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4038 Ergebnisse gefunden für „“

  • Beendet: Monatliches Gewinnspiel 4/24: Wir verlosen drei Exemplare von "Alles, was recht ist"

    Update vom 18. April 2024: Die Gewinner wurden ermittelt und per E-Mail informiert. Wir freuen uns mit Ihnen über Ihr Glück! Für alle, die dieses Mal keinen Erfolg hatten, halten wir im nächsten Monat wieder eine Chance bereit! Wir verlosen unter allen Newsletter-Abonnenten dreimal jeweils ein Exemplar "Alles, was recht ist". Wenn Sie gewinnen möchten, senden Sie uns eine E-Mail an info@muenzen-online.com mit dem Betreff "RECHT". Einsendeschluss ist der 17. April 2024. Später eingehende E-Mails nehmen nicht an der Ziehung teil. Der/die Gewinner/in wird per E-Mail benachrichtigt. Verlagsmitarbeiter/innen, deren Angehörige und Gewinnspielservices dürfen nicht teilnehmen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Datenschutzbestimmungen finden Sie hier. Wir wünschen Ihnen viel Glück! PS: Zur Newsletter-Anmeldung gehts hier.

  • Lohn des Fleißes und gesitteten Betragens - Fleißtaler und Prämienmedaillen - Academia in nummis Teil 3

    In der Barockzeit und danach war es üblich, fleißige Schüler und Studenten durch Prämientaler und -medaillen auszuzeichnen. Die Stücke bilden ein interessantes Sammelgebiet, manche Ausgaben sind wegen der geringen Auflage selten und unerschwinglich, andere kann man zu moderaten Preisen im Münzhandel kaufen. Da man den jungen Leuten kein Ordenskreuz als Dank und Anerkennung für ihre Leistungen an die Brust heften konnte und wollte, übernahmen Münzen und Medaillen diese Aufgaben. Zu den bekannten Objekten dieser Art zählen die Schulprämien im Wert von einem oder zwei Talern, die unter dem sächsischen Kurfürsten Friedrich August III., ab 1806 König Friedrich August I. von Sachsen, und seinen Nachfolgern mit Aufschriften wie "ZUR BELOHNUNG DES FLEISSES", "DEM FLEISSE" und "DEM FLEISSE UND GESITTETEN BETRAGEN" herausgegeben wurden. Die mit Monarchenbildnissen, Allegorien und aufmunternden Widmungen versehenen Münzen verzichten einerseits auf die Nennung des jeweiligen Empfängers, andererseits aber lassen manche durch ihre Inschriften erkennen, dass sie für Angehörige der Königlich-sächsischen Bergakademie in Freiberg, der Akademie für Forst- und Landwirte in Tharandt und andere Bildungsstätten bestimmt waren. Zur Belohnung des Fleißes bestimmt waren die Prämientaler von 1765 und 1780, die der sächsische Kurfürst Friedrich August III. an besonders gute Schüler und Studenten verteilen ließ. Bildquelle Taler 1765 Kahnt 1166: Künker Auktion 163 (28.1.2010), Los Nr. 643. Bildquelle Doppeltaler 1780 Kahnt 1169: Künker Auktion 189 (21.6.2011), Los Nr. 2278. Fotos: Lübke & Wiedemann KG, Leonberg. Auch andere Hochschulen, Universitäten und Akademien brachten zur Belohnung von Studenten, Dozenten und Professoren Belohnungsmedaillen meist aus Silber heraus. Wenn man systematisch sucht, dann findet man in vielen Städten und Fürstentümern auch Schulprämien- und andere Medaillen, die das Lernen und gesittete Betragen fördern sollten. Zwar sind diese Stücke im engeren Sinne keine akademischen Medaillen, aber sie haben in einer solchen Spezialsammlung einen guten Platz. Breslau teilte, um ein Beispiel zu nennen, im 17. und 18. Jahrhundert mit Stadtansichten geschmückte Prägungen dieser Art aus. Um nicht immer einen neuen Stempel anfertigen zu müssen, hat man Jahreszahlen in das Metall geschlagen. Sehr selten sind die für Fleiß und gesittetes Betragen ausgegebenen Doppeltaler von 1847 (AKS 115), mit der Studenten der Forst- und Landwirtschaftsschule in Tharandt ausgezeichnet wurden. Foto: Caspar. Berühmt und begehrt sind die prachtvollen Preismedaillen, mit denen der württembergische Herzog Karl Eugen besonders eifrige Schüler seiner 1770 gestifteten Hohen Karlsschule ausgezeichnet hat. 1781 von Kaiser Joseph II. in den Rang einer Universität erhoben, zählten In- und Ausländer meist bürgerlicher Herkunft zu den Zöglingen des anfangs Militärische Pflanzschule beziehungsweise Militärakademie genannten Instituts. Einer von ihnen war der spätere Dichter und Historiker Friedrich Schiller, der hier als Arzt ausgebildet wurde. Während dieser Zeit erhielt er vier Auszeichnungen für seine Leistungen in Griechisch sowie Chirurgie, Praktische Medizin und Heilmittelkunde. Die ihm verliehenen Preismedaillen sind verloren gegangen, lediglich sind die dazu gehörigen Diplome erhalten. Breslau hat fleißige Schüler mit so genannten Schulprämientalern ausgezeichnet. Die meisten Stücke sind undatiert, bei Bedarf hat man eine Jahreszahl in das Metall geschlagen. Foto: Caspar. Die Herstellung und Ausgabe der Medaillen mit jeweils unterschiedlichen Rückseiten muss den Herzog viel Geld gekostet haben. Seine Aufwendungen im Zusammenhang mit der Hohen Karlsschule hatten jedoch ganz pragmatische Gründe. Der sein Land despotisch regierende Herrscher benötigte gut ausgebildete, wohlerzogene, gesittete und seinem Haus treu ergebene Staatsbeamte, Militärs, Gelehrte und Künstler, um aus Württemberg einen Musterstaat zu machen. Wie der unangepasste, mit seiner Karriere als Mediziner unzufriedene Friedrich Schiller, so rebellierte auch der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart gegen Karl Eugens Absolutismus, der keinen Widerspruch duldete. Weil er den Verkauf von württembergischen Landeskindern für Englands Kolonialkriege anprangerte und eine der vielen Mätressen des Herzogs verspottet hatte, hat man Schubart zehn Jahre auf der berüchtigten Bergfestung Asperg gefangen gehalten. Absolventen der Karlsschule erhielten für ihre Leistungen Preismedaillen mit dem Bildnis des Stifters Herzog Karl Eugen von Württemberg, hier ein Beispiel auf die Leistungen der Münzkunde, die vieles ans Tageslicht fördert, wozu die Geschichte nicht fähig ist. Foto: Caspar. Da Schiller aus Württemberg geflohen war, konnte der rachsüchtige Herzog ihm nichts mehr anhaben, der, das sei am Rande erwähnt, am Hof des preußischen Königs Friedrich II., des Großen, erzogen wurde. Eine der Numismatik gewidmete Medaille von 1777 zeigt, wie der Genius der Münzkunde unter den wachsamen Augen des Chronos, dem antiken Gott der Zeit und Geschichte, ein Geldstück betrachtet und beschreibt. Die Inschrift "SUPPLET UBI DEFICIO" bedeutet, dass die Münzkunde ergänzt wo die Geschichte versagt. Ab und zu kommen die württembergischen Preismedaillen im Münzhandel vor. Meist handelt es sich um sehr gut gemachte Nachprägungen, die als solche ausgewiesen sind und nicht die enormen Preise der Originale erzielen. Starke und gesunde Pferde für Wirtschaft, Transport und Militär zu haben, war den Königen von Preußen ein großes Anliegen. Deshalb belohnten sie alles, was mit Pferden zu tun hatte, auch mit Prämien und Medaillen. Hier eine vor 1701 geprägte Medaille des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. Foto: Olding, Osnabrück. In das Gebiet der Prämien-, Preis- und Belohnungsmedaillen fallen Prägungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, mit denen die Könige von Preußen, und nicht nur sie, Gelehrte und Künstler, aber auch Leistungen auf dem Gebiet der Pferdezucht und in der Seidenindustrie ausgezeichnet haben. Die meisten Stücke bestehen aus Silber, doch wenn Abschläge aus Gold angeboten werden sollten, sind ihnen exorbitante Preise sicher. Die Verleihung der Medaillen an Fabrikanten, Züchter und andere Empfänger brachte viel Prestige. So ist es auch nicht verwunderlich, dass man im 19. Jahrhundert die bei Ausstellungen oder Firmenjubiläen vergebenen Medaillen auch zu Werbezwecken verwendete, weshalb man sie auf Industrieprodukten und Anzeigen in der Presse abgebildet hat. In das Gebiet gehören auch die vielen Medaillen, mit denen Künstler und Gelehrte ausgezeichnet wurden. In manche hat man den Namen der mit ihnen geehrten Person graviert, andere sind in kostbare Rahmen eingelassen. Für Sammler tut sich ein weites, hochinteressantes Feld auf. Dazu gehören auch die vielen Medaillen, mit denen Belegschaften von Instituten und Betrieben und Institutionen geehrt wurden. Von manchen wüsste man heute nur noch wenig, gäbe es nicht diese Prägungen, deren Gestaltung von der etwas eintönigen Kombination Porträt/Inschrift bis zu aufwändig mit Allegorien oder markanten Erzeugnissen geschmückten Ausgaben reichen. Da die Auflagen meist begrenzt waren, muss man lange suchen, um solche Stücke zu bekommen. Helmut Caspar

