top of page

Suchergebnisse

4017 Ergebnisse gefunden für „“

  • 9,35 Mio. Euro Gesamtzuschlag für die Künker-Frühjahrs-Auktionen: Nachbericht zu den Auktionen 403-406

    Spezialsammlungen aus Vatikan, RDR, Mainz, Regensburg und Löwenstein-Wertheim, das sind nur einige Stichworte zu den Künker Frühjahrs-Auktionen. Wir präsentieren Ihnen die Highlights: Die teuersten Münzen der Künker Auktionen 403-406. Die Highlights aus der antiken Auktion 402 haben wir Ihnen in einem separaten Nachbericht vorgestellt. Vier Kataloge, viele Spezialsammlungen, ein voller Auktionssaal und Bieter aus aller Welt: Was braucht es mehr, um den Erfolg einer Auktion zu garantieren? Und so darf sich Künker in Osnabrück einmal mehr über eine äußerst erfolgreiche Auktionswoche freuen. Wobei Auktionswoche geradezu untertrieben ist. Auktion 402 mit antiken Münzen, darunter die Sammlung Sayar, wurde bereits vom 14. bis zum 15. März 2024 versteigert. Wir berichteten gesondert über die Ergebnisse. Die Münzen aus Mittelalter und Neuzeit folgten vom 18. bis zum 22. März 2024. Nach einer kurzen Pause über das Wochenende endete die Auktionswoche am 26. März 2024 mit der eLive Premium Auction 407, in der die Sammlung Tursky von Münzen des Kaisers Franz Josef aufgelöst wurde. Katalog 403: Münzen und Medaillen der Päpste Die Auktionswoche startete mit Katalog 403 und 611 Losen mit Münzen und Medaillen der Päpste aus dem Besitz eines südwestdeutschen Unternehmers. Das Spektrum der Prägungen reichte vom karolingischen Pfennig bis zu Medaillen von Paul VI. aus den Jahren 1963 und 1964. Das Gesamtergebnis addierte sich auf das 2,5-fache der Schätzung. Münzen und Medaillen des Vatikan sind eben auf der ganzen Welt beliebt. Beginnen wir also den Nachbericht mit den Spitzenreitern dieser Auktion. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass es sich ausnahmslos um Goldmünzen handelt. Überhaupt sind die Goldmünzen in diesem Nachbericht überrepräsentiert, aber sehen Sie selbst. 01 – Nr. 1454. Innozenz XII. Doppia 1692, Rom. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 7.500 Euro. Zuschlag: 22.000 Euro. Platz 3: Gleich zwei Lose kletterten von ihrer Schätzung mit 7.500 Euro auf einen Zuschlag von 22.000 Euro: zunächst eine sehr seltene und vorzügliche Doppia, herausgegeben 1692 im Auftrag von Innozenz XII. Sie zeigt sein Wappen auf der Vorderseite und den heiligen Paulus auf der Rückseite. 02 – Nr. 1540. Sedisvakanz 1721. Scudo d’oro 1721, Rom. Sehr selten. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 7.500 Euro. Zuschlag: 22.000 Euro. Beim zweiten Stück handelt es sich um einen Scudo d’oro des Jahres 1721. Er wurde während der nur 38 Tage dauernden Sedisvakanz zwischen dem Tod von Papst Clemens XI. und vor der Wahl von Innozenz XIII. geprägt. Verantwortlich zeichnet Kardinal Annibale Albani mit seinem Wappen auf der Vorderseite. Er amtierte als Camerlengo (= Kardinalkämmerer), organisierte also das Konklave und war während der Sedisvakanz für die Verwaltung des Kirchenstaats verantwortlich. Sein Amt verdankte er seinem Onkel, Papst Clemens XI. Moderne Historiker nennen solche Karrierehilfe heute Nepotismus, abgeleitet von nepos für Neffe, Nachkomme. Manch heutiger Zeitgenosse mag deshalb die Botschaft der Rückseite dieser Münze bezweifeln. Sie zeigt den Heiligen Geist, der katholischer Überlieferung gemäß die Papstwahl des Konklaves inspiriert. 03 – Nr. 1340. Sixtus V., 1585-1590. Scudo d’oro 1586, Ancona. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 10.000 Euro. Zuschlag: 24.000 Euro. Platz 2: Auf den zweiten Platz schaffte es mit 24.000 Euro bei einer Schätzung von 10.000 Euro eine sehr seltene, in Ancona geprägte Goldmünze aus dem Jahr 1586. Sie trägt den Namen von Sixtus V. Er gehört zu den einflussreichsten Päpsten der Kirchengeschichte. Wie aktiv er das kirchliche Leben gestaltete, illustriert die Vielzahl an Ereignissen, die er alle im Jahr 1586, also in dem Jahr, in dem diese Münze entstand, initiierte: Er beschränkte die Zahl der Kardinäle auf 70, um das Konklave effektiver, die Papstwahl schneller zu machen. Er ließ den Obelisk auf dem Petersplatz errichten - 900 Arbeiter und 75 Pferde waren dafür notwendig. Er ließ aber auch drei Kurtisanen hängen, weil er so die vielen Geistlichen, die ihr Zölibat brachen, vom Sündigen abhalten wollte. Die Geschichte der Päpste hat eben ihre hellen und ihre dunklen Kapitel. Wie übrigens alle Epochen der Menschheitsgeschichte. 04 – Nr. 1403. Innozenz XI., 1676-1689. Quadrupla AN II (1676/77), Rom. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 30.000 Euro. Zuschlag: 38.000 Euro. Platz 1: Das teuerste Stück der Auktion wurde mit 38.000 Euro eine Quadrupla aus dem Jahr 1676/7. Sie zeigt ein ausgezeichnetes Porträt von Papst Innozenz XI. Die Stempel fertigte Giovanni Hamerani (1646-1705), Sohn des Alberto Hamerani, dem ersten Handwerker aus der Dynastie der Hamerani, der sich auf das Handwerk eines Medailleurs spezialisierte. Giovanni unterwies seine drei Kinder, darunter auch seine Tochter(!), im väterlichen Handwerk. Noch sein gleichnamiger Urenkel arbeitete für die päpstliche Münzstätte und prägte mit den ihm vererbten Stempeln seiner Vorfahren auf Bestellung besonders gesuchte Medaillen nach. Katalog 404: Mainzer Münzen und Medaillen aus der Sammlung Pick – Teil II Kommen wir zum nächsten Katalog mit Mainzer Münzen und Medaillen aus der Sammlung Pick. Sammler hören einfach nicht mit dem Sammeln auf, nur weil sie eine Sammlung verkauft haben. So begann Prof. Dr. Eckhart Pick sofort, nachdem er seine erste Mainz-Sammlung im Jahr 2011 verkauft hatte, mit seiner 2. Sammlung. Nun konzentrierte er sich auf all die Gebiete der Mainzer Numismatik, die in seiner ersten Sammlung nicht vorhanden waren. Es ist beeindruckend, welch große Zahl von sehr seltenen Stücken Prof. Dr. Pick in dieser kurzen Frist zusammenbrachte. Wir präsentieren auch hier die drei teuersten Lose. 05 – Nr. 2471. Franz Ludwig von Neuburg. 6 Dukaten 1730, unsigniert, Wien. Äußerst selten. Sehr schön bis vorzüglich. Taxe: 35.000 Euro Zuschlag: 28.000 Euro. Platz 3: 28.000 Euro lautete der Zuschlag für den sechsfachen Dukat, den Franz Ludwig von Neuburg 1730 in Wien prägen ließ. Da solche schweren Goldmünzen nicht für den normalen Zahlungsverkehr, sondern als diplomatische Geschenke gedacht waren, darf man fragen, wofür der Mainzer Erzbischof solche Münzen brauchte. Um das zu verstehen, muss man nur sein familiäres Umfeld ansehen: Zum Zeitpunkt der Prägung bekleidete einer seiner Brüder das Amt des Pfälzer Kurfürsten, ein anderer Bruder war Fürstbischof von Augsburg; über seine Schwestern war er Onkel des Kaisers, Onkel des Königs von Portugal, Großonkel der Königin von Spanien und Bruder der Witwe des letzten spanischen Königs aus dem Hause Habsburg. Franz Ludwig von Neuburg dürfte also genügend Gelegenheiten gehabt haben, um Münzen als diplomatische Geschenke zu übergeben. 06 – Nr. 2313. Georg Friedrich von Greiffenklau zu Vollraths. Dicker doppelter Reichstaler 1629, Mainz. Sehr selten. Fast vorzüglich. Taxe: 20.000 Euro. Zuschlag: 30.000 Euro. Platz 2: Ebenfalls zu diplomatischen Zwecken dürfte der dicke doppelte Reichstaler von 1629 gebraucht worden sein, der mit einem Zuschlag von 30.000 Euro die zweitteuerste Münze der Sammlung Pick wurde. Das Jahr seiner Entstehung gibt uns vielleicht einen Hinweis, in welchem Zusammenhang er entstanden sein könnte. 1629, also im Jahr der Prägung und damit mitten im 30-jährigen Krieg, erließ Kaiser Ferdinand II. das Restitutionsedikt, an dem der Münzherr des Doppeltalers entscheidend mitgewirkt hatte. Dieses Restitutionsedikt wollte die Enteignungen rückgängig machen, mit denen Reichsstädte und Reichsfürsten in den vergangenen Jahrzehnten kirchlichen Besitz unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Georg Friedrich von Greiffenklau zu Vollrath war wie der Kaiser ein katholischer Hardliner, der sich nicht damit abfinden wollte, dass das Eigentum von zwei Erzbistümern, sieben Bistümern und über 500 Klöstern nicht mehr in katholischen, sondern in weltlichen Händen war. Vielleicht wurde dieser Reichstaler geprägt, um für dieses Anliegen und das Restitutionsedikt zu werben. Wenn das so war, scheiterte er kläglich. Der kaiserliche Befehl brachte die protestantischen Reichsstände so auf, dass sie die Invasion des schwedischen Herrschers Gustav II. Adolf unterstützten. 07 – Nr. 2474. Philipp Karl von Eltz-Kempenich. Goldmedaille zu 25 Dukaten 1740. Äußerst selten. