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Apameia – ein seltener und besonderer Cistophor

Wie die Numismatikerin Ulla Westermark bereits 1961 nachweisen konnte, wurde die Tetradrachmenprägung des pergamenischen Königs Eumenes II. (197-160/159 v. Chr.) mit dem Philetairos-Porträt auf der Vorder- und der thronenden Athena auf der Rückseite um 190/189 v. Chr. eingestellt. Danach prägte man in Pergamon sowie in Sardeis, Tralleis, Smyrna, Ephesos, Apameia, Laodikeia u. a. zum pergamenischen Reich gehörenden Städten einen völlig neuen, motivgleichen Münztyp – den der Cistophoren. Die Cistophoren waren Silbermünzen, die mit ca. 12,6 g Gewicht den Gegenwert von 3 attischen Drachmen besaßen und ihren Namen von der auf der Vorderseite abgebildeten cista mystica erhielten, aus der eine Schlange hervorkriecht. Die cista mystica wiederum war ein geflochtener Deckelkorb und Bestandteil des Dionysos-Kults, weshalb sie auch stets von einem Efeukranz umgeben, dargestellt wurde. Auf der Rückseite trugen diese Münzen eine Bogentasche (Gorytos) mit Bogen zwischen zwei miteinander verschlungenen Schlangen.

Apameia (Phrygien). Cistophor (um 150-140 v. Chr.), Silber, 12,16 g, Münzstätte Apameia. Bildquelle: MA-Shops, AGORA, Ancient Coins (NL).

Die Cistophoren wurden im 2. Jh. v. Chr., wie Münzfunde belegen, die wichtigste Münzsorte für den Handel in Kleinasien und Griechenland. Numismatiker vermuten deshalb, dass die Cistophoren prägenden Städte in einer Münzliga organisiert gewesen sein müssen. Weil alle diese Münzen motivgleich waren, trugen sie auch alle auf ihren Rückseiten ein Stadtkürzel im linken Münzfeld, das entweder als Monogramm oder Buchstabenfolge in Erscheinung trat. Da sich das Monogramm der abgebildeten Münze aus den griechischen Buchstaben Alpha (A) und Pi (P) zusammensetzt, verbirgt sich dahinter die Stadt Apameia, deren Name mit den erwähnten Buchstaben beginnt.


Apameia wurde vom Seleukidenkönig Antiochos I. (281-261 v. Chr.) in Phrygien bei den Quellen des Maiandros gegründet und nach seiner Mutter Apama benannt. Apama war die Tochter des Baktrers Spitamenes, die auf der von Alexander dem Großen initiierten „Massenhochzeit“ von Susa (324 v. Chr.) mit Seleukos I. Nikator (312/11-305-281 v. Chr.), dem Vater von Antiochos I., verheiratet worden war.

Quelle des Großen Maiandros in Apameia (heute Dinar). Bildquelle: Christian1311, Wikimedia Commons.

Was den abgebildeten Cistophor aus Apameia allerdings so besonders und selten macht, ist sein rückseitiges Beizeichen im Münzfeld rechts. Dort findet sich nämlich nicht eine Sphinx oder ein Kranz, wie auf etlichen anderen apameiischen Cistophoren, sondern ein nach rechts gewandter Elefantenkopf. Aber was ist an einem Elefantenkopf so besonders? Nun, zum einen ist er ein recht seltenes Beizeichen und zum anderen eins, das viel mit dem Gründer Apameias, Antiochos I. und seinem Vater Seleukos I. Nikator, zu tun hat. Hatte doch Seleukos I. vom indischen Herrscher Tschandragupta (griechisch Sandrakottos) nach seinem Indienfeldzug 500 Kriegselefanten bekommen, die sowohl er als auch sein Sohn in späteren Kriegen erfolgreich einsetzten.


Im Alter von 22 oder 23 Jahren beteiligte sich Antiochos zusammen mit seinem Vater an einer der wohl bedeutendsten Schlachten der Diadochenzeit, der Schlacht von Ipsos (301 v. Chr.). Während Seleukos seine indischen Kriegselefanten ins Feld führte, kommandierte Antiochos die seleukidische Kavallerie. Dass diese Schlacht für Antigonos I. Monophthalmos und seinen Sohn Demetrios Poliorketes – sie waren die Gegner von Seleukos und Antiochos, Lysimachos, Kassandros und Dokimos – zur Katastrophe geriet, hatte entscheidend mit einem taktischen Fehler des Demetrios zu tun. Dieser hatte sich nämlich von Antiochos und seiner Kavallerie durch eine Scheinflucht vom Schlachtfeld weglocken lassen und Seleukos so die Möglichkeit eröffnet, seine Kriegselefanten gegen die Infanterie des Antigonos zu führen und Demetrios den Rückweg abzuschneiden.


Als Demetrios seinen Fehler bemerkte, war es zu spät, die Infanterie seines Vaters lief größtenteils über oder wurde von den Elefanten und den Koalitionstruppen niedergemacht. Doch diese Kriegselefanten oder deren Nachkommen kamen auch unter Antiochos I. noch zum Einsatz. Nachdem die Galater ab 277 v. Chr. Städte und Tempel im Herrschaftsgebiet des Antiochos überfielen, Schutzgelder erpressten, die ländlichen Gebiete plünderten und den westlichen Teil Kleinasiens in eine Krise stürzten, musste Antiochos handeln. Nicht gewillt dem Treiben der Galater in Kleinasien tatenlos zuzusehen, forderte Antiochos diese schließlich zum Kampf heraus und besiegte sie in der „Elefantenschlacht“ – so genannt, wegen der kriegsentscheidenden Rolle, die seine Elefantenabteilung dabei gespielt hatte.


Im Unterschied zur älteren Forschung, die diese Schlacht um 275 v. Chr. datierte, hält die jüngere das Datum um 269 oder 268 v. Chr. für realistischer. In der Folge erhielt Antiochos von den befreiten griechischen Städten den Beinamen SOTER (der Retter) und kultische Ehren. Die Galater dagegen wurden auf das Gebiet um den Halys zurückgedrängt und eine künftige Bedrohung durch sie somit gebannt.



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