Die Künker Frühjahrs-Auktionen vom 16. bis zum 20. März 2020 sind wieder einmal ein Beweis dafür, daß Sammler zu Künker gehen, wenn sie ihre über viele Jahre gehegte Sammlung wieder in den Kreislauf des Münzhandels zurückgeben wollen. So viele Spezialsammlungen auf einmal findet man selten wie in dieser Auktionswoche. Herausragend ist dabei natürlich die Sammlung Samel von jüdischen Münzen. Doch auch zwei beeindruckende Sammlungen von mittelalterlichen Münzen – einmal mit einem Schwerpunkt auf Nord- und Mitteldeutschland, einmal auf dem Bodenseeraum – zeugen vom Spezialwissen ihrer Schöpfer.
Bei den antiken Münzen findet sich ferner der 4. Teil der Sammlung Dr. W. R., Teile der Sammlung Phoibos, eines norddeutschen Antikenfreunds sowie eines hanseatischen Römerfreunds, nicht zu vergessen die Stücke aus einer niederrheinischen Privatsammlung. In Katalog 335 werden die Sammlung Dr. Karl Walter Bach von Münzen der Neufürsten und die Belagerungsmünzen der Sammlung Eberhard Link versteigert, dazu umfangreiche Spezialsammlungen zu Bayern, Lübeck und Württemberg. Auktion 336 endet mit einer sehr interessanten Serie von Proben zu Münzen des deutschen Kaiserreichs.
Auktion 333: Münzen der antiken Welt
Wieder beginnt die Auktionswoche mit einem weiteren Teil der Spezialsammlung Dr. W. R., diesmal führt uns die numismatische Reise nach Kleinasien und Zypern. Ob Pharnakes I. oder Tissaphernes, ob Homer oder Sappho, ob Panther, Delphin oder Biene, die gesamte Bilderwelt der griechischen Münzprägung Kleinasiens vor der Römerzeit wird auf diesen Münzen lebendig.
Nach einigen keltischen Münzen folgen rund 220 Lose mit griechischen Stücken, darunter eine beeindruckende Serie von makedonischen Tetradrachmen und Stateren, unter anderem aus Akanthos, Mende, Olynthos, Sermylia und der Orreskioi. Etliche griechische Münzen stammen aus Sammlungen, von denen Teile schon in früheren Auktionen aufgelöst wurden, namentlich der Sammlung Phoibos und der Sammlung eines norddeutschen Antikenfreunds.
Wer sich für die römische Porträtkunst interessiert, aber nicht über die Mittel verfügt, um ausschließlich Aurei zu sammeln, der wird begeistert sein von der Sammlung eines hanseatischen Römerfreunds. Mit viel Wissen und Geschmack sammelte der über Jahrzehnte hinweg Denare, Antoniniane und Bronzemünzen mit ausgezeichneten Porträts. Ergänzt wird seine Sammlung von Stücken aus einer niederrheinischen Privatsammlung, bei der das Interesse auf interessanten Prägungen aus den römischen Provinzen liegt. Die Schätzungen sind äußerst attraktiv, so daß wohl nur die wenigsten Stücke zum Ausruf zugeschlagen werden dürften.
Natürlich gibt es auch für die Sammler von römischem Gold eine große Auswahl. Besonders spektakulär ist ein äußerst seltener Solidus des Procopius mit bester Provenienz. Das Stück stammt aus der Sammlung Jameson und ESR.
Die Auktion schließt mit byzantinischen und orientalischen Münzen sowie Prägungen der Kreuzfahrer ab.
Nr. 44: Slg. Dr. W. R. PONTOS. Pharnakes I. (um 185–156 v.u.Z.) Drachme. Sehr selten.
Aus der Sammlung Egon Beckenbauer. Gutes sehr schön.
Taxe: 3000,– Euro
Nr. 713: ORRESKIOI (Makedonien). Stater 500–480. Vorzüglich.
Taxe: 5000,– Euro
Nr. 318: Slg. Dr. W. R. KOS (Karien). Nikias, Tyrann. AE um 30 v.u.Z. Sehr selten. Vorzüglich.
Taxe: 2500,– Euro
Nr. 647: PANNONIA. Tetradrachme der Zickzackgruppe, 3./2. Jahrhundert. Vorzüglich.
Taxe: 2500,– Euro
Nr. 731: MAKEDONIEN. Alexander III. Stater, posthum 319–315, Sardes. Fast Stempelglanz.
Taxe: 6000,– Euro
Nr. 879: RÖMISCHE REPUBLIK. 60 Asse,
nach 211. Vorzüglich/Gutes sehr schön.
Taxe: 5000,– Euro
Nr. 993: ROM. Hadrianus. As 125–128.
Aus der Sammlung eines hanseatischen Römerfreunds. Fast vorzüglich/vorzüglich.
