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Spitzenpreise für britische und chinesische Raritäten

1.800 Lose offerierten die beiden Künker Saal-Auktionen im Juni. Die Schätzung betrug 5,3 Mio. Euro; der Zuschlag lag bei 7,1 Mio. Euro, rund 34 % über der Schätzung. Hier finden Sie die Top Ten der Künker Auktionen 387-388.


Vom 20. bis zum 22. Juni 2023 fanden die beiden Saal-Auktionen der Künker Sommer-Auktionswoche statt. Fast 1.800 Lose wurden mit einem Gesamtzuschlag von 7,1 Mio. Euro versteigert, das entspricht einem Zuwachs gegenüber der Gesamtschätzung von 5,3 Mio. Euro in Höhe von 34 %.

Wie immer wurden viele Spezialsammlungen angeboten, darunter zum Beispiel 21 Raritäten aus der Sammlung Gunnar Ekström. Seltenheit, Qualität und natürlich die Provenienz erbrachten herausragende Preise. Die kleine Serie wurde mit dem Dreifachen ihrer Schätzung zugeschlagen. Auch wenn es keines der Stücke unter die Top Ten geschafft hat, möchten wir nicht versäumen, Ihnen wenigstens die teuerste Münze der kleinen Serie zu präsentieren.


Nr. 15: Schweden. Karl XI., 1660-1697. Reichstaler 1675, Stettin. Äußerst selten.

Aus den Sammlungen Carl Friedrich Pogge, Auktion Hamburger 36 (1903), Nr. 1186,

Lars Emil Bruun, Israel Berghman, Virgil Brand und Gunnar Ekström. Vorzüglich bis Stempelglanz. Taxe: 15.000,- Euro. Zuschlag: 50.000,- Euro.


Man kann den äußerst seltenen Reichstaler von Karl XI. nur als Prachtexemplar beschreiben, der mit einem Zuschlag in Höhe von 50.000 Euro zum teuersten Stück der Serie von schwedischen Münzen aus dem Besitz von Gunnar Ekström wurde. Verbunden mit seiner großartigen Erhaltung war eine genauso großartige Provenienz. Einige der bedeutendsten Sammler gehörten zu seinen ehemaligen Eigentümern, unter ihnen der deutsche Kaufmann Carl Friedrich Pogge, der dänische Buttergroßhändler Lars Emil Bruun und der Chicagoer Bierbrauer Virgil Brand.


Und damit kommen wir zu den Top Ten der Auktionen 387 und 388. Bei gleichem Zuschlag vergeben wir den höheren Rang an das Stück, das eine größere Steigerung erlebt hat.


Nr. 182: Russland. Peter III., 1762. Goldmedaille 1762

auf den Frieden von Hamburg zwischen Preußen, Russland und Schweden.

Wohl das einzige Exemplar in Privatbesitz. Vorzüglich bis Stempelglanz.

Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 85.000,- Euro.


Platz 10

Bei 85.000 Euro fiel der Hammer für ein wahrhaft historisches Stück, nämlich für die perfekt erhaltene Goldmedaille, die an den Vertrag von 1762 zwischen Preußen, Russland und Schweden erinnert. Dieser Vertrag wurde zur Wegscheide für das Schicksal von Preußen und Russland. Friedrich der Große konnte nämlich durch ihn die Niederlage im 7-jährigen Krieg abwenden; Zar Peter III. machte sich allerdings durch seinen kompromisslosen Friedenswillen beim russischen Militär so unbeliebt, dass ihn seine Gattin stürzen konnte.


Nr. 755: China. Hsuang Tung, 1908-1911. 10 Cents (1/10 Dollar) o. J. (1910), Tientsin.

Probe mit Riffelrand. NGC PF 64 Sehr selten. Polierte Platte.

Taxe: 25.000,- Euro. Zuschlag: 90.000,- Euro.


Platz 9

China ist immer für eine Überraschung gut, so auch bei dieser Probe zu einem 10 Cent-Stück, die 1910 in Tientsin entstand. 90.000 Euro war ein Sammler willens für dieses Stück zu bieten, so dass die Probe damit mehr als das Dreieinhalbfache ihrer Schätzung von 25.000 Euro brachte.

