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Die Jahrhundertmünze


Seit April 2015 zeigt das Museum August Kestner in Hannover „Die Jahrhundertmünze“. Die Präsentationsreihe konzentriert sich – alle drei Monate wechselnd – immer auf eine Münze und beleuchtet ihren historischen Hintergrund. Verantwortliche Kuratorin ist Dr. Simone Vogt, der wir auch die Texte verdanken.

Nach vierzehn Jahrhunderten Münzgeschichte war man in Hannover im 8. Jahrhundert n. Chr. und bei Karl dem Großen (768–814) angekommen und hatte somit die erste Hälfte der Münzgeschichte seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. bis in unsere heutige Zeit durchlaufen. Das hat man im Museum August Kestner zum Anlass genommen, alle bisherigen Jahrhundertmünzen gleichzeitig erneut zu zeigen und so Geschichte(n) anhand von Münzen zu erzählen. Ende der Ausstellung sollte im Oktober 2018 sein. Inzwischen wurde die Ausstellung „Die Jahrhundertmünze“ verlängert bis zum 28. April 2019.

Wir durften wöchentlich voranschreitend die bisher gezeigten „Jahrhundertmünzen“ aus Hannover präsentieren. ;

Wir werden Ihnen bei muenzen-online.com alle weiteren Jahrhundertmünzen aus Hannover zeigen, hier die Jahrhundertmünze Nr. 15 und dann voranschreitend im vierteljährlichen Rhythmus des Museums August Kestner. Noch schöner sehen Sie die Münzen nur im Museum August Kestner, Trammplatz 3, 30159 Hannover; Öffnungszeiten: Di-So 11–18 Uhr, Mi 11–20 Uhr, Mo geschlossen.

Die 15. Jahrhundertmünze:

9. Jahrhundert nach Christus

Solidus, Byzantinisches Reich, Michael III., ca. 856–867 n. Chr., Inv.-Nr. 1930.306 Museum August Kestner

Während Karl der Große als Herrscher des Frankenreiches in Mitteleuropa gut bekannt ist, ist uns das Byzantinische Reich, aus dem die 15. Jahrhundertmünze stammt, weniger vertraut. Das ist erstaunlich, denn Byzanz war viel mächtiger und dauerhafter als das Karolingerreich.

Byzantinischer Glanz

Unübertroffen waren das aufwändige Zeremoniell des byzantinischen Hofes sowie die Pracht der kaiserlichen Gewänder. Auf der Vorderseite der Münze ist der Loros des Kaisers Michael III. gut zu erkennen: Dieser Umhang war mit vielen bunten und wertvollen Edelsteinen bestickt, die aus den verschiedenen Reichteilen stammten. Doch nicht nur der Glanz der Steine, auch ihre Wirkung war von Bedeutung. Die Byzantiner glaubten an deren heilende und magische Kräfte, die sich auf den Träger, also auf den Kaiser, übertrugen. Allerdings machten die Steine das Gewand sehr schwer, so dass man den Herrscher nur an Ostern und zu wenigen anderen Gelegenheiten mit dieser Prachtstola bewundern konnte. Ikonografisch war der Loros dagegen allgegenwärtig: Reliefs, Mosaiken und eben Münzbilder zeigen die Kaiser sehr häufig mit einem Loros.

Kaiser Michael III. (reg. 842–867) kam als Dreijähriger auf den Thron. Das Reich wurde daher noch einige Jahre von seinem Onkel Bardas und seiner Mutter Theodora beherrscht. Die Regentin war militärisch und politisch erfolgreich, was Michael jedoch nicht davon abhielt, seine Mutter später zu verbannen. Nicht nur aus diesem Grund ist Michael als schlechter Kaiser in die Geschichtsbücher eingegangen: Seine angeblichen Ausschweifungen machten ihn auch als „Michael der Trinker“ bekannt.

Jesus Christus als Münzbild

Der so genannte Bilderstreit und die Zeit des Ikonoklasmus (Bildersturm) dominierten das religiöse Leben im Byzantinischen Reich des 8. und 9. Jahrhunderts n. Chr. Dabei behielten die Bilderstürmer lange Zeit die Oberhand und verhinderten Darstellungen christlicher Symbole, Abbilder Gottes, der Heiligen oder Jesu Christi. Ein Grund für den Bildersturm war wohl das Gebot „Du sollst Dir kein Bild Gottes machen“.

In der Sammlung des Museum August Kestner befindet sich ein Bleisiegel der Kaiser Michael II. und des Theophilos, Großvater und Vater von Michael III. Das Siegel ist typisch für die Zeit des Bildersturms, weil es nur beschriftet ist und auf der Vorderseite als einziges religiöses Symbol das Stufenkreuz zeigt. Nur dieses war zugelassen.

Erst die Regentin Theodora, Ehefrau des Theophilos und Mutter Michaels III., beendete 843 den Bilderstreit. Von nun an waren die Ikonenverehrung sowie die Darstellung Jesu auf Münzen wieder zugelassen. Seitdem verehrt die griechisch-orthodoxe Kirche Theodora als heilige Kaiserin.

Byzantinisches Bleisiegel, 821-829 n. Chr. Inv.-Nr. L8.2005, Museum August Kestner, Dauerleihgabe der Stiftung Niedersachsen (Schenkung Zarnitz)


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