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 75.000 Euro. Zuschlag: 70.000 Euro. Platz 1: Den höchsten Preis des zweiten Teils der Sammlung Pick erzielte mit 70.000 Euro eine Goldmedaille zu 25 Dukaten aus dem Jahr von 1740. Sie ist extrem selten, vor allem in dieser Erhaltung – NGC gradete sie mit MS 63*PL. Der Sammler erwarb diese Rarität erst im März 2021 im Rahmen der Paramount Collection. Katalog 405: Regensburg Am dritten Tag der Auktionswoche wurde eine bedeutende Spezialsammlung von Prägungen aus Regensburg versteigert. Das hohe Interesse, das Regensburger Taler und Dukaten gilt, begründet sich damit, dass Regensburg die Stadt des Immerwährenden Reichstags war und deshalb eine besonders attraktive Münzprägung pflegte. Viele detaillierte Stadtansichten, angefertigt von den besten Stempelschneidern ihrer Zeit, das ist typisch für Münzen aus Regensburg. Auch diesmal reagierten die Sammler begeistert auf die 321 Lose, deren Gesamtschätzung sich verdoppelte. Wir präsentieren Ihnen die drei teuersten Stücke, übrigens ebenfalls ausschließlich Goldmünzen, obwohl die Sammlung eine Vielzahl von attraktiven und hoch seltenen Talern enthielt. 08 – 3320: Fürstentum Regensburg. Carl Theodor von Dalberg, 1804-1810. Dukat 1809. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 20.000 Euro Zuschlag: 30.000 Euro. Platz 3: 30.000 Euro brachte der Dukat von 1809, der zu den großen Seltenheiten der Regensburger Numismatik gehört. Er stammt aus der Zeit, in der Napoleon die Geschicke der deutschen Staaten bestimmte. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss hatte er für seinen treuen Anhänger, den ehemaligen Erzbischof und Kurfürst von Mainz Carl Theodor von Dalberg, eine neue Herrschaft geschaffen: Dalberg war der einzige geistliche Fürst des Reichs, der weiterhin weltliche Macht ausüben durfte, allerdings nicht mehr in Mainz, das zum großen Teil an Frankreich gefallen war, sondern in Regensburg und Aschaffenburg. In dieser Funktion behielt er die Ämter des Reichs-Erzkanzlers und des Fürstprimas. Zwischen 1806 und 1813 übernahm von Dalberg sogar den Vorsitz des Rheinbunds. Nach dem Sturz Napoleons blieb ihm dann nur noch das geistliche Amt des Erzbischofs von Regensburg. 09 – Nr. 3209. Regensburg. 2 Dukaten o. J. (1742). Sehr selten. NGC MS62. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 10.000 Euro Zuschlag: 36.000 Euro. Platz 2: 36.000 Euro brachte die zweitteuerste Münze der Sammlung. Sie stammt aus dem Jahr 1742 und erinnert an die Wahl Karls VII. aus dem Hause Wittelsbach zum Kaiser. Seine Wahl erfolgte während des Österreichischen Erbfolgekriegs und war dezidiert gegen Maria Theresia gerichtet. Wir sehen das Porträt des neuen Kaisers auf diesem sehr seltenen, undatierten Doppeldukaten. Für die Regensburger hatte diese Wahl schlimme Konsequenzen: Karl VII. verlegte den Immerwährenden Reichstag nach Frankfurt am Main. Das war ein herber Verlust, da die Regensburger ihren Wohlstand zum großen Teil den vielen internationalen Gesandten verdankten. Sie dürften deshalb nicht traurig gewesen sein, als Karl VII. bereits am 20. Januar 1756 starb und Franz I. von Lothringen den Immerwährenden Reichstag gleich nach seiner Wahl nach Regensburg zurückbrachte. 10 – Nr. 3229. Regensburg 2 Dukaten o. J. (1745-1765). Äußerst selten. NGC MS62. Gutes vorzüglich. Taxe: 10.000 Euro. Zuschlag: 55.000 Euro. Platz 1: Das Porträt des neuen Kaisers, Franz I. von Lothringen, zeigt die teuerste Münze der Sammlung. Sie kletterte von einer Schätzung mit 10.000 Euro auf einen Zuschlag von 55.000 Euro. Das Stück wurde mit den Stempeln zum Achtel-Taler angefertigt und präsentiert eine wundervolle Stadtansicht, bei der die heute noch existierende Alte Brücke im Mittelpunkt steht. Deutlich erkennbar sind nicht nur Stadtmauer, Dom, St. Emmeram und Niedermünster, sondern auch ein Mühlrad, rechts von der alten Brücke. Es steht für die vielen Mühlen, die die Regensburger seit dem 15. Jahrhundert entlang der Alten Brücke betrieben. Sie dienten ihnen nicht nur dazu, Mehl zu mahlen, sondern auch zum Walken von Stoffen, zum Schleifen von Messern und Schwertern, zum Zerkleinern des Lumpenbreis für die Papierproduktion und für viele weitere frühneuzeitliche Gewerbe. Die hervorragende Erhaltung dieses Stückes, das NGC mit MS62 beschrieb, ermöglicht uns, jedes kleine Detail der Stadtansicht zu bewundern und zu deuten. Auktion 406: Prägungen aus Mittelalter und Neuzeit Zweieinhalb Tage dauerte die letzte Saalauktion der Künker Frühjahrsauktionswoche. Katalog 406 enthielt mehr als 1.800 Lose mit Münzen und Medaillen aus aller Welt, von denen wir Ihnen ebenfalls nur die teuersten drei Einzelstücke vorstellen. Dass es sich um Einzelstücke handelt, müssen wir gesondert hervorheben, weil es sich bei dem von uns übergangenen zweitteuersten Los der Auktion nicht um ein Einzelstück, sondern um ein Lot mit 14 Stücken handelt. Künker wollte eine beeindruckende Sammlung von 100 Francs-Münzen Napoleons III. nicht auseinanderreißen. Und das obwohl sich darunter eine der seltensten Münzen der Lateinischen Münzunion befand. Es handelte sich um das 100 Francs-Stück aus dem Jahr 1870, geprägt in Paris. Ursprünglich waren diese Münzen nicht selten, doch die französische Regierung sandte sie zum größten Teil als Reparationszahlungen nach dem Deutsch-Französischen Krieg nach Berlin. Dort wurden sie eingeschmolzen. Ihr Gold war das Rohmaterial für die ersten Jahrgänge der Reichsgoldprägung. Die gesamte Sammlung war mit 100.000 Euro geschätzt und wurde mit 165.000 Euro zugeschlagen. 11 – Nr. 5172: Deutsch-Neu-Guinea. 10 Neu-Guinea Mark 1895. Nur 2.000 Exemplare geprägt. NGC MS65. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 40.000 Euro Zuschlag: 62.500 Euro. Platz 3: 62.500 Euro betrug der Zuschlag für die drittteuerste Münze aus Auktion 406. Sie wurde in Berlin mit einer Auflage von nur 2.000 Exemplaren im Auftrag der Neu-Guinea Compagnie geprägt. Doch die ästhetisch äußerst ansprechenden Stücke sahen nie das Land, für das sie vorgesehen waren. Sie wanderten schon vorher in die Sammlungen deutscher Münzsammler. Die freuten sich an der wundervollen Darstellung eines Paradiesvogels, ohne zu wissen, dass ausgestopfte Vogelbälge – der damals wohl lukrativste Exportartikel der Insel – schon seit Jahrhunderten den indigenen Völkern Neu-Guineas als Zahlungsmittel gedient hatten. 12 – Nr. 4144: Braunschweig und Lüneburg. Julius. Löser zu 10 Reichstalern 1574, Heinrichstadt (Wolfenbüttel). Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 75.000 Euro Zuschlag: 95.000 Euro. Platz 2: Als Juliuslöser werden die prachtvollen Prägungen des Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel bezeichnet. Sie waren sein Versuch, den Erfolg der norddeutschen Portugalöser – schwere Goldmünzen, die gerne im internationalen Handel benutzt wurden – zu imitieren. Da Braunschweig über große Silbervorräte verfügte, schuf Julius eine schwere Silbermünze. Damit sparte er Prägekosten und konnte so den Schlagschatz nachhaltig erhöhen. Es gab die Löser in verschiedenen Stückelungen. Unser Beispiel, das von seiner Schätzung mit 75.000 Euro auf 95.000 Euro Hammerpreis kletterte und es so zum zweitteuersten Einzelstück der Auktion 406 brachte, ist eigentlich als 10-facher Reichstaler gekennzeichnet. Das X ist deutlich auf der Rückseite im Reichsapfel des zentralen Felds zu sehen. Legt man die Münze allerdings auf die Waage, entspricht ihr Gewicht nur dem von 9 Reichstalern. So konnte sich der Münzherr Julius zusätzlich zum Schlagschatz noch ein 10%-iges Agio sichern. 13 – Nr. 4815. Russland. Alexander II. Probe zu Rubel 1860, St. Petersburg. Äußerst selten. Fast vorzüglich. Taxe: 50.000 Euro. Zuschlag: 170.000 Euro. Platz 1: Seltenheit, herausragende Erhaltung in Kombination mit einer unvergleichlichen Patina: Diese Eigenschaften katapultierten die Probe zum russischen Rubel von 1860, geprägt in St. Petersburg an die Spitze der gesamten Auktionswoche. Mit 50.000 Euro war die Münze geschätzt, mit 170.000 Euro wurde sie als das teuerste Stück der gesamten Auktion zugeschlagen. Aber auch wenn nur wenige sich eine Münze in dieser Preisklasse leisten können, gab es in den Künker Auktionen 403 bis 406 viele Stücke bereits ab dem mittleren zweistelligen Bereich. Münzensammeln kann sich durchaus jeder leisten. Lassen Sie sich also nicht von der Auswahl der hier präsentierten Stücke abschrecken! Überzeugen Sie sich selbst, dass auch für Sie spannende Münzen und Medaillen dabei gewesen wären! Alle Ergebnisse der Auktion finden Sie online auf www.kuenker.de. Zur Auktion 402 haben wir einen eigenen Auktionsnachbericht veröffentlicht. Für weitere Fragen wenden Sie sich an Künker, Nobbenburger Straße 4a, 49076 Osnabrück; Tel: 0541 / 962020; Fax: 0541 / 9620222; oder über E-Mail: service@kuenker.de.