Das hohe Ergebnis kann nicht nur auf die Seltenheit des Stücks zurückgeführt werden, sondern auch auf die historische Bedeutung. Tientsin war nämlich seit dem 19. Jahrhundert der Hafen, über den sich die Hauptstadt Peking mit ausländischen Waren versorgte. Viele europäische Mächte hatten hier Niederlassungen, was bei dem herrischen Auftreten vieler Europäer zu Konflikten mit der einheimischen Bevölkerung führte. Deshalb entwickelte sich Tientsin zum Zentrum des Boxeraufstands. Nach dessen Niederschlagung wurde die Stadt zwischen 1900 und 1909 unter internationale Verwaltung gestellt. Die Probe zu dem chinesischen 10 Cents-Stück ist ein seltenes Zeugnis für die wiedergewonnene Kontrolle über Tientsin.


Nr. 294: Römisch-Deutsches Reich. Tirol. Erzherzog Leopold V., 1619-1632.

8 Dukaten o. J. (1626), Hall, auf die Vermählung mit Claudia von Medici.

Aus Sammlung Rudolf Scherer (1912). NGC AU55 (Top Pop). Äußerst selten. Fast vorzüglich.

Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 105.000,- Euro.


Platz 8

105.000 Euro lautete das letzte Gebot für einen achtfachen Dukaten des Erzherzogs Leopold V. von Tirol. Der war als Bruder von Kaiser Ferdinand II. seit 1619 Statthalter und seit 1623 relativ unabhängiger Landesfürst von Tirol und Vorderösterreich. „Seine“ Münzstätte war Hall in Tirol, wo dieses Stück mit den Stempeln geprägt wurde, die ursprünglich für den Hochzeithalbtaler geschnitten wurden. Deshalb sehen wir auf der Vorderseite nicht nur das Porträt von Leopold V., sondern auch von seiner Gattin Claudia de’ Medici.

In Gold sind diese Münzen enorm selten, und dafür scheint es einen guten Grund zu geben: Eine archivalische Notiz lässt vermuten, Leopold habe sie prägen lassen, um sie dem Salzburger Erzbischof Paris Graf Lodron als Geschenk zu überreichen. Der könnte einen Großteil der Stücke wieder einschmelzen haben lassen, als er seine Mehrfachdukaten anlässlich der Domweihe von 1628 prägen ließ.


Nr. 293: Römisch-Deutsches Reich. Ferdinand II., 1592-1618-1637. 10 Dukaten 1632, St. Veit.

Aus Sammlung Kroisos, Auktion Stack’s (2010), Nr. 483. Äußerst selten. Vorzüglich.

Taxe: 125.000,- Euro. Zuschlag: 110.000,- Euro.


Platz 7

Nur wenige Jahre nach diesem 8-fachen Dukaten, nämlich im Jahr 1632, entstand der 10-fache Dukat mit dem Porträt Ferdinands II., der mit 110.000 Euro zugeschlagen wurde und damit auf Platz 7 kam. Er wurde in St. Veit / Kärnten geprägt.

Die dortige Münzstätte zog die kaiserliche Hofkammer anfangs des 30-jährigen Krieges wieder an sich, und zwar gegen Erstattung der ursprünglichen Summe, gegen die das Prägeprivileg an die Kärntner Landstände verpfändet worden war. Dies war hoch symbolisch, denn viele Mitglieder der Kärntner Landstände unterstützten die Reformation, während sich in St. Veit die Gegenreformation durchgesetzt hatte. Damit vertiefte sich der Antagonismus zwischen den beiden Städten, die um die Rolle der Hauptstadt in Kärnten rivalisierten. Die Habsburger unterstützten mit der Wiederaufnahme der Prägung in St. Veit die Ansprüche dieser Stadt. Langfristig entwickelte sich St. Veit zur landesfürstlichen Hauptstadt Kärntens, während in Klagenfurt die Kärntner Stände residierten.


Nr. 1798: Deutsches Kaiserreich. Sachsen. 3 Mark 1917. Friedrich der Weise.

Seltenste deutsche Reichssilbermünze. Polierte Platte.

Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 110.000,- Euro.


