Münzgalerie München: Vorschau auf die Auktion Nr. 3
- Münzgalerie München
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Nachdem die ersten beiden online-Auktionen im November 2024 und April 2025 unser Haus in dieser für uns neuen Sparte des Münzangebots erfolgreich eingeführt haben, freuen wir uns, am 19. Oktober 2025 erneut eine reichhaltige Auswahl von ca. 1900 Losen vorlegen zu können, die wir durch eine Auswahl von Orden und von numismatischer Literatur erweitert haben.
Zwei Curiosa vorab: Georg Graf v. Helfenstein-Gundelfingen, 10 Kreuzer 1567. Das Stück aus dem Südwesten Deutschlands ist äußerst selten; durch die beiden Elefanten im Wappen hat die Münze eine exotischen Anstrich. Irgendwann muss einer der Helfensteiner Grafen, die seit der Stauferzeit bedeutend waren, ein solches Tier gesehen und wegen seines Elfenbeins zum Schloss Helfenstein passend gefunden haben. – Karl XII. von Schweden und der Große Nordische Krieg. Eine Medaille in Jeton-Format feierte im Jahr 1700 den märchenhaften Sieg des Königs über die russische Armee vor Narwa, der östlichsten Stadt Estlands: „Victoria russica maxima“. Die höchst seltene Medaille (3-5 bekannte Exemplare) stammt vom Gothaer Medaillenhersteller Christian Wermuth und ist in der vorliegenden Qualität – soweit absehbar – nie in den Handel gekommen.

Los 1619: Griechen. Sizilien. Syrakus. Republik, 465-405 v.Chr. Tetradrachme. Vs.: Kopf der Arethusa n. r. umgeben von vier Delphinen. Rs.: Quadriga n. r., darüber Nike. 26 mm; 16.57 g. Boehr. 528; Sear 924; SNG Kop. -; SNG München 1016; Hoover -. Sehr schön Start: 900 Euro
Doch beginnen wir unseren Überblick mit der Antike. Aus Syrakus können wir eine Reihe von Tetradrachmen des 5. Jahrhundert vorlegen (z. B. Los 1619), die eine Vorstellung von der stilistischen Varietät geben. Gleichfalls aus Sizilien und aus der Zeit stammen herrliche Tetradrachmen aus Katane und Leontinoi (Los 1612), deren Apollos so lebensnah wirken, als seien die Modelle frisch vom Marktplatz genommen. Die Mamertinoi, eine kampanische Söldnertruppe, hatten 288 v. Chr. die sizilische Stadt Messana gekapert, eine ihrer Münzen mit dem Zeuskopf und einem Schild- und Speer-bewehrten Krieger liegt gleichfalls vor. – Aus Thrakien unter König Koson (oder Kotison) kommt eine Drachme von ca. 44 v. Chr. (Los 1653), die einen Konsul zwischen zwei Liktoren schreitend zeigt, die streng serielle Darstellung verstört eher unser Bild von der griechischen Antike. – Auf einer Bronzemünze aus Korkyra hat sich rückseitig der Magistrat Philonides über einem Schiffsschnabel verewigt, vorderseitig Poseidon. Die Münze aus dem 3. Jhd. wirkt, als sei sie 500 Jahre früher entstanden; ein preiswertes, doch spannendes Stück. – In wunderbarer Qualität liegt eine Tetradrachme von König Tigranes II von Armenien vor (Los 1692). Herrlich sind die Solidi von Constantius II., Valentinian I. (Kaiser und Victoria, Los 1798), Gratian (zwei Kaiser thronend) und Honorius (Constantinopolis thronend), die in ihrer Plastizität und präzisen Prägung selten zu finden sind. – Selbst die Denare der römischen Kaiserzeit zeigen sich auf den Rückseiten in zeitgeschichtlicher Vielfalt, weg vom Trivialen des Nur-Vergöttlichten. Bei Trajan: Arabia mit einem Kamel, die Via Traiana mit Rad und Zweig, drei aufgestellte Feldzeichen. Insgesamt bringen wir diesmal fast 300 antike Münzen zur Versteigerung.