  • USA: World War II Memorial

    Auf die nationale Gedenkstätte des II. Weltkriegs (World War II Memorial)  emittierten die USA am 27. Februar 2024 eine 1/2-Dollar-Kupfernickelmünze, einen Silberdollar und ein 5-Dollar-Goldstück. Erwähnte Gedenkstätte erinnert an den Dienst und das Opfer, das amerikanische Soldaten und Ziviliten während des II. Weltkriegs für ihr Land brachten. Außerdem ist die Gedenkstätte ein besonderer Ort der Versammlung, an dem Erinnerungs- und Bildungsprogramme abgehalten werden, mit denen den Anstrengungen der „größten Generation“  zur Bewahrung der Freiheit für künftige Generationen Tribut gezollt werden soll. 1/2 Dollar, Kupfernickel, 11,34 g, 30,60 mm, Rand geriffelt, Auflage: 750.000 in Stgl. und PP, Künstler: Diverse; Münzstätten: Denver (D) und San Francisco (S). Die Vorderseite des Half Dollars zeigt die Allegorie der Befreiung mit den Teilen eines zerbrochenen Schwerts in Händen und nennt neben den nationalen Mottos den Satz "WE ANSWERED THE CALL" (Wir sind dem Ruf gefolgt). Auf der Rückseite sehen wir ein Detail des World War II Memorials. 1 Dollar, Silber 999/1000, 26,730 g, 38,10 mm, Rand geriffelt, Auflage: 400.000 in Stgl. und PP, Künstler: Diverse; Münzstätte: Philadelphia (P). Der Avers des Silberdollars zeigt die allegorische Zusammenarbeit der militärischen Gattungen Luftwaffe, Küstenwache, Marine, Armee und Marine Corps sowie Handelsmarine und nennt zusätzlich zu den nationalen Mottos die Aufschrift "1941–1945 / WORLD WAR II MEMORIAL / DEFENDERS OF FREEDOM" ( / Verteidiger der Freiheit). Auf dem Revers sehen wir vier heraldische Adler von unten her betrachtet, die mit ihren Schnäbeln einen Lorbeerkranz halten, der den Globus umschließt und lesen u.a. "VICTORY / IN THE AIR / AT SEA / ON LAND" (Sieg in der Luft, zu Wasser und zu Land). 5 Dollars, Gold 900/1000, 8,359 g, 21,60 mm, Rand geriffelt, Auflage: 50.000 in Stgl. und PP, Künstler: Diverse; Münzstätte: West Point (W). Die Vorderseite des 5-Dollar-Goldstücks zeigt ein Fragment der Sternenwand des Memorials sowie einen Olivenzweig, wobei jeder dargestellte Stern für 100 gefallene Amerikaner steht und der Ölzweig für den Frieden, der diesen Opfern folgte. Auf der Rückseite findent sich eine US-Flagge, wie sie Familien von gefallenen Soldaten übergeben wird. Ferner heißt es u.a. "WWII MEMORIAL / TO UNITE GENERATIONS OF TOMORROW" ( / Kommende Generationen [wörtlich Generationen von morgen] zu vereinen). Rückseitig nennen alle Münzen zudem die Staatsbezeichnung das Motto E PLURIBUS UNUM und die jeweilige Nominalangabe. Michael Kurt Sonntag

  • Griechenland: Serie Griechische Kultur - Mathematiker - Thales von Milet

    Am 28. März 2024 emittierte Griechenland eine 10-€-Silbermünze auf den großen antiken Philosophen und Mathematiker Thales von Milet. Die Münze ist Teil der Serie „Griechische Kultur – Mathematiker“. Thales (um 624–540 v. Chr.) lebte und lehrte in Milet und gilt als einer der „Sieben Weisen“ der Antike. Er ist Begründer der ionischen Naturphilosophie. Da er die Natur und ihre zahlreichen Phänomene nicht mehr mit Hilfe der Mythologie, sondern rational zu erklären versuchte, sieht die Fachwelt in ihm den ersten „Philosophen“ der griechischen und europäischen Denktradition. Laut Herodot sagte Thales die Sonnenfinsternis vom 28. Mai 585 v. Chr. voraus. Außerdem werden ihm zahlreiche geometrischen Sätze zugeschrieben. So z. B. der Satz, der besagt, dass „alle Winkel, deren Scheitel auf einem Halbkreis (Thaleskreis) liegen und deren Schenkel mit dem Kreisdurchmesser ein Dreieck bilden, rechte Winkel sind.“ 10 €, Silber 925/1000, teilweise farbig, 34,10 g, 40 mm, Auflage: 2000 in PP, Münzstätte: Bank of Greece/Printing Works Department, Athen. Fotos ebenda. Die Münze zeigt rückseitig eine Frontalbüste des antiken Philosophen und Mathematikers, von einem Mäanderband umgeben und nennt seinen Namen und seine Lebensdaten. Auf der Vorderseite finden wir ein kleines zentrales Republikwappen innerhalb eines Strahlenkranzes und eines umlaufenden Mäanderbands und lesen Staatsbezeichnung und Nominalwert. Michael Kurt Sonntag

  • Lexikon: Dena

    Bezeichnung des von 1803 bis 1807 im Königreich Etrurien geprägten 10-Lire-Stücks. Besagtes Königreich war zwischen 1801 und 1807 einer der Vasallenstaaten Napoleons. Sein Gebiet umfasste große Teile des ehemaligen Großherzogtums Toskana. Dena (10 Lire) 1803, Königreich Etrurien, 1. Typ, 39,5g, 45mm, Davenport 152. Quelle: wikimedia commons. Aus: Helmut Kahnt: „Das große Münzlexikon“

  • Sammlung Sayar bringt das Dreifache ihrer Schätzung: Nachbericht zur Künker Auktion 402

