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Sammlertipps Münzreinigung und Münzpflege


Bei unseren „Sammlertipps Münzreinigung und Münzpflege“ beschäftigen wir uns abschließend in mehreren Kapiteln mit Münzmetallen. Mehrere Leser, die unsere Reihe von Anfang an verfolgen, äußerten diesen Wunsch nach „Sach- und Materialkunde“, den wir erfüllen können. Wir orientieren uns wieder am „Handbuch zur Münzpflege“ (4. Auflage Regenstauf 2015, 13,50 Euro) von Wolfgang J. Mehlhausen.

Teil 9. Die wichtigsten Münzmetalle

Nachfolgend werden nun die wichtigsten Münzmetalle, also die Rohstoffe, aus denen Münzen hergestellt werden, aufgeführt und besprochen. Zugleich wird etwas zu ihrem Korrosionsverhalten im Allgemeinen und speziell zur Reinigung entsprechender Münzen gesagt.

Vorweg: Eine ganz wichtige Frage für den Sammler ist zu wissen, aus welchem Metall die Münzen bestehen. Sammler mit langjähriger Erfahrung sehen dies meist auf einen Blick. Anfänger hingegen rätseln und brauchen erst eine gewisse Übung, um Kupfernickel von Silber oder Chrom von Nickel zu unterscheiden. Chemische oder physikalische Untersuchungen sind schwierig und aufwendig und meist auch nicht zerstörungsfrei und kommen daher für Münzen kaum infrage.

Die Anschaffung eines guten Münzkataloges ist – natürlich nicht nur zur Feststellung der Metalle – unabdingbar für das Sammeln und auch Reinigen. Dort sind in der Regel die Metalle und Legierungen aufgeführt. Nicht selten erfolgt die Angabe nur mit den chemischen Symbolen.

9.1 Platin (Pt)

Russland, 3 Rubel 1843, Platin. Foto: Westfälische Auktionsgesellschaft, Auktion 66,1551 (September 2013)

Platin gehört zu den edelsten der Edelmetalle, denn dieses Metall wird weder durch Sauerstoff noch durch die meisten Säuren angegriffen. Es sieht hellgrau aus, ähnelt in der Farbe dem Silber, hat aber nicht den hellen, für Silber typischen Glanz.

Es wurde früher nur sehr selten in der Münzfertigung eingesetzt. Russland verwendete dieses Metall erstmals um 1830 zur Herstellung von 3-, 6- und 12-Rubel-Stücken, die heute sehr gesucht sind. Und auch seit 1988 gab die Russische Zentralbank Münzen in diesem Metall heraus.

Wegen seiner hervorragenden Widerstandsfähigkeit gegen alle möglichen Umwelteinflüsse ist eine Behandlung von Platinmünzen in der Regel überhaupt nicht erforderlich.

9.2 Palladium (Pd)

Russland, 10 Rubel 1991 „Ballerina“, ½ oz. Palladium, mit der Feinheits- und Gewichtsangabe auf der Vorderseite. Foto: Auktionshaus Christoph Gärtner, Auktion 30,25372 (Februar 2015)

Dieses Metall ist nach dem 1802 entdeckten Planeten Pallas benannt, der seinen Namen der griechischen Göttin Pallas Athene verdankt. Die Chemiker bezeichnen dieses Element mit Pd. Es fällt meist bei der Herstellung von Rohplatin an. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Palladium das billigste Platinmetall (so nennt man die Gruppe der mit dem Platin verwandten Metalle), es kostete im Januar 1941 nur 2,35 RM pro Gramm und niemand wusste recht, etwas damit anzufangen. Die Russen haben das Palladium dann in den frühen 1990er Jahren des 20. Jahrhunderts vermünzt, so im „Ballerinen-Programm“. Doch heute ist Palladium ein sehr gesuchter Rohstoff zur Herstellung der Katalysatoren für Autos, und wer seinerzeit die russischen Ballerinen erworben hat, kann sie heute gut verkaufen.

