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René Feldvoß

Die Münzstätte Weimar


Wann genau die ersten Münzen in der Münzstätte Weimar geschlagen wurden, darüber sind sich Numismatiker und Historiker bis heute nicht ganz einig. Wahrscheinlich ließ bereits Albrecht I. (genannt „der Bär“) als Markgraf von Brandenburg um 1150 Brakteaten (Hohlpfennige) in Weimar prägen. Weitere Prägungen, die der Münzstätte Weimar bisweilen zugeordnet werden, stammen von Albrechts Sohn, Graf Hermann I. von Orlamünde, aus dem Jahr 1170, 1210 von Graf Herman II. von Orlamünde, um 1310 von Graf Herman VI. von Orlamünde sowie 1350 von Graf Friedrich I. von Orlamünde.

Die ersten schriftlichen Quellen über Weimarer Münzgeld finden sich in einem Brief von 1274 und einer Urkunde von 1292. Sowohl Brief als auch Urkunde fanden sich im Kloster Kapellendorf in Thüringen. Werden im Brief unter anderem „zehn Schillinge Weimarer Geldes“ erwähnt, so ist in der Urkunde von „vier Schillingen wie sie in Magdala oder Weimar gelten“ die Rede. In eben diesen Formulierungen sehen viele Historiker einen Hinweis darauf, dass die erwähnten Schillinge lediglich „in Weimar gültige“ darstellen und nicht zwangsläufig auch dort geprägt worden sein müssen.

Den ersten eindeutigen Nachweis einer eigenen Münzstätte in Weimar erbringt eine Urkunde des Landgrafen Balthasar von Thüringen aus dem Jahre 1398. Hierin enthalten sind eine Anweisung an den Münzmeister von Langensalza sowie ein Zusatz am Ende der Urkunde, dass der Münzmeister aus Weimar die gleiche Anweisung erhalten hätte. Die Anweisung sah vor, silberne Hohlpfennige nach einem vorgegebenen Münzfuß zu schlagen. Diese wiesen ein Raugewicht von 0,256 g und ein Feingewicht von 0,105 g auf.

Die meißnisch-sächsischen Landesfürsten hatten ihre Hauptmünzstätte im sächsischen Freiberg, wo sie bereits seit dem 13. Jahrhundert Münzen schlagen ließen. Ab dem Ende des 14. Jahrhunderts entstanden aufgrund des gestiegenen Bedarfs an Münzgeld außer in Weimar noch weitere Münzstätten in Zwickau, Leipzig, Gotha, Langensalza, Wittenberg, Colditz und Sangerhausen. Balthasar und auch sein Nachfolger Friedrich IV. („der Friedfertige“), verpachteten die Weimarer Münzstätte an die Bürger der Stadt.

Ab etwa 1448 ließ Herzog Wilhelm III. auch Groschen in mehreren Ausführungen prägen. Hierzu zählten die sogenannten Oberwährgroschen mit einem Gewicht von 2,942 g und einem Feinsilbergehalt von 1,471 g sowie die Pfahlschildgroschen mit einem Gewicht von 2,414 g und einem Feingehalt von 1,132 g Silber. Ebenfalls aus der Zeit Wilhelms III. stammen Hohlpfennige aus den Jahren 1461 und 1462. Während die Münzen von 1461 ein Gewicht von 0,409 g und einen Feingehalt von 0,157 g aufweisen, betragen diese Werte bei den Pfennigen von 1462 0,327 g bzw. 0,082 g.

1465 wurde die Münzstätte vermutlich vorerst stillgelegt, da Wilhelm III. fortan nur noch gemeinschaftlich mit seinen Neffen Ernst und Albrecht münzte und keine eigene Münze mehr benötigte. Über Prägetätigkeiten der Weimarer Münzstätte im 16. Jahrhundert fehlen Überlieferungen.

Erst 1619 wurde die herzogliche Münzstätte in Weimar wieder von Herzog Johann Ernst I. neu errichtet. Diese neue Münze verfügte bereits über einige Gerätschaften, um Münzen in großen Stückzahlen produzieren zu können. Jedenfalls gibt es urkundliche Hinweise darauf, dass von der Wiederinbetriebnahme der alten Münzstätte Abstand genommen wurde, da dieser die nötige Wasserkraft zum Betreiben der Maschinen fehlte. Das neue Gebäude wurde direkt an der Ilm errichtet, über die genaue Lage und Beschaffenheit des Gebäudes sind jedoch keine Angaben erhalten. Eine aus dem Jahre 1623 stammende Inventarliste weist folgende Gebäude aus: Ein Haus mit Oberstube und Münzstube im unteren Teil sowie ein Schmelz- und ein Kohlenhaus.

