Einer mythologischen Überlieferung zufolge wurde die unteritalische am Golf von Taras/Tarent in Lukanien gelegene Stadt Metapontion vom eponymen Heros Metabos oder Metapontos gegründet. Dieser war der Vater von Aiolos und Boiotos, die wiederum die Vorfahren der Griechen von Aiolis und von Boiotien waren. Laut einer anderen mythologischen Gründerversion wurde die Polis von Achaiern unter der Führung von Epeios gegründet, die sich während ihrer Rückkehr von Troja dorthin verirrt hatten. Der besagte Epeios soll kein Geringerer gewesen sein, als der Erbauer des Trojanischen Pferdes. Diese Siedlung des Epeios soll später jedoch von den Samniten, einem oskisch-italischen Volk, zerstört worden sein.
Dem antiken Autor Strabon zufolge wurde das historische Metapontion zu Beginn des 7. Jahrhunderts v. Chr. durch die griechischen Achaier auf Initiative der Achaier aus Kroton und Sybaris gegründet. Anführer der achaischen Siedler soll ein gewisser Leukippos gewesen sein, der von Metapontion später auch als Gründerheros verehrt wurde. Gut möglich, dass die Gründung der Stadt jedoch erst um 630 v. Chr. erfolgte, wie die neuere Forschung annimmt, da die Anwesenheit der Achaier in Metapontion archäoligisch erst seit der Mitte des 7. Jh.s v. Chr. nachweisbar ist. Nun, wie dem auch sei, das neugegründete Metapontion hatte seinen Ort gut gewählt. Bescherte ihm doch sein überaus fruchtbares und ausgedehntes Hinterland, das vor allem für den Getreideanbau hervorragend geeignet war, bald reiche Ernten und beachtlichen Wohlstand.
Dass die Getreideähre, genauer gesagt die Gerstenähre, unter diesen Umständen schon bald zum Stadtwappen erkoren wurde und auch alle Münzen der Polis schmückte – zunächst als Vorder- und dann als Rückseite – war nur logisch und konsequent. Ebenso logisch war es, dass das Götterporträt, welches die metapontischen Nomoi, Singular Nomos, (die Hauptsilbereinheit zu 3 Drachmen) ab 430 v. Chr. zierte, das Porträt der Ackerbaugöttin Demeter war. Zwar erschienen auch die Porträts des Apollon, des Apollon Karneios (des Gehörnten Apollon), des Herakles, des Zeus Eleutherios (Zeus des Befreiers), der Nike, der Athena und des Leukippos auf den Nomoi doch nicht in der Häufigkeit wie das Bildnis der Demeter.
Da das gesamte Gebiet „Großgriechenland“ (hierzu zählten auch alle Städte Unteritaliens) Silberwährungsgebiet war, in dem Gold nur emittiert wurde, wenn es plötzliche hohe militärische Ausgaben, allen voran Soldzahlungen an ausländische Söldner, erforderlich machten, so bestand auch das Gros der metapontischen Münzen aus Silber.
Zu den Silbermünzen mit Leukippos zählen einfache Nomoi (um 7,9 g) und doppelte Nomoi (um 15,8 g). Während die doppelten Nomoi nur zwischen 340 und 330 v. Chr. verausgabt wurden, prägte man die einfachen Nomoi von 400-340 v. Chr., von 340-330 v. Chr. und von 290-280 v. Chr. Im Prinzip waren all diese Silbermünzen motivgleich, zeigten sie doch alle auf ihren Vorderseiten das nach rechts gewandte Porträt des bärtigen Leukippos im nach hinten geschobenen korinthischen Helm und auf ihren Rückseiten eine Gerstenähre mit Seitenblatt.
Betrachtet man die abgebildeten Silbermünzen etwas eingehender, so erkennt man, dass die Legenden auf den Münzrückseiten entweder auf META wie im Falle der einfachen Nomoi oder auf METAPONTINON wie im Falle der Doppel-Nomoi lauten. Auch findet sich auf einigen Exemplaren wie z. B. in Abb. 2 vor dem Kopf des Gründerheros der Name LEUKIPPOS. Während die einfachen Nomoi in der Regel keine weiteren Bilder auf dem Helmkessel zeigen, wird der Helmkessel der größeren Doppel-Nomoi von einer von Nike gelenkten Quadriga geschmückt. Zudem zeigt der Helm direkt unter dem Kessel ein nach rechts gewandtes Seepferdchen (Hippokampos). Anders als bei den einfachen Nomoi, wo es viele unterschiedliche Beizeichen gibt, ist das Beizeichen der Doppel-Nomoi stets eine Löwenprotome hinter dem Nacken des Leukippos.
Als Metapontion zur Zeit der Pyrrhosfeldzüge in Süditalien auf Seiten des Pyrrhos gegen die ihm feindlich gesinnten itallischen Stämme kämpfte (280-278 v. Chr.), emittierte es auch goldene Drittelstatere im attischen Fuß (8,6 g/Stater), um für die anteilsmäßigen Kriegskosten aufzukommen. Diese Goldmünzen zeigen auf ihren Vorderseiten ebenso wie die Silbermünzen den bärtigen Kopf des Leukippos im korinthischen Helm sowie die Aufschrift LEUKIPPOS vor dem Helm des Heros. Anders als beim Silber finden sich auf den Rückseiten der Goldstücke aber zwei Gerstenähren mit je einem Seitenblatt. Auf dem Helmkessel der goldenen Drittelstatere findet sich die Darstellung der steinschleudernden Skylla.
Will man dem Numismatiker Arthur Houghton Glauben schenken, dann sind von diesen Drittelstateren nur maximal 60 Exemplare auf uns gekommen. Houghton stuft diese Münze deshalb mit R1 (25-60 Ex.) ein. Die Seltenheit der silbernen Doppel-Nomoi stuft Houghton ebenfalls mit R1 ein. Mit R2 (2-25 Ex.) hingegen, stuft er die einfachen Nomoi mit Leukipposkopf ein.
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