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Das Geld der Hanse: Münzgeschichte(n) aus dem 14. Jahrhundert


Kaufmann aus der Hansestadt Danzig. Bildquelle: Wikimedia, Holbein.

Die Hanse war ursprünglich eine Gemeinschaft von Kaufleuten im Ausland zur gemeinsamen Vertretung von Handelsbelangen sowie zum gegenseitigen Schutz. Im Mittelalter entstanden, wandelte sich ihre Organisationsform allerdings im Lauf der Zeit: „Vertraten zuerst einzelne Kaufmanns-Hansen die Interessen niederdeutscher Kaufleute im Ausland, so erschlossen sich die erstarkenden Genossenschaften bald die gesamte Ost- und Nordsee für ihren Handel. Auf Grund ökonomischer und politischer Veränderungen im nördlichen Europa entwickelten sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Kaufmanns-Hansen zur Städtehanse. (…) Aus einer relativ losen, besonders wirtschaftlich orientierten Städtegemeinschaft wurde ein festeres politisches Bündnis, ein Städtebund. Als ein solcher erwies sich die Städtehanse jedoch nicht durch einen formellen Vertragsschluss, sondern vielmehr durch die reale Existenz sowie in den politisch-rechtlichen Strukturen und der merkantilen, sozialen und politischen Funktion des Bundes.“ (Johannes Schildhauer u.a., Die Hanse, Berlin 1981, S. 229f.).

Wichtigste Handelsrouten der Hanse. Bildquelle: Wikimedia, Beck.

Zu den genannten Strukturen gehörte auch eine im Grundsatz austauschfähige Währung. Der Hanse ist es allerdings nie gelungen, die vielfältigen regionalen Besonderheiten der Münzprägung zu vereinheitlichen. In ihrem Kerngebiet konnte sie mit dem Wendischen Münzverein, heute als Lübische Währungsunion bezeichnet, jedoch im Jahr 1379 eine gewisse Übereinkunft erzielen: „Die Verfassungsstruktur der Hansestädte ließ zu, den Ratssendeboten für ihre Tagfahrten eine mittelbare Vollmacht für Beschlussfassungen zu übertragen. In ihren Heimatstädten erlangten diese Beschlussfassungen nach Ratsbeschluss und bei Währungsangelegenheiten nach Zustimmung der Bürger - in Lübeck vor dem Rathaus - Rechtskraft mit ihrer Veröffentlichung. Ausschließlich darauf beruhte der Erfolg der monetären Absprachen des Jahres 1379 in Lübeck, das als Geburtsjahr der ‚Lübischen Währungsunion‘ gilt.“ (Dieter Dummler, Siebenhundert Jahre Geldwesen in Lübeck, Lübeck 2015, S. 19).

Witten (Hansestadt Wismar, ab 1379, Silber). Bildquelle: Coingallery.

Von den Städten Hamburg, Lübeck und Wismar wurde die Ausprägung des Witten beschlossen, einer Münze im Wert von vier Pfennigen. Rostock, Stralsund und Lüneburg schlossen sich der Übereinkunft im Jahr 1381 an. Andere Städte ahmten die Prägung nach. Die mit einem Stern als gemeinsamem Kennzeichen versehene Silbermünze hat ein Raugewicht von 1,33 Gramm und ein Feingewicht von 1,12 Gramm. Später kamen weitere Silber-Nominale hinzu.

Gulden (Hansestadt Lübeck, 1341, Gold). Bildquelle: Wikimedia, Saperaud.

Zur gleichen Zeit erlangte auch eine Goldmünze unter den Hansestädten eine wesentliche Bedeutung. Kaiser Ludwig IV. (1282-1347) hatte Lübeck und Frankfurt als ersten Städten des Reiches im Jahr 1340 das Privileg verliehen, in Gold auszumünzen. Ein Jahr später begann Lübeck mit der Prägung von Goldmünzen. Diese Gulden zeigen auf der Vorderseite die Florentiner Lilie und auf der Rückseite das Bild von Johannes dem Täufer, ergänzt um einen kleinen lübischen Doppeladler. In den ersten Jahren haben sie ein Gewicht von 3,6 Gramm und bestehen aus 992er Gold. Dreißig Jahre wurden sie ausgegeben: „Ihren absoluten Höhepunkt hatte die Münzproduktion in Lübeck in den Jahren zwischen 1367 und 1372. Nach den 1370er Jahren ist Silbergeld im Vergleich zu den vorhergegangenen Jahrzehnten nur noch in geringen Mengen geprägt worden. Der Ausstoß an Goldgulden betrug zwischen Januar 1342 und September 1371 insgesamt 700.947 Gulden, im jährlichen Mittel also 23.300 Goldmünzen.“ (Rolf Hammel-Kiesow, Silber, Gold und Hansehandel, Lübeck 2003, S. 75).

Ihre finanziellen Mittel erlaubten den Kaufleuten der Hansestädte, im 14. Jahrhundert auch in größerem Umfang in das Kreditgeschäft einzusteigen. Insbesondere König Edward III. von England benötigte im Hundertjährigen Krieg gegen Frankreich (1337-1453) stets viel Geld. Zunächst hatten italienische Bankleute und Bankiers die nötigen Mittel vorgestreckt. Die Privatbanken der Bardi und Peruzzi aus Florenz beispielsweise liehen dem König mehr als 200.000 Pfund Sterling. Im Jahre 1339 gingen sie infolge des Zahlungsausfalles von Edward III. jedoch in Konkurs. Dafür standen andere Geldgeber bereit: „An ihre Stelle traten nun verschiedene Gruppen von Hanse-Kaufleuten aus Köln, Westfalen und Lübeck, die im Laufe der Zeit der königlichen Kasse mehrere 10.000 Pfund Sterling vorstreckten.“ (Schildhauer, S. 88). Das Geld wurde den königlichen Beauftragten oft als Vorauszahlung auf den englischen Woll-Ausfuhrzoll ausgehändigt. Als zusätzlicher Anreiz wurden den Kaufleuten eine Zollermäßigung gewährt, bestimmte Zolleinkünfte verpfändet oder Wolle aus dem königlichen Deputat zugestanden. War eine Tilgung in barer Münze vereinbart, waren nach Ablauf der Frist erhebliche Verzugszinsen fällig: „Hanse-Kaufleuten verdankte es Eduard, dass er die Kronen des englischen Königshauses, die er für rund 60.000 Gulden wegen akuten Geldmangels versetzt hatte, im Jahre 1344 wieder einlösen konnte.“ (ebenda, S. 88).


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