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Auktionstheoretiker gewinnen Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften


Vorderseite der Alfred-Nobel-Gedächtnispreismedaille. Bildquelle: https://www.kva.se/en/pressrum/pressmeddelanden/ekonomipriset-2020.

Am Montag wurden die Preisträger des von der schwedischen Reichsbank 1968 anlässlich ihres 300. Geburtstages gestifteten Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften bekannt gegeben: die beiden US-amerikanischen Professoren Paul Milgrom und Robert Wilson. Sie erforschen, wie Auktionen funktionieren und haben nicht nur entsprechende Modelle entwickelt, sondern partizipierten auch in der praktischen Umsetzung von Auktionsformaten. Was das mit Numismatik zu tun hat? Nun, die Auktionstheorie betrifft nicht nur Versteigerungen von Strom, Fischfangquoten, Radiofrequenzen oder „slots“ Flughafen, um nur einige wenige zu nennen, sondern eben auch Auktionen von beispielsweise Münzen. Und hier zeigen sich auch schon die Untersuchungsgebiete der Gewinner: Auktionen von Gütern mit gemeinsamen und privaten Werten, die sie in ihrer Theorie schließlich vereinigen zu versuchen.

Wilson entwickelte, sehr vereinfacht gesagt, eine Theorie von Gütern mit einem allgemeinen oder gemeinsamen Wert. Hierbei spielt das Verhalten von Bieterinnen und Bietern eine wichtige Rolle und dabei entdeckte er das Phänomen des „Fluchs des Gewinners“. Hierbei bietet der oder die Gewinnerin zu viel – bei Auktionen mit unvollständigen Informationen über den wahren Wert der Objekte. Ausgenommen sind hier aber Güter mit einem reinen privaten Wert, sowie jene, die auf einer privaten Präferenz gründen. Münzkauf schlägt hier also nicht an, denn der „Fluch des Gewinners“ ist für den oder die Sammlerin, die nun endlich „ihr Stück“ ersteigern konnte, sicherlich das Gegenteil.

Milgrom, der Spezialist für Spieltheorie ist (die Auktionstheorie ist Teil der Spieltheorie), baute nun auf Wilsons Arbeiten auf und untersuchte für seine allgemeine Theorie für Auktionen, wieder vereinfacht gesagt, auch jene Güter die einen privaten Wert für Bieterinnen und Bieter besitzen. Beim Vergleich verschiedener Auktionsformate stellte er fest, dass der besagte „Fluch“ bei der „englischen“ Auktion weitaus geringer ist, als bei der „holländischen“ Auktion. Denn ein tiefer Startpreis, der dann schrittweise erhöht wird, legt Informationen über Präferenzen offen, wer also beispielsweise ab wann nicht mehr mitbietet. Beim holländischen Pendant, bei dem der Angebotspreis sinkt, bis ein Gebot gefunden wird, erfährt der oder die Gewinnerin wie auch die anderen Mitbieterinnen und Mitbieter nichts über mögliche Präferenzen der anderen und zahlt höchstwahrscheinlich einen zu hohen Preis.

Der bekannteste Beitrag der beiden Wissenschaftler, zusammen mit Preston McAfee, ist die Erfindung der „Simultaneous Multiple Round Auction“ Mitte der 1990er Jahre – ein Modell, dass die Versteigerung von vielen Objekten unter vielen Bieterinnen und Bietern gleichzeitig möglich machte. Es wurde in den USA erstmals dazu verwendet, Radiofrequenzen für den Mobilfunkverkehr zu versteigern. Das Modell zeigte sich dann auch erfolgreich für Auktionen etwa von Elektrizität oder Erdgas.

Der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis wurde 1968 eingeführt und geht nicht auf das Testament Alfred Nobels zurück. Er wurde von der schwedischen Reichsbank anlässlich ihres 300. Geburtstags gestiftet.

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