  • Lucius Aelius Caesar - der designierte Nachfolger Hadrians

    Anfang des Jahres 136 erkrankte Kaiser Hadrian so schwer, dass er die Regierungsgeschäfte nur noch mit Mühe bewältigen konnte. Die meiste Zeit verbrachte er nun in seiner Villa bei Tivoli. Da Hadrian keinen leiblichen Erben hatte, war die Nachfolgeregelung in Anbetracht der Schwere seiner Krankheit eine seiner dringendsten Aufgaben. Lange Zeit war Hadrians Schwager Lucius Iulius Ursus Servianus einer der Favoriten für die Nachfolge. Allerdings war Servianus 136 schon im stolzen Alter von neunzig Jahren. Wesentlich jünger und geeigneter war dagegen der Enkel des Servianus, Lucius Pedanius Fuscus Salinator. Astrologen hatten dem Fuscus Salinator auch schon den „Purpur“, d. h. die Kaiserwürde, prophezeit. Entgegen der Voraussage der Gestirne entschied sich Hadrian jedoch ganz anders, wobei die Gründe für Hadrians Wahl seines Nachfolgers nach wie vor unklar sind. Abb. 1 S, 136, Rom, RIC Hadr. 765f. Bildquelle: https://www.virtuelles-muenzkabinett.de/object?id=ID109. Der Auserwählte war Lucius Ceionius Commodus aus der Familie der Ceionier, die aus Etrurien stammte. Lucius Ceionius Commodus ist um die Wende des ersten zum zweiten Jahrhundert geboren. Im Jahr 130 war er Prätor, im gleichen Jahr wurde ihm ein Sohn geboren. Dieser wurde 138 von Antoninus Pius adoptiert und 161 unter dem Namen Lucius Verus Mitregent von Marcus Aurelius. Lucius Ceionius Commodus war Senator, besaß aber keinerlei militärische Erfahrung. Im Jahr 136 bekleidete Lucius Ceionius Commodus sein erstes Konsulat. Mitte des gleichen Jahres erfolgte seine Adoption durch Hadrian, gleichzeitig wurde er zum Caesar erhoben. Durch die Adoption wurde Lucius Ceionius in die Familie der Aelier aufgenommen, sein neuer Name lautete nun Lucius Aelius Caesar. Der Beiname Caesar bezeichnete seitdem den potentiellen Thronerben. Anlässlich der Adoption wurden in Rom Zirkusspiele veranstaltet und 300 Millionen Sesterze unter das Volk und das Militär verteilt. Diese Geldspende findet ihren Niederschlag in Prägungen Hadrians mit der Reverslegende "LIBERALITAS AVG VI SC" (Abb. 1). Auf der Vorderseite unseres Sesterz ist die nach rechts gerichtete, drapierte Büste Hadrians mit Lorbeerkranz abgebildet. Die Averslegende "HADRIANVS AVG COS III PP" nennt das dritte Konsulat Hadrians, das er im Jahr 119 innehatte, und den Titel „pater patriae“ (Vater des Vaterlandes). Diesen Titel nahm Hadrian im Jahr 128 an. Das Rückseitenbild zeigt Liberalitas, die Personifikation der Großzügigkeit und Wohltätigkeit, nach links hin stehend. Wie üblich hält sie in ihrem linken Arm ein Füllhorn und in ihrer vorgestreckten rechten Hand ein Zählbrett. Nach den Feierlichkeiten begab sich Lucius Aelius unverzüglich nach Pannonien, das Teile des heutigen Ungarn, Österreich und des Westbalkanraumes umfasste, da ihn Hadrian als Statthalter beider pannonischer Provinzen - sowohl Pannonia superior als auch Pannonia inferior - eingesetzt hatte. In diesen beiden Provinzen waren vier römische Legionen stationiert, eine der größten römischen Truppenkonzentrationen zu dieser Zeit. Daher verwundert diese Statthalterschaft des Lucius Aelius etwas, denn er besaß, wie bereits erwähnt, keinerlei militärische Erfahrung. Abb. 2 As, 137, Rom, RIC Hadr. 2661. Bildquelle: https://ikmk.uni-freiburg.de/object?id=ID1867. An den Aufenthalt des Lucius Aelius in den beiden Pannonien erinnert das As Abb. 2. Auf seiner Vorderseite zeigt es den nach rechts gerichteten Kopf des Lucius Aelius mit der Legende "L AELIVS CAESAR". Wie Hadrian trägt Lucius Aelius einen Vollbart, der ebenso gelockt ist wie die Haarkappe. Die Stirn ist leicht gewölbt, das Auge liegt tief und die Wange ist lebendig modelliert. Auf der Münzrückseite ist eine nach links gewandte weibliche Figur dargestellt. Diese ist mit einem langen, tunikaartigen Gewand bekleidet. Darüber trägt sie einen Mantel, der wohl auf der rechten Schulter mittels einer Fibel zusammengehalten wird und von dort nach hinten und zur Seite herabfällt. Gelegentlich wird dieser Mantel als Paludamentum identifiziert. Mit ihrer linken Hand rafft unsere Figur auf Hüfthöhe diesen Mantel. Mit ihrer rechten Hand hält sie ein Vexillum, ein Feldzeichen. Beiderseits der Figur verläuft die Inschrift "PANN-ONIA / S - C". Damit ist die Figur eindeutig benannt, es handelt sich um die Personifikation Pannoniens. Erst unter Traianus Decius (249 - 251) werden beide pannonische Provinzen im Münzbild dargestellt. Das Vexillum als Attribut der Pannonia weist auf die enorme militärische Bedeutung Pannoniens hin. Die restliche Legende unseres As "TR POT COS II" verweist auf die „tribunicia potestas“ des Lucius Aelius, die dieser am 10. Dezember 136 antrat, und auf sein zweites Konsulat, das er im Jahr 137 bekleidete. Abb. 3 As, 137, Rom, RIC Hadr. 2700. Bildquelle: http://www.mkfrankfurt.uni-frankfurt.de/object?id=ID2059. Die Legende der Rückseite des As Abb. 3 verweist auch wieder auf die „tribunicia potestas“ und das zweite Konsulat des Lucius Aelius. Das Rückseitenbild des As zeigt Spes, die Personifikation der Hoffnung, insbesondere der Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang. Gemeint könnte in unserem Fall die Hoffnung auf einen „guten“ Nachfolger sein. Spes ist in der seit Claudius gewohnten Manier dargestellt: eine nach links gewandte junge Frau, bekleidet mit einem Chiton; in ihrer erhobenen rechten Hand hält sie eine Blüte, mit der gesenkten Linken rafft sie ihr Gewand. Auf dem Avers ist der nach rechts gerichtete Kopf des Lucius Aelius abgebildet. Auf den ersten Blick vermeint man, hier ein Hadrian-Porträt zu sehen. Das eher rundliche Kopfprofil gleicht dem des Hadrian, es fehlt lediglich die Locke über der Stirn. Erst die Umschrift "L AELIVS CAESAR" benennt den Dargestellten eindeutig. Bei diesem As wird durch die Porträtähnlichkeit bewusst eine enge familiäre Verwandtschaft impliziert, die de facto nicht vorhanden war. Abb. 4 AV, 137, Rom, RIC Hadr. 2715. Bildquelle: https://www.univie.ac.at/ikmk/object?id=ID759. Die beiden Aurei Abb. 4 und Abb. 5 unterscheiden sich nur minimal. Während auf dem Avers des Aureus Abb. 4 der Kopf des Lucius Aelius nach rechts gerichtet ist, ist die drapierte Büste auf dem Aureus Abb. 5 nach links gerichtet. Auf beiden Aurei ist das Kopfprofil nicht rund wie bei dem As Abb. 3, sondern in die Länge gezogen, wie wir es später von Marcus Aurelius, Lucius Verus und Commodus kennen. Laut der „Historia Augusta“, einer zwar unzuverlässigen, aber leider für diese Zeit oftmals die einzige historische Quelle, soll Lucius Aelius wegen seiner Schönheit und seiner Anmut die Gunst Hadrians erworben haben. Diese Schönheit spiegeln zumindest die Münzporträts nicht wider. Der Revers beider Aurei zeigt jeweils die gleiche Personifikation, die auf dem Aureus Abb. 5 auch klar mit Concordia benannt wird. Concordia sitzt nach links gerichtet auf einem thronartigen Stuhl, in der vorgestreckten Linken hält sie eine Patera, eine Opferschale, ihr rechter Arm liegt auf der Thronlehne. Die Füße der Concordia ruhen auf einem niedrigen Fußschemel. Rechts neben dem Thron steht ein Füllhorn. Concordia ist die Personifikation der Eintracht, hier ist sicherlich die Eintracht innerhalb des Kaiserhauses gemeint. Abb. 5 AV, 137, Rom, RIC Hadr. 2624. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18203551. Unser letztes Beispiel, wiederum ein Aureus (Abb. 6), zeigt auf der Vorderseite die nach rechts gerichtete drapierte Büste des Lucius Aelius und die gewohnte Legende. Auch die Rückseitenumschrift bleibt in dem gewohnten Muster, neu ist die dargestellte Personifikation, die hier auch wieder durch die Beischrift „PIE - TAS“ benannt wird. Die verschleierte Pietas steht nach rechts hin. Während ihre rechte Hand nur nach vorne gestreckt ist, hält sie in der linken eine Acerra, ein kleines Weihrauchkästchen. Rechts vor Pietas steht ein kleiner Rundaltar, der seitlich mit Girlanden geschmückt ist, und auf dem drei rundliche Gebilde dargestellt sind. Pietas ist die Personifikation der Pflichterfüllung gegenüber den Göttern, dem Staat und dem Volk und gegenüber der Familie. Abb. 6 AV, 137, Rom, RIC Hadr. 2713. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18273133. Spes, Concordia und Pietas sind Personifikation, die auf eine glückliche Zukunft, in unserem Fall auf eine erfolgreiche Nachfolge des amtierenden Kaisers verweisen. Es handelt sich hierbei allerdings um keine außergewöhnlichen Darstellungen und Aussagen, sondern alles bleibt in einem ganz gewohnten, man möchte fast sagen, in einem pflichtmäßigen Rahmen. In der gesamten Für-Prägung Hadrians für Lucius Aelius Caesar fehlen jedoch jegliche militärische Themen. Dies ist für einen designierten Thronfolger äußerst ungewöhnlich, hatte doch die Geschichte schon gezeigt, dass das Militär der Kaisermacher sein kann. Diese zögerliche Propagierung des designierten Nachfolgers Hadrians in der stadtrömischen Münzprägung könnte sich darauf zurückführen lassen, dass Hadrian - laut „Historia Augusta“ - die Adoption des Lucius Aelius schon bald bereut haben soll. Denn Lucius Aelius war schon zum Zeitpunkt der Adoption krank, nach dem römischen Historiker Cassius Dio soll Lucius Aelius schon vor seiner Designation öfter Blut gespuckt haben. Der Krankheitszustand des Lucius Aelius scheint sich immer weiter verschlechtert zu haben. Als Hadrian erkannte, dass Lucius Aelius ihn nicht oder nicht lange überleben würde, soll er nach der „Historia Augusta“ gesagt haben: „Mir scheint, ich habe keinen Sohn, sondern einen Divus adoptiert.“ Gleichzeitig soll Hadrian auch die hohen Ausgaben für die Feierlichkeiten der Adoption bedauert haben. Noch vor Ende des Jahres 137 kehrte Lucius Aelius aus Pannonien nach Rom zurück. Als er am 1. Januar 138 eine Rede vorbereitete, um den Kaiser zu beglückwünschen, erlitt er einen Blutsturz und starb. Er wurde aber erst 139 im Mausoleum des Hadrian, der heutigen Engelsburg, beigesetzt, aber nicht divinisiert. Möglicherweise litt und starb Lucius Aelius an einer Lungentuberkulose, einer Krankheit, die wohl auch zum Tode Hadrians führte. Hadrian überlebte Lucius Aelius nur ein knappes halbes Jahr, er starb am 10. Juli 138. Bereits im Februar 138 hatte er seinen Nachfolger Antoninus Pius adoptiert. Horst Herzog Rainer Pudill Schicksalsjahre eines Kaisers Hadrian in Ägypten im Spiegel numismatischer Quellen Titel: Battenberg Verlag ISBN: 978-3-86646-158-1 Auflage: 1. Auflage 2018 Format: 17 x 24 cm Abbildungen: durchgehend farbige Abbildungen Cover-Typ: Hardcover Seitenanzahl: 168 Zum Shop Leseprobe