Platz 6

Ebenfalls 110.000 Euro bei einer Schätzung von 100.000 Euro brachte die seltenste deutsche Reichssilbermünze, das sächsische 3 Markstück von 1917 mit dem Porträt Friedrichs des Weisen. Seine Geschichte ist schon oft erzählt worden: Eigentlich war Luther für diese Gedenkprägung zum Reformationsjubiläum als Motiv vorgesehen. Dieser Entwurf wurde abgelehnt mit der Begründung, die Münzordnung reserviere die Bildseite für Mitglieder des Herrscherhauses. Man kann aber annehmen, dass ein anderer Grund viel wichtiger für die Ablehnung war: Mitten im Ersten Weltkrieg wollte niemand die katholischen Staaten des deutschen Reiches durch eine Abbildung Luthers brüskieren. Friedrich der Weise – frommer Katholik, Reliquiensammler und Unterstützer Luthers – war da ein hervorragender Kompromiss.

Nur 100 Stück wurden von Friedrich dem Weisen geprägt – der Silbermangel war mitten im Ersten Weltkrieg natürlich spürbar –, und ein großer Teil von ihnen wurde aus dem gleichen Grund wieder eingeschmolzen.

„Friedrich der Weise“ gilt als die „Krönung“ jeder Sammlung von Reichsmünzen, und das nicht nur wegen seiner Seltenheit, sondern auch wegen des hervorragend umgesetzten Münzbildes, das ein Porträt des Herrschers aus der Renaissance zum Vorbild hat.


Nr. 484: Schwarzenberg. Josef Adam, 1732-1782.

10 Dukaten 1741, Wien. Äußerst selten. Vorzüglich.

Taxe: 125.000,- Euro. Zuschlag: 115.000,- Euro.


Platz 5

Kommen wir zu Platz 5 und damit zu einem 10-fachen Dukaten des Josef Adam von Schwarzenberg aus dem Jahr 1741, der mit 115.000 Euro zugeschlagen wurde. Dieser Fürst gehörte zu den wichtigsten Beamten von Maria Theresia. Er übte das Amt des Kämmerers, des ersten Obersthofmeisters und später eines Staats- und Konferenzministers aus, während er darüber hinaus in Rottweil als Reichserbhofrichter amtierte. Für seine treuen Dienste erhob ihn der Kaiserhof in den Reichsfürstenstand und in den Stand eines böhmischen Fürsten. Damit war das Privileg verbunden, dass alle ehelichen Nachkommen, gleich ob weiblich oder männlich, den Titel „Fürst“ resp. „Fürstin“ tragen durften. 1741, also im Jahr der Prägung dieses 10-fachen Dukaten, heiratete Joseph I. von Schwarzenberg am 22. August Maria Theresia von und zu Liechtenstein, die Tochter von Josef Johann Adam von Liechtenstein. Wahrscheinlich wurde der 10-fache Dukat, der bei Künker seinen Besitzer wechselte, in diesem Zusammenhang geprägt.


Nr. 1927: Deutsches Kaiserreich. Sachsen-Coburg und Gotha. 20 Mark 1872.

Sehr selten, besonders in dieser Erhaltung. Vorzüglich bis Stempelglanz.

Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 130.000,- Euro.


Platz 3

Und damit sind wir schon bei den ersten drei Plätzen unserer Top Ten angelangt. Denn Platz 4 wird nicht vergeben, da zwei Münzen von ihrer Schätzung mit 100.000 Euro auf einen Zuschlag von 130.000 Euro kletterten und so Platz 3 zweimal vergeben werden muss.

Wir erwähnen zuerst die seltenste Reichsgoldmünze, ein 20 Mark Stück von Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha, das im Jahr 1872 geprägt wurde. Es ist durchaus bemerkenswert, dass sie um einiges höher beboten wurde als die seltenste Reichssilbermünze, und das obwohl „Friedrich der Weise“ als wesentlich attraktiver gilt. Man kann sich fragen, ob dafür die großartige Erhaltung des 20 Mark-Stücks verantwortlich war oder der internationale Trend zu Goldmünzen. Immerhin bestehen lediglich drei Stück unter unseren Top Ten nicht aus Gold.


Nr. 123: Großbritannien. George III., 1760-1820. Probe zu 2 Guineas 1777, London.

Aus Sammlung J. Halliburton Young, Auktion Sotheby, Wilkinson & Hodge (1881), Nr. 446.

