Michael Rohrschneider, Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688). Studien zu einem frühneuzeitlichen Mehrfachherrscher, Berlin 2019, 230 Seiten, Format 15,8 cm x 23,3 cm, Klebebindungsbroschur, ISBN: 978-3-428-15343- 5.
Bereits ein knappes Jahr vor dem 400. Geburtstag von Friedrich Wilhelm, dem „Großen Kurfürsten“, hatte der Autor die vorliegende umfangreiche Veröffentlichung zu dieser für das Verständnis der Geschichte des Kurfürstentums Brandenburg außerordentlich wichtigen Herrscherpersönlichkeit vorgelegt. Die Veröffentlichung versammelt Beiträge des Verfassers, die an verstreuten Orten seit 1997 erschienen sind und hier in einem Band zusammengeführt werden. Der Aufsatz über die Pommern-Politik Friedrich Wilhelms wird erstmals publiziert.
Geordnet wurden die Beiträge nach vier thematischen Schwerpunkten:
I. Die brandenburg-preußische Mehrfachherrschaft: Strukturen und Probleme. Zusammengesetzte Staatlichkeit in der Frühen Neuzeit. Aspekte und Perspektiven der neueren Forschung am Beispiel Brandenburg-Preußens. Außenpolitische Strukturprobleme frühneuzeitlicher Mehrfachherrschaften – Brandenburg-Preußen und Spanien im Vergleich.
II. Persönlichkeiten im Umfeld des Großen Kurfürsten. Johann Georg II. von Anhalt- Dessau (1627–1693) – ein anhaltischer Fürst im Spannungsfeld von territorialer und europäischer Politik. Johann Moritz von Nassau-Siegen als Scharnier zwischen niederländischer und kurbrandenburgischer Außenpolitik. „vndt keine favoritten ahn Euerem hoffe haltet“: Zur Stellung Ottos von Schwerin im Regierungssystem des Großen Kurfürsten.
III. Fragen der Außen- und Reichspolitik. Krieg oder Frieden? Entscheidungsmomente kurbrandenburgischer Außenpolitik im Spiegel zweier Gutachten (1660/1671). Hohenzollern kontra Habsburg? Zu den brandenburgisch-kaiserlichen Beziehungen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Statthalter des Großen Kurfürstenals außenpolitische Akteure.
IV. Der Große Kurfürst im Spiegel der Historiographie. Friedrich der Große als Historiograph des Hauses Brandenburg. Herrscherideal, Selbsstilisierung und Rechtfertigungstendenzen in den „Mémoires pour servir à l’histoire de la maison de Brandenbourg“. Die Pommern-Politik des Großen Kurfürsten im Urteil der Geschichtsschreibung.
Den im Untertitel erscheinenden Terminus „Mehrfachherrscher“ erläutert der Verfasser wie folgt: „Hierbei handelt es sich um die für den in Entstehung begriffenen frühmodernen ,Staat’ typische Verbindung zweier oder mehrerer Territorien unter der Herrschaft eines Monarchen, der das einigende Band der mitunter sehr unterschiedlich verfassten und oftmals sogar unverbundenen Bestandteile seines Territorienkonglomerats bildete.“
Als Vergleich mit den Mehrfachherrschaften Friedrich Wilhelms in Brandenburg-Preußen wird König Philipp IV. (1621–1665) herangezogen mit dem Fazit Spanien als absteigende Macht und Brandenburg-Preußen als aufsteigende. Allerdings wird auch deutlich gemacht, dass die beiden Mehrfachherrschaften nicht den gleichen Rang hatten. Im 17. Jahrhundert war Spanien noch immer eine Großmacht und Brandenburg-Preußen legte dafür erst die Grundlagen. In seinen „Denkwürdigkeiten“ beschreibt Friedrich der Große den Aufstieg Brandenburg-Preußens unter dem Großen Kurfürsten von einem unter Trümmern begrabenen zu einem blühenden Staat.
Preußen-Sammler erhalten mit diesem vielschichtig angelegten Sammelband zahlreiche Informationen über den bedeutendsten Herrscher Brandenburg-Preußens im 17. Jahrhundert. Obwohl numismatische oder monetäre Aspekte in dem Band kein Thema sind, kann er für Sammler dennoch empfohlen werden.
K. Illing
Comentários