  • Rückschau auf die Südwestfalenbörse 2024 in Siegen

    Über 1.600 Besucher fanden trotz sommerlichen Wetters den Weg in die Siegerlandhalle. Im Leonhard-Gläser-Saal veranstalteten die fünf südwestfälischen Briefmarkenvereine die diesjährige Südwestfalenbörse im Rahmenprogramm des Festjahres „800 Jahre Stadt Siegen“. Neben den Fachbesuchern lockte vor allem die offizielle Sonderbriefmarke der Deutschen Post AG viele Siegenerinnen und Siegener an. Die Besucher nahmen sogar in der Spitze bis zu einer Stunde Wartezeit in Kauf, um die Sonderbriefmarke nebst Sonderstempel zu erhalten. Parallel dazu hatte Wilfried Lerchstein vom Verein der Briefmarkenfreunde Netphen e.V. ein Belegprogramm mit Briefmarken Individuell im Angebot. Die große Nachfrage nach den eigens von ihm entworfenen Pluskarten und Briefmarken Individuell überraschte ihn, so dass am Veranstaltungstag fast alle Briefmarken Individuell und die Sonderumschläge vollständig bereits am frühen Nachmittag ausverkauft waren. Für all diejenigen, die die Südwestfalenbörse nicht besuchen konnten oder am Tag der Veranstaltung keine Briefmarken erwerben konnten, bietet Wilfried Lerchstein die Möglichkeit, im Rahmen einer Nachauflage, Briefmarken und Belege bei ihm zu bestellen. Weitere Informationen zur Bestellung sind unter www.suedwestfalenboerse.de zu finden. Ein Blick in den vollen Saal der Siegerlandhalle. Foto: Martina Fischer. Auch Siegens Bürgermeister Steffen Mues – Schirmherr dieser Veranstaltung – ließ es sich an diesem Tag nicht nehmen, die Veranstaltung zu besuchen. Von der Arge Südwestfälischer Briefmarkenvereine wurde ihm eine Schnappschuss überreicht, der ihn als Besucher der Südwestfalenbörse 2023 zeigt. Dieser war noch rechtzeitig mit vier Sonderbriefmarken „800 Jahre Stadt Siegen“ und dem passenden Sonderstempel veredelt worden. Großer Andrang am Stand der Deutschen Post. Foto: Martina Fischer / Thilo Nagler. Das vielseitige Angebot an Briefmarken, Münzen, Banknoten, Ansichtskarten, Postgeschichte, Orden usw. wurde einem überaus kauflustigen Publikum präsentiert. Der Briefmarkenverein Olpe freute sich über die große Beteiligung an seiner Tombola von jung bis alt, so dass die Preise um mehr als 2/3 abnahmen. Besonders großen Andrang gab es rund um den Stand des Verbands Philatelistischer Prüfer e. V. (VP) und Verband Philatelistischer Experten (VPEX) mit Wartezeiten von 20 Minuten und mehr für ein Beratungsgespräch zum Thema Briefmarken und Münzen. Die fachliche Expertise der anwesenden Verbandsprüfer Claudius Kroschel (VPEX), Benjamin Voigt (VP) und dem Siegener Thilo Nagler (VP) erfreute sich regen Zuspruchs, vor allem bei der sinnvollen Verwertung von Erbnachlässen. Thilo Nagler während einer Beratung am Prüferstand. Foto: Martina Fischer. Als am späten Nachmittag die Halle ihre Tore schloss, stand für die Organisatoren zu diesem Zeitpunkt fest: Auch im kommenden Jahr werden die südwestfälischen Briefmarkenvereine wieder zu einem großartigen Sammler-Mekka einladen. So war das Feedback der Besucher, der Aussteller und der Veranstalter unisono: Großartig!

  • Beendet: Monatliches Gewinnspiel 4/24: Wir verlosen drei Exemplare von "Alles, was recht ist"

    Update vom 18. April 2024: Die Gewinner wurden ermittelt und per E-Mail informiert. Wir freuen uns mit Ihnen über Ihr Glück! Für alle, die dieses Mal keinen Erfolg hatten, halten wir im nächsten Monat wieder eine Chance bereit! Wir verlosen unter allen Newsletter-Abonnenten dreimal jeweils ein Exemplar "Alles, was recht ist". Wenn Sie gewinnen möchten, senden Sie uns eine E-Mail an info@muenzen-online.com mit dem Betreff "RECHT". Einsendeschluss ist der 17. April 2024. Später eingehende E-Mails nehmen nicht an der Ziehung teil. Der/die Gewinner/in wird per E-Mail benachrichtigt. Verlagsmitarbeiter/innen, deren Angehörige und Gewinnspielservices dürfen nicht teilnehmen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Datenschutzbestimmungen finden Sie hier. Wir wünschen Ihnen viel Glück! PS: Zur Newsletter-Anmeldung gehts hier.

  • Lohn des Fleißes und gesitteten Betragens - Fleißtaler und Prämienmedaillen - Academia in nummis Teil 3

