Auf der Grundlage des von Wolfgang J. Mehlhausen verfassten Buches „Handbuch Münzensammeln“ möchten wir in mehreren Teilen einen Leitfaden für das Münzensammeln veröffentlichen – für bereits Aktive und die, die es werden wollen, denn Nachwuchs ist wie überall, wichtig!
Katalog- und Handelspreise
Münzen und Medaillen werden nicht nur vom Münzhandel, sondern auch von Banken und Sparkassen angeboten, teilweise zu sehr unterschiedlichen Preisen. Wie wir wissen, ist der Preis immer von Angebot und Nachfrage abhängig, dazu ist die Qualität, die Erhaltung der Münzen, von außerordentlicher Wichtigkeit. Prachterhaltungen bedingen hohe Preise, schlecht erhaltene Stücke hingegen sind für wenig Geld zu bekommen – aber kaum wieder zu veräußern.
Immer wieder wird die Frage nach „Katalogpreisen“ gestellt. Es gibt eine Vielzahl von in- und ausländischen Katalogen für alle Gebiete der Numismatik. Meist sind dort auch Preise aufgeführt, und zwar gleich mehrere für unterschiedliche Qualitäten. Diese sind als Richtgrößen, doch niemals als Dogma anzusehen. Der Katalogpreis dient der groben Orientierung. Darauf wurde schon früher hingewiesen. Bei den Münzen sind diese Preisrelationen meist recht real, anders als bei Briefmarken, für die häufig sehr hohe Preise in den Katalogen stehen, die aber niemand fordert oder bezahlt.
Besonders beliebte Münzen, die von vielen Sammlerinnen und Sammlern begehrt werden und die knapp auf dem Markt sind, steigen im Preis, während andere Stücke kaum gesucht und folglich auch nicht hoch bezahlt werden. Es gibt einige Länder, die wenige Münzen in kleiner Auflage herausgegeben haben und die in Katalogen sehr hoch bewertet, doch kaum gesammelt werden. Bei einigen solchen Raritäten winken die Händlerinnen und Händler sogleich ab, ohne sich auf eine Preisdiskussion einzulassen und erklären: „Das kaufen wir nicht“.
Andere Münzen hingegen werden gern vom Handel selbst in größeren Mengen angekauft, auch wenn diese nicht sehr hoch im Katalog stehen. Und es muss nochmals wiederholt werden: die Qualität muss stimmen und man muss in der richtigen Spalte des Katalogs nachsehen. Sonst rechnet man sich schnell „reich“ und wird stark enttäuscht, wenn man die realen Ankaufspreise des Handels erfährt.
Die Nagelprobe – Auktionen, Annoncen und Preislisten
Realistische Preise erfährt man, wenn man sich Auktionsergebnisse oder Händlerpreislisten, aber auch An- und Verkaufsannoncen des Handels in den Fachzeitschriften oder im Internet ansieht. Auf Auktionen werden nicht nur sehr seltene, sondern auch recht häufige Münzen der so genannten „Mittelware“ angeboten, die ein bestimmtes Preisniveau erreichen, das bei den Firmen in etwa gleich ist. Es lohnt sich, diese Preise mit den Katalogangaben genau zu vergleichen, um Trends feststellen zu können. Natürlich gibt es auch immer wieder mal Überraschungen bei ganz seltenen Stücken, die dann die Fachwelt verblüffen. Daher sind auch Nachberichte von Auktionen mit konkreten Informationen zum Gesamtverlauf und zu einzelnen Stücken oder ganzen Gebieten sehr interessant und lesenswert, die in den Fachzeitschriften gebracht werden, wie wir bereits im Kapitel „Handwerkzeug“ erfahren haben.
Internet-Recherchen
Jüngere Leser werden sich längst fragen, warum der Autor immer wieder neue Bücher und Kataloge vorschlägt und nicht endlich auf das Internet und die dort beschaffbaren Informationen eingeht. Im Internet gibt es unzählige Seiten, bei denen Preisrecherchen teilweise professionell aufgearbeitet werden.
Alte Münzliebhaber, die einen Computer nur über die Schulter ihrer Enkel gelegentlich betrachten, werden kaum solche Recherchen durchführen. Junge Leute hingegen finden mit dem Smartphone oder dem Rechner schnell das, was sie suchen. Natürlich muss man auch hier die Quellen genau ansehen, denn oft wird auch Verkaufswerbung klug in solchen Seiten untergebracht.
Es gibt fast zu allen Gebieten der modernen und klassischen Numismatik teilweise sehr genaue Analysen zu Preisen, wo viel Arbeit investiert wurde. Heute sind auch fremdsprachige Seiten oft kein Problem mehr, weil man diese teilweise ganz brauchbar übersetzen lassen kann, wenn man denn etwas Übung dabei hat. In modernen Münzkatalogen und -zeitschriften finden wir QR-Codes, die man mit dem Smartphone scannt. So gelangt man ins Internet und kann viele Dinge in Form von kleinen Filmen bzw. Bildern ansehen. Für diverse alte Münzen, aber auch modernes auktionswürdiges Material gibt es, um noch ein Beispiel zu nennen, ein sehr gutes Archiv. Dieses „COIN ARCHIV“ erreicht man unter http://www.coinarchives.com. Verschiedene große Handelsfirmen geben hier aktuelle und frühere Auktionsangebote und Ergebnisse ein, wobei die neuen Artikel kostenlos anzusehen sind, während für den vollen Zugang zu dem großen Archiv eine nicht unbedeutende Gebühr zu zahlen ist. Die Kosten dürften sich allerdings für professionelle Händler durchaus rechnen, denn man spart enorm viel Zeit für Preisrecherchen.
Händlerpreise und Angebote
Zur Preisorientierung lohnt natürlich immer ein Besuch bei einem oder mehreren Händlern. In großen Städten finden wir mehrere in Läden, aber wie beschrieben, gibt es eine Vielzahl von Profis auf Messen oder Börsen. Man kann die Preise vergleichen oder auch erfragen.
Die meisten Händler kaufen „gängige“ Ware, die sie schnell und risikolos wieder verkaufen können, zu 40 bis 75 % des Marktpreises an. Besonders aktive Sammler kaufen manchmal nicht nur Einzelstücke, sondern größere Posten an, um nur wenige Stücke für die Sammlung zu entnehmen. Der Rest ist dann Tauschmaterial oder wird an Händlerinnen und Händler verkauft. Hier gilt es wieder den Händler des Vertrauens zu finden, der faire Preise bezahlt. Einige sind auch zum Tausch bereit, doch muss bei solchen Transaktionen auch eine Handelsspanne berücksichtigt werden. Die Händlerin bzw. der Händler muss von ihrem bzw. seinem Geschäft leben, hat diverse Kosten, wie Mieten, Gehälter, Werbe- und sonstige Betriebs- kosten, und kann nicht 1:1 wie ein Sammler nach Katalogpreisen tauschen.
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