    Am 14. und 15. März 2024 führte Künker seine Auktion mit Münzen der antiken Welt durch. Im Mittelpunkt stand die Sammlung Sayar von Münzen aus Lykien, Kilikien und Pamphylien. Wir präsentieren die Highlights und das teuerste Stück. Die Sammlung Sayar gehört zu den bedeutendsten Ensembles, die im Bereich der lykischen Prägungen zusammengetragen wurden. Welche Seltenheiten ein Mann im Laufe von mehr als 30 Jahren zusammentragen kann, zeigt der Künker Katalog 402, der mit Lykien, Pamphylien und Kilikien den ersten Teil der Sammlung Sayar enthält. Die 512 Münzen, darunter viele Unika, zogen weltweit Interesse auf sich. So war die Beteiligung an der Künker Auktion groß, auch wenn die Münzen des südlichen Kleinasiens nicht mit den griechischen Münzen aus der Magna Graecia oder dem Mutterland an klassischer Schönheit konkurrieren können. Die Zuschläge waren hoch. Nichtsdestotrotz sind lykische Münzen im Verhältnis zu Stücken aus anderen Bereichen der Antike immer noch eine günstige Option. Wir stellen die fünf teuersten Münzen der Sammlung Sayar vor. 01 – Nr. 43. Prä- und protodynastische Prägungen / Lykien. Stater um 480 v. Chr., unbest. Mzst. Selten. Vorzüglich. Taxe: 1.250 Euro. Zuschlag: 7.000 Euro. Platz 5: Lykische Münzen werden traditionell unter der Bezeichnung Griechen versteigert, aber die Bewohner des Landes bezogen sich auf andere Wurzeln. Das sieht man nicht nur an ihrer Schrift, sondern auch an den Darstellungen. Selbst wenn wir auf lykischen Münzen etwas scheinbar Vertrautes sehen wie hier den Pegasos, müssen wir mit der Interpretation vorsichtig sein. Für die Lykier war das geflügelte Pferd nämlich der Begleiter des luwischen Wettergottes. So ist es spannend, dass die Griechen ihren Mythos von Bellerophon und Pegasos ausgerechnet in Lykien ansiedelten. Man darf überlegen, ob es sich dabei vielleicht die griechische Interpretation eines einheimischen Mythos’ handelt. Auf jeden Fall wurde der um 480 v. Chr. entstandene Stater aus der prädynastischen Zeit für 7.000 Euro zugeschlagen. 02 – Nr. 164. Kherei / Lykien. Stater, 430-410, Telmessos. Selten. Vorzüglich. Taxe: 1.250 Euro. Zuschlag: 9.000 Euro. Platz 4: Während wir über die Satrapen des westlichen Kleinasiens verhältnismäßig viel wissen, besitzen wir kaum Quellen zu Herrschern wie Kherei. Der verwaltete im Auftrag der Perser das Gebiet von Xanthos ungefähr 410 bis 390 v. Chr. Sein Name ist auf zahlreichen Münzen zu sehen, darunter auch dieser Stater, der auf der Rückseite einen Herakles mit fast archaischem Lächeln zeigt. Seinem neuen Besitzer war dieses Lächeln ein Gebot von 9.000 Euro wert. 03 – Nr. 267. Phaselis / Pamphylien. Stater, 167-130. Fast vorzüglich. Taxe: 1.250 Euro. Zuschlag: 11.000 Euro. Platz 3: Nicht aus Lykien, sondern aus der griechischen Stadt Phaselis in Pamphylien stammt die drittteuerste Münze des ersten Teils der Sammlung Sayar. Sie zeigt auf der Rückseite eine Prora, die in zwei Richtungen interpretiert werden kann: Einerseits war Phaselis mit seinem bedeutenden Hafen eine aktive Handelsstadt. Andererseits kamen die ersten Siedler aus dem rhodischen Lindos, um für Rhodos den Nachschub an Bauholz zu sichern. Schließlich verdankte die Insel im Mittelmeer ihre Bedeutung vor allem ihrer Flotte. Die Prora könnte also nicht nur für die Handelsmacht, sondern auch für das wichtigste Ausfuhrprodukt der Stadt stehen. Der bei Künker angebotene Stater von Phaselis ist von sehr ungewöhnlichem Stil, was den Zuschlag von 11.000 Euro erklärt. 04 – Nr. 67. Aperlai / Lykien. Stater, 470-440. Äußerst selten. Fast vorzüglich. Taxe: 2.000 Euro. Zuschlag: 12.000 Euro. Platz 2: Die zweitplatzierte Münze der Sammlung kommt wieder aus Lykien. Es handelt sich um einen Stater der Stadt Aperlai, der zur Zeit des Kuprilli, also etwa 480-440 v. Chr., geprägt wurde. Er zeigt auf der Vorderseite zwei Delphine; auf der Rückseite die Triskelis. Kuprilli war wohl der bedeutendste lykische Dynast. Er herrschte über mehrere Städte. Sein Symbol war die Triskelis, wie sie auch auf dieser Münze zu sehen ist. In welchem Verhältnis Kuprilli zu Aperlei stand, wissen wir nicht. Denn unsere ersten nicht-numismatischen Quellen über die Stadt stammen aus der römischen Kaiserzeit. So war es also nicht die damit verbundene Geschichte, sondern die Seltenheit, die den Preis des Staters von 2.000 auf 12.000 Euro hinauftrieb. 05 – Nr. 130. Sppntaza / Lykien. Stater, 440-430, Phellos. Aus Sammlungen Rhousopoulos, Jameson und von Aulock. Sehr selten. Gutes sehr schön. Taxe: 1.250. Zuschlag: 12.000 Euro. Platz 1: Ebenfalls 12.000 Euro erzielte ein Stater des Sppntaza, der es nur wegen seiner im Vergleich zum zweitplatzierten Stück niedrigeren Taxe auf den ersten Platz schaffte. Das Bietgefecht, das um dieses Stück entstand, lässt sich leicht erklären: Die Münze verfügt über eine aufregende Provenienz. Zu ihren Vorbesitzern zählten Athanasios Rhousopoulos, dessen Sammlung 1905 bei Jacob Hirsch versteigert wurde, Robert Jameson und Hans von Aulock. 06 – Nr. 860. Vespasian, 69-79. Sesterz, 71, Rom. Aus Auktion Vinchon 1976, Nr. 46. Sehr selten, besonders in dieser Erhaltung. Vorzüglich. Taxe: 40.000 Euro. Zuschlag: 42.000 Euro. Die teuerste Münze der Künker Auktion 402 Die teuerste Münze der gesamten Künker Auktion 402 stammt nicht aus der Sammlung Sayar, sondern aus der römischen Kaiserzeit. Es handelt sich um einen prachtvollen Sesterz des Vespasian aus dem Jahr 71. Er zeigt auf der Rückseite den Kaiser vor einer trauernden Judaea. Die Inschrift "IVDAEA CAPTA" erinnert an den Sieg der Flavier über die Juden, den diese häufig auf ihren Münzen thematisieren. Damit nutzten sie den Sieg als eine Art göttlicher Rechtfertigung ihrer jungen Dynastie: Hatten die römischen Götter den Flaviern in Judaea ihre Gunst und damit den Sieg geschenkt, war zu erwarten, dass sie das auch in Zukunft tun würden. Dies waren nur einige beeindruckende Ergebnisse der Auktion 402. Andere antike Münzen waren für wesentlich weniger Geld zu haben. Werfen Sie einen Blick auf alle Auktionsergebnisse! Es überrascht immer wieder, wie viel Geschichte für wie wenig Geld ersteigert werden kann. Alle Ergebnisse der Auktion finden Sie online auf www.kuenker.de. Zu den Auktionen 403-406 sowie zur Auktion 407 publizieren wir eigene Auktionsnachberichte. Für weitere Fragen wenden Sie sich an Künker, Nobbenburger Straße 4a, 49076 Osnabrück; Tel: 0541 / 962020; Fax: 0541 / 9620222; oder über E-Mail: service@kuenker.de.