    In der Barockzeit und danach war es üblich, fleißige Schüler und Studenten durch Prämientaler und -medaillen auszuzeichnen. Die Stücke bilden ein interessantes Sammelgebiet, manche Ausgaben sind wegen der geringen Auflage selten und unerschwinglich, andere kann man zu moderaten Preisen im Münzhandel kaufen. Da man den jungen Leuten kein Ordenskreuz als Dank und Anerkennung für ihre Leistungen an die Brust heften konnte und wollte, übernahmen Münzen und Medaillen diese Aufgaben. Zu den bekannten Objekten dieser Art zählen die Schulprämien im Wert von einem oder zwei Talern, die unter dem sächsischen Kurfürsten Friedrich August III., ab 1806 König Friedrich August I. von Sachsen, und seinen Nachfolgern mit Aufschriften wie "ZUR BELOHNUNG DES FLEISSES", "DEM FLEISSE" und "DEM FLEISSE UND GESITTETEN BETRAGEN" herausgegeben wurden. Die mit Monarchenbildnissen, Allegorien und aufmunternden Widmungen versehenen Münzen verzichten einerseits auf die Nennung des jeweiligen Empfängers, andererseits aber lassen manche durch ihre Inschriften erkennen, dass sie für Angehörige der Königlich-sächsischen Bergakademie in Freiberg, der Akademie für Forst- und Landwirte in Tharandt und andere Bildungsstätten bestimmt waren. Zur Belohnung des Fleißes bestimmt waren die Prämientaler von 1765 und 1780, die der sächsische Kurfürst Friedrich August III. an besonders gute Schüler und Studenten verteilen ließ. Bildquelle Taler 1765 Kahnt 1166: Künker Auktion 163 (28.1.2010), Los Nr. 643. Bildquelle Doppeltaler 1780 Kahnt 1169: Künker Auktion 189 (21.6.2011), Los Nr. 2278. Fotos: Lübke & Wiedemann KG, Leonberg. Auch andere Hochschulen, Universitäten und Akademien brachten zur Belohnung von Studenten, Dozenten und Professoren Belohnungsmedaillen meist aus Silber heraus. Wenn man systematisch sucht, dann findet man in vielen Städten und Fürstentümern auch Schulprämien- und andere Medaillen, die das Lernen und gesittete Betragen fördern sollten. Zwar sind diese Stücke im engeren Sinne keine akademischen Medaillen, aber sie haben in einer solchen Spezialsammlung einen guten Platz. Breslau teilte, um ein Beispiel zu nennen, im 17. und 18. Jahrhundert mit Stadtansichten geschmückte Prägungen dieser Art aus. Um nicht immer einen neuen Stempel anfertigen zu müssen, hat man Jahreszahlen in das Metall geschlagen. Sehr selten sind die für Fleiß und gesittetes Betragen ausgegebenen Doppeltaler von 1847 (AKS 115), mit der Studenten der Forst- und Landwirtschaftsschule in Tharandt ausgezeichnet wurden. Foto: Caspar. Berühmt und begehrt sind die prachtvollen Preismedaillen, mit denen der württembergische Herzog Karl Eugen besonders eifrige Schüler seiner 1770 gestifteten Hohen Karlsschule ausgezeichnet hat. 1781 von Kaiser Joseph II. in den Rang einer Universität erhoben, zählten In- und Ausländer meist bürgerlicher Herkunft zu den Zöglingen des anfangs Militärische Pflanzschule beziehungsweise Militärakademie genannten Instituts. Einer von ihnen war der spätere Dichter und Historiker Friedrich Schiller, der hier als Arzt ausgebildet wurde. Während dieser Zeit erhielt er vier Auszeichnungen für seine Leistungen in Griechisch sowie Chirurgie, Praktische Medizin und Heilmittelkunde. Die ihm verliehenen Preismedaillen sind verloren gegangen, lediglich sind die dazu gehörigen Diplome erhalten. Breslau hat fleißige Schüler mit so genannten Schulprämientalern ausgezeichnet. Die meisten Stücke sind undatiert, bei Bedarf hat man eine Jahreszahl in das Metall geschlagen. Foto: Caspar. Die Herstellung und Ausgabe der Medaillen mit jeweils unterschiedlichen Rückseiten muss den Herzog viel Geld gekostet haben. Seine Aufwendungen im Zusammenhang mit der Hohen Karlsschule hatten jedoch ganz pragmatische Gründe. Der sein Land despotisch regierende Herrscher benötigte gut ausgebildete, wohlerzogene, gesittete und seinem Haus treu ergebene Staatsbeamte, Militärs, Gelehrte und Künstler, um aus Württemberg einen Musterstaat zu machen. Wie der unangepasste, mit seiner Karriere als Mediziner unzufriedene Friedrich Schiller, so rebellierte auch der Dichter Christian Friedrich Daniel Schubart gegen Karl Eugens Absolutismus, der keinen Widerspruch duldete. Weil er den Verkauf von württembergischen Landeskindern für Englands Kolonialkriege anprangerte und eine der vielen Mätressen des Herzogs verspottet hatte, hat man Schubart zehn Jahre auf der berüchtigten Bergfestung Asperg gefangen gehalten. Absolventen der Karlsschule erhielten für ihre Leistungen Preismedaillen mit dem Bildnis des Stifters Herzog Karl Eugen von Württemberg, hier ein Beispiel auf die Leistungen der Münzkunde, die vieles ans Tageslicht fördert, wozu die Geschichte nicht fähig ist. Foto: Caspar. Da Schiller aus Württemberg geflohen war, konnte der rachsüchtige Herzog ihm nichts mehr anhaben, der, das sei am Rande erwähnt, am Hof des preußischen Königs Friedrich II., des Großen, erzogen wurde. Eine der Numismatik gewidmete Medaille von 1777 zeigt, wie der Genius der Münzkunde unter den wachsamen Augen des Chronos, dem antiken Gott der Zeit und Geschichte, ein Geldstück betrachtet und beschreibt. Die Inschrift "SUPPLET UBI DEFICIO" bedeutet, dass die Münzkunde ergänzt wo die Geschichte versagt. Ab und zu kommen die württembergischen Preismedaillen im Münzhandel vor. Meist handelt es sich um sehr gut gemachte Nachprägungen, die als solche ausgewiesen sind und nicht die enormen Preise der Originale erzielen. Starke und gesunde Pferde für Wirtschaft, Transport und Militär zu haben, war den Königen von Preußen ein großes Anliegen. Deshalb belohnten sie alles, was mit Pferden zu tun hatte, auch mit Prämien und Medaillen. Hier eine vor 1701 geprägte Medaille des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. Foto: Olding, Osnabrück. In das Gebiet der Prämien-, Preis- und Belohnungsmedaillen fallen Prägungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, mit denen die Könige von Preußen, und nicht nur sie, Gelehrte und Künstler, aber auch Leistungen auf dem Gebiet der Pferdezucht und in der Seidenindustrie ausgezeichnet haben. Die meisten Stücke bestehen aus Silber, doch wenn Abschläge aus Gold angeboten werden sollten, sind ihnen exorbitante Preise sicher. Die Verleihung der Medaillen an Fabrikanten, Züchter und andere Empfänger brachte viel Prestige. So ist es auch nicht verwunderlich, dass man im 19. Jahrhundert die bei Ausstellungen oder Firmenjubiläen vergebenen Medaillen auch zu Werbezwecken verwendete, weshalb man sie auf Industrieprodukten und Anzeigen in der Presse abgebildet hat. In das Gebiet gehören auch die vielen Medaillen, mit denen Künstler und Gelehrte ausgezeichnet wurden. In manche hat man den Namen der mit ihnen geehrten Person graviert, andere sind in kostbare Rahmen eingelassen. Für Sammler tut sich ein weites, hochinteressantes Feld auf. Dazu gehören auch die vielen Medaillen, mit denen Belegschaften von Instituten und Betrieben und Institutionen geehrt wurden. Von manchen wüsste man heute nur noch wenig, gäbe es nicht diese Prägungen, deren Gestaltung von der etwas eintönigen Kombination Porträt/Inschrift bis zu aufwändig mit Allegorien oder markanten Erzeugnissen geschmückten Ausgaben reichen. Da die Auflagen meist begrenzt waren, muss man lange suchen, um solche Stücke zu bekommen. Helmut Caspar

  • USA: World War II Memorial

    Auf die nationale Gedenkstätte des II. Weltkriegs (World War II Memorial)  emittierten die USA am 27. Februar 2024 eine 1/2-Dollar-Kupfernickelmünze, einen Silberdollar und ein 5-Dollar-Goldstück. Erwähnte Gedenkstätte erinnert an den Dienst und das Opfer, das amerikanische Soldaten und Ziviliten während des II. Weltkriegs für ihr Land brachten. Außerdem ist die Gedenkstätte ein besonderer Ort der Versammlung, an dem Erinnerungs- und Bildungsprogramme abgehalten werden, mit denen den Anstrengungen der „größten Generation“  zur Bewahrung der Freiheit für künftige Generationen Tribut gezollt werden soll. 1/2 Dollar, Kupfernickel, 11,34 g, 30,60 mm, Rand geriffelt, Auflage: 750.000 in Stgl. und PP, Künstler: Diverse; Münzstätten: Denver (D) und San Francisco (S). Die Vorderseite des Half Dollars zeigt die Allegorie der Befreiung mit den Teilen eines zerbrochenen Schwerts in Händen und nennt neben den nationalen Mottos den Satz "WE ANSWERED THE CALL" (Wir sind dem Ruf gefolgt). Auf der Rückseite sehen wir ein Detail des World War II Memorials. 1 Dollar, Silber 999/1000, 26,730 g, 38,10 mm, Rand geriffelt, Auflage: 400.000 in Stgl. und PP, Künstler: Diverse; Münzstätte: Philadelphia (P). Der Avers des Silberdollars zeigt die allegorische Zusammenarbeit der militärischen Gattungen Luftwaffe, Küstenwache, Marine, Armee und Marine Corps sowie Handelsmarine und nennt zusätzlich zu den nationalen Mottos die Aufschrift "1941–1945 / WORLD WAR II MEMORIAL / DEFENDERS OF FREEDOM" ( / Verteidiger der Freiheit). Auf dem Revers sehen wir vier heraldische Adler von unten her betrachtet, die mit ihren Schnäbeln einen Lorbeerkranz halten, der den Globus umschließt und lesen u.a. "VICTORY / IN THE AIR / AT SEA / ON LAND" (Sieg in der Luft, zu Wasser und zu Land). 5 Dollars, Gold 900/1000, 8,359 g, 21,60 mm, Rand geriffelt, Auflage: 50.000 in Stgl. und PP, Künstler: Diverse; Münzstätte: West Point (W). Die Vorderseite des 5-Dollar-Goldstücks zeigt ein Fragment der Sternenwand des Memorials sowie einen Olivenzweig, wobei jeder dargestellte Stern für 100 gefallene Amerikaner steht und der Ölzweig für den Frieden, der diesen Opfern folgte. Auf der Rückseite findent sich eine US-Flagge, wie sie Familien von gefallenen Soldaten übergeben wird. Ferner heißt es u.a. "WWII MEMORIAL / TO UNITE GENERATIONS OF TOMORROW" ( / Kommende Generationen [wörtlich Generationen von morgen] zu vereinen). Rückseitig nennen alle Münzen zudem die Staatsbezeichnung das Motto E PLURIBUS UNUM und die jeweilige Nominalangabe. Michael Kurt Sonntag