Äußerst selten. NGC PF63 CAMEO. Polierte Platte, minimal berührt.

Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 130.000,- Euro.


Platz 3

Ebenfalls im Trend liegen derzeit Großbritannien und China, und so beherrschen auch bei Künker Münzen dieser Länder die Top Ten. Auf Platz 3 schaffte es – wie gesagt mit einem Zuschlag in Höhe von 130.000 Euro bei 100.000 Euro Schätzung – eine äußerst seltene Probe zu 2 Guineas, die 1777 unter George III. hergestellt wurde.


Nr. 127: Großbritannien. Victoria, 1837-1901. 5 Pounds 1839, London „Una and the Lion“.

Sehr selten. NGC PF61 CAMEO. Polierte Platte, minimal berührt.

Taxe: 100.000,- Euro. Zuschlag: 190.000,- Euro.


Platz 2

Wesentlich teurer als dieses Stück wurde eine weitere Probe aus Großbritannien, die 1839 in einer Auflage von 400 Stück geprägt wurde. „Una and the Lion“ gilt als eine der schönsten Münzen der Numismatik und war in den letzten Jahren immer wieder für Höchstpreise gut. In der Sommer-Auktion von Künker brachte die von NGC mit PF61 CAMEO beschriebene „Una“ 190.000 Euro bei einer Schätzung von 100.000 Euro.

Die Geschichte dieser Münze ist ebenfalls schon oft erzählt worden: William Wyon, genialer Abkömmling einer Dynastie von Stempelschneidern, schuf mit ihr eine ikonische Prägung mit vielen Anspielungen. So entstammt „Una“ einem Epos, das einer anderen großen Herrscherin, nämlich Elizabeth I., gewidmet war. Sein Dichter Edmund Spenser schilderte darin all die königlichen Tugenden als eigenständige Persönlichkeiten. Una stand für den Glauben an die wahre Kirche. Der verlieh ihr die Kraft, selbst Löwen zu zähmen; nun bestand das englische Wappen aus drei Löwen, so dass ein Betrachter das mächtige Tier sofort mit der Nation assoziierte.

Die Realität sah anders aus: Victoria leistete sich eine ganze Reihe von politischen Fehleinschätzungen in den ersten Jahren ihrer Herrschaft. Aber daran denkt heute niemand mehr, wenn er das bezaubernde Bildnis der jugendlichen Frau auf der Vorderseite dieser Münze betrachtet.


Nr. 754: China. Hsuang Tung, 1908-1911. 25 Cents (1/4 Dollar) o. J. (1910), Tientsin.

Probe mit glattem Rand. NGC PF 65 CAMEO. Äußerst selten. Polierte Platte.

Taxe: 75.000,- Euro. Zuschlag: 190.000,- Euro


Platz 1

Und damit kommen wir zum Platz 1 unserer Top Ten. 190.000 Euro – genauso viel wie „Una and the Lion“ – realisierte eine weitere chinesische Probe aus Tientsin, diesmal zu 25 Cents. Das ist bemerkenswert. Immerhin ist das Stück eines der wenigen unter unseren Top Ten, das eben nicht aus Gold, sondern aus Silber ist. Trotzdem erzielte es bei einer Schätzung mit 75.000 Euro diesen hohen Preis. Für den historischen Hintergrund trifft dasselbe zu, was wir zu der Probe auf Platz 9 berichtet haben. Beide Ergebnisse zeigen uns, wie stark der chinesische Markt immer noch ist.

Oder ist es etwa nicht bemerkenswert, dass eine chinesische Probe, wie gut auch immer sie erhalten sein mag, fast das Doppelte der seltensten deutschen Reichsgold- und Reichssilbermünze bringt?


Auch wenn wir Ihnen in diesem Nachbericht ausschließlich Münzen im Hochpreissektor präsentiert haben, gab es in beiden Auktionen auch viele Stücke, die sich jeder Sammler hätte leisten können. Überzeugen Sie sich selbst anhand der Ergebnislisten.


Für weitere Fragen wenden Sie sich an

Künker

Nobbenburger Straße 4 a

49076 Osnabrück

Tel: 0541 / 962020

Fax: 0541 / 9620222


Alle Auktionsergebnisse finden Sie online auf www.kuenker.de.

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