  • Die Feldzeichen sind zurück - Signis receptis

    Im Frühjahr des Jahres 53 v. Chr. zieht der römische Feldherr Marcus Licinius Crassus mit seinem Heer, bestehend aus sechs Legionen und den dazugehörenden Hilfstruppen (rund 40.000 Mann) gegen die Parther. Wohl Anfang Juni 53 v. Chr. trifft er in der Nähe von Carrhae auf das parthische Heer. In der Schlacht unterliegen die Römer, 20.000 römische Soldaten sollen getötet und 10.000 in Gefangenschaft geraten sein. Während des Rückzugs wird Crassus bei Verhandlungen mit dem parthischen General Surena ermordet. Die Niederlage bei Carrhae war eine der größten in der Geschichte Roms: neben dem Aderlass an Soldaten war der Verlust der Feldzeichen und Standarten der römischen Truppen für Rom besonders schmerzhaft. Abb. 1 M. L. Crassus, Marmor, Ny Carlsberg Glyptothek, Kopenhagen. Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Roman_bust_in_Ny_Carlsberg_Glyptotek_(cropped).jpg. Eine Marmorbüste (Abb. 1), in den Jahren 1885/1886 im Grabmal der Licinier an der Porta Salaria in Rom gefunden, stellt höchstwahrscheinlich Marcus Licinius Crassus dar. Crassus war Konsul in den Jahren 70 und 55 v. Chr.; er gehörte zusammen mit Caesar und Pompeius dem sogenannten „ersten Triumvirat“ an. Sprichwörtlich war sein Reichtum, laut Plutarch soll er bei seinem Tod 7.100 Talente besessen haben. Das Crassus-Porträt steht mit seinem Verismus ganz in der Tradition republikanischer Bildnisse, deutlich sind die Alterszüge zu erkennen. Andererseits strahlt das Porträt aber auch die innere Energie und Tatkraft des Dargestellten aus. Die Wiedererlangung der bei Carrhae verlorenen Feldzeichen war eines der wichtigsten außenpolitischen Ziele Roms. Daher plante Caesar kurz vor seiner Ermordung einen Feldzug gegen die Parther. In den Jahren 36/35 v. Chr. führte Marcus Antonius einen verlustreichen und erfolglosen Krieg gegen die Parther. Ab der Mitte der 20er Jahre v. Chr. bereitete Augustus einen neuerlichen Parther-Feldzug vor. Im Jahr 21 v. Chr. reiste Augustus selbst in den Osten, parallel dazu marschierte sein Stiefsohn Tiberius mit einem gewaltigen Heeresaufgebot gen Osten. Noch bevor es zu Kampfhandlungen gegen die Parther kam, bat 20 v. Chr. der Partherkönig Phraates IV. um Frieden. Phraates gab die von Crassus und Marcus Antonius verlorenen Feldzeichen zurück und gestattete den noch lebenden römischen Kriegsgefangenen die Heimkehr. Diesen diplomatischen Erfolg feierte Augustus zum einen in seinem „Tatenbericht“: „Die Parther zwang ich, Beute und Feldzeichen dreier römischer Heere zurückzugeben und dabei demütig bittend um die Freundschaft des römischen Volkes nachzusuchen“ (Augustus, Res Gestae 29). Zum anderen wurde die Wiedererlangung der Feldzeichen in allen offiziellen Medien - in der Literatur, in der Plastik und natürlich auch auf den Münzen - gefeiert. Eine ganze Serie von Prägungen feiert mit dem Schlagwort "SIGNIS RECEPTIS" die Rückkunft der Feldzeichen. Abb. 2 AV, 18/17 v. Chr., Colonia Patricia (Hispania), RIC Aug. 134a. Bildquelle: https://www.univie.ac.at/ikmk/object?id=ID558. Auf dem Avers eines in Spanien geprägten Aureus (Abb. 2) sehen wir den nach rechts gerichteten Kopf des Augustus. Ergänzt wird das Porträt durch die im Gegenuhrzeigersinn verlaufende Legende "SPQR IMP CAESARI AVG COS XI TR POT VI" (Senatus Populusque Romanus Imperatori Caesari Augusti Consuli XI Tribunicia Potestate VI). In der Umschrift stehen Senat und römisches Volk im Nominativ und die Kaisertitulatur im Dativ. Es handelt sich somit um eine Fürprägung des Senats und des römischen Volkes für Kaiser Augustus. Bestätigt wird dies durch die Münzrückseite. Das Reversbild zeigt einen dreitorigen Triumphbogen, dessen Seitenbögen etwas kleiner als der Mittelbogen sind. Auf der Attika des Bogens steht eine Triumphalquadriga, deren Lenker man sicherlich mit dem „Partherbezwinger“ Augustus identifizieren darf. Links und rechts der Quadriga steht jeweils eine Figur, die linke hält mit ihrer Rechten ein Feldzeichen, die rechte hält in ihrer gesenkten linken Hand einen Bogen, in ihrer erhobenen rechten Hand einen Legionsadler. Zweifellos darf man in diesen beiden Figuren Parther sehen, die dem Triumphator Aquila und Feldzeichen übergeben. Das Münzbild stellt den sogenannten Partherbogen dar, der vom Senat zu Ehren des Augustus wegen der Rückgewinnung der Feldzeichen gestiftet wurde. Lokalisiert wird dieser Bogen auf dem Forum Romanum zwischen dem Tempel des Divus Iulius und dem Castortempel, wobei diese Zuschreibung nicht ganz unumstritten ist. Ergänzend dazu nennt die Reverslegende "CIVIB ET SIGN MILIT A PART RECVPER" (Civibus Et Signis Militaribus a Parthis Recuperatis - Für die Wiedergewinnung der Bürger und Militärzeichen von den Parthern) den Grund für diese Ehrung. Abb. 3 Cistophor, 19/18 v. Chr., Pergamon, RIC Aug. 509. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18202461. Eine dem Rückseitenbild des Aureus ähnliche Darstellung finden wir auf einem in Pergamon geprägten Cistophor (Abb.3). Auf diesem ist auf der Rückseite wieder ein Triumphbogen abgebildet, allerdings nur ein eintoriger. Vor den beiden Torpylonen steht jeweils ein Aquila, ein Legionsadler. In der Attikazone des Bogens ist die Inschrift "IMP IX TR POT V" zu lesen. Auf dem Bogen steht eine Triumphquadriga, in deren Lenker wir wiederum Augustus sehen dürfen. Im Bogendurchgang steht in drei Zeilen "SPR / SIGNIS / RECEPTIS“ (Der Senat und das römische Volk für die Wiedergewinnung der Feldzeichen). Der dargestellte Bogen lässt sich keinem der in der Literatur überlieferten Monumente zuordnen. Die Vorderseite des Cistophors zeigt wieder den nach rechts gerichteten Kopf des Augustus, die Legende im unteren Bereich der Münze „IMP IX TR PO V“ wiederholt in etwas verkürzter Form die Inschrift auf der Attika des Triumphbogens der Rückseite. Abb. 4 D, ca 19 v. Chr., Colonia Patricia (Hispania), RIC Aug. 86a. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18207503. Wohl im spanischen Colonia Patricia, dem heutigen Córdoba, wurde der in Abb. 4 dargestellte Denar geprägt. Seine Vorderseite zeigt wie bei den vorhergehenden Münzbeispielen den nach rechts gerichteten Kopf des Augustus, die Legende "CAESAR AVGVSTVS" ist kurz und prägnant. Auf der Rückseite bilden Inschrift und Darstellung optisch ein Quadrat, in dessen Zentrum sich ein Rundschild befindet. Die rechte Seite des Quadrats bildet ein Legionsadler, die linke eine Standarte mit mehreren Rundbildnissen. Der mittige Rundschild ist mit einem glatten Rand verziert und trägt die Aufschrift "CL V" (clipeus virtutis - Schild der Tapferkeit/Tüchtigkeit). Der „Clipeus Virtutis“ war ein Ehrenschild und Teil der Auszeichnungen, die der römische Senat Octavian im Januar 27 v. Chr. verlieh. Die restliche Reversinschrift verteilt sich oben "SIGNIS", unten "RECEPTIS" und in den vier Ecken des „Quadrats“ die Buchstaben "S - P - Q - R". Die Münzrückseite feiert zum einen durch die Inschrift und die beiden Signa die Rückgabe der Feldzeichen, zum anderen verweist sie durch das Bild des Clipeus Virtutis auf die Herrschertugenden des Augustus: virtus (Tapferkeit/Tüchtigkeit), clementia (Milde), iustitia (Gerechtigkeit) und pietas (Frömmigkeit, Achtung). Abb. 5 D, ca 19 v. Chr., Rom, RIC Aug. 287. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18207705. Ein stadtrömische Denar (Abb. 5) zeigt auf seiner Vorderseite nicht ein Augustus-Porträt, sondern den nach rechts gerichteten Kopf eines jungen Mannes mit klassischem Profil, mit Binde über der Stirn und mit einem Efeukranz im Haar. Dieser Kopf lässt sich zweifelsfrei mit dem des Liber Pater oder Bacchus, dem Gott des Weines, identifizieren. Eine nahezu identische Abbildung des Liber Pater findet sich auf Denaren des L. Cassius aus dem Jahr 78 v. Chr., wobei neben dem Kopf ein kleiner Thyrsosstab dargestellt ist, ein sicheres Attribut des Bacchus. Die Inschrift "TVRPILIANVS III VIR" verweist auf den Münzmeister Publius Petronius Turpilianus, wobei die Abkürzung "III VIR" für die Titulatur der Münzmeister „tresviri aere argento auro flando feriundo“ (Drei Männer für das Schmelzen und Ausmünzen von Gold, Silber und Erz) steht. Auf der Münzrückseite ist eine kniende Figur dargestellt, diese trägt eine lange Hose, ein tunika-ähnliches Obergewand und darüber einen Umhang. Der Kniende ist bärtig und er überreicht mit seiner Rechten ein Feldzeichen. Dabei ist sein Blick nach oben gerichtet auf eine imaginäre Person, in der man wiederum Augustus sehen darf. Der linke Arm des Knienden ist nach unten gestreckt, die linke Handfläche ist geöffnet. Diese Geste ergänzt bzw. verstärkt die „Übergabegeste“. Die Legende "CAESAR [AVGV]STVS SIGN RECE" benennt indirekt die kniende Figur: hier ist ein Parther - wenn nicht sogar der Partherkönig Phraates IV. - bei der Rückgabe der Feldzeichen dargestellt! Während auf den Münzrückseiten der Abb. 2 bis 4 stets der Sieger des diplomatischen Erfolges dargestellt ist, zeigt der Denar Abb. 5 auf seinem Revers nur den Besiegten. Dies ist eine Darstellungsart, wie sie seit dem Hellenismus in der Kunst gebräuchlich wurde, d. h. es ist ausreichend, wenn der Unterworfene abgebildet ist. Abb. 6 Augustus von Primaporta, Marmor, h 2,04 m, Rom, Vatikanische Museen; Detail Brustpanzer. Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Augustus_of_Prima_Porta_(inv._2290).jpg; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Augustus_Primaporta_Paludamentum.jpg. Das wohl berühmteste Bild zum Thema „Signis Receptis“ findet sich nicht auf Münzen, sondern in der Rundplastik, genauer auf der Statue des Augustus von Primaporta. Diese Marmorstatue zeigt auf dem Brustpanzer die Übergabe eines Legionsadlers: ein bärtiger, in der typischen Landestracht bekleideter Parther übergibt den Aquila an einen jugendlichen römischen Soldaten, in dem man sicherlich ein Bild des Mars, des römischen Kriegsgottes, sehen darf. Horst Herzog