Los: 391 Regensburg. Stadt. Taler 1788 auf das 200j. Jubiläum des Stahlschützenfestes 1586. Vs.: Postament mit Urne, Fahnen und Armbrusten, Umschrift. Rs.: Neun Zeilen Schrift. 41.9 mm; 28 g. Beck. -; Dav. 2629; Sch. 130. Haarlinien, vorzüglich Start: 700 Euro
Aus dem Mittelalter können wir seltene Pfennige der Grafschaft Mark (Los 324-326) und von Dortmund anbieten, Pfennige aus Straßburg in schöner Erhaltung und seltene Pfennige des Bistums Würzburg. Nicht gerade häufig angeboten werden mittelalterliche Münzen aus dem Kirchenstaat, doch kommen hierzu auch viele Stücke aus der Renaissance und später (Alexander VI. Borgia und Julius II. della Rovere!). Weitere neuzeitliche Münzen aus Italien sind die Serie von talerartigen Stücken aus Neapel-Sizilien. Altdeutschland ist mit einer Reihe von Batzenstücken aus dem 16. Jahrhundert vertreten sowie mit Apfelgroschen verschiedener Herrschaften. Wie in den vergangenen Auktion stehen auch sächsische Taler des 16. und 17. Jahrhunderts zur Versteigerung an. Aus den Reichsstädten: Aus Regensburg kommt ein Taler zur 200-Jahrfeier der Armbrustschützen von 1788 (Los 391). Das ungewöhnliche, schöne Stück liegt in guter Qualität vor. Hervorzuheben ist ein herrliches 2-Dukaten-Stück von Regensburg unter Karl VI. (Los 390), unter demselben Kaiser ein Nürnberger Taler mit Stadtansicht von 1721. Augsburg reiht sich mit einem exzellenten Dukaten von 1645 ein. In guter Erhaltung liegen zwei Münzen der Kipper-Zeit vor: 48 Kreuzer 1622 aus Graz (MS62!) und ein Olmützer Taler (Los 548 in AU55). Aus den reichlich vorhandenen Thun-Talern ragen zwei wegen ihres exzeptionellen Zustands heraus: der bayerische Doppeltaler auf Würzburg 1847 (MS63 PL) und der Hannover-Taler von 1848 (MS64). Von den Jaeger-Münzen sei auf zwei ganz besonders hingewiesen: Goethe 5 Mark 1932F in PF64 Cameo (Top POP) mit herrlicher Patina und zwei Danziger 5 Gulden, fast ebenso schön.

Los 1173: Dänemark. Königreich. Frederik VI., 1808-1839. Kopenhagen 2 Frederiks d'or 1827. Vs.: Kopf n. l., Umschrift. Rs.: Wert und Jahr. 27.5 mm; 13.25 g. Sieg 34-H1; KM 697; Fb. 284. f.vz | Rückseite Stempelfehler, fast vorzüglich
Unter den ausländischen Gebieten ist zunächst China zu nennen: ein seltenes 10-Cent-Stück 1897 in AU55 (Los 1147) und ein Dollar von 1899. Ein Platin-Panda 10 Yuan von 1997 (Los 1168) ist in PF70 Ultra Cameo nicht zu überbieten, ausgefallen ist der bimetallische Panda-Satz von 1995. Kolumbien steuert goldene 8-Escudo von 1803 kurz vor Ende der Kolonialzeit bei, Mexiko das gleiche Nominal von 1842, 1849 und 1857. Von der Tschechische Republik kommt ein 2-Dukaten-Stück mit dem Hl. Wenzel (1929), aus Habsburg-Ungarn 1/8 Dukat von 1778 aus Karlsburg (Los 608) und ein Doppeldukat eben dort her (1764) in sehr guter Erhaltung (MS61). Die Münze von Kremnitz hat regelmäßig Dukaten in verschiedenen Größen ausgegeben; davon wird von uns ein 10-Dukaten-Stück angeboten (Los 302). Zu den selteneren Stücken gehört der dänische doppelte Frederiks d'or von 1827 (Los 1173). Die USA sind u. a. mit 10 Dollar von 1880 (MS61) vertreten.

