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Der versunkene Schatz von der Galeone "San José"

Die Septemberausgabe von PM History berichtet über einen Erfolg bei der Schatzsuche auf der San José: "Langsam gleitet der Tauchroboter durch die Dunkelheit der Karibik. Vor seiner Kamera: verrottete Holzbalken, überwucherte Kanonen, chinesisches Porzellan - und glänzende Goldmünzen. Die Aufnahmen, die Kolumbiens Marine im Juni veröffentlicht hat, stammen aus rund 600 Meter Tiefe und zeigen das Wrack eines legendären spanischen Schatzschiffes: der San José." Merlin Wassermann: Versunkener Schatz; in: PM History, Heft 9/2025, S. 10)


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Explosion der San José unter britischem Beschuss (1708)

Bildquelle: Wikimedia, Scott


Die Geschichte des Schiffes ist schnell erzählt. Am 28. Mai 1708 hatte die spanische Tierra-Firme-Silberflotte, bestehend aus 17 Schiffen, den Hafen von Portobelo mit Kurs auf Cartagena verlassen. Auf Höhe der Islas de Barú an der kolumbianischen Küste näherten sich ihr drei schwer bewaffnete britische Kriegsschiffe. Als die Briten auf Schussweite kamen, entschied sich der spanische Generalkapitän für den Kampf und ließ seine Kriegsschiffe zur Schlachtordnung auffahren. Am späten Nachmittag begannen die englischen Schiffe auf das Flaggschiff zu feuern, welches das Feuer unaufhörlich erwiderte. Nach einer Stunde jagten die Briten das Pulvermagazin in die Luft. Die Galeone sank. Von den 400 Soldaten und 160 Zivilisten an Bord überlebten nur elf Personen.


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Schiffcobs, für die endgültige Verarbeitung in Spanien vorläufig geprägte Goldmünzen

Bildquelle: Sedwick Coins, Treasure Auction 32


Unmittelbar nach der Schlacht schätzten spanische Gefangene gegenüber den Briten, dass das untergegangene Flaggschiff zwischen fünf und sieben Millionen Pesos in Gold und Silber an Bord hatte. Die Münzen sind sogenannte Schiffscobs, die erst in Spanien endgültig zu Münzen verprägt werden sollten. Der kolumbianische Historiker Rodolfo Segovia schätzte vor 40 Jahren den heutigen Wert des Schatzes auf 500 Millionen US-Dollar - ohne Berücksichtigung des numismatischen Wertes der Münzen sowie des Liebhaberwertes der vielen transportierten Schmuckstücke, darunter Perlen und Edelsteine: "Es ist das reichste bekannte Schiffswrack, das aufgrund seiner Tiefe bis vor kurzem nicht zugänglich war. Aber jetzt hat die Technologie es in unsere Reichweite gebracht." (Rodolfo Segovia Salas: El hundimiento del San José en Junio de 1708; Bogotá 1985)


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Unterwasser-Aufnahme der San José aus dem Jahr 2023

Bildquelle: Armada de Colombia


Die US-Historikerin Carla Rahn Phillips veröffentlichte 2007 eine Recherche unter dem Titel The Treasure of the San José. Sie errechnete anhand von Lade- und Steuerlisten, dass Gold und Silber im Wert von neun bis zehn Millionen Pesos an Bord gewesen sei. Hinzu kämen aber noch weitere Wertgegenstände. In späteren Jahren schlug die Fantasie zunehmend Purzelbäume. In Presse- und Web-Beiträgen der jüngsten Zeit hieß es, dass insgesamt 344 Tonnen an Gold- und Silbermünzen an Bord zu finden seien, außerdem 200 Tonnen an Edelsteinen und sonstigen Kleinodien. Der Gesamtwert der Schiffsladung belief sich nun plötzlich auf drei bis 17 Milliarden Dollar!


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Bei Tauchgängen im Sommer 2025 am Meeresboden entdeckte Münzen von der San José

Bildquelle: 1715 Fleet Society


Die in großer Tiefe liegenden Schätze zu heben, war lange illusorisch. Im Jahr 1981 behaupteten Schatzsucher jedoch, das Wrack mit Sonar-Magnometern der Marine in einer Tiefe von 250 Metern entdeckt zu haben. Im November 2015 lokalisierte ein Team der Woods Hole Oceanographic Insitution (USA) es nach mehrjähriger Suche. Es befände sich nicht dort, wo es 1981 vermutet wurde. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos erklärte auf einer Pressekonferenz stolz, dass die Galeone nach 307 Jahren endlich gefunden worden sei: "Wir werden ein großes Museum in Cartagena bauen im Stil der Museen in skandinavischen Ländern, die dort weit unbedeutendere Funde als unseren ausstellen." (Milliardenschatz schwer zu heben; auf: fr.de 6.12.2015)


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Kolumbiens Staatspräsident Gustavo Petro

Bildquelle: Wikimedia, Departamento Nacional de Planeación


Sein Nachfolger Gustavo Petro versprach, das Wrack bis zum Ende seiner Amszeit im Jahr 2026 zu heben. Doch es gibt Probleme. In der jüngsten Ausgabe von PM History ist nachzulesen: "Kolumbien beansprucht die San José für sich, da das Wrack in seinen Gewässern liegt, und Spanien, da es sich um eines seiner ehemaligen Kriegsschiffe handekt. Indigene Gruppen wiederum fordern entschädigung, da ihre Vorfahren das Gold und Silber unter kolonialem Zwang und grauenvollen Bedingungen dem Boden abrigen mussten. Und niht zuletzt eine US-Bergungsfirma erhebt Anspruch auf einen Teil des Fundes, da sie behauptet, das Wrack bereits in den 1980er-Jahren lokalisiert zu haben." Die Hebung des Schatzes wird also wahrscheinlich noch etwas auf sich warten lassen!


Dietmar Kreutzer

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