  • Griechenland: Serie Griechische Kultur - Mathematiker - Thales von Milet

    Am 28. März 2024 emittierte Griechenland eine 10-€-Silbermünze auf den großen antiken Philosophen und Mathematiker Thales von Milet. Die Münze ist Teil der Serie „Griechische Kultur – Mathematiker“. Thales (um 624–540 v. Chr.) lebte und lehrte in Milet und gilt als einer der „Sieben Weisen“ der Antike. Er ist Begründer der ionischen Naturphilosophie. Da er die Natur und ihre zahlreichen Phänomene nicht mehr mit Hilfe der Mythologie, sondern rational zu erklären versuchte, sieht die Fachwelt in ihm den ersten „Philosophen“ der griechischen und europäischen Denktradition. Laut Herodot sagte Thales die Sonnenfinsternis vom 28. Mai 585 v. Chr. voraus. Außerdem werden ihm zahlreiche geometrischen Sätze zugeschrieben. So z. B. der Satz, der besagt, dass „alle Winkel, deren Scheitel auf einem Halbkreis (Thaleskreis) liegen und deren Schenkel mit dem Kreisdurchmesser ein Dreieck bilden, rechte Winkel sind.“ 10 €, Silber 925/1000, teilweise farbig, 34,10 g, 40 mm, Auflage: 2000 in PP, Münzstätte: Bank of Greece/Printing Works Department, Athen. Fotos ebenda. Die Münze zeigt rückseitig eine Frontalbüste des antiken Philosophen und Mathematikers, von einem Mäanderband umgeben und nennt seinen Namen und seine Lebensdaten. Auf der Vorderseite finden wir ein kleines zentrales Republikwappen innerhalb eines Strahlenkranzes und eines umlaufenden Mäanderbands und lesen Staatsbezeichnung und Nominalwert. Michael Kurt Sonntag

  • Lexikon: Dena

    Bezeichnung des von 1803 bis 1807 im Königreich Etrurien geprägten 10-Lire-Stücks. Besagtes Königreich war zwischen 1801 und 1807 einer der Vasallenstaaten Napoleons. Sein Gebiet umfasste große Teile des ehemaligen Großherzogtums Toskana. Dena (10 Lire) 1803, Königreich Etrurien, 1. Typ, 39,5g, 45mm, Davenport 152. Quelle: wikimedia commons. Aus: Helmut Kahnt: „Das große Münzlexikon“

  • Sammlung Sayar bringt das Dreifache ihrer Schätzung: Nachbericht zur Künker Auktion 402

    Am 14. und 15. März 2024 führte Künker seine Auktion mit Münzen der antiken Welt durch. Im Mittelpunkt stand die Sammlung Sayar von Münzen aus Lykien, Kilikien und Pamphylien. Wir präsentieren die Highlights und das teuerste Stück. Die Sammlung Sayar gehört zu den bedeutendsten Ensembles, die im Bereich der lykischen Prägungen zusammengetragen wurden. Welche Seltenheiten ein Mann im Laufe von mehr als 30 Jahren zusammentragen kann, zeigt der Künker Katalog 402, der mit Lykien, Pamphylien und Kilikien den ersten Teil der Sammlung Sayar enthält. Die 512 Münzen, darunter viele Unika, zogen weltweit Interesse auf sich. So war die Beteiligung an der Künker Auktion groß, auch wenn die Münzen des südlichen Kleinasiens nicht mit den griechischen Münzen aus der Magna Graecia oder dem Mutterland an klassischer Schönheit konkurrieren können. Die Zuschläge waren hoch. Nichtsdestotrotz sind lykische Münzen im Verhältnis zu Stücken aus anderen Bereichen der Antike immer noch eine günstige Option. Wir stellen die fünf teuersten Münzen der Sammlung Sayar vor. 01 – Nr. 43. Prä- und protodynastische Prägungen / Lykien. Stater um 480 v. Chr., unbest. Mzst. Selten. Vorzüglich. Taxe: 1.250 Euro. Zuschlag: 7.000 Euro. Platz 5: Lykische Münzen werden traditionell unter der Bezeichnung Griechen versteigert, aber die Bewohner des Landes bezogen sich auf andere Wurzeln. Das sieht man nicht nur an ihrer Schrift, sondern auch an den Darstellungen. Selbst wenn wir auf lykischen Münzen etwas scheinbar Vertrautes sehen wie hier den Pegasos, müssen wir mit der Interpretation vorsichtig sein. Für die Lykier war das geflügelte Pferd nämlich der Begleiter des luwischen Wettergottes. So ist es spannend, dass die Griechen ihren Mythos von Bellerophon und Pegasos ausgerechnet in Lykien ansiedelten. Man darf überlegen, ob es sich dabei vielleicht die griechische Interpretation eines einheimischen Mythos’ handelt. Auf jeden Fall wurde der um 480 v. Chr. entstandene Stater aus der prädynastischen Zeit für 7.000 Euro zugeschlagen. 02 – Nr. 164. Kherei / Lykien. Stater, 430-410, Telmessos. Selten. Vorzüglich. Taxe: 1.250 Euro. Zuschlag: 9.000 Euro. Platz 4: Während wir über die Satrapen des westlichen Kleinasiens verhältnismäßig viel wissen, besitzen wir kaum Quellen zu Herrschern wie Kherei. Der verwaltete im Auftrag der Perser das Gebiet von Xanthos ungefähr 410 bis 390 v. Chr. Sein Name ist auf zahlreichen Münzen zu sehen, darunter auch dieser Stater, der auf der Rückseite einen Herakles mit fast archaischem Lächeln zeigt. Seinem neuen Besitzer war dieses Lächeln ein Gebot von 9.000 Euro wert. 03 – Nr. 267. Phaselis / Pamphylien. Stater, 167-130. Fast vorzüglich. Taxe: 1.250 Euro. Zuschlag: 11.000 Euro. Platz 3: Nicht aus Lykien, sondern aus der griechischen Stadt Phaselis in Pamphylien stammt die drittteuerste Münze des ersten Teils der Sammlung Sayar. Sie zeigt auf der Rückseite eine Prora, die in zwei Richtungen interpretiert werden kann: Einerseits war Phaselis mit seinem bedeutenden Hafen eine aktive Handelsstadt. Andererseits kamen die ersten Siedler aus dem rhodischen Lindos, um für Rhodos den Nachschub an Bauholz zu sichern. Schließlich verdankte die Insel im Mittelmeer ihre Bedeutung vor allem ihrer Flotte. Die Prora könnte also nicht nur für die Handelsmacht, sondern auch für das wichtigste Ausfuhrprodukt der Stadt stehen. Der bei Künker angebotene Stater von Phaselis ist von sehr ungewöhnlichem Stil, was den Zuschlag von 11.000 Euro erklärt. 04 – Nr. 67. Aperlai / Lykien. Stater, 470-440. Äußerst selten. Fast vorzüglich. Taxe: 2.000 Euro. Zuschlag: 12.000 Euro. Platz 2: Die zweitplatzierte Münze der Sammlung kommt wieder aus Lykien. Es handelt sich um einen Stater der Stadt Aperlai, der zur Zeit des Kuprilli, also etwa 480-440 v. Chr., geprägt wurde. Er zeigt auf der Vorderseite zwei Delphine; auf der Rückseite die Triskelis. Kuprilli war wohl der bedeutendste lykische Dynast. Er herrschte über mehrere Städte. Sein Symbol war die Triskelis, wie sie auch auf dieser Münze zu sehen ist. In welchem Verhältnis Kuprilli zu Aperlei stand, wissen wir nicht. Denn unsere ersten nicht-numismatischen Quellen über die Stadt stammen aus der römischen Kaiserzeit. So war es also nicht die damit verbundene Geschichte, sondern die Seltenheit, die den Preis des Staters von 2.000 auf 12.000 Euro hinauftrieb. 05 – Nr. 130. Sppntaza / Lykien. Stater, 440-430, Phellos. Aus Sammlungen Rhousopoulos, Jameson und von Aulock. Sehr selten. Gutes sehr schön. Taxe: 1.250. Zuschlag: 12.000 Euro. Platz 1: Ebenfalls 12.000 Euro erzielte ein Stater des Sppntaza, der es nur wegen seiner im Vergleich zum zweitplatzierten Stück niedrigeren Taxe auf den ersten Platz schaffte. Das Bietgefecht, das um dieses Stück entstand, lässt sich leicht erklären: Die Münze verfügt über eine aufregende Provenienz. Zu ihren Vorbesitzern zählten Athanasios Rhousopoulos, dessen Sammlung 1905 bei Jacob Hirsch versteigert wurde, Robert Jameson und Hans von Aulock. 06 – Nr. 860. Vespasian, 69-79. Sesterz, 71, Rom. Aus Auktion Vinchon 1976, Nr. 46. Sehr selten, besonders in dieser Erhaltung. Vorzüglich. Taxe: 40.000 Euro. Zuschlag: 42.000 Euro. Die teuerste Münze der Künker Auktion 402 Die teuerste Münze der gesamten Künker Auktion 402 stammt nicht aus der Sammlung Sayar, sondern aus der römischen Kaiserzeit. Es handelt sich um einen prachtvollen Sesterz des Vespasian aus dem Jahr 71. Er zeigt auf der Rückseite den Kaiser vor einer trauernden Judaea. Die Inschrift "IVDAEA CAPTA" erinnert an den Sieg der Flavier über die Juden, den diese häufig auf ihren Münzen thematisieren. Damit nutzten sie den Sieg als eine Art göttlicher Rechtfertigung ihrer jungen Dynastie: Hatten die römischen Götter den Flaviern in Judaea ihre Gunst und damit den Sieg geschenkt, war zu erwarten, dass sie das auch in Zukunft tun würden. Dies waren nur einige beeindruckende Ergebnisse der Auktion 402. Andere antike Münzen waren für wesentlich weniger Geld zu haben. Werfen Sie einen Blick auf alle Auktionsergebnisse! Es überrascht immer wieder, wie viel Geschichte für wie wenig Geld ersteigert werden kann. Alle Ergebnisse der Auktion finden Sie online auf www.kuenker.de. Zu den Auktionen 403-406 sowie zur Auktion 407 publizieren wir eigene Auktionsnachberichte. Für weitere Fragen wenden Sie sich an Künker, Nobbenburger Straße 4a, 49076 Osnabrück; Tel: 0541 / 962020; Fax: 0541 / 9620222; oder über E-Mail: service@kuenker.de.