Taxe: 100,– Euro
Nr. 1330: ROM. Commodus Caesar. Denar 175–176. Aus der Sammlung eines hanseatischen Römerfreunds. Vorzüglich/fast vorzüglich.
Taxe: 125,– Euro
Nr. 1573: ROM. Procopius. Solidus 365–366. Aus den Sammlungen Jameson und ESR.
Äußerst selten. Vorzüglich.
Taxe: 50 000,– Euro
Auktion 334: Die Sammlung Samel: Jüdische Münzen und Medaillen
Es ist etwas ganz Besonderes, wenn bei Künker in der Auktion 334 die Sammlung Samel versteigert wird. Der von Johannes Nollé verfaßte wissenschaftliche Katalog setzt einer der bedeutendsten Sammlungen jüdischer Münzen und Medaillen ein Denkmal. Sie deckt die Geschichte des jüdischen Volkes von der Eroberung Judäas durch die Perser im 6. Jahrhundert v.u.Z. bis in unsere Zeit ab, wobei der Schwerpunkt der Sammlung auf der Antike liegt.
Die Sammlung umfaßt nicht nur jüdische Münzen, sondern auch römische Münzen, die Siege über das jüdische Volk feiern, darunter befinden sich eine Fülle von historisch hoch bedeutenden Stücken, die als Sachzeugnis für die literarische Überlieferung aus der Feder von Flavius Josephus dienen können.
Die Auktion enthält außerdem spektakuläre Medaillen, die an die Vorurteile gegenüber Juden genauso erinnern wie an die Versuche des 19. Jahrhunderts, die jüdische Bevölkerung als gleichberechtigte Staatsbürger zu integrieren.
Sie endet mit einer Serie von Gemmen, Siegeln, Gewichten und anderen Objekten, die zeigen, daß lange bevor die ersten Münzen von Judäa geprägt wurden, es im Gebiet von Palästina jüdisches Leben gab.
Nr. 2070: HASMONÄER. Mattathias Antigonos (40–37). Prutah, Jerusalem. Äußerst selten.
Sehr schön.
Taxe: 25 000,– Euro
Nr. 2271: JÜDISCHER AUFSTAND. Shekel Jahr 4 (= 69/70), Jerusalem. Äußerst selten. Vorzüglich. Taxe: 12 500,– Euro
Nr. 2312: VESPASIANUS. Aureus 72–73. Auf den Triumph wegen der Siege über die Juden.
Äußerst selten. Vorzüglich.
Taxe: 20 000,– Euro
Nr. 2334: DOMITIANUS Caesar. Aureus Oktober 70, Caesarea Maritima. Unter Titus geprägt, und zwar anläßlich der Spiele zu Ehren des Geburtstags von Domitianus. Einziges bekanntes Exemplar. Fast vorzüglich.
Taxe: 30 000,– Euro
Nr. 2375: BAR-KOKHBA-AUFSTAND. Sela Jahr 1 (= 132/3). Sehr selten. Fast vorzüglich.
Taxe: 25 000,– Euro
Nr. 2523: HAUS HABSBURG. Leopold I. (1657–1705). Silbermedaille 1686, unsigniert. Auf die Eroberung von Buda (= Ofen). Äußerst selten. Fast vorzüglich.
Taxe: 2000,– Euro
Nr. 2596: Silberamulett gegen den Teufel, den bösen Blick, das Fieber und Erkältungen.
Taxe: 1250,– Euro
Auktion 335: Münzen und Medaillen des Mittelalters und der Neuzeit
Am 18. und 19. März 2020 führt Künker die dritte Auktion seiner Frühjahrs-Auktionen durch. Sie beginnt mindestens genauso spektakulär wie die zweite Auktion geendet hat. Allerdings steht nun eine andere Epoche im Mittelpunkt. Wer sich für deutsches Mittelalter interessiert, wird eine Fülle von fantastisch erhaltenem, extrem seltenem, kunsthistorisch bedeutendem Material finden.
Die erste der beiden Sammlungen umfaßt 250 Lose und stammt aus dem Besitz eines passionierten Numismatikers. Sie spiegelt die große Kennerschaft, mit der sie zusammengetragen wurde: Große Seltenheiten befinden sich darin, aber auch häufig die schönsten überlieferten Stücke des jeweiligen Münztyps. Als ein Beispiel sei an dieser Stelle das wohl schönste bekannte Exemplar des prachtvollen Reiterbrakteaten Ludwigs III. von Thüringen genannt. Oder der unike Kaiserbrakteat aus Eschwege, der einen historischen Beleg für einen Besuch des Kaisers im Jahr 1188 auf der Boyneburg darstellt, während dem er den Streit zwischen Vogt und Äbtissin um das Münzprivileg schlichtete.
Gleich kommen 50 Lose mittelalterlicher Brakteaten aus Oberschwaben und dem Bodenseeraum zur Versteigerung. Auch unter diesen finden sich zahlreiche äußerst seltene Stücke in außergewöhnlicher Erhaltung.
