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Dietmar Kreutzer

Das Ende der Johanniter auf Malta

In seinem Buch Der Kaplan von Malta lässt Nicholas Monsarrat einen einfachen Priester die spannendsten Episoden der Geschichte Maltas nacherzählen. So auch die Entmachtung des Johanniterordens, der seit dem 11. Jahrhundert über die Insel herrschte. Zwischen dem 16. und dem 18. Jahrhundert, genau genommen in nur 230 Jahren, hatte sich Malta zu einem bedeutsamen Seestützpunkt im Mittelmeer entwickelt: „In diesen 230 Jahren – von der Zeit La Valettes bis zu den Tagen Napoleons – wurde Malta reich und mächtig. Uns sind in ununterbrochener Reihenfolge große Namen überliefert – Namen, die immer noch Teil unseres Erbes, Teil unseres täglichen Lebens sind.“ [1] Im Juni 1798 war jedoch die Flotte von Napoleon Bonaparte auf dem Weg nach Ägypten. In Malta beabsichtigte sie, ihre Vorräte aufzufrischen. Doch Ferdinand von Hompesch, der deutsche Großmeister der Johanniter, lehnte ein Einlaufen der napoleonischen Kriegsschiffe ab. Napoleon reagierte mit einem Wutanfall: „Sie verweigern mir Wasser, diese Barbaren! Das bedeutet Krieg!“ [2] Im Handstreich besetzten seine Truppen die Insel. Napoleon steckte sich einen Ring von der Hand Johannes des Täufers an, einer Reliquie. Die Besatzer plünderten währenddessen: „Gold, Silber und Juwelen wurden zusammengetragen und in einem riesigen Raum aufgehäuft. Herrliche, zweihundert Jahre alte Silberteller wurden eingeschmolzen, ebenso Goldkelche und Kerzenleuchter.“ [3] Zur Versorgung der Truppen legte Claude-Henri Belgrand de Vaubois, der von Napoleon eingesetzte Statthalter, eine Zwangsanleihe von 200 Scudi für die Bewohner auf.


Großmeister Ferdinand von Hompesch (1744–1805) – Bildquelle: Infinito Edizioni


Durch Vermittlung des Papstes hatte Kaiser Karl V. dem Orden im 16. Jahrhundert die Münzprägung auf Malta gestattet. Das Währungssystem basierte auf dem silbernen Scudo, der in zwölf Tari zu je 20 Grani aufgeteilt war. Goldmünzen wurden nach Tageskurs verrechnet. Gab es anfangs nur wenige Wertstufen, kam es in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs zu einer groß angelegten Reform: „Mit der Ernennung von Manoel de Vilhena (1722–36) zum Großmeister des Malteserordens begann eine neue Ära in der Geschichte der maltesischen Münzprägung. In Gold wurden Stücke im Wert von zwölf, zehn, vier, zwei und einem Zechinen geprägt. Die perfekte Ausführung der Goldmünzen aus dieser Zeit ist in Malta an dekorativer Schönheit und Pracht nie übertroffen worden. Allein in den ersten zwölf Jahren prägte De Vilhena 200.000 Dukaten oder Zechinen. De Vilhena ist es auch zu verdanken, dass die Silbermünzen völlig umgestaltet wurden. Der Silberstandard wurde angehoben, und es wurden Münzen mit verschiedenen neuen Nennwerten ausgegeben. Es wurden sehr kunstvolle und exquisite Stücke von zwei Scudi sowie einem bis fünf Tari geprägt und in Umlauf gebracht.“ [4] Am Ende des 18. Jahrhunderts waren die Finanzen des Ordens allerdings völlig ruiniert. Die letzten großformatigen Goldmünzen zu zehn bzw. 20 Scudi waren im Jahre 1782 unter dem bedeutenden Großmeister Emmanuel de Rohan herausgekommen. Der letzte Großmeister Ferdinand von Hompesch ließ nur noch Silbermünzen zu 15 und 30 Tari ausprägen.


Malteserorden. 20 Scudi von 1782. 840er Gold, 16,5 g, 31 mm [Coinscatalog]


Infolge der des rüden Umgangs der französischen Besatzer setzten sich Malteser im Herbst 1798 zur Wehr. Auslöser war eine gescheiterte Versteigerung von Kirchengütern in der alten Hauptstadt Mdina. Als der örtliche Kommandant Lazarre Masson von dem Aufruhr in der Stadt hörte, ritt er den Hügel von Mdina hinab. Der Steinwurf eines kleinen Jungen erboste ihn. Er zog sein Schwert und drohte den Jungen niederzureiten: „Die Zuschauer brüllten erbost auf, Masson verlor die Nerven, riss sein Pferd herum und galoppierte zurück zur Zitadelle. Doch er hatte sich schon zu viele Feinde gemacht. Von einem johlenden Mob verfolgt, lief er zu Fuß durch die engen Straßen zum Haus des Notars Bezzina und suchte dort Zuflucht. Binnen Minuten waren die Türen eingedrückt, und die Menge strömte in das Haus. Kurz darauf öffnete sich ein Balkonfenster im ersten Stock, und Oberst Masson landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Pflaster. Während der folgenden 24 Stunden wurde die gesamte Garnison von Mdina aufgespürt und niedergemacht. Die Leichen verbrannte man. Das war das Ende der Versteigerung und der Beginn eines neuen Kapitels.“ [5] Nach kurzer Zeit befand sich nur noch die als Festung gesicherte Hauptstadt Valletta in der Hand der Franzosen. Zur gleichen Zeit beauftragte der britische Admiral Horatio Viscount of Nelson seinen Kapitän Alexander Ball, den Maltesern zu Hilfe zu kommen. Nach zweijähriger Belagerung von Valletta ergab sich die ausgehungerte französische Garnison. Infolge des Frieden von Amiens (1802) unterstellte sich die maltesische Nationalversammlung den Briten. Malta wurde Kronkolonie.


Malteserorden. 30 Tari von 1798. Silber, 29,6 g, 42 mm [Numista, Heritage Auctions]


Während der britischen Belagerung von Valletta stellten die Franzosen unter ihrem Kommandanten Vaubois eine ungewöhnliche Form von Notgeld innerhalb der Festungsmauern her: „Vaubois nahm die Edelmetalle der Pfandleiher, schlug sie zu Barren, stempelte den Wert auf jeden einzelnen und verwendete sie als Zahlungsmittel. Dies ist das sogenannte Belagerungsgeld, von dem viele Varianten in numismatischen Sammlungen zu finden sind.“ [6] Zwei dieser Barren sind in der numismatischen Literatur näher beschrieben. „Das erste Stück ist aus Gold. Die Zeichen können wie folgt gelesen werden: Nummer 26 der Serie von Goldbarren – Wert 17 maltesische Scudi, 3 Taris sowie 5 Grani. Als Prüfmarke ist der Buchstabe I erkennbar. Das eingestempelte Zeichen eines Löwen soll den Mut der Verteidiger anzeigen. […] Das zweite Stück ist aus Silber. Unter den Silberbarren, die von General Vaubolis geprägt wurden, trägt es die Nummer 18. Sein Wert beträgt 3 maltesische Scudi, 5 Taris und 18 Grani. Als Prüfzeichen ist der Buchstabe L verwendet worden.“ [7] Nach der Machtübernahme durch die Briten wurde das Geld des Malteserordens durch das britische Pfund ersetzt. Eine eigenständige maltesische Währung gibt es erst wieder seit dem Frühjahr 1972, also infolge der Unabhängigkeit des Landes von Großbritannien. Trotz seiner Entmachtung auf der Insel hat der heute als humanitäre Hilfsorganisation fungierende Malteserorden sein Münzrecht behalten. Noch immer lässt er Münzen prägen. Dabei handelt es sich um Sammlerausgaben.


Malteserorden. Sovrano von 1970. 900er Gold, 8,1 g, 22 mm [Coinscatalog]


Quellen

  1. Nicholas Monsarrat: Der Kaplan von Malta. Reinbek 1977, S. 417.

  2. Ebd., S. 423.

  3. Ebd., S. 425.

  4. Michael A. Sant: "Gold and silver coinage in Malta 1530–1798"; in: Hyphen III/6, S. 241.

  5. Monserrat, S. 430.

  6. Robert Morris: Coins of the Grand Masters of the Order of Malta. Boston 1884, S. 49.

  7. Ebd.

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