Leserpost: "Seltenes Sammlerstück"
- Dietmar Kreutzer
- vor 4 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Unter dem Betreff Vittorio Emanuele III 5 Lire Münze aus dem Jahr 1901 erreichte die Redaktion folgende Nachricht: "Ich besitze seit einigen Jahren ein Münze, 2001 wo mein Opa verstarb. Und diese Vittorio Emanuele III auf grund ihrer historischen Bedeutung stark nach gefragt Prägestempel R von 1901 mit Rand Beschriftung den Blick nach rechts, präsentiert ein majestätischer heraldischer Adler." Die Antwort aus der Redaktion: "Ein äußerst seltenes Stück. Haben Sie Fotos der Münze? Dann könnten wir sie im Rahmen eines redaktionellen Beitrages vorstellen." Daraufhin kam keine Antwort mehr.

5 Lire (Original, Italien, 1901, 900er Silber, 25 Gramm, 37 mm)
Bildquelle: Künker, Berlin Auktion 400, Los 553, Zuschlag: 50.000 Euro
Die Münze hat eine besondere Geschichte. Die Entwertung des Silbers in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte die Lateinische Münzunion in Bedrängnis. Im Unionsgebiet umlauffähige Silbermünzen zu fünf Francs bzw. fünf Lire wurden in wertbeständiges Gold gewechselt. Sogar die permanent klamme Regierung von Italien beteiligte sich an dem renditeträchtigen Währungstransfer. In Kooperation mit Privatleuten ließ sie preiswertes Silber in Lire ausmünzen. Das hergestellte Geld wurde dort eingelöst, wo es gerade den höchsten Ertrag versprach. Den Gewinn teilten sich die Regierung und ihre Geschäftspartner. So exportierte Italien die Probleme seiner Papierwährung nach Belgien und in die Schweiz, vor allem aber nach Frankreich, das von italienischen Münzen geradezu überschwemmt wurde. Im Jahr 1878 sah sich der Münzbund gezwungen, die Herstellung der silbernen Münzen zu fünf Francs bzw. fünf Lire vollständig einzustellen. Sie blieben allerdings Kurantgeld. Die für lange Zeit letzten italienischen Fünf-Lire-Stücke wurden 1879 mit dem Porträt von König Umberto geprägt.
5 Lire (Replik, Italien, 1901, 500er Silber, 22,7 Gramm, 37 mm)
Bildquelle: Numista, Cobrapel)
Anlässlich des Regierungsantrittes von König Viktor Emanuel III. im Jahr 1900 sollten unter anderem neue Fünf-Lire Stücke herausgegeben werden. Die Prägemenge übertraf jedoch das Kontingent, das die Lateinische Münzunion für diese Münzen festgelegt hatte. Nach einem Protest der französischen Regierung wurden die Münzen bis auf einen Rest von 114 Stück wieder eingeschmolzen. Die verblieben Original erreichen heute bei Aktionen hohe Zuschläge. Im Handel werden zahlreiche Nachprägungen aus Silber angeboten, die äußerlich von den Originalen kaum unterscheidbar sind. Als zuverlässigstes Unterscheidungsmerkmal dient das vom Original abweichende Gewicht. Während ein Original etwa 25 Gramm wiegt, wiegen die Falsifikate zwischen 22 und 23 Gramm. Unterschiede zeigen sich auch an den Zierelementen am Münzrand. Die vom Leser erwähnte Münze könnte ein Falsifikat sein.
Dietmar Kreutzer
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