  • Spanien: 200 Jahre Nationalpolizei (1824-2024)

    Vor 200 Jahren wurde in Spanien die Nationalpolizei ins Leben gerufen. Dies Ereignis zum Anlass nehmend, emittierte das Land im Februar 2024 eine 10-€-Silbermünze. 10 €, Silber 925/1000, teilweise farbig, 27 g, 40 mm, Auflage: 15.000 in PP, Münzstätte: Real Casa de la Moneda, Madrid; Fotos: Real Casa de la Moneda, Madrid. Die Münze zeigt vorderseitig das nach links gewandte Porträt seiner Majestät Felipe VI und nennt die Titulatur "FELIPE VI REY DE ESPAÑA · 2024". Der König erscheint hier übrigens zum ersten Mal auf Münzen mit Vollbart. Auf der Rückseite sehen wir das farbige Logo der 200. Jahrfeier der Nationalpolizei und lesen "POLICIA NACIONAL – SERVICIO [Dienst] DIGNIDAD [Würde] ENTREGA [Hingabe] LEALTAD [Loyalität] / 10 EURO". Michael Kurt Sonntag

  • Braunschweig im Jahr 1671: Der Verlust städtischer Freiheit und Unabhängigkeit

    Auf seinen Triumph über die freie Stadt Braunschweig ließ Herzog Rudolph August 1679 in Zellerfeld Löser (Mehrfachtaler) zu 6, 5, 4 und 3 Reichstaler prägen. Der Löser zu 6 Reichstaler zeigt vorderseitig die nach rechts gewandte drapierte Büste des Herzogs mit Allonge-Perücke und nennt die Umschrift "D[ei] G[ratia] RUDOLPH AUGUSTUS DUX BRUNS[vigensis] ET LU[neburgensis]" (Rudolf August von Gottes Gnaden Herzog von Braunschweig und Lüneburg). Rückseitig sehen wir ganz oben ein nach rechts fahrendes „Staatsschiff“ mit Segeln und Rudern und darunter die Stadtansichten von Braunschweig und von Wolfenbüttel. Im Abschnitt erscheint das Emissionsjahr und dazwischen eine im Oval eingepunzte 6 als Wertangabe in Taler. Über dem Staatsschiff oben findet sich zudem ein Strahlenkranz der Sonne mit dem Wort "JAHWE" in Hebräisch darin und darüber die Aufschrift "REMIGIO ALTISSIMI" (Durch das Steuern des Höchsten). (Abb. 1) Abb. 1: Braunschweig-Wolfenbüttel. Löser zu 6 Reichstaler 1679, Silber 173,08 g, Ø 78 mm, Münzstätte Zellerfeld.  Bildquelle: F. R. Künker, Auktion 350 (29. Juni–1. Juli 2021), Los 620. Nachdem Herzog Heinrich der Löwe 1180 Sachsen und Bayern verloren hatte, war den Welfen nur noch ihr eigener Besitz zwischen Weser und Elbe geblieben. Diesen erhielt dann 1235 Otto I., das Kind, als Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Auf Grund der Teilungen von 1267, 1285/86, 1428 und 1495 waren die Fürstentümer Lüneburg, Calenberg, Göttingen, Grubenhagen und Wolfenbüttel entstanden. Die Stadt Braunschweig wiederum war seit 1432 unabhängig und frei. Nun waren die Bürger dieser großen, reichen und freien Stadt Braunschweig schon immer bemüht gewesen, ihre verbrieften Freiheitsrechte zu bewahren, doch diesen Interessen standen jene der welfischen Herzöge entgegen, die ihre Landesherrschaft auch gegenüber den Städten in ihren Territorien durchsetzen wollten. Zu diesem machtpolitischen Ringen gesellte sich dann nach der Reformation noch ein religiöser Streit hinzu. So gelangte Braunschweig, das sich 1528 der protestantischen Bewegung angeschlossen hatte, damit in Konflikt mit Herzog Heinrich dem Jüngeren (1514–1568), zumal das Schmalkaldische Bündnis, zu dem auch Braunschweig gehörte, Herzog Heinrich 1542 aus seinem Land vertrieb und dieser später sogar in protestantische Gefangenschaft geriet. Erst der Sieg Karls V. bei Mühlberg (1547) befreite ihn und erlaubte ihm eine Rückkehr an die Schalthebel der Macht. Danach belagerte er Braunschweig zweimal, konnte die Stadt aber nicht einnehmen. 1553 im Frieden von Wolfenbüttel musste Braunschweig die Landeshoheit von Herzog Heinrich dennoch anerkennen und eine hohe Kriegsreparation an ihn leisten. Abb. 2: Zeugnis städtischer Autonomie - die eigenständige Talerprägung während des Schmalkaldischen Krieges. Stadt Braunschweig. Taler 1546, Silber 28,72 g, Ø 40 mm, Münzstätte Braunschweig. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18202038, 28.03.2024. Doch war der Konflikt damit längst nicht ausgestanden, zumal die Braunschweiger Herzog Heinrich Julius (1589–1613) und dem Reich überkommene Rechte verweigerten, was dazu führte, dass der Herzog 1605 versuchte die Stadt im Handstreich zu nehmen, was aber mißlang. Kaiser Rudolf II. verhing 1606 die Reichsacht über Braunschweig, woraufhin dieses sich in der Folge nach neuen Bündnispartnern umsah. 1611 schloss Braunschweig ein Bündnis mit den niederländischen Generalstaaten. Diese konnten dann 1615 die dreimonatige Belagerung Braunschweigs durch Herzog Friedrich Ulrich (1613–1634) erfolgreich beenden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg, d. h. nach 1648, kamen die Auseinandersetzungen zwischen den Welfenherzögen und Braunschweig allerdings zu einem unerwarteten und jähen Ende. 1671 jedoch schlossen sich die Braunschweig-Lüneburger Herzöge – also Georg Wilhelm vom Fürstentum Lüneburg, Johann Friedrich vom Fürstentum Cahlenberg sowie Rudolf August und Anton Ulrich vom Fürstentum Wolfenbüttel – militärisch zusammen, um gegenüber Münster ihre Ansprüche auf Höxter durchzusetzten. Mit ihrem starken und geeinten Heer rückten sie dann im Juni 1671 auch gegen Braunschweig vor und eroberten die Stadt nach dreiwöchiger Belagerung. Im Anschluss daran verzichteten die Herzöge und Fürsten von Lüneburg und Calenberg auf ihre Rechte an Braunschweig, gegen territoriale Entschädigungen und Zimelien (Kostbarkeiten). Die eroberte Stadt fiel somit an Wolfenbüttel und seine Fürsten Rudolf August (1627–1704) (Abb. 3) und Anton Ulrich (1633–1714). Abb. 3: „Rudolf August von Braunschweig-Wolfenbüttel“ (vor 1700). Gemälde von Hans Hinrich Rundt (1660–1750). Bildquelle: Wikimedia Commons. Diese besetzten Braunschweig mit einer 5000 Mann starken Garnison und entzogen der Stadt ihr gesamtes Vermögen. Parallel dazu lösten sie den bestehenden Stadtrat auf und ersetzten ihn durch einen neuen Rat aus herzoglichen Anhängern und einer herzoglichen Stadtkommission. Auf diese Weise büste Braunschweig seine städtische Freiheit endgültig ein, wurde später aber Residenzstadt von Braunschweig-Wolfenbüttel. Übrigens, Rudolf August, der älteste Sohn von Herzog August dem Jüngeren und Dorothea von Anhalt-Zerbst, war seinem Vater 1666 als Herzog zu Braunschweig-Lüneburg und Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel im Amt gefolgt. Ein Jahr später, 1667 also, berief er seinen 6 Jahre jüngeren, machtbewussten Bruder Anton Ulrich zu seinem Statthalter. In der Folge zog sich Rudolf mehr und mehr von den Regierungsgeschäften zurück und überließ diese seinem Bruder. Er selbst widmete sich seiner umfangreichen Privatbibliothek, der Jagd und entwickelte zudem eine rege Bautätigkeit. 1695 ließ er beispielsweise die Wasserburg in Vechelde zum fürstlichen Landschloss Vechelde umbauen und zwischen 1695 und 1702 ließ er die Seesener Hof- und Schlosskirche St. Andreas erbauen. 1685 ernannte er Anton Ulrich zum Herzog von Braunschweig-Lüneburg und zum gleichberechtigten Mitregenten. 1704 verstarb Rudolf August und Anton Ulrich regierte als Alleinherrscher bis zu seinem Tode im Jahre 1714. Der in Abb. 1 gezeigte Löser zu 6 Reichstalern, der extrem selten ist, gelangte im Juli 2021 in der 350. Auktion von F. R. Künker zur Versteigerung. Sein Schätzpreis betrug 50.000,– Euro. Der Zuschlag erfolgte bei 125.000,– Euro. Michael Kurt Sonntag

  • Zerrissene Leben: Tschechoslowakische Frauen in Ravensbrück – Neues Buch und Lesung am 11. Juni 2023 in der Gedenkstätte Flossenbürg

