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Die Sovereigns des British Empire (1855-1932)

Als um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Australien, genauer gesagt in Victoria und in New Southwales, Gold gefunden wurde, kam es ab 1851 zu einer Masseneinwanderung und bald darauf auch zur Einrichtung von australischen Filialbetrieben der Royal Mint London. Das viele Gold, das man fand, wurde ab 1855 in der Münzstätte in Sydney vermünzt. Die Half Sovereigns und Sovereigns die entstanden, trugen zwar ebenfalls ein jugendliches Porträt von Königin Victoria auf ihrer Vorderseite wie die britischen Sovereignmünzen und nannten auch dieselbe Titulatur wie die britischen Münzen, jedoch war das Portät nur auf den frühen Ausgaben (1855/56) diademiert und ab 1857 eichenbekränzt und mit Zopffrisur. Im Gegensatz dazu waren die Rückseiten komplett eigenständige Schöpfungen und zeigten Landesname und Krone zwischen gebundenen Lorbeerzweigen und nannten zudem den Nominalwert ONE SOVEREIGN und den Namen der Münzstätte SYDNEY MINT (Abb. 1).


Sovereign 1866 (Typ 2, 1857-1870), Gold (916,67/1000), 7,98 g, 22 mm, Münzstätte Sydney. Bildquelle: MA-Shops, Künker.

Nachdem dann 1871 auch in Melbourne eine Münzstätte eröffnet hatte, wurden sowohl in Sydney als auch in Melbourne neue Sovereign-Typen geprägt. Nun ja, neu waren diese nur für Australien, denn genau betrachtet, übernahm man die Bildmotive der britischen Sovereigns 1:1. Zunächst waren das die Motive der Sovereigns, die in Großbritannien zwischen 1838 und 1872 emittiert worden waren (Abb. 2).


Sovereign 1879 (Typ 3, 1871-1887), Gold (916,67/1000), 7,98 g, 22 mm, Münzstätte Sydney, Münzzeichen S. Bildquelle: MA-Shops, MM Rare Coins (AUS).

Dann die Bildmotive der Sovereigns, die zwischen 1871 und 1885 in Großbritannien verausgabt wurden. (Abb. 3).


Sovereign 1879 (Typ 4, 1871-1887). Gold, (916,67/1000), 7,98 g, 22 mm, Münzstätte Melbourne, Münzzeichen M. Bildquelle: MA-Shops, World Money Shop (USA).

Vergleicht man diese mit dem australischen Sovereign aus Abb. 1, so stellt ist festzustellen, dass sie vor allem neue Rückseitenbilder tragen und weder Nominalwert noch Münzstätte groß ausschreiben. Bei der Rückseite aus Abb. 2 handelt es sich um das gekrönte britische Staatswappen und bei der Rückseite aus Abb. 3 handelt es sich um das Bild des heiligen Georg mit gezücktem Schwert, der den Drachen niederreitet – ein Motiv, das vom berühmten Bildhauer Benedetto Pristrucci stammt und auf das Jahr 1817 zurückgeht. Diese beiden Goldstücke unterscheiden sich folglich von den britischen Originalen nur durch das Münzzeichen. Denn während die in London geprägten Münzen überhaupt kein Münzzeichen aufweisen, findet sich dies bei den australischen Wappenmünzen unter dem Knoten der gebundenen Lorbeerzweige und bei dem mit dem reitenden Sankt Georg auf der Vorderseite unter dem Porträt der Königin. Stammen die Münzen aus Sydney, tragen sie das Münzzeichen S und kommen sie aus Melbourne, zeigen sie das Münzzeichen M.


1887, zum 50. Regierungsjubiläum von Königin Victoria, wurde sowohl in Großbritannien als auch in Australien ein neuer Sovereigntyp emittiert. Streng genommen war dieser aber nicht ganz neu, sondern nur halb neu. Das Bild, mit dem den Drachen niederreitenden heiligen Georg, wurde nämlich beibehalten und nur das Porträtkopf der britischen Monarchin wurde durch ein gekröntes Brustbild der Königin ersetzt (Abb. 4).


Sovereign 1888 (Typ 5, 1887-1893). Gold 916,67/1000, 7,98 g, 22 mm. Münzstätte Melbourne, Münzzeichen M. Bildquelle: MA-Shops, Ingmar Wallin Mynthandel (Schweden).

Interessant ist hierbei, dass man die Münzzeichen, sowohl das S für Sydney als auch das M für Melbourne auf die Rückseite platzierte, und zwar auf das Bodenelement über der Jahreszahl genau unter den rechten hinteren Huf des Pferdes. Steht an der Stelle kein Münzzeichen, so handelt es sich folglich auch nicht um einen australischen Sovereign, sondern um einen britischen aus der Londoner Münzstätte.


1893 ersetze man schießlich das gekrönte Brustbild der Königin auf allen Sovereigns, den britischen wie den australischen, durch das Altersbrustbild Victorias mit Schleier (Abb. 5).