Los 88: Bayern. Königreich. Ludwig I., 1825-1848. Ludwigs-Orden, Ehrenmünze, Goldmedaille zu 10 Dukaten 1827-1918 für 50 Dienstjahre. Vs: Kopf des Königs n. r., Umschrift. Rs: Sechs Zeilen Schrift in Eichenkranz. Hersteller: Johann Adam Ries + Johann Baptist Stiglmaier. Material: Gold 986. Größe: 40.1mm. Gewicht: 39.8g. Literatur: OEK 438. Erhaltung: Vorzüglich - Stempelglanz, an O. Band winzige Kratzer Start: 7.000 Euro
Stark vertreten sind diesmal Medaillen, thematisch und länderweise. Vorab auch hier zwei Curiosa: Der 99-Tage-Kaiser Friedrich III. wurde mit einer talergroßen Medaille, über Unzengewicht in Gold, geehrt, die kein Medailleurssignet hat und über deren Verwendung in Gold nichts erfahrbar war (kaiserliches Geschenk?). Vor fast 20 Jahren wurde sie zuletzt angeboten. Bayern-Sammler werden sich über die von König Ludwig I. gestiftete „Ehrenmünze“ zum Ludwigs-Orden freuen (Los 88). Für 50 Dienstjahre bekam man immerhin mehr als eine Unze Gold. – Das Gebiet „Krieg und Frieden“ wartet auf mit wenigen, doch schönen Medaillen von Karl Ott und Ludwig Gies und mit einer historisch sehr bemerkenswerten privaten Eisenmedaille auf den in der Somme-Schlacht 1916 gefallenen Landsturmleutnant Lustig (siehe die Erläuterungen beim Los). Napoleon I. ist u. a. mit zwei Silberexemplaren aus seiner großen Suite vertreten (Jena – Los 994 – und Osterode), heute in diesem Metall selten, besonders in der herrlichen Erhaltung. – Vom Nürnberger Sebastian Dadler stammt die vorzüglich erhaltene Medaille auf die Schlacht von Breitenfeld (1631), die das Schlachtfeld in aller Differenziertheit darstellt. Herrlich als Medaillen, künstlerisch und in der Erhaltung, und historisch interessant sind zwei Stücke auf Kaiserin Maria Theresia, Lohn für Künstler und Lob der Steuergerechtigkeit in Siebenbürgen.
An Zeitgeschichtlichem sind Medaillen auf den Staatsbesuch Schah Reza Pahlevis 1967 heutzutage gesucht, durch die jüngsten Ereignisse wieder aufgefrischt. – Wir bieten auch einen Posten Kunstmedaillen an, darunter die Medaille des berühmten jüdischen Medailleurs Benno Elkan auf das 50. Jubiläum des Frankfurter Kunstgewerbemuseums (1927). Die große und bizarre Medaille wurden in den vergangenen Jahren nicht angeboten und ist sehr selten zu finden. Bizarr ist auch das Stück des Bildhauers Wilhelm Oskar Prack auf Schillers 100. Todestag: Der Tod hält den Lorbeerkranz hinter dem Rücken des Dichters bereit – oder nimmt ihn weg? Makaber ist Karl Goetz' seltene Medaille (in Top-Zustand) auf die Schwarze Madonna von Tschenstochau „unter deutschem Schutz“ – 1939 nach der Eroberung Polens.
Diese Übersicht soll nur einen vorläufigen Eindruck vermitteln und anregen, den Internetkatalog zu studieren. Unser Angebot hat gleichermaßen Spektakuläres wie numismatisch interessante und schöne Stücke, darunter auch viele ältere in Top-Zustand. Wir wünschen uns, dass Sie ihre Freude daran haben und wir unsere Münzen und Medaillen in treue Hände vermitteln dürfen.
Link zur Auktion auf Biddr : https://www.biddr.com/auctions/muenzgalerie/browse?a=6335
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