    Pavla Plachá: Zerrissene Leben Tschechoslowakische Frauen im Konzentrationslager Revensbrück 1939-1945 456 Seiten, Festeinband, durchgehend farbige und schwarzweiße Abbildungen, Format 17 cm x 24 cm, Hamburg 2023. Preis: 34,80 Euro. ISBN: 978-3-96488-169-4 Von den knapp 5.000 Ravensbrücker Häftlingen aus der vormaligen Tschechoslowakei sind eher Milena Jesenská (* 1896 Prag, ✝︎ 1944 Ravensbrück) oder die Überlebende Hana Housková (* 1911 Prag, ✝︎ 1995 Prag) öffentlich bekannt. Die erstere als Journalistin und Adressatin zahlreicher Briefe von Franz Kafka in den 1920er Jahren. Die letztere überlebte de KZ-Haft, wurde Aktivistin des sogenannten Prager Frühlings in den 1960er Jahren, verließ 1969 die Kommunistische Partei und sah sich anschließend heftiger Denunziation ausgesetzt. Ihr Text "Monolog" (1993) weckte das Interesse am Schicksal der Kameradinnen. Von 1939 bis 1945 wurden etwa 123.000 Frauen und Kinder in das nationalsozialistische Konzentrationslager Ravensbrück (KZ) verschleppt. Früh, nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei, gehörten auch ihre Staatsangehörigen zu seinen Opfern. Diese Häftlingsgruppe hat eine wesentliche Bedeutung für die Geschichte des KZ, zumal neben den politisch Verfolgten der rassistische Terror hier auch Jüdinnen, Sintezze und Romni aus Böhmen, Mähren, der Slowakei und der Karpatenukraine erfasste. Mit der umfassenden Studie "Zerrissene Leben" von Pavla Plachá (Übersetzung aus dem Tschechischen: Marika Jakeš) liegt nun eine wirklichkeitsnahe und historisch abgesicherte Darstellung zu Strukturen in der Gruppe sowie den Schicksalen und wie Überlebenswegen der tschechoslowakischen Ravensbrückerinnen vor. Dabei wird das seit 1948 von realsozialistischen Deutungen geprägte und herrschende Bild der Erinnerung umfassend revidiert. Zum ehemaligen Konzentrationslager Flossenbürg gibt es mehrere Schnittstellen. So werden im April 1944 knapp 700 nichtjüdische Häftlinge (Polinnen, sowjetische Staatsangehörige und Tschechoslowakinnen) aus dem KZ Ravensbrück in ein Außenlager von Flossenbürg (Helmbrechts) gebracht, um als Zwangsarbeiterinnen in der Rüstungsproduktion (Metallwerke Neumeyer, Nürnberg) eingesetzt zu werden. Pressetext: Kurt und Herma Römer Stiftung TERMIN: Lesung und Vorstellung der Studie "Zerrissene Leben" von und mit Pavla Plachá Dienstag, 11. Juni 2024, 18:30 Uhr KZ Gedenkstätte Flossenbürg Gedächtnisallee 5, 92696 Flossenbürg Saal im Bildungszentrum www.gedenkstaette-flossenbuerg.de/de/besuch/informationen Anreise mit dem öffentlichen Verkehr: Per Bahn bis Weiden (Oberpfalz), von dort 40 Minuten über Land mit Bus 6272 oder 1951 (Richtung Flossenbürg/Silberhütte) bis "Flossenbürg-Gedenkstätte". Anreise mit PKW: Über die Autobahn A93 (Regensburg-Hof, Ausfahrt Neustadt an der Waldnaab) oder A6 (Nürnberg-Pilsen), Ausfahrt Waidhaus. Wer den Besuch der Lesung an dem Tag nutzen will, um die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg näher kennen zu lernen: Öffnungszeit 9 – 17 Uhr. Klappentext: Eine detaillierte Studie über die Schicksale tschechoslowakischer Frauen im NS-Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück und deren Verarbeitung in Nachkriegserinnerungen. Unter den etwa 123.000 Frauen, die zwischen 1939 und 1945 im zentralen Frauen-Konzentrationslager des nationalsozialistischen Deutschlands in Ravensbrück gefangen gehalten wurden, gab es auch knapp 5.000 tschechoslowakische weibliche Häftlinge. Auf Grundlage von Forschungen in diversen Archiven sowie der Auswertung zahlreicher Zeitzeuginnenberichte arbeitet die Autorin im Kontext der NS-Verfolgungspolitik die innere Struktur dieser Gruppe heraus und entwirft eine Typologie der inhaftierten Frauen. Berücksichtigt werden auch diejenigen Gruppen, die über Jahrzehnte tabuisiert oder marginalisiert wurden, u.a. tschechoslowakische Staatsangehörige deutscher Nationalität, Frauen aus der Slowakei und dem Teschen (Cieszyn-Těšín)-Gebiet, Frauen jüdischer Herkunft sowie Sintezze und Romni. Es geht außerdem um die spezifisch weiblichen Aspekte der Haft: sexualisierte Gewalt, Zwangsprostitution, pseudomedizinische Versuche, die Verletzung des Schamgefühls oder der Verlust der Privatsphäre sowie um Mutterschaft oder um intime Beziehungen zwischen den Frauen während der KZ-Haft. Pavla Plachá behandelt zudem die Verarbeitung des Erlebten in Nachkriegserinnerungen und den Umgang mit diesen Erinnerungen durch die jeweiligen politisch Verantwortlichen bis zur Auflösung der ČSSR und der neuen tschechischen Behörden. Dabei wird das seit 1948 von realsozialistischen Deutungen geprägte und herrschende Bild der Erinnerung revidiert. VSA: Verlag Hamburg Interessenten wenden sich bitte direkt an: VSA: Verlag Hamburg, St. Georgs Kirchhof 6, D-20099 Hamburg. Internet: www.vsa-verlag.de E-Mail: info@vsa-verlag.de Hans-Ludwig Grabowski

  • Großbritannien: Britannia 2024

    Im März 2024 emittierte das Vereinigte Königreich 8 Silber- und 6 Goldmünzen auf die diesjährige „Britannia“. Das Besondere an dieser Britannia ist, dass sie zum einen nur in PP in streng limitierter Auflage erscheint – sich also eher an Sammler als an Anleger richtet – und zum anderen nicht die stehende klassische Britannia von Philipp Nathan zeigt, die die massenhaft geprägten Britannia-Münzen ziert – die Gold- und Silberanleger so schätzen –, sondern ein noch nie da gewesenes neues Britannia-Motiv offenbart. 2 £, Silber 999/1000, 31,21 g (1 oz.), 38,61 mm, Auflage: 3.500 in PP, 1.250 in PP im 6er-Satz, Künstler/in: Martin Jennings (Av.), Marie Alice Harel (Rv.); Münzstätte und Fotos: Royal Mint. Rückseitig sehen wir den behelmten Kopf der Britannia vor einem sich auftürmenden Wellenkamm nach links gewandt. Hierbei verschmelzen die Haare des Helmbusches mit dem Wasser des Wellenkamms zu einer scheinbaren Einheit. Im Hintergrund erkennt man zudem die Sichel eines abnehmenden Mondes. Die Legende lautet "BRITANNIA 2024" sowie die jeweilige Feingewicht- und Feingehaltangabe. Vorderseitig erscheint das Porträt seiner Majestät, der jeweilige Nominalwert und das Emissionsjahr sowie die Titulatur "CHARLES III · D · G · REX · F · D". 100 £, Gold 999,9/1000, 31,21 g (1 oz.), 32,69 mm, Auflage: 250 in PP im 6er-Satz, Künstler/in: Martin Jennings (Av.), Marie Alice Harel (Rv.); Münzstätte und Fotos: Royal Mint. Folgende Nominale kamen zur Ausführung: 5 p, Silber 999/1000, 0,80 g (1/40 oz.), 8 mm, Auflage: 1.250 in PP im 6er-Satz, 10 p, Silber 999/1000, 1,58 g (1/20 oz.), 12 mm, Auflage: 1.250 in PP im 6er-Satz, 20 p, Silber 999/1000, 3,15 g (1/10 oz.), 16,5 mm, Auflage: 1.250 in PP im 6er-Satz, 50 p, Silber 999/1000, 7,86 g (1/4 oz.), 22 mm, Auflage: 1.250 in PP im 6er-Satz, 1 £, Silber 999/1000, 15,71 g (1/2 oz.), 27 mm, Auflage: 1.250 in PP im 6er-Satz, 2 £, Silber 999/1000, 31,21 g (1 oz.), 38,61 mm, Auflage: 3.500 in PP, 1.250 in PP im 6er-Satz, 5 £, Silber 999/1000, 62,86 g (2 oz.), 40 mm, Auflage: 1.250 in PP, 10 £, Silber 999/1000, 156,30 g (5 oz.), 65 mm, Auflage: 550 in PP, 50 p, Gold 999,9/1000, 0,80 g (1/40 oz.), 8 mm, Auflage: 250 in PP im 6er-Satz, 1 £, Gold 999,9/1000, 1,58 g (1/20 oz.), 12 mm, Auflage: 500 in PP im 3er-Satz, 250 in PP im 6er-Satz, 10 £, Gold 999,9/1000, 3,13 g (1/10 oz.), 16,5 mm, Auflage: 500 in PP im 3er-Satz, 250 in PP im 6er-Satz, 25 £, Gold 999,9/1000, 7,80 g (1/4 oz.), 22 mm, Auflage: 500 in PP im 3er-Satz, 250 in PP im 6er-Satz, 50 £, Gold 999,9/1000, 15,6 g (1/2 oz.), 27 mm, Auflage: 250 in PP im 6er-Satz, 100 £, Gold 999,9/1000, 31,21 g (1 oz.), 32,69 mm, Auflage: 250 in PP im 6er-Satz. Michael Kurt Sonntag

