Thronjubiläum & Thronwechsel: Die Münzen des Luxemburger Großherzogs Henri
- Dietmar Kreutzer
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Die Episode aus der Zeit der Machtübernahme durch Großherzog Adolph, dem Ururgroßvaters des heutigen Großherzogs, ist legendär. Militärisch durften laut Verfassung in Luxemburg nur soviel Truppen stationiert werden, wie zum Erhalt der Ordnung erforderlich waren - eine Freiwilligenkompanie. Als der Großherzog im November 1890 die erste Parade seiner "Armee" im Ehrenhof des Schlosses Walferdingen abnahm, wandte er sich schmunzelnd an seine Staatsminister: "Hier sind aber wenige Soldaten angetreten, sind das alle, die Sie haben, oder gibt es noch mehr davon?" (1) Der Minister: "Aber sicher, Königliche Hoheit, zwei stehen noch auf Posten vor Ihrem Palais in der Hauptstadt." (2)

Großherzog Adolph (1817-1905) zum Zeitpunkt der Thronübernahme
Bildquelle: Wikimedia, d'Huart
Herzog Adolph war in jenem Jahr eher zufällig zum Großherzog von Luxemburg geworden. Die niederländische Linie des Adelsgeschlechtes Nassau war nämlich 1890 im Mannesstamm ausgestorben. Damit kam die zweite Linie der Nassauer zum Zug, nämlich Nassau-Weilburg. Der nach dem Deutschen Krieg von 1866 aus Nassau vertriebene Herzog Adolph wurde als neuer Großherzog von Luxemburg vereidigt. im Jahr 1902 übertrug der leutselige Senior zunächst die Statthalterschaft an seinen Sohn Wilhelm IV. Drei Jahre später wurde er mit dem Tod des Vaters auch Großherzog. Wilhelm starb nach wenigen Jahren im Amt. Rechtzeitig hatte er die weibliche Thronfolge eingeführt. Zwei seiner Töchter folgten ihm nach. Im November 1964 übernahm Prinz Jean den Thron von seiner Mutter Charlotte.

Bildquelle: Wikimedia, Kantei
Dessen Sohn Henri wurde im Jahr 2000 als sechster Großherzog der Linie Nassau-Weilburg vereidigt. Trotz seiner großen Beliebtheit sorgte der Großherzog im Dezember 2008 für einen Eklat. Henri weigerte sich, ein Gesetz zur Neuregelung der Sterbehilfe zu unterzeichnen. Das Parlament änderte daraufhin die Verfassung. Seitdem werden Gesetze von Großherzog durch Unterschrift nicht mehr "bestätigt", sondern nur noch "verkündet". Das Münzrecht liegt nach Artikel 39 der Verfassung beim Staatsoberhaupt, dem Großherzog. Gesetzlich geregelt ist, dass dieser auf den regulären Umlaufmünzen aus Luxemburg abgebildet sein muss. So zeigen alle Standardmünzen, vom Zwei-Euro-Stück bis zum Euro-Cent ein Porträt des heutigen Großherzogs, entworfen von Yvette Gastauer-Claire.
100 Frang (Probe, Luxemburg, 1946, Gold, 39,5 Gramm, 37 mm)
Bildquelle: Numista, Maison Palombo
Da Luxemburg nicht über eine landeseigene Prägestätte verfügt, werden alle Münzen im Ausland hergestellt. Bis 2004 war die niederländische Münzstätte in Utrecht zuständig, später die Mint of Finnland. Ab 2007 war für zwei Jahre die Monnaie de Paris für die luxemburgischen Prägeaufträge verantwortlich, danach gingen die Aufträge erneut an die Niederländer. Jedes Jahr erscheinen neue Zwei-Euro-Münzen und andere Sonderprägungen in kleiner Auflage. Die Bildseiten verweisen oft auf die Geschichte des Landes, zeigen Schlösser und Burgen oder Motive aus der heimischen Flora und Fauna. Immer wieder überrascht Luxemburg mit ungewöhnlichen Wertstufen oder Materialien. Zum 700. Jahrestag der Hochzeit von Johann dem Blinden beispielsweise erschien eine 700-Cent-Münze mit Hologramm. Die von 2009 an geprägten Münzen der "Burgen-Serie" gab es in Silber-Niob.

Coincard mit kolorierter Gedenkmünze zum 25. Thronjubiläum
Bildquelle: Numista
250 Euro (Luxemburg, 2025, Gold, 31,1 Gramm, 37 mm)
Bildquelle: Koninklijke Nederlandse Munt
Am 23. Juni 2024, dem luxemburgischen Nationalfeiertag, kündigte Großherzog Henri an, dass er in Kürze das Amt des Staatsoberhauptes an seinen Sohn Guillaume abgeben werde. Im Dezember des genannten Jahres erklärte er, dass er am 3. Oktober 2025 nach 25 Jahren auf dem Luxemburger Thron abdanken werde. Die beiden Gedenkmünzen zum Thronjubiläum sind gerade eben erschienen. Es handelt sich um eine Zwei-Euro-Münze und eine Goldmünze zu 250 Euro. Auf der Zwei-Euro-Münze ist ein Frontalporträt des Großherzogs vor dem Schloss Luxemburg zu sehen. Die Münze zu 250 Euro zeigt eine Detailansicht der offiziellen Vereidigung von Henri im Jahr 2000. Zum Thronantritt des neuen Großherzogs dürfte eine weitere Gedenkmünze erscheinen. Im Jahr 2000 war das ein 500-Frang-Stück.
Dietmar Kreutzer
Quellenangaben:
(1) Macht und Mythos - Das Haus Luxemburg; Augsburg 2003, S.63
(2) Ebenda
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