Jeder Sammler von mittelalterlichen Raritäten sollte sich also den Vormittag des 18. März 2020 fest in seinem Terminkalender notieren!
Nr. 3011: KAROLINGER. Karl der Große. Denar 771–793, Mainz. Äußerst selten. Vorzüglich.
Taxe: 8000,– Euro
Nr. 3114: MEISSEN. Konrad der Große von Wettin (1127–1156). Brakteat. Meißen.
Sehr selten. Vorzüglich bis Stempelglanz.
Taxe: 7500,– Euro
Nr. 3128: OBERLAUSITZ. Wladislaus II. von Böhmen (1158–1173). Brakteat, Bautzen oder Görlitz. Äußerst selten. Vorzüglich.
Taxe: 7500,– Euro
Nr. 3165: THÜRINGEN. Ludwig III. (1172–1190). Brakteat, Gotha. Stempelglanz.
Taxe: 10 000,– Euro
Nr. 3172: ESCHWEGE. Äbtissin Gertrud (1180–1188). Brakteat, Eschwege. Unikum.
Vorzüglich-Stempelglanz.
Taxe: 10 000,– Euro
Nr. 3214: ULM. Friedrich II. (1215–1250). Brakteat um 1220–1250. Selten.
Vorzüglich bis Stempelglanz.
Taxe: 3000,– Euro
Nr. 3337: ULM. Konrad IV. (1250–1254). Brakteat um 1250–1270. Äußerst selten. Vorzüglich.
Taxe: 2000,– Euro
Nr. 3173: FRITZLAR. Konrad von Wittelsbach (1183–1200). Brakteat, Fritzlar. Wohl einziges Exemplar im Handel. Fast Stempelglanz.
Taxe: 7500,– Euro
Nr. 3348: SIGMARINGEN. Gottfried III. (1247–1263). Brakteat 1250–1260. Sehr selten. Vorzüglich. Taxe: 1000,– Euro
Münzen und Medaillen aus Altdeutschland: Spezialsammlungen Bayern, Lübeck und Württemberg
Gleich drei Spezialsammlungen verstecken sich unter den Münzen und Medaillen aus Altdeutschland: Bayern, Lübeck und Württemberg.
Die Sammlung Bayern umfaßt ca. 330 Lose und reicht zeitlich gesehen vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Der Schwerpunkt liegt auf der Neuzeit mit zahlreichen Talern. Doch auch das 19. Jahrhundert ist reichlich vertreten, unter anderem mit einer umfangreichen Serie der beliebten Geschichtstaler, zumeist in überragender Qualität.
Rund 110 Lose beinhaltet die Spezialsammlung Lübeck, die sowohl Prägungen der Bischöfe, der Stadt sowie eine Serie Bürgermeister-Medaillen enthält. Zeitlich gesehen umspannt sie den Zeitraum zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert. Besonders interessant ist die Lübecker Prägung nicht nur wegen der vielen wunderbaren Stadtansichten, sondern auch durch die prachtvollen Schautaler, die biblisches Geschehen wie die Hochzeit von Kanaan oder die Taufe Christi im Jordan thematisieren.
Die dritte Spezialsammlung, die in der Abteilung Altdeutschland aufgelöst wird, ist Württemberg gewidmet. Hier reicht das zeitliche Spektrum vom ersten württembergischen Taler aus dem Jahr 1507 bis zu den Prägungen des Königreichs Württemberg im 19. Jahrhundert. Spezialsammler können sich bei den rund 150 Losen auf sehr seltene Taler und prachtvolle Medaillen freuen.
Natürlich werden neben diesen drei Spezialsammlungen eine Fülle von interessanten Einzelstücken aus Altdeutschland angeboten. Blättern lohnt sich deshalb für alle.
Nr. 3375: BAYERN. Herzog Wilhelm IV. (1508–1550). Silbergußmedaille 1535, unsigniert, von Matthes Gebel. Wohl Originalguß. Aus Sammlung Gutekunst. Sehr selten. Vorzüglich.
Taxe: 1000,– Euro
Nr. 3457: BAYERN. Kurfürst Ferdinand Maria (1651–1679). Reichstaler 1657 auf das Vikariat, München. Sehr selten. Fast vorzüglich/vorzüglich.
Taxe: 4000,– Euro
Nr. 3498: BAYERN. Kaiser Karl Albert (1726–1745). Taler 1738, München. Sehr selten.
Gutes vorzüglich.
Taxe: 10 000,– Euro
Nr. 3714: BRANDENBURG-PREUSSEN. Johann von Küstrin (1535–1571). Taler 1545, Krossen. Sehr selten. Sehr schön.
Taxe: 20 000,– Euro
Nr. 4002: LÜBECK. Bistum. Christian August, Herzog von Holstein-Gottorp (1706–1726). Taler 1724, Eutin. Sehr selten. Vorzüglich-Stempelglanz
Taxe: 7500.– Euro