Sovereign 1897 (Typ 6, 1893-1901), Gold (916,67/1000), 7,98 g, 22 mm, Münzstätte Melbourne, Münzzeichen M. Bildquelle: MA-Shops, Comptoir des Monnaies (F).

Da der Goldausstoß Australiens sich im Laufe der Zeit gewaltig vermehrt hatte, wurde 1893 in Perth eine dritte australische Münzstätte eröffnet. Die Half Sovereigns und Sovereigns trugen auf ihren Rückseiten unter dem rechten hinteren Huf des Pferdes von nun an die Münzzeichen S oder M oder P. Weil Königin Victoria seit 1876 allerdings auch Kaiserin von Indien war, griff man diese Tatsache 1893 auf und verlängerte die Königstitulatur auf allen Sovereignmünzen noch um die Kürzel IND und IMP.


Die Sovereigns in Großbritannien und Australien blieben im Prinzip auch unter den Königen Edward VII. und Georg V. motivgleich, allein die Herrscherporträts wechselten bei der Thronbesteigung des neuen Königs (Abb. 6 und 7).


Sovereign 1902 (Prägezeitraum: 1902-1910), Gold (916,67/1000), 7,98 g, 22 mm, Münzstätte Perth, Münzzeichen P. Bildquelle: MA-Shops, Comptoir des Monnaies (F).
Sovereign 1918 (Prägezeitraum: 1911-1931), Gold (916,67/1000), 7,98 g, 22 mm, Münzstätte Sydney, Münzzeichen S. Bildquelle: MA-Shops, Comptoir des Monnaies (F).

Nachdem 1896 am Bonanza Creek, einem Nebenflüsschen des Klondike Rivers, in Kanada Gold gefunden wurde, löste das ab 1897 nicht nur einen gewaltigen Goldrausch aus, sondern führte zu Beginn des 20. Jhs. sogar dazu, dass 1908 im kanadischen Ottawa eine neue Zweigstelle der Royal Mint aufmachte, um das kanadische Gold dort zu vermünzen. Die Sovereigns, die dann dort ab 1911 geprägt wurden, waren absolut motivgleich mit denen aus Großbritannien und Australien. Der einzige Unterschied: Sie wiesen ein anderes Münzzeichen auf als die australischen. Allerdings wählte man nicht den Buchstaben O für Ottawa als Münzzeichen, nein, man entschied sich für den Buchstaben C für Canada (Abb. 8).


Sovereign 1910 (Prägezeitraum: 1911, 1913, 1914, 1916-1919), Gold (916,67/1000), 7,98 g, 22 mm, Münzstätte Ottawa, Münzzeichen C. Bildquelle: MA-Shops, UK Coinage (UK).

Eine Besonderheit sind die ebenfalls motivgleichen Sovereigns, die man 1918 in Bombay in Indien prägte, zumal es in Indien zuvor keinen Goldrausch gegeben hatte und auch nur in diesem einen Jahr dort Sovereigns verausgabt wurden. Doch auch die in Bombay geprägten Sovereigns tragen nicht etwa den Buchstaben B für Bombay als Münzzeichen, sondern den Buchstaben I für Indien (Abb. 9).


Sovereign 1918 (Prägezeitraum: 1918), Gold (916,67/1000), 7,98 g, 22 mm, Münzstätte Bombay, Münzzeichen I. Bildquelle: MA-Shops, Comptoir des Monnaies (F).

Die Sovereigns, die dann zwischen 1923 und 1932 in Südafrika geprägt wurden, waren allerdings wieder eine Folge der enorm gesteigerten südafrikanischen Goldproduktion, die bereits in den 1880er Jahren am Witwatersrand in der Nähe von Johannesburg ihren Anfang genommen hatte. Da auch sie völlig motivgleich waren mit den britischen, australischen und kanadischen Sovereigns, ist auch bei ihnen das Münzzeichen das einzige Unterscheidungsmerkmal. Doch auch in diesem Fall wurde nicht der Anfangsbuchstabe der Münzstätte Tshwane genommen, sondern das Kürzel SA für South Africa (Abb. 10).


Sovereign 1927 (Prägezeitraum: 1923-32), Gold (916,67/1000), 7,98 g, 22 mm, Münzstätte Tshwane, Münzzeichen SA. Bildquelle: MA-Shops, Comptoir des Monnaies (F).

Fazit: Die Sovereigns, die in Großbritannien, Australien, Kanada, Indien und Südafrika verausgabt wurden und im gesamten British Empire gesetzliche Zahlkraft besaßen und darüber hinaus nach 1871 motivgleich in ihrem Erscheinungsbild waren, konnten und können letztlich nur über ihre Münzzeichen voneinander unterschieden werden. Alle Sovereigns ohne Münzzeichen gehören nach London, alle mit Münzzeichen S, M oder P nach Australien, alle mit C nach Kanada, alle mit I nach Indien und alle mit SA nach Südafrika.



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