Bis 1691 wurden, mit Unterbrechungen, Taler für den Herzog von Sachsen-Weimar (von 1672-1678 für den Herzog von Sachsen-Jena) geprägt. Während der sogenannten „Kipper- und Wipperzeit“ wurden eine Vielzahl unterschiedlicher Nominale in den thüringischen Münzstätten geprägt. Während des Dreißigjährigen Krieges kam es insbesondere in den Jahren 1620-1623 zu weitläufigen Münzentwertungen in ganz Europa, die sich in einem extrem verringerten Feingehalt des Silbers in regionalen Münzsorten niederschlugen. Der Name dieser Periode leitet sich von dem „Wippen“ der Balken einer damals gebräuchlichen Laufgewichtswaage beim Auswiegen von Münzen sowie dem „Kippen“ (Aussortieren) der höherwertigen Münzen, aus denen später neue (unter Zugabe minderwertiger Metalle wie Kupfer, Zinn oder Blei) Geldstücke hergestellt wurden.

Zu den in dieser Zeit geprägten Kippermünzen zählen der Gulden zu 60 Kreuzern, der Sechsbätzner (im Wert von 24 Kreuzern), Dreibätzner (12 Kreuzer), sowie 2- und 1-Pfennigstücke, wobei vier Pfennige einen Kreuzer ergaben. Diese Prägungen sind heute zum Teil sehr selten. Maßgebliche Münzmeister, die zu dieser Zeit in der Münzstätte Weimar tätig waren, waren Cyriakus von Lehr (1619-1620), sowie Gabriel Andreae (1620-1632), die sich auch mit ihrem jeweiligen Münzmeisterzeichen, CVL, bzw. GA, auf den Münzen verewigten.

Die Einführung maschineller Münzprägung durch Schraub- und Druckvorrichtungen, diente zum Teil auch der Erschwerung der Wipperpraktiken. Durch den Einsatz der mechanischen Prägewerke konnten die Gewichtsabweichungen der einzelnen Münzen auf ein Minimum reduziert werden.

Der Herzog ließ in Sachsen-Weimar ab 1622 wieder Geldstücke nach der Reichsmünzordnung prägen, die zur besseren Unterscheidung von den minderwertigen Münzen die Umschrift „NACH ALTEM SCHROT VND KORN“ trugen. Diese Münzen wurden als Reichstaler bzw. deren Teilwerte geprägt und wurden meist als Gedenkmünzen ausgeführt. Zu den abgebildeten Münzbildern zählten u.a. der Schlossbau zu Weimar, der Westfälische Frieden und die Einweihung der Schlosskirche im Schloss Wilhelmsburg.

Eine Besonderheit stellten hierbei die nur 1622/23 geprägten Pallastaler dar. Diese trugen neben der bereits erwähnten Umschrift auf ihrer Vorderseite ein Bildnis der griechischen Göttin Pallas mit Helm, Schild und Lanze. Diese noch während der Kipperzeit ausgegebenen Münzen waren dennoch ein vollwertiges Zahlungsmittel.

Auf Gabriel Andreae folgten die Münzmeister David Wölke (1637-1639), Johann Friedrich (1639-1672), Georg Friedrich Staude (1673-1676), Johann Christoph Dürr (1677-1684), Johann Christoph Staude (1684-1686) sowie Sebastian Altmann (1687-1691).

In dieser Zeit wurden Pfennige, Dreier, Groschen sowie Viertel-, Halb- und ganze Reichstaler geprägt. Auch Gulden zum Wert von 2/3-Talern und Dukaten sowie halbe und Viertelgulden wurden in Weimar geschlagen.

Als Sebastian Altmann sein Amt antrat, ließ er die Münzstätte auf eigene Kosten neu errichten, da diese bereits seit einigen Jahren baufällig war. Zur Ausstattung gehörten laut Inventarverzeichnis „zwei Durchlaßwerke mit drei Paar Walzen, zwei Durchschnitte mit 16 Unterlagen und 20 Drücken, ein Stoßwerk mit zwei bleiernen Kugeln, zwei Taschenwerke, ein großes hölzernes Rad mit einer Welle.“ Diese recht großzügige Ausstattung erlaubte es dem Münzmeister, alle Sorten von Münzen maschinell herzustellen.

Anfang 1691 wurde die Münzstätte Weimar endgültig geschlossen und Altmann nahm die Installation zur Prägung der Münzen mit nach Ilmenau, wo er noch bis 1702 als Münzmeister für den Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar tätig war.

aus MünzenRevue Ausgabe 04/2016


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