Palladiummünzen müssen ebenso wie Platinmünzen in der Regel keiner Behandlung unterzogen werden.

Ruanda, Satz „The Noble Five“, 2013, bestehend aus je einer Münze aus Silber, Gold, Platin, Palladium und Iridium. Die Münzen tragen auf der Vorderseite einen Löwenkopf, dazu den Namen des jeweiligen Münzmetalls, das Gewicht in Unzen und die Feinheitsangabe. Foto: https://www.muenzen-news.de/edelmetalle/weltpremiere-vollig-neues-munzmetall

9.3 Iridium (Ir)

1804 entdeckte Smithson Tennant in London die Metalle Iridium (Ir) und Osmium (Os). Ihn beeindruckte die Farbvielfalt der Salze und er benannte das Platinmetall in Anlehnung an den griechischen Begriff für „regenbogenfarbig“ eben Iridium. Es gehört zu den seltensten nicht-radioaktiven Metallen. Gold und Platin gibt es fünfmal mehr auf der Erde. Es ist hart und spröde und schwer zu bearbeiten. Verwendet wird es meist nur in Legierungen, so bestehen das Ur-Kilogramm und das dritte Ur-Meter aus einer Legierung mit Iridium. Unter der Flagge von Ruanda gab es erste Münzen aus diesem Metall. Sie erschienen in der Serie „THE NOBLE 5“ (die edlen Fünf). Neben den klassischen Münzmetallen Silber, Gold und Platin gab es Palladium- und Iridiumstücke mit einem Nashorn. Das seltene Metall ist nicht einfach für Privatleute zu kaufen. Wer sich als Numismatiker auch für Chemie und Physik der Metalle interessiert, wird sich sicher gern ein solches Stück in die Sammlung legen. Schon wegen des hohen Preises und des enormen Prägeaufwands wird dieses interessante Metall nie „normales“ Münzmetall werden.

9.4 Ruthenium (Ru)

Unter den „edlen Fünf“ von Ruanda gibt es auch ein Nashornstück aus Ruthenium (Ru), was eine Premiere in der Münzgeschichte darstellt. Das 1844 vom deutsch-baltischen Chemiker Karl Ernst Claus entdeckte Platinmetall bekam seinen Namen von „ruthenia“ (lat.: Russland), weil er es in sibirischen Platinerzen entdeckte. Es ist extrem selten, kaum 20 Tonnen werden im Jahr weltweit gewonnen. Es ist ebenfalls hart und spröde und hat eine Dichte von 12,37 g/cm3. Damit ist es das zweitleichteste Platinmetall nach Palladium. Wegen der Seltenheit und des hohen Preises wird es in bescheidenem Maß in der Elektronik und in der Chemieindustrie als Katalysator verwendet. Palladium- und Platinlegierungen werden zur Erhöhung der Härte mit Ruthenium versetzt. Als Münzmetall erlebte es erst spät eine Premiere. Die ersten 1000 Münzen wurden im Januar 2015 über einen Verkaufssender vertrieben. Schon wegen der Seltenheit wird es wohl kaum viele Münzen aus dem interessanten Stoff geben. Der Vollständigkeit sollte es aber nicht unerwähnt bleiben. Eine physikalische oder chemische Behandlung hingegen wird bei keiner Ausgabe von Stücken aus Platinmetallen erforderlich sein.

9.5 Rhodium (Rh)

Rhodium ist ebenfalls erst seit sehr kurzer Zeit ein Münzmetall. Das silberweiße, harte Metall zählt mit Kobalt und Iridium zur sogenannten Kobaltgruppe. Es ist extrem selten und findet zugleich eine breite Anwendung in der Industrie, so als Katalysator oder zur Herstellung von Laborgeräten. Entdeckt wurde das Metall 1803 von William Hyde Wollaston in Rohplatinerz aus Südamerika. Es gehört zu den teuersten Metallen, die produziert und gehandelt werden.

Die Reihe wird fortgesetzt mit „9.6 Gold“


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