  • Die Feldzeichen sind zurück - Signis receptis

    Im Frühjahr des Jahres 53 v. Chr. zieht der römische Feldherr Marcus Licinius Crassus mit seinem Heer, bestehend aus sechs Legionen und den dazugehörenden Hilfstruppen (rund 40.000 Mann) gegen die Parther. Wohl Anfang Juni 53 v. Chr. trifft er in der Nähe von Carrhae auf das parthische Heer. In der Schlacht unterliegen die Römer, 20.000 römische Soldaten sollen getötet und 10.000 in Gefangenschaft geraten sein. Während des Rückzugs wird Crassus bei Verhandlungen mit dem parthischen General Surena ermordet. Die Niederlage bei Carrhae war eine der größten in der Geschichte Roms: neben dem Aderlass an Soldaten war der Verlust der Feldzeichen und Standarten der römischen Truppen für Rom besonders schmerzhaft. Abb. 1 M. L. Crassus, Marmor, Ny Carlsberg Glyptothek, Kopenhagen. Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Roman_bust_in_Ny_Carlsberg_Glyptotek_(cropped).jpg. Eine Marmorbüste (Abb. 1), in den Jahren 1885/1886 im Grabmal der Licinier an der Porta Salaria in Rom gefunden, stellt höchstwahrscheinlich Marcus Licinius Crassus dar. Crassus war Konsul in den Jahren 70 und 55 v. Chr.; er gehörte zusammen mit Caesar und Pompeius dem sogenannten „ersten Triumvirat“ an. Sprichwörtlich war sein Reichtum, laut Plutarch soll er bei seinem Tod 7.100 Talente besessen haben. Das Crassus-Porträt steht mit seinem Verismus ganz in der Tradition republikanischer Bildnisse, deutlich sind die Alterszüge zu erkennen. Andererseits strahlt das Porträt aber auch die innere Energie und Tatkraft des Dargestellten aus. Die Wiedererlangung der bei Carrhae verlorenen Feldzeichen war eines der wichtigsten außenpolitischen Ziele Roms. Daher plante Caesar kurz vor seiner Ermordung einen Feldzug gegen die Parther. In den Jahren 36/35 v. Chr. führte Marcus Antonius einen verlustreichen und erfolglosen Krieg gegen die Parther. Ab der Mitte der 20er Jahre v. Chr. bereitete Augustus einen neuerlichen Parther-Feldzug vor. Im Jahr 21 v. Chr. reiste Augustus selbst in den Osten, parallel dazu marschierte sein Stiefsohn Tiberius mit einem gewaltigen Heeresaufgebot gen Osten. Noch bevor es zu Kampfhandlungen gegen die Parther kam, bat 20 v. Chr. der Partherkönig Phraates IV. um Frieden. Phraates gab die von Crassus und Marcus Antonius verlorenen Feldzeichen zurück und gestattete den noch lebenden römischen Kriegsgefangenen die Heimkehr. Diesen diplomatischen Erfolg feierte Augustus zum einen in seinem „Tatenbericht“: „Die Parther zwang ich, Beute und Feldzeichen dreier römischer Heere zurückzugeben und dabei demütig bittend um die Freundschaft des römischen Volkes nachzusuchen“ (Augustus, Res Gestae 29). Zum anderen wurde die Wiedererlangung der Feldzeichen in allen offiziellen Medien - in der Literatur, in der Plastik und natürlich auch auf den Münzen - gefeiert. Eine ganze Serie von Prägungen feiert mit dem Schlagwort "SIGNIS RECEPTIS" die Rückkunft der Feldzeichen. Abb. 2 AV, 18/17 v. Chr., Colonia Patricia (Hispania), RIC Aug. 134a. Bildquelle: https://www.univie.ac.at/ikmk/object?id=ID558. Auf dem Avers eines in Spanien geprägten Aureus (Abb. 2) sehen wir den nach rechts gerichteten Kopf des Augustus. Ergänzt wird das Porträt durch die im Gegenuhrzeigersinn verlaufende Legende "SPQR IMP CAESARI AVG COS XI TR POT VI" (Senatus Populusque Romanus Imperatori Caesari Augusti Consuli XI Tribunicia Potestate VI). In der Umschrift stehen Senat und römisches Volk im Nominativ und die Kaisertitulatur im Dativ. Es handelt sich somit um eine Fürprägung des Senats und des römischen Volkes für Kaiser Augustus. Bestätigt wird dies durch die Münzrückseite. Das Reversbild zeigt einen dreitorigen Triumphbogen, dessen Seitenbögen etwas kleiner als der Mittelbogen sind. Auf der Attika des Bogens steht eine Triumphalquadriga, deren Lenker man sicherlich mit dem „Partherbezwinger“ Augustus identifizieren darf. Links und rechts der Quadriga steht jeweils eine Figur, die linke hält mit ihrer Rechten ein Feldzeichen, die rechte hält in ihrer gesenkten linken Hand einen Bogen, in ihrer erhobenen rechten Hand einen Legionsadler. Zweifellos darf man in diesen beiden Figuren Parther sehen, die dem Triumphator Aquila und Feldzeichen übergeben. Das Münzbild stellt den sogenannten Partherbogen dar, der vom Senat zu Ehren des Augustus wegen der Rückgewinnung der Feldzeichen gestiftet wurde. Lokalisiert wird dieser Bogen auf dem Forum Romanum zwischen dem Tempel des Divus Iulius und dem Castortempel, wobei diese Zuschreibung nicht ganz unumstritten ist. Ergänzend dazu nennt die Reverslegende "CIVIB ET SIGN MILIT A PART RECVPER" (Civibus Et Signis Militaribus a Parthis Recuperatis - Für die Wiedergewinnung der Bürger und Militärzeichen von den Parthern) den Grund für diese Ehrung. Abb. 3 Cistophor, 19/18 v. Chr., Pergamon, RIC Aug. 509. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18202461. Eine dem Rückseitenbild des Aureus ähnliche Darstellung finden wir auf einem in Pergamon geprägten Cistophor (Abb.3). Auf diesem ist auf der Rückseite wieder ein Triumphbogen abgebildet, allerdings nur ein eintoriger. Vor den beiden Torpylonen steht jeweils ein Aquila, ein Legionsadler. In der Attikazone des Bogens ist die Inschrift "IMP IX TR POT V" zu lesen. Auf dem Bogen steht eine Triumphquadriga, in deren Lenker wir wiederum Augustus sehen dürfen. Im Bogendurchgang steht in drei Zeilen "SPR / SIGNIS / RECEPTIS“ (Der Senat und das römische Volk für die Wiedergewinnung der Feldzeichen). Der dargestellte Bogen lässt sich keinem der in der Literatur überlieferten Monumente zuordnen. Die Vorderseite des Cistophors zeigt wieder den nach rechts gerichteten Kopf des Augustus, die Legende im unteren Bereich der Münze „IMP IX TR PO V“ wiederholt in etwas verkürzter Form die Inschrift auf der Attika des Triumphbogens der Rückseite. Abb. 4 D, ca 19 v. Chr., Colonia Patricia (Hispania), RIC Aug. 86a. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18207503. Wohl im spanischen Colonia Patricia, dem heutigen Córdoba, wurde der in Abb. 4 dargestellte Denar geprägt. Seine Vorderseite zeigt wie bei den vorhergehenden Münzbeispielen den nach rechts gerichteten Kopf des Augustus, die Legende "CAESAR AVGVSTVS" ist kurz und prägnant. Auf der Rückseite bilden Inschrift und Darstellung optisch ein Quadrat, in dessen Zentrum sich ein Rundschild befindet. Die rechte Seite des Quadrats bildet ein Legionsadler, die linke eine Standarte mit mehreren Rundbildnissen. Der mittige Rundschild ist mit einem glatten Rand verziert und trägt die Aufschrift "CL V" (clipeus virtutis - Schild der Tapferkeit/Tüchtigkeit). Der „Clipeus Virtutis“ war ein Ehrenschild und Teil der Auszeichnungen, die der römische Senat Octavian im Januar 27 v. Chr. verlieh. Die restliche Reversinschrift verteilt sich oben "SIGNIS", unten "RECEPTIS" und in den vier Ecken des „Quadrats“ die Buchstaben "S - P - Q - R". Die Münzrückseite feiert zum einen durch die Inschrift und die beiden Signa die Rückgabe der Feldzeichen, zum anderen verweist sie durch das Bild des Clipeus Virtutis auf die Herrschertugenden des Augustus: virtus (Tapferkeit/Tüchtigkeit), clementia (Milde), iustitia (Gerechtigkeit) und pietas (Frömmigkeit, Achtung). Abb. 5 D, ca 19 v. Chr., Rom, RIC Aug. 287. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18207705. Ein stadtrömische Denar (Abb. 5) zeigt auf seiner Vorderseite nicht ein Augustus-Porträt, sondern den nach rechts gerichteten Kopf eines jungen Mannes mit klassischem Profil, mit Binde über der Stirn und mit einem Efeukranz im Haar. Dieser Kopf lässt sich zweifelsfrei mit dem des Liber Pater oder Bacchus, dem Gott des Weines, identifizieren. Eine nahezu identische Abbildung des Liber Pater findet sich auf Denaren des L. Cassius aus dem Jahr 78 v. Chr., wobei neben dem Kopf ein kleiner Thyrsosstab dargestellt ist, ein sicheres Attribut des Bacchus. Die Inschrift "TVRPILIANVS III VIR" verweist auf den Münzmeister Publius Petronius Turpilianus, wobei die Abkürzung "III VIR" für die Titulatur der Münzmeister „tresviri aere argento auro flando feriundo“ (Drei Männer für das Schmelzen und Ausmünzen von Gold, Silber und Erz) steht. Auf der Münzrückseite ist eine kniende Figur dargestellt, diese trägt eine lange Hose, ein tunika-ähnliches Obergewand und darüber einen Umhang. Der Kniende ist bärtig und er überreicht mit seiner Rechten ein Feldzeichen. Dabei ist sein Blick nach oben gerichtet auf eine imaginäre Person, in der man wiederum Augustus sehen darf. Der linke Arm des Knienden ist nach unten gestreckt, die linke Handfläche ist geöffnet. Diese Geste ergänzt bzw. verstärkt die „Übergabegeste“. Die Legende "CAESAR [AVGV]STVS SIGN RECE" benennt indirekt die kniende Figur: hier ist ein Parther - wenn nicht sogar der Partherkönig Phraates IV. - bei der Rückgabe der Feldzeichen dargestellt! Während auf den Münzrückseiten der Abb. 2 bis 4 stets der Sieger des diplomatischen Erfolges dargestellt ist, zeigt der Denar Abb. 5 auf seinem Revers nur den Besiegten. Dies ist eine Darstellungsart, wie sie seit dem Hellenismus in der Kunst gebräuchlich wurde, d. h. es ist ausreichend, wenn der Unterworfene abgebildet ist. Abb. 6 Augustus von Primaporta, Marmor, h 2,04 m, Rom, Vatikanische Museen; Detail Brustpanzer. Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Augustus_of_Prima_Porta_(inv._2290).jpg; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Augustus_Primaporta_Paludamentum.jpg. Das wohl berühmteste Bild zum Thema „Signis Receptis“ findet sich nicht auf Münzen, sondern in der Rundplastik, genauer auf der Statue des Augustus von Primaporta. Diese Marmorstatue zeigt auf dem Brustpanzer die Übergabe eines Legionsadlers: ein bärtiger, in der typischen Landestracht bekleideter Parther übergibt den Aquila an einen jugendlichen römischen Soldaten, in dem man sicherlich ein Bild des Mars, des römischen Kriegsgottes, sehen darf. Horst Herzog