  • Escudos, Patacas & Rupien: Portugals letztes Kolonialsilber

    Eine 60 Jahre alte Reportage aus Westdeutschland zeichnet ein Bild der portugiesischen Kolonie Angola, das zwischen anpackenden Weißen und passiven Schwarzen unterscheidet. Die Anstrengungen der Weißen zur Anlage einer neuen Kaffeeplantage seien bewundernswert: „Ein Kaffeepflanzer hat in einem tiefen, wilden Tal eine neue Pflanzung anzulegen begonnen. Zwanzig Kilometer halsbrecherischer Bergstraße mit vielen Kurven, Kehren und Wenden musste er als erstes aus den steilen Flanken des Gebirges hacken und sprengen; dann Wasser meilenweit in verwinkelt trassierten Gräben heranleiten, ein Wehr im Gebirge bauen, eine Grashütte erst, dann ein Lehmhaus, schließlich die ersten Wände eines Ziegelhauses errichten, dazu Trockenplätze für den Kaffee zementieren, Hütten, Schuppen, Ställe für Arbeiter, Geräte und Vieh aufstellen, einen Gemüsegarten einzäunen, bewässern und bepflanzen und schließlich in en gereinigten und geklärten Wildboden Reihe nach Reihe der zierlichen Kaffeesträucher setzen, zwischen denen geeignete Bäume als Schattenspender stehen gelassen oder auch neu gepflanzt werden.“ (1) Portugals langjähriger Diktator Antonio de Oliveira de Salazar (rechts, 1889-1970) – Bildquelle: Flickr, Biblioteca de Arte. Über diesen Aufwand hinaus, so erklärt der Autor, müsse der weiße Farmer auch noch die farbigen Pflanzungsarbeiter bezahlen. Auch das also noch! Für 30 Arbeitstage fielen 180 Escudos abzüglich 12,50 Escudos Steuern im damaligen Wert von etwa 25 Deutschen Mark an. Kümmere er sich auch noch um Unterkunft und Verpflegung, würden  netto 120 Escudos im Monat in einem Gegenwert von 16 Deutschen Mark fällig. Die tägliche Verpflegungsration für die örtlichen Arbeitskräfte bestehe aus 800 Gramm Maismehl, 150 Gramm Bohnen, 250 Gramm Trockenfisch, 25 Gramm Salz und 30 Gramm Palmfett. Die geringen Aufwendungen lassen erkennen, warum der Kaffeeanbau in den portugiesischen „Übersee-Provinzen“ für besonders lohnenswert gehalten wurde. Mitglieder der angolanischen Befreiungsbewegung FNLA im Jahre 1973 – Bildquelle: Store Norske Leksikon. Die portugiesische Regierung unter ihrem Diktator Antonio de Oliveira de Salazar hielt besonders lange an ihren Kolonien fest, die sie im Jahr 1951 zu Provinzen erklärt hatte: „Die Übersee-Provinzen in Afrika und Asien galten als integraler Bestandteil des Reiches. Zeitweilig wurde sogar ernsthaft erwogen, die Hauptstadt des Império von Lissabon nach Luanda zu verlegen.“ (2) Infolge der Unabhängigkeitsbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg war das Regime der Portugiesen auf fremden Kontinenten allerdings zunehmend fragwürdig. Im Jahr 1961 gingen die portugiesischen Gebiete Goa, Damão und Diu auf dem indischen Subkontinent verloren: „Im selben Jahr entbrannte in den afrikanischen Kolonien der Kolonialkrieg, wobei die Aufständischen logistisch und mit Material durch die UdSSR und Kuba, aber auch durch die USA und Südafrika unterstützt wurden. (…) Der Krieg wurde auf allen Seiten mit menschenverachtender Grausamkeit geführt; die Gräueltaten gegenüber der Zivilbevölkerung, die im öffentlichen Bewusstsein Deutschlands weniger präsent sind als andere Schlächtereien der Weltgeschichte, stehen hinter der Brutalität des Vietnamkriegs oder des Zweiten Weltkriegs keineswegs zurück.“ (3) Nach dem Tod des Diktators Salazar wurde dessen repressives Regime im April 1974 im Mutterland infolge der „Nelkenrevolution“ gestürzt. Wenig später brach das Kolonialreich auseinander: Die sogenannte Übersee-Provinz Provinz Guinea-Bissau wurde im September 1974 unabhängig. Mosambik erlangte seine Unabhängigkeit im Juni 1975, die afrikanischen Inselstaaten Kap Verde sowie São Tomé und Príncipe im Juli 1975. Angola folgte im November 1975. Im November 1975 konnte auch die asiatische Provinz Osttimor ihre Unabhängigkeit verkünden. Wenig später wurde das Land allerdings von Indonesien besetzt. Die asiatische Hafenstadt Macau verlor ihren Status als Übersee-Provinz der Portugiesen im Dezember 1999. Aus ihr wurde eine chinesische Sonderverwaltungszone. Rupia (Portugiesisch Indien, 1947, 500er Silber, 12 Gramm, 30 mm) Schön 15 – Bildquelle: Numismatic Guaranty Company. Die Währung im Mutterland Portugal basierte seit der Revolution des 1910 auf dem silbernen Escudo, der im Lauf der Jahrzehnte immer weiter abgewertet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zunächst noch attraktive, mit dem Flaggschiff von Vasco da Gama verzierte Gedenkmünzen für den Umlauf in drei Wertstufen. Der höchste Wert zu zehn Escudos bestand aus 835er Silber und wog 12,5 Gramm. Die Ausgaben in den Übersee-Provinzen waren ihnen zwar wertmäßig gleichgestellt, enthielten aber in der Regel weniger Silber. Sie waren auch nicht mit einem besonderen Bildmotiv versehen. In Portugiesisch-Indien war 1947 eine Rupia aus 500er Silber mit einem Gewicht von zwölf Gramm ausgeprägt worden. Wie alle anderen Münzen der Übersee-Gebiete trägt sie auf der Vorderseite ein Kolonialwappen und auf der Rückseite das portugiesischen Wappen vor einem Christuskreuz. Für São Tomé und Príncipe wurde im Jahr 1951 eine Münze zu zehn Escudos als höchste Wertstufe aufgelegt. Sie wiegt 12,5 Gramm. Die Silbermünzen zu 20 Escudos von 1952 für Angola und Mosambik sowie jene für Guinea-Bissau wiegen zehn Gramm. Für Macau gab es seit 1952 als höchste Wertstufe fünf Patacas mit einem Gewicht von 15 Gramm. Das dortige Währungssystem ging auf den mexikanischen Peso zurück. Für die Kapverden wurden 1953 Münzen zu zehn Escudos mit einem Gewicht von fünf Gramm ausgegeben. In Ost-Timor kamen 1958 nach einer Währungsumstellung auf den Escudo ebenfalls Silbermünzen heraus. Höchste Wertstufe war ein Stück zu sechs Escudos mit einem Gewicht von sieben Gramm. 5 Patacas (Macau, 1952, 720er Silber, 15 Gramm, 31 mm) Schön 8 – Bildquelle: Numista, CassTaylor Der Wertverfall des Escudos und der gleichzeitig steigende Silberpreis erzwang sowohl im Mutterland als auch in den Übersee-Provinzen eine schrittweise Senkung des Silberanteils. Zwischen 1968 und 1971 wurden schließlich in mehreren der Übersee-Provinzen die Silbermünzen durch solche aus unedlen Metallen ersetzt. Wenig später endete der Silberumlauf auch in Portugal. 20 Escudos (Angola, 1955, 720er Silber, 10 Gramm, 30 mm) Schön 19 – Bildquelle: Numismatic Guaranty Company. Dietmar Kreutzer Quellenangaben: A.E. Johann: Afrika gestern und heute; Gütersloh 1963, S. 56f. Axel Schönberger: Die portugiesische Geschichte von den Anfängen bis zur Nelkenrevolution im Abriss; in: Portugal heute – Politik, Wirtschaft, Kultur; Frankfurt/Main 1997, S. 151. Ebenda, S. 152.

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