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Eine der seltensten Apollon-Darstellungen


Nun gehört Apollon zwar zu den Göttern, die auf antiken griechischen Münzen am häufigsten dargestellt wurden, doch sind nicht alle Posen dieses Gottes gleichermaßen weit verbreitet. Während uns nämlich das nach links oder rechts gewandte Porträt Apollons mit Lorbeerkranz auf den allermeisten Münzen begegnet, sind Bildmotive, die uns diesen Gott in Ganzkörperdarstellung zeigen, weit weniger häufig, wenn man Mal von den hellenistischen Apollonbildnissen der frühen Seleukidenkönige absieht, die uns Apollon nackt auf einem Omphalos sitzend und einen Pfeil begutachtend, präsentieren. Erheblich seltener begegnet uns dieser Gott beispielsweise auf einem Tetradrachmon der sizilischen Stadt Selinous zusammen mit seiner Schwester Artemis in einer Quadriga – Artemis lenkt und Apollon schießt mit seinem Bogen. Noch seltener ist das Bildmotiv eines Silberstaters von Delphi, das Apollon zeigt, der mit einem langen Chiton bekleidet auf einem Omphalos sitzt und sich mit seinem rechten Ellbogen auf eine große Konzertkithara stützt. Eine der seltensten Apollon-Darstellungen findet sich jedoch auf einem äußerst seltenen Elektronstater der antiken mysischen Stadt Kyzikos.

Kyzikos (Mysien). Elektron-Stater (um 400-330 v. Chr.), 15,94 g, Ø (Höhe Vs.) 23 mm. Münzstätte Kyzikos. Bildquelle: Roma Numismatics Ltd., Auktion XVII (28. März 2019), Los 488.

Auf diesem erscheint der Gott mit entblößtem Oberkörper und einem Lorbeerzweig in seiner Rechten auf einem nach rechts fliegenden Greif reitend. Unter dem Greifenkörper zeigt sich zudem ein nach rechts schwimmender Thunfisch, das Wappentier von Kyzikos. Den antiken Griechen galt der Greif als wehrhafter Wächter und Beschützer des Goldes. Dem griechischen Dichter und Magier Aristeas von Prokonessos (7. Jh. v.Chr.) zufolge wähnten ihn die Griechen am äußersten Rand der bekannten Welt beheimatet. Dort in den „Riphäischen Bergen“ sollen Greife als wehrhafte Wächter die Goldgruben vor den Arimaspern geschützt haben. Die Arimasper waren ein „mythisches Volk Einäugiger im hohen Norden, jenseits der Issedones und diesseits des Landes der Greifen“, das den Greifen das Gold wiederholt entwendete. (Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, Bd. 1, Sp. 1081).

Betrachtet man Apollon und den Greif etwas eindringlicher, so scheinen beide miteinander gut vertraut zu sein. Denn der große Gott sitzt völlig lässig, entspannt und locker auf seinem Reittier und dieses gleitet ganz unbekümmert und nahezu schwerelos durch die Lüfte. Eine Vertrautheit, die den antiken Mythographien zufolge daher rührt, dass Apollon im goldreichen Land der Greife, das auch „Hyperborea“ hieß, von den Hyperboreern sehr verehrt wurde und folglich auch die Greife gut kannte, die dort das viele Gold bewachten.


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