Ende der sechziger Jahre sorgte der Preisanstieg bei Gold und Silber für einen enormen Zulauf an Münzsammlern. Die lokalen Münzbörsen boomten. In diesem Kontext wurde Albert Beck, der damals auch die MünzenRevue begründete, im Jahr 1971 zum Spiritus rector und Gründer der Organisation Europäischer Münzenbörsen (OEMB). Mehrere Organisatoren aus Mailand, München, Paris und Basel schlossen sich zusammen, um mit gegenseitiger Unterstützung internationale Münzbörsen durchzuführen. Am 22. Januar 1972 fand in Basel die von Beck organisierte 1. Internationale Münzenbörse statt. Der Numismatiker Kurt Jaeger schrieb damals in seiner Einleitung zur Festschrift: "Echte Freude an unserer historisch-kulturellen Freizeitbeschäftigung ohne die Hektik des modernen Münzbooms, das wünsche ich jedem Börsenbesucher in Basel." In späteren Jahren entwickelte Beck die Börse unter Einbezug der Münzproduzenten zur Europa-Münzenmesse Basel weiter. Im Jahr 2006 zog die Messe als World Money Fair nach Berlin, wo sie jedes Jahr zur Monatswende vom Januar zum Februar im Estrel Convention Center durchgeführt wird.
Albert Michael Beck - Bildquelle: Battenberg Gietl Verlag
Dort avancierte sie schnell zur größten Münzenmesse der Welt, gemessen an der bunten Angebotspalette, der Vielfalt der Aussteller und dem enormen Besucherinteresse. Es gab schließlich nicht nur die Tische von zahleichen Einzel- und Großhändlern sowie Anbietern von Münzenzubehör, sondern auch Stände internationaler Münzprägeanstalten sowie solche von Maschinenherstellern zur Münzbearbeitung. Hinzu kam ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Etwa 12.000 Besucher aus dem In- und Ausland kamen. Ein Sammler berichtete am Abend nach der Eröffnung: "Komme gerade von der WMF aus Berlin, riesiger Ansturm. Luxemburg hat den neuen Zweier als Rollenwaren zu 56 Euro ausgegeben, Wartezeit ca. 30 bis 40 Minuten. Deutschland hat die 2 Euro "Holstentor“ ausgegeben, auch hier großer Andrang." Ein anderer schrieb, dass Gold, Silber und Euromünzen der Schwerpunkt seien. Die Goldunzen zu 485 Euro halte er aber für überteuert. Der zweite Durchgang in der Hauptstadt, der 2007 mit einer Tageskarte zu sieben Euro und einer Dauerkarte zu zehn Euro aufwartete, hatte viele Weltpremieren internationaler Münzen im Angebot. Aus Deutschland kam in jenem Jahr die neue Sonderumlaufmünze "Schweriner Schloss" zu zwei Euro.
Estrel Congress Center Berlin - Bildquelle: Wikimedia, Savin
Nach einer längeren Unterbrechung wegen der Covid-Pandemie, während der es nur ein virtuelles Ersatzprogramm gab, kehrte die Messe im Jahr 2023 als reguläre Präsenzveranstaltung zurück. Im Report des Zubehörherstellers Leuchtturm hieß es rückblickend, dass sich schon kurz nach der Eröffnung lange Schlangen vor den Ständen bildeten. Großer Andrang herrschte vor der belgischen Münzprägestätte, wo es zu 25 Euro einen Euro-Kursmünzensatz in extrem geringer Auflage nur für die Messe gab. Der Wert verversechsfachte sich im Handumdrehen. Auch Japan brachte zum zweiten Mal einen Messesatz heraus. Sondermünzen zu zwei Euro waren wieder stark gefragt. Erstmals gab es eine lettische Ukraine-Solidaritätsmünze und eine weitere zu Ehren von Maria Callas zu bestaunen: "Die Zwei-Euro-Sammler kamen hier also absolut auf ihre Kosten." Händler, die auf Edelmetalle zu Anlagezwecken setzten, konnten mit neuen Koala-, Kookaburra- und Lunar-Wechselmotiven punkten. Die Händler aus dem Bereich der klassischen Numismatik boten viele Münzen an, die es auf den Internet-Portalen nicht in dieser Vielfalt stehen. Auch von der traditionell im Kontext der Messe veranstalteten Auktion der Firma Künker gab es neue Ergebnisrekorde zu vermelden.
Besucheransturm - Bildquelle: Worl Money Fair
Die diesjährige Messe wird vom 30. Januar bis 1. Februar stattfinden, also von einem Donnerstag bis Samstag. Wegen der Abreisen von Händlern und des damit verbundenen Besucherschwundes an Sonntagen wird die Messe damit um einen Tag vorverlegt. Über 300 Aussteller aus mehr als 50 Nationen präsentieren sich auf einer Fläche von 9.000 Quadratmeter. Wie in den beiden Vorjahren wird erneut mit mindestens 13.000 Besuchern gerechnet. Als "Guest of Honor" im Sinne eines Ehrengastes fungiert diesmal die Eidgenössische Münzstätte Swissmint. Als Weltpremiere wird die Prägestätte eine Vreneli-Gedenkmünze zu 100 Franken präsentieren, die ein Ebenbild des vor 100 Jahren in geringer Auflage erschienen Vorläufers sein soll. Niklatz Betz, Marketingleiter von Swissmint: "Die World Money Fair ist der ideale Ort, um diesen Meilenstein der Schweizer Münzgeschichte zu feiern." In einem speziellen "Minting Experience Center" können die Produktionsschritte der Münzherstellung verfolgt werden. Die personalisierten Eintrittskarten kosten 34 Euro als Dauertickets und 17 Euro als Tagestickets auf der Website. Die Tickets vor Ort starten mit 22 Euro.
Dietmar Kreutzer
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