur Meuterei führten und auch über die Charaktere der Hauptgegner, Bligh und Christian, gibt es verschiedene Einschätzungen. Ihre Verklärung, besonders in den vielen Romanen und Filmen, liegt auf der Hand.

„The Mutineers turning Lt Bligh and part of the Officers and Crew adrift from His Majesty’s Ship the Bounty, 29th April 1789“ – „Die Meuterer setzen Lt. Bligh und einen Teil der Offiziere und der Crew von der HMS Bounty ab, 29. April 1789“, von Robert Dodd, 1790, befindlich im National Maritime Museum, Greenwich, London. Bildquelle: Wikimedia, B B Evans.

Fakt ist, dass sich eine Gruppe von Seeleuten unter Christian zusammenschloss und am 28.04.1789 die Kontrolle über das Schiff übernahm. Sie setzten Bligh und seine Anhänger am nächsten Tag mit einigen Rationen Lebensmittel, einem Kompass, dem Log, einem Oktanten und einer Taschenuhr in ein Beiboot aus und ließen sie auf offener See zurück. Bligh führte das Log während der Fahrt im Beiboot weiter, welches später als wichtiges Dokument diente: im Kriegsgerichtsprozess gegen ihn selbst und gegen die verhafteten Meuterer. Das Log wird übrigens in der State Library New South Wales in Australien aufbewahrt, wurde digitalisiert und ist frei zugänglich; sehen Sie selbst. Nachdem Bligh mehrmals in Konflikte mit Eingeborenen auf angesteuerten Inseln geriet, wo er auf der Suche nach Proviant und Wasser landete, jedoch nichts zum Tauschen vorzuweisen hatte und sich auch aufgrund fehlender Waffen nichts gewalttätig „nehmen konnte“, beschloss er, sich mit seinen Seeleuten auf den langen Weg nach Kupang auf Timor zu machen. Dies war der ihm zu diesem Zeitpunkt bekannte geografisch nächste Stützpunkt von Europäern; in diesem Fall der Niederländer. Am 14. Juni 1789 erreichten sie Timor, nachdem sie unglaubliche 6.500 km zurückgelegt hatten.

Die Bounty segelte währenddessen nach Tahiti zurück und die Crew beschloss sich anzusiedeln. Jedoch war dies auf Tahiti nicht möglich, da sie sich der Verfolgung sicher waren, sodass sie mit einigen der Tahitianerinnen und Tahitianern, die sie zuvor kennengelernt hatten, nach einem geeigneten Platz suchten. Dies schlug fehl und es entbrannte auch innerhalb der Gruppe Streit, was dazu führte, dass sie sich teilte. Christian und die Gruppe, die sich um ihn scharrte, wurden schließlich fündig: sie ließen sich auf der Insel Pitcairn nieder, die zu dieser Zeit noch nicht von Europäern betreten worden war. Nachdem alles von Bord auf die Insel gebracht war, wurde die Bounty angezündet, um jeden Hinweis auf den Aufenthalt der Meuterer zu verbergen und auch, um eine Rückkehr zu vermeiden. Der Landeplatz der Bounty heißt heute „Bounty Bay“ und es liegen noch immer Teile des Fracks in der Nähe. Nachkommen der Meuterer leben ebenfalls noch heute auf Pitcairn, der letzte der Meuterer starb 1829. Fletcher Christian starb wohl um 1793 auf der Insel, vermutlich wurde er ermordet. Eine direkte Nachfahrin Fletcher Christians, Claudene Christian, kam 2012 beim Untergang eines berühmten Nachbaus der Bounty während Hurricane Sandy ums Leben. Das Schiff wurde 1960/61 für den berühmten Hollywoodfilm „Meuterei auf der Bounty“ mit Marlon Brando gebaut und kam auch in anderen Filmen zum Einsatz, nicht zuletzt in „Fluch der Karibik“.

Ausschnitt des Brotfruchtbaums mit Frucht. Bildquelle: Wikimedia, Hans Hillewaert.

Und was passierte mit der Brotfrucht? Christian und seine Crew warfen die Setzlinge wohl über Bord. William Bligh begab sich 1791 auf eine zweite Expedition, um die Brotfrucht doch noch in die Karibik zu bringen. Obwohl es für die Brotfrucht lange dauerte, dort als Grundnahrungsmittel akzeptiert zu werden, ist sie nun beispielsweise Teil der jamaikanischen Küche. Dadurch, dass sie gekocht, gebacken, gebraten, oder auch zu Mehl verarbeitet werden kann, ist sie vielseitig verwendbar. In unseren Breitengraden ist die Jackfruit zur Zeit eine „In-Frucht“; eine nahe Verwandte der Brotfrucht, da beide Maulbeergewächse sind.


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