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Die „Yorkshire-Coiners“ – Vor 250 Jahren wurde in England eine Münzfälschung gigantischen Ausmaßes r


Wer heute auf den Friedhof von Heptonstall in der Region Yorkshire im nördlichen England kommt, kann eine Grabplatte entdecken, auf der er über den Tod von David Hartley informiert wird. Auf der Platte des Familiengrabes heißt es, dass er 1770 in der Nähe von York gehängt wurde, weil er ungesetzlich Münzen beschnitt und als Falschmünzer arbeitete.

„König“ David wurde um 1729 in einer abgelegenen Ortschaft von Yorkshire geboren. Nach einer auswärtigen Lehrzeit kehrte er mit Kenntnissen über die Herstellung von Münzen zurück und ließ sich als Handwerker in dem kleinen Nest Cragg Vale nieder. Die Geschäfte gingen jedoch schlecht. Die ortsansässige Bevölkerung des kargen Landstrichs, in dem vor allem Tuche gewebt wurden, hatte kaum ausreichend zu essen. Um den mageren Lohn aufzubessern, kam Hartley auf die Idee, die goldenen Guinea-Münzen zu beschneiden. Mit den Resten des Beschnitts fertigte er neue Münzen. Aus den Metallabfällen von acht Münzen entstand eine neue. Bald wurden die Goldmünzen aus der gesamten Region mithilfe von Mittelsmännern eingesammelt. Die Lieferanten erhielten die „bearbeiteten“ Münzen zuzüglich einer Gewinnbeteiligung zurückerstattet. Das Geschäft florierte. Bald halfen 200 Personen aus Cragg Vale und den Nachbardörfern in den Fälscherwerkstätten, die sich über das ganze Land ausbreiteten. Die Region hatte eine neue Wirtschaftsgrundlage! Innerhalb weniger Jahre wurden so etwa zehn Prozent aller in England umlaufenden Münzen beschnitten bzw. gefälscht. Die Stabilität der Währung war gefährdet!

Durch Indiskretionen setzte sich im Jahr 1778 die Erkenntnis durch, dass das Gros der Falsifikate aus einer Region kam. William Dighton, ein Steuerbeamter, sollte den Fall untersuchen. Vor Ort angekommen, wollte jedoch niemand etwas über eine Fälscherbande wissen. Angesichts einer Belohnung von 100 Guineas verriet ihm schließlich ein Dorfbewohner, dass David Hartley der Kopf der Bande sei. Am 14. Oktober 1769 wurde Hartley verhaftet. Dessen Bruder sann auf Rache. Er heuerte zwei Kriminelle an, die sich an die Fersen des Steuerberaters hefteten. Am 10. November 1769 ermordeten sie ihn in einer dunklen Gasse der Stadt Halifax. Nun war die Staatsmacht alarmiert. Eine Untersuchungskommission wurde in die Region entsandt. Bis Ende 1769 konnten insgesamt 80 Falschmünzer ermittelt werden. 30 davon stammten aus Cragg Vale. Am 28. April 1770 wurden David Hartley und ein Komplize in Tyborn nahe York gehängt. Die Mörder des Steuerbeamten William Dighton konnten wenig später ebenfalls gefasst werden. Auch sie endeten am Galgen. Isaac Hartley, der mutmaßliche Auftraggeber des Mordes, wurde ebenfalls gesucht. Seine Beteiligung an dem Mord konnte aber letztlich nicht nachgewiesen werden.

Angesichts dieser dramatischen Ereignisse wurden die Missstände im Münzwesen sogar vom Parlament diskutiert. In der Rede von König Georg III. zur Parlamentseröffnung von 1773 finden sich die Worte: „Nichts verdient die Aufmerksamkeit des Parlamentes mehr als die Sicherheit der Goldmünzen.“ Ein Gesetz zum besseren Schutz vor Fälschungen wurde beschlossen. Das Gewicht der Goldmünzen sollte künftig mit Präzisionswaagen überprüft werden. Ein mit untergewichtigen Münzen Betrogener erhielt einen Entschädigungsanspruch gegenüber seinem Geschäftspartner.

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