Dei gratia (lat., "Von Gottes Gnaden"): ursprünglich von Bischöfen und anderen geistlichen Herren verwendete Formel; als erster weltlicher Herrscher bezeichnete sich Karl II. (der Kahle) von Frankreich (840 – 877) als "dei gratia rex", dann fügten die Ottonen die Formel ihrem Namen auf Otto-Adelheid-Pfennigen und deren Nachahmungen bei. Doch bleibt das Dei gratia in mittelalterlichen Münzumschriften eine Ausnahme und kommt erst auf den großen Silbermünzen seit dem Ende des 15. Jahrhunderts in regelmäßigen Gebrauch. Neben den römisch-deutschen Kaisern nahmen die weitgehend zur Unabhängigkeit von der Zentralgewalt gelangten weltlichen Herrscher das Gottes-Gnadentum für sich in Anspruch, um damit ihre Herrschaft Kraft eigenen Rechts hervorzuheben. Zeitweilig wurde die deutsche Übersetzung von Dei gratia in den Titel einbezogen, so lautet die Umschrift auf der Vorderseite des Zwanzigmarkstücks von Reuß Älterer Linie aus dem Jahr 1875 "Heinrich XXII. v(on) G(ottes) G(naden) Ält. L. SOUV(eräner) FÜRST REUSS."
Sachsen: Otto III., Otto-Adelheid-Pfennig, ca. 990, Av.: "+ DI GR-A + REX A[MEN] [Dei Gratia Rex Amen]. Kreuz, in den Winkeln O-T-T-O." Rv.: "A+TEHLAHT [Athalheit]." Kirchengebäude, darin Kreuz aus fünf Punkten. Dannenberg 1166. Bildquelle: https://ikmk.smb.museum/object?lang=de&id=18270097&view=rs; 30.11.2023.
Aus: Helmut Kahnt: „Das große Münzlexikon“
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