  • Spanien: 200 Jahre Nationalpolizei (1824-2024)

    Vor 200 Jahren wurde in Spanien die Nationalpolizei ins Leben gerufen. Dies Ereignis zum Anlass nehmend, emittierte das Land im Februar 2024 eine 10-€-Silbermünze. 10 €, Silber 925/1000, teilweise farbig, 27 g, 40 mm, Auflage: 15.000 in PP, Münzstätte: Real Casa de la Moneda, Madrid; Fotos: Real Casa de la Moneda, Madrid. Die Münze zeigt vorderseitig das nach links gewandte Porträt seiner Majestät Felipe VI und nennt die Titulatur "FELIPE VI REY DE ESPAÑA · 2024". Der König erscheint hier übrigens zum ersten Mal auf Münzen mit Vollbart. Auf der Rückseite sehen wir das farbige Logo der 200. Jahrfeier der Nationalpolizei und lesen "POLICIA NACIONAL – SERVICIO [Dienst] DIGNIDAD [Würde] ENTREGA [Hingabe] LEALTAD [Loyalität] / 10 EURO". Michael Kurt Sonntag

  • Braunschweig im Jahr 1671: Der Verlust städtischer Freiheit und Unabhängigkeit

    Auf seinen Triumph über die freie Stadt Braunschweig ließ Herzog Rudolph August 1679 in Zellerfeld Löser (Mehrfachtaler) zu 6, 5, 4 und 3 Reichstaler prägen. Der Löser zu 6 Reichstaler zeigt vorderseitig die nach rechts gewandte drapierte Büste des Herzogs mit Allonge-Perücke und nennt die Umschrift "D[ei] G[ratia] RUDOLPH AUGUSTUS DUX BRUNS[vigensis] ET LU[neburgensis]" (Rudolf August von Gottes Gnaden Herzog von Braunschweig und Lüneburg). Rückseitig sehen wir ganz oben ein nach rechts fahrendes „Staatsschiff“ mit Segeln und Rudern und darunter die Stadtansichten von Braunschweig und von Wolfenbüttel. Im Abschnitt erscheint das Emissionsjahr und dazwischen eine im Oval eingepunzte 6 als Wertangabe in Taler. Über dem Staatsschiff oben findet sich zudem ein Strahlenkranz der Sonne mit dem Wort "JAHWE" in Hebräisch darin und darüber die Aufschrift "REMIGIO ALTISSIMI" (Durch das Steuern des Höchsten). (Abb. 1) Abb. 1: Braunschweig-Wolfenbüttel. Löser zu 6 Reichstaler 1679, Silber 173,08 g, Ø 78 mm, Münzstätte Zellerfeld.  Bildquelle: F. R. Künker, Auktion 350 (29. Juni–1. Juli 2021), Los 620. Nachdem Herzog Heinrich der Löwe 1180 Sachsen und Bayern verloren hatte, war den Welfen nur noch ihr eigener Besitz zwischen Weser und Elbe geblieben. Diesen erhielt dann 1235 Otto I., das Kind, als Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Auf Grund der Teilungen von 1267, 1285/86, 1428 und 1495 waren die Fürstentümer Lüneburg, Calenberg, Göttingen, Grubenhagen und Wolfenbüttel entstanden. Die Stadt Braunschweig wiederum war seit 1432 unabhängig und frei. Nun waren die Bürger dieser großen, reichen und freien Stadt Braunschweig schon immer bemüht gewesen, ihre verbrieften Freiheitsrechte zu bewahren, doch diesen Interessen standen jene der welfischen Herzöge entgegen, die ihre Landesherrschaft auch gegenüber den Städten in ihren Territorien durchsetzen wollten. Zu diesem machtpolitischen Ringen gesellte sich dann nach der Reformation noch ein religiöser Streit hinzu. So gelangte Braunschweig, das sich 1528 der protestantischen Bewegung angeschlossen hatte, damit in Konflikt mit Herzog Heinrich dem Jüngeren (1514–1568), zumal das Schmalkaldische Bündnis, zu dem auch Braunschweig gehörte, Herzog Heinrich 1542 aus seinem Land vertrieb und dieser später sogar in protestantische Gefangenschaft geriet. Erst der Sieg Karls V. bei Mühlberg (1547) befreite ihn und erlaubte ihm eine Rückkehr an die Schalthebel der Macht. Danach belagerte er Braunschweig zweimal, konnte die Stadt aber nicht einnehmen. 1553 im Frieden von Wolfenbüttel musste Braunschweig die Landeshoheit von Herzog Heinrich dennoch anerkennen und eine hohe Kriegsreparation an ihn leisten. Abb. 2: Zeugnis städtischer Autonomie - die eigenständige Talerprägung während des Schmalkaldischen Krieges. Stadt Braunschweig. Taler 1546, Silber 28,72 g, Ø 40 mm, Münzstätte Braunschweig. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?id=18202038, 28.03.2024. Doch war der Konflikt damit längst nicht ausgestanden, zumal die Braunschweiger Herzog Heinrich Julius (1589–1613) und dem Reich überkommene Rechte verweigerten, was dazu führte, dass der Herzog 1605 versuchte die Stadt im Handstreich zu nehmen, was aber mißlang. Kaiser Rudolf II. verhing 1606 die Reichsacht über Braunschweig, woraufhin dieses sich in der Folge nach neuen Bündnispartnern umsah. 1611 schloss Braunschweig ein Bündnis mit den niederländischen Generalstaaten. Diese konnten dann 1615 die dreimonatige Belagerung Braunschweigs durch Herzog Friedrich Ulrich (1613–1634) erfolgreich beenden. Nach dem Dreißigjährigen Krieg, d. h. nach 1648, kamen die Auseinandersetzungen zwischen den Welfenherzögen und Braunschweig allerdings zu einem unerwarteten und jähen Ende. 1671 jedoch schlossen sich die Braunschweig-Lüneburger Herzöge – also Georg Wilhelm vom Fürstentum Lüneburg, Johann Friedrich vom Fürstentum Cahlenberg sowie Rudolf August und Anton Ulrich vom Fürstentum Wolfenbüttel – militärisch zusammen, um gegenüber Münster ihre Ansprüche auf Höxter durchzusetzten. Mit ihrem starken und geeinten Heer rückten sie dann im Juni 1671 auch gegen Braunschweig vor und eroberten die Stadt nach dreiwöchiger Belagerung. Im Anschluss daran verzichteten die Herzöge und Fürsten von Lüneburg und Calenberg auf ihre Rechte an Braunschweig, gegen territoriale Entschädigungen und Zimelien (Kostbarkeiten). Die eroberte Stadt fiel somit an Wolfenbüttel und seine Fürsten Rudolf August (1627–1704) (Abb. 3) und Anton Ulrich (1633–1714). Abb. 3: „Rudolf August von Braunschweig-Wolfenbüttel“ (vor 1700). Gemälde von Hans Hinrich Rundt (1660–1750). Bildquelle: Wikimedia Commons. Diese besetzten Braunschweig mit einer 5000 Mann starken Garnison und entzogen der Stadt ihr gesamtes Vermögen. Parallel dazu lösten sie den bestehenden Stadtrat auf und ersetzten ihn durch einen neuen Rat aus herzoglichen Anhängern und einer herzoglichen Stadtkommission. Auf diese Weise büste Braunschweig seine städtische Freiheit endgültig ein, wurde später aber Residenzstadt von Braunschweig-Wolfenbüttel. Übrigens, Rudolf August, der älteste Sohn von Herzog August dem Jüngeren und Dorothea von Anhalt-Zerbst, war seinem Vater 1666 als Herzog zu Braunschweig-Lüneburg und Fürst von Braunschweig-Wolfenbüttel im Amt gefolgt. Ein Jahr später, 1667 also, berief er seinen 6 Jahre jüngeren, machtbewussten Bruder Anton Ulrich zu seinem Statthalter. In der Folge zog sich Rudolf mehr und mehr von den Regierungsgeschäften zurück und überließ diese seinem Bruder. Er selbst widmete sich seiner umfangreichen Privatbibliothek, der Jagd und entwickelte zudem eine rege Bautätigkeit. 1695 ließ er beispielsweise die Wasserburg in Vechelde zum fürstlichen Landschloss Vechelde umbauen und zwischen 1695 und 1702 ließ er die Seesener Hof- und Schlosskirche St. Andreas erbauen. 1685 ernannte er Anton Ulrich zum Herzog von Braunschweig-Lüneburg und zum gleichberechtigten Mitregenten. 1704 verstarb Rudolf August und Anton Ulrich regierte als Alleinherrscher bis zu seinem Tode im Jahre 1714. Der in Abb. 1 gezeigte Löser zu 6 Reichstalern, der extrem selten ist, gelangte im Juli 2021 in der 350. Auktion von F. R. Künker zur Versteigerung. Sein Schätzpreis betrug 50.000,– Euro. Der Zuschlag erfolgte bei 125.000,– Euro. Michael Kurt Sonntag

bottom of page