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Dietmar Kreutzer

Cellinis Karrieresprung: Vom Goldschmied zum Medailleur

In seinen Erinnerungen berichtet Benvenuto Cellini von einer Wette, die in seiner Zeit als Goldschmied zwischen seinem Meister und ihm geschlossen wurde. Cellini hatte einen Auftrag einer wohlhabenden Römerin erhalten. Er sollte eine goldgefasste Lilie aus Diamanten nach eigenen Vorstellungen neu fassen:

„Sie gab mir die Lilie und zwanzig Goldgulden, die sie in der Tasche hatte.“ (1)

Sein Meister Lucagnolo von Jesi arbeitete währenddessen an einem Silbergefäß für Papst Clemens VII. Benvenuto Cellini fertigte ein Wachsmodell an. Die Fassung der Lilie emaillierte er teilweise, verzierte sie mit Masken, Kindern und Tieren. Innerhalb von zwölf Tagen war das Schmuckstück fertig. Meister Lucagnolo war unzufrieden, weil er in dieser Zeit allein arbeiten musste. Er wettete, dass sein Auftrag einträglicher sein werde. Vor allen Arbeitern der Werkstatt und den Nachbarn öffnete er die vom Papst als Lohn übergebene Geldrolle. Fünfundzwanzig silberne Scudi rollten auf den Tisch:

„Mich hatten sein Geschrei, seine Blicke, die Späße und das Gelächter der Umstehenden ein wenig irregemacht, ich schielte nur in meine Hülse hinein, und da ich merkte, dass es lauter Gold war, hub ich, am andern Ende der Tafel, mit niedergeschlagenen Augen und ohne Geräusch, mit beiden Händen, meine Rolle stark in die Höhe und ließ das Geld, wie aus einem Mühltrichter, auf den Tisch laufen. Das sprangen noch die Hälfte so viel Stücke als bei ihm hervor, und alle Augen, die mich erst mit einiger Verachtung angeblickt hatten, wendeten sich auf ihn. Man rief: Hier sieht’s viel besser aus; hier sind Goldstücke und die Hälfte mehr.“ (2)

Saliera (goldenes Salzgefäß) von Benvenuto Cellini, angefertigt für Franz I. von Frankreich (1540-1543), Bildquelle: Wikipedia, Kunsthistorisches Museum Wien.


Im November 1500 in Florenz geboren, hatte sich Cellini mit 14 Jahren für das Handwerk eines Goldschmieds entschieden. In diesem Beruf zunächst in Florenz tätig, später auch in Rom, wollte ihn Papst Clemens nicht nur mit der Anfertigung von Schmuckstücken beauftragen. Der päpstliche Kämmerer trug ihm das Ansinnen auf dem Weg zu einer Präsentation vor:

„Indessen wir auf dem Wege waren, sagte mir dieser Kämmerer, der die gefälligste Person am ganzen Hofe war, dass der Papst nicht sowohl meine Arbeit sehen, als mir ein anderes Werk von der größten Bedeutung übergeben wolle, nämlich die Stempel zu den Münzen, die in Rom geprägt werden sollten.“ (3)

Noch am gleichen Tag erhielt er den ersten Auftrag:

„Ich sollte zu einer goldenen Doppie das Modell machen; darauf wolle er einen nackten Christus mit gebundenen Händen sehen, mit der Umschrift: Ecce homo. Auf der Rückseite sollte ein Papst und ein Kaiser abgebildet sein, die ein Kreuz, das eben fallen will, aufrichten, mit der Unterschrift: Unus spiritus et una fides erat in eis.“ (4)

Doppio Carlino (Vatikan, Clemens VII., 1529-1534, 917er Silber, 5,3 Gramm, 28 mm), Bildquelle: Varesi s.r.l., Asta Numismatica 75, Lotto 506.


Als dem Papst das Ergebnis gefiel, erbat Cellini das Amt eines offiziellen Stempelschneiders, das monatlich mit sechs Goldgulden honoriert wurde. Die Stempel wurden extra bezahlt. Der Papst willigte ein. Als nächstes erhielt Cellini den Auftrag zur Fertigung der Stempel für eine Münze zu zwei Karlinen, auf dem seine Heiligkeit stehend abgebildet sein sollte, auf der anderen Seite Christus am Meer, der Petrus zur Umschrift ‚quare dubitasti?‘ die Hand reicht. Wieder war der Papst zufrieden. Dessen Sekretär Sanga lobte überschwänglich:

„Eure Heiligkeit kann sich rühmen, dass sie eine Art Münze hat wie die alten Kaiser mit aller ihrer Pracht nicht gesehen haben.“ (5)

Testone (Florenz Alessandro de Medici, 1532-1537, Silber, 9,8 Gramm, 29 mm), Bildquelle: Hotel Drouot, eAuction 10, Lot 860.


Die Renaissance hat in Italien einige der bedeutendsten Medailleure der Neuzeit hervorgebracht. Antonio Pisano, genannt Pisanello, war im 15. Jahrhundert einer der ersten. Es folgte zahlreiche weitere, unter ihnen Benvenuto Cellini und Leone Leoni. Der große Leoni (1509-1590) war sowohl Bildhauer als auch Goldschmied und Medailleur. Darin glich er Cellini. Zugleich war er korrupt und gewalttätig, heckte sogar einen Mord aus. Auch hier gibt es Parallelen. Leoni stand wegen Mordes an dem päpstlichen Juwelier Pellegrino di Leuti vor Gericht. Auf Cellinis Konto gingen sogar drei Morde. Begnadete Künstler waren die beiden dennoch:

„Benvenuto Cellini schnitt Stempel für die Päpste Clemens VII. und Julius III. sowie für den Herzog Allessandro de Medici in Florenz; sein Rivale Leone Leoni arbeitete für den rivalisierenden Hof Karls V. in Mailand. Beide fertigten Münzen höchster Qualität an. (…) Seine und Leones Münzen waren so gut wie die besten römischen Stücke, ihre Porträts waren ebenso kräftig, aber zarter als die der besten römischen Stücke. Ihre wahre Überlegenheit lag in der Handhabung der Rückseiten. Die Leones sind in der Wahl des Gegenstands ziemliche Nachahmungen der römischen, aber sie sind besser gearbeitet. Die Benvenutos sind nicht nur phantasiereicher gedacht, sondern auch besser graviert.“ (6)

Der Umgang mit den Stempeln fiel aber selbst Cellini nicht gerade leicht:

„Er berichtet von häufigem Brechen der Stempel; und wir können selbst sehen, nämlich anhand des Stempelfehlers hinter der Nase des Herzogs auf allen uns noch erhaltenen Exemplaren des Testone, den er für Alessandro de Medici anfertigte, dass es ihm nicht immer gelang, diese Schwierigkeiten zu überwinden.“ (7)

Benvenuto Cellini (1500-1571) mit Männertorso und Medaille, Bildquelle: Österreichische Nationalbibliothek.


Seine Münzen und Medaillen für die Päpste Clemens VII. und Paul III., den florentinischen Herzog Alessandro de Medici und schließlich König Franz I. von Frankreich sind berühmt. Seinen größten Ruhm erlangte Cellini aber als Bildhauer. Die große, um 1550 entstandene, aus einem Stück gegossene Bronzeplastik des Perseus mit dem Haupt der Medusa gilt als sein Hauptwerk. Sie ist in den Arkaden an der Piazza della Signoria in Florenz zu bewundern.


Dietmar Kreutzer


Quellenangaben:

  1. Das Leben des Benvenuto Cellini, florentinischen Goldschmieds und Bildhauers, von ihm selbst geschrieben; Berlin 1979, S. 52.

  2. Ebenda, S. 54.

  3. Ebenda, S. 106.

  4. Ebenda, S. 107.

  5. Ebenda, S. 111.

  6. John Porteous: Wesen und Geschichte der Münzprägung; in: Die Münzen der Welt; Freiburg 1981, Randnr. 